17 Tonnen Schilf...
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Atlantiküberquerung im Schilf-Boot droht zu scheitern
Mit einem Schilfboot auf den Wellen des Atlantik versucht Dominique Görlitz derzeit nachzuweisen, dass der Ozean schon in der Steinzeit überquert werden konnte. Nach einem Sturm, der drei Tage dauerte, ist sein Schiff nun schwer angeschlagen. Wie ein Mitarbeiter in Chemnitz mitteilte, ist das Heck beschädigt. Die Mannschaft konnte aber das Steuerruder retten und will weiterfahren. Das aus Schilf gebaute Expeditionsschiff "Abora 3" ist seit dem 11. Juli unterwegs.
www.dradio.de/kulturnachrichten/20070829140000/drucken/
Mit einem Schilfboot auf den Wellen des Atlantik versucht Dominique Görlitz derzeit nachzuweisen, dass der Ozean schon in der Steinzeit überquert werden konnte. Nach einem Sturm, der drei Tage dauerte, ist sein Schiff nun schwer angeschlagen. Wie ein Mitarbeiter in Chemnitz mitteilte, ist das Heck beschädigt. Die Mannschaft konnte aber das Steuerruder retten und will weiterfahren. Das aus Schilf gebaute Expeditionsschiff "Abora 3" ist seit dem 11. Juli unterwegs.
www.dradio.de/kulturnachrichten/20070829140000/drucken/
Speed
Hi Fridolin,
die Geschwindigkeit ist nicht "Null". Vielmehr wurde sie nicht angegeben, weil sie vermutlich zu sehr schwankt oder nicht zuverlässig ermittelt werden konnte. Vergleicht man die beiden letzten Positionen, die von 10:45 Uhr und die von 13:35 so liegt eine Distanz von etwa 5 nm oder etwa 9 km dazwischen. In drei Stunden entspricht dies also etwa 1,7 kn oder 3 km/h.
Zugegebenermaßen nicht berauschend aber auch nicht "Null". Interessant finde ich vor allem, dass sie den Sturm anscheinend ohne lebensbedrohenden Schaden abgewettert haben und nun weiterfahren können. Das wurde ja anfangs vor allem bezweifelt. Und der Sturm hatte angeblich Stärke 10, das ist schon einiges. Ich finde das Experiment nach wie vor interessant.
Gruss, Armin
Immer eine handvoll Wasser unterm Kiel!
die Geschwindigkeit ist nicht "Null". Vielmehr wurde sie nicht angegeben, weil sie vermutlich zu sehr schwankt oder nicht zuverlässig ermittelt werden konnte. Vergleicht man die beiden letzten Positionen, die von 10:45 Uhr und die von 13:35 so liegt eine Distanz von etwa 5 nm oder etwa 9 km dazwischen. In drei Stunden entspricht dies also etwa 1,7 kn oder 3 km/h.
Zugegebenermaßen nicht berauschend aber auch nicht "Null". Interessant finde ich vor allem, dass sie den Sturm anscheinend ohne lebensbedrohenden Schaden abgewettert haben und nun weiterfahren können. Das wurde ja anfangs vor allem bezweifelt. Und der Sturm hatte angeblich Stärke 10, das ist schon einiges. Ich finde das Experiment nach wie vor interessant.
Gruss, Armin
Immer eine handvoll Wasser unterm Kiel!
Moin,
wie's scheint, wurde das Abenteuer vorzeitig beendet:
http://www.welt.de/vermischtes/article1 ... endet.html
vor drei Tagen gab es noch einen sehr positiven Logbucheintrag auf der Webseite des Projekts. Offensichtlich hat man sich sehr kurzfristig zum Verlassen des Floßes entschlossen.
gruß,
Roland
wie's scheint, wurde das Abenteuer vorzeitig beendet:
http://www.welt.de/vermischtes/article1 ... endet.html
vor drei Tagen gab es noch einen sehr positiven Logbucheintrag auf der Webseite des Projekts. Offensichtlich hat man sich sehr kurzfristig zum Verlassen des Floßes entschlossen.
gruß,
Roland
- Steve Lenz
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Es gibt den Versuch einer Neuauflage, die letzten Neuigkeiten sind aus dem Mai 2009
http://www.abora.eu/news.php
[/url]
http://www.abora.eu/news.php
[/url]
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Re: 17 Tonnen Schilf...
So, diesen alten Thread mal wieder beleben. Ich war heute in einer Ausstellung im Dresdner Verkehrsmuseum über "Verkehr in der Steinzeit", oder so war das zu mindest angekündigt. Ich hatte mich bereits auf Räder, Einbäume und co. gefreut, aber weit daneben.
Völlig unverhofft (das hat man davon. wenn man sich schlecht vorbereitet) landete ich dann in einer Veranstaltung unter der Name "Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät" und befasste sich das Ganze nur mit den Heldentaten von Herrn Görlitz. Bei den ersten Paneelen habe ich noch versucht etwas davon irgendwie seriös zu nehmen, als dann aber Thor Heyerdahl als erster Experimentalarchäologe aufgeführt wurde und die ältesten Einbäume ins 6. Jahrtausend datiert wurden, war bei mir der Ofen aus. Was sich dann anschloss war nur noch Hanebüchen: Nicht nur die wohlbekannte Fringe-Themen wie Nikotin und Kokain in ägyptischen Mumien (Obwohl die Publikation tatsächlich in einer seriösen Zeitschrift war: S. Balabanova/S. Parsche/W. Pirsig, First identification of drugs in Egyptian mummies, Naturwissenschaften 79/8, 1992, 358 [tatsächlich aber ein Einseiter]; hier ein Überblick, leider ohne Quellen: http://answers.yahoo.com/question/index ... 706AAaqs2g) und die ursachlichen Zusammenhängen von Landwirtschaft und Pyramiden in der alten und neuen Welt. Aber dann kam es dicke mit 'Geheimen Landkarten', die Solutrées als direkte Vorfahren von Clovis (hatten wir auch bereits mal im Forum) bis hin zu Sternzeichen, die wenn sie auf den Globus projiziert werden genau die Küsten und Strömungen folgen. (Und wenn's nicht so ist, wird das von der Regierung vertuscht.)
Über die Boote schweigen wir mal lieber. Wer damit als Käptn ohne große Hochseeerfahrung versucht den Atlantik zu überqueren und das ohne Begleitboot sollte sofort wegen versuchten Totschlags angeklagt werden. Noch mal komplett davon abgesehen, dass das natürlich nichts, aber auch überhaupt nichts mit experimenteller Archäologie zu tun hat. Alle Boote sind mit Kilometern industrieller Seilen zusammengebunden, alle Bretter kommen aus dem Baumarkt und obwohl ständig wieder betont wird 'die Leuten waren nicht primitiv' gibt es nirgendwo eine anständige Holzverbindung, alles ist irgendwie zusammengeflickt. Dass die Ruder gebrochen sind braucht einem nicht zu wundern: Das sind Bretter die in einem Schlitz am Ende eines Zaunpfahls festgebunden sind.
Kein Wunder, dass alle Publikationen über die Projekte von Görlitz in Eigenverlag erschienen sind, ein wissenschaftliches peer-review, auch wenn es nur über den Anspruch als Experimentalarchäologie ginge, würde diese gequirlte Scheiße nicht überstehen.
Fazit: Wenn man als kleiner Junge davon träumt Thor Heyerdahl nachzuspielen und das als erwachsener Kerl auch macht, ist das OK. Aber versuche das dann nicht als Experimentalarchäologie zu verkaufen.
Edit: Was mich auch noch maßlos geärgert hat, ist die Tatsache, dass die einzige sowohl schriftlich (Saga von Erik der Rote) als archäologisch (L'Anse aux Meadows) gut belegte präkolombianische Atlantik-Überquerung mit keinem Wort erwähnt wird.
Völlig unverhofft (das hat man davon. wenn man sich schlecht vorbereitet) landete ich dann in einer Veranstaltung unter der Name "Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät" und befasste sich das Ganze nur mit den Heldentaten von Herrn Görlitz. Bei den ersten Paneelen habe ich noch versucht etwas davon irgendwie seriös zu nehmen, als dann aber Thor Heyerdahl als erster Experimentalarchäologe aufgeführt wurde und die ältesten Einbäume ins 6. Jahrtausend datiert wurden, war bei mir der Ofen aus. Was sich dann anschloss war nur noch Hanebüchen: Nicht nur die wohlbekannte Fringe-Themen wie Nikotin und Kokain in ägyptischen Mumien (Obwohl die Publikation tatsächlich in einer seriösen Zeitschrift war: S. Balabanova/S. Parsche/W. Pirsig, First identification of drugs in Egyptian mummies, Naturwissenschaften 79/8, 1992, 358 [tatsächlich aber ein Einseiter]; hier ein Überblick, leider ohne Quellen: http://answers.yahoo.com/question/index ... 706AAaqs2g) und die ursachlichen Zusammenhängen von Landwirtschaft und Pyramiden in der alten und neuen Welt. Aber dann kam es dicke mit 'Geheimen Landkarten', die Solutrées als direkte Vorfahren von Clovis (hatten wir auch bereits mal im Forum) bis hin zu Sternzeichen, die wenn sie auf den Globus projiziert werden genau die Küsten und Strömungen folgen. (Und wenn's nicht so ist, wird das von der Regierung vertuscht.)
Über die Boote schweigen wir mal lieber. Wer damit als Käptn ohne große Hochseeerfahrung versucht den Atlantik zu überqueren und das ohne Begleitboot sollte sofort wegen versuchten Totschlags angeklagt werden. Noch mal komplett davon abgesehen, dass das natürlich nichts, aber auch überhaupt nichts mit experimenteller Archäologie zu tun hat. Alle Boote sind mit Kilometern industrieller Seilen zusammengebunden, alle Bretter kommen aus dem Baumarkt und obwohl ständig wieder betont wird 'die Leuten waren nicht primitiv' gibt es nirgendwo eine anständige Holzverbindung, alles ist irgendwie zusammengeflickt. Dass die Ruder gebrochen sind braucht einem nicht zu wundern: Das sind Bretter die in einem Schlitz am Ende eines Zaunpfahls festgebunden sind.
Kein Wunder, dass alle Publikationen über die Projekte von Görlitz in Eigenverlag erschienen sind, ein wissenschaftliches peer-review, auch wenn es nur über den Anspruch als Experimentalarchäologie ginge, würde diese gequirlte Scheiße nicht überstehen.
Fazit: Wenn man als kleiner Junge davon träumt Thor Heyerdahl nachzuspielen und das als erwachsener Kerl auch macht, ist das OK. Aber versuche das dann nicht als Experimentalarchäologie zu verkaufen.
Edit: Was mich auch noch maßlos geärgert hat, ist die Tatsache, dass die einzige sowohl schriftlich (Saga von Erik der Rote) als archäologisch (L'Anse aux Meadows) gut belegte präkolombianische Atlantik-Überquerung mit keinem Wort erwähnt wird.
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
Karlheinz Deschner
Re: 17 Tonnen Schilf...
Deine Verärgerung kann ich gut nachvollziehen, Flintsource, aber imho gehst Du ein kleines bisschen zu streng mit Herrn Görlitz um. Ich will jetzt hier nicht ein paar Eibenlanzen für ihn brechen, aber:
Alle bisherigen Floß- und Schilfbootexperimente bewegten sich immer hart an der Authentizitätsgrenze, echt steinzeitlich war keins davon, weder Heyerdahls Fahrzeuge noch die "Nale Tasih". Ebenso haben moderne Nachbauten von Wikingerschiffen fast immer "arabischen Wind" (Motor) irgendwo im Rumpf, von Satellitennavigation etc. zu schweigen.
Kompromisse hinsichtlich der Authentie müssen immer gemacht werden, mal mehr, mal weniger im Umfang. Inwieweit die "Abora"-Flöße handwerklich schlecht sind, kann ich nicht beurteilen, denn ich habe noch keins persönlich gesehen, wäre mal ein Grund mehr nach Dresden zu kommen
Sich als Nichtnautiker auf den Weg über den Atlantik zu machen halte ich auch für gewagt, aber auch Heyerdahl ist kein richtiger Seemann gewesen und ziemlich unbedarft an seine Expedition herangegangen:
„Wenn Sie mir als 17-Jährigem gesagt hätten, ich würde auf einem Floß über das Meer segeln, hätte ich vollständig geleugnet, dass das in Frage kommt. Zu dieser Zeit war ich wasserscheu.“
Allerdings hast Du völlig Recht: Ohne Begleitboot ist eine solche Reise ein absolutes no!no!, und diese Tatsache war einer