Eimer

Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris

Metellvs

Beitrag von Metellvs »

Moin alle zusammen,
Erst mal an Armin: die Dauben des Eimers waren beileibe nicht gerade, sondern "tätärätä" so gearbeitet, daß der Eimer eine konische Form bekam. Außerdem war er abgedichtet. Die konische Form wurde dadurch erreicht, daß ihre Stärke von unten nach oben abnahm. Und zwar wurde das Holz an der Außenseite entfernt, wodurch die Innenseite zylindrisch blieb.Als Holz wurde für den Boden übrigens eine Weidengewächs genommen, für die Dauben ein Nadelholz, möglicherweise Kiefer - wehe es sagt jetzt einer was von Ikea :evil: . Sylvia, Du kannst mir gerne schicken was Du da für mich hast. Turms, ich werde übrigens wie Annette sagte auch klein anfangen mit dem selbermachen, so kann man erst mal ein bischen lernen durch Fehler, bevor man teures Material verhunzt. Meine Tasche ist fast fertig. Ein schönes Wochenende wünscht allen
Metellvli
Metellvs

Ihr Kulturbanausen

Beitrag von Metellvs »

Nachtrag:
Der Ausgräber konnte nicht sagen, ob das Eimerchen eventuell als trinkgefäß gedient hatte, da keine Rückstände eines Getränkes vorhanden waren, aus denen man auf ein bestimmtes Getränk wie etwa Bier oder Wein hätte schließen können. Er vermutet das die Gefäßbeigaben deshalb so gefunden wurden wie sie waren, weil man der damals üblichen Sitte der beigabe von Eß- wie Trinkgefäßen für den Toten huldigte.
Wie sagte doch der Römer mit der halben geputzten Platte: Ein Krug Wein bei meinem Kopf, einer an meinen Füßen und meine Knochen werden bleiben.
Armin

gerade und gebogen

Beitrag von Armin »

Ich hab' nicht gemeint dass die Kanten der Dauben parallel sein müssten, nur gerade. Dass sie konisch sind war mir klar. Dass sie unten dünner sind als oben finde ich aussergewöhnlich weil dies bedürfte einer schwierigen Bearbeitung. Ich ging davon aus, dass die Rohdauben durch Spalten hergestellt worden sind und dann nur passend nachbearbeitet wurden. Würden sie sich unten verjüngen wäre beträchtliche Schnitzarbeit angesagt. Wenn die Kanten allerdings links und rechts parallel sind müssen sie von innen nach aussen gesehen nach oben oder unten dicker werden um dem Reif zu erlauben einen gewissen Druck auszuüben. Es gab früher mal Butterfässer die unten breiter waren als oben aber auch konisch zulaufende Dauben hatten, das war wohl ein ähnliches Prinzip. Eigentlich ist es egal wie der Eimer innen aussieht, aussen muss er entweder oben oder unten einen grösseren Durchmesser haben als auf der jeweils gegenüberliegenden Seite.

Versteht man das was ich da jetzt geschrieben hab' ?? :roll: :idea:

Gruss

Armin
Stefan Deuble

Beitrag von Stefan Deuble »

Das ist ja mal spannend!

Metellus, ich bin zur Zeit nur sporadisch in diesem Forum und habe deswegen nicht alles mitbekommen. "Dein" Gräberfeld mit den Eimerchen: was für eine Zeitstellung ist das? Und wo? *neugier*
Ich habe Deine Beschreibung verstanden, denke ich, jetzt würden mich noch die Maße interessieren: wie dick ist so eine Daube unten, wie schlank oben? Und Durchmesser und Höhe. Wenn Du ins Detail gehen magst: wie ist die Nut für den Boden beschaffen? In welcher Höhe sitzt sie? Ist der Boden auf der Unter- oder der Oberseite spitz zugeschnitten ?

@ Armin: mir als Freund scharfer Werkzeuge macht das Bißchen mehr Schnitzarbeit keine Sorgen, es ist eigentlich gleich schwierig mit primitiven Werkzeugen ein Stück Holz auf gleichmässig parallele Stärke abzurichten wie es auf eine gewünschte Neigung zu bringen. Ich sehe eher einen Nachteil in der unnötigen Dickwandigkeit, der bei 1 Liter Gefäßen aber nicht so ins Gewicht fällt. Der Vorteil ist dafür der, daß ich nur eine Schablone brauche um die Dauben in der richtigen Breite und im passenden Kantenwinkel anzufügen, während ich bei innen wie außen konischer Körperform auch noch eine weitere Schablone für den anderen Kreisumfang am anderen Gefäßende herstellen muß. Ich habe also den halben zeichnerisch / rechnerischen Aufwand. Im Wortsinn nur der halbe Aufriss.
Nebenbei: auch bei gewölbten Fässern sind die Schmalseiten der Gauben in dem Sinne gerade, daß sie Teil derselben geometrischen Ebene sein müssen. Ist ein bißchen verhext, sich das dreidimensional vorzustellen, wäre aber bei einer gewölbt vorbereiteten Gaube sehr leicht herzustellen, indem man sie entsprechend gekippt über die Fügebank schiebt. Aber die Dauben gewölbter Fässer werden meistens erst bei der Montage gebogen, d.h. daß die Dauben schon vorher so vorbereitet werden müssen, daß sie nach ihrer Verformung beim Aufziehen dichte Fugen bilden. Da wird aus Handwerk Kunst.

Grüße,
Metellvs

Beitrag von Metellvs »

Moin, moin Stefan,
Kein problem ich schreib's nachher mal, muß jetzt erst mal los noch ein wenig Geld unter die Kaufleute bringen.
Metellvs

Beitrag von Metellvs »

Moin Stefan,
Der Eimer besteht aus 12 Dauben, die Breite wie folgt: 32 / 29 / 26 / 27 / 21 / 28 / 36 / 27 / 39 / 36 / 15 / 27 cm. Die Stärke der Dauben unten variiert zwischen 6 und 7 mm, oben kommen sie auf 2 - 3 mm. Der Innendurchmesser beträgt fast genau 10 cm, der Außendurchmesser knapp 11,5 cm unten, oben knapp 11 cm. Die Höhe des Eimer"chens" beträgt (über dem Mundblech gemessen 12 cm.. Der Boden war ehemals zweiteilig (ist nur noch eine Hälfte vorhanden). Die Nut zur Aufnahme des Bodens befindet sich etwa in 1 cm Höhe im unteren Daubenbereich.
Quelle: BAW 25
Walter Melzer,
Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Wünnenberg-Fürstenberg.
S. 82/61.7; S 104 - 110. Abb. 61.7, S.85; Abb. 16, S. 104;
Abb. 17, 18, S. 105; Abb. 19, S. 106; Abb. 20, 21, S. 107;
Abb. 22, S. 108.
Verlag Aschendorff, Münster
1991.
So, jetzt mußt Du Dir nur noch das Buch besorgen und kannst Dir alles selber anschauen.
Ein schönes Wochenende wünsche ich (natürlich) allen.
Metellvs
Claus Meiritz

Augustus, das Saufen und die Eimer

Beitrag von Claus Meiritz »

Ein Eimer der ein Liter fasst ist wohl eher ein Spanbecher..

Ich empfehle auch mal Ars Replica anzuschreiben, die haben jemand dabei, der Spangefässe herstellt..

http://www.ars-replika.de/

Also.. Senf muss sein..

Soweit ich mich erinnere wurden die Legionen mit Metallgefäßen, die aus bleihaltigen Legierungen bestanden, ausgestattet und gezwungen daraus das nicht selten sehr sauren Getränk posca zu trinken..
Bleiacetate und andere Metallacetate machen nicht gerade lustig, sondern eher langfristig ziemlich unfruchtbar, aggressiv und dumm.. und nicht selten auch Tod, wie wir von dem einen oder anderen prominenten Opfer wissen, das der Sitte anheim gefallen ist, Getränke mit Bleiacetat zu süßen ( Pabst Clemens .. deutscher Pabst geboren 1005 zu Hornburg)..

Da lobe ich mir die Sitte aus Spanbechern ungekühltes Bier zu trinken (oder zu bechern) und abzuwarten.. Hat ja geklappt..
Nur 452 Jahre nach Augustus wurde sein letzter Nachfolger aus dem palatium gescheucht..

Soviel zu Trinksitten und Wehrhaftigkeit..

Das musste sein..
Metellvs

Beitrag von Metellvs »

Bei den Maßen der Dauben liegt wohl kein aus Spänen zusammengesetzter "Eimer" (Becher) vor, auch wenn man zuerst daran denken mag.
Claudia
Beiträge: 531
Registriert: 06.12.2005 10:12
Wohnort: Dresden

Beitrag von Claudia »

Bei den Maßen der Dauben liegt wohl kein aus Spänen zusammengesetzter "Eimer" (Becher) vor, auch wenn man zuerst daran denken mag.
Warum denn nicht? Gerade die Dicke der Dauben und die Größe dieses Teilchens erinnert stark an die später im Hoch- und Spätmittelalter allseits üblichen Daubenbecher und Schälchen. Auch die Tatsache, daß die Dauben nach oben dünner werden.

Ich glaube, Du hast Dich bei den Breiten der Dauben auch verschrieben, es kann sich kaum um 27 - 36 cm handeln, wenn das Innenmaß des Bechers nur 10 cm beträgt.
Metellvs

Beitrag von Metellvs »

Ja natürlich Claudia. Ich habe mich verschrieben. Es muß natürlich ein Komma zwischen die zwei Zahlen. Dann sieht es schon anders aus.
Mea maxima cvlpa.
Stefan Deuble

Beitrag von Stefan Deuble »

@ Metellus: Herzlichen Dank!
textor

Beitrag von textor »

@ Metellus habe drei fotos übersendet .weiss nicht wo ich die fotos sonst einstellen kann.Info zum Eimerchen:das Holz arbeitet sehr stark und müsste immer feucht gehalten werden. früher war er auch stärker konisch in der Form.
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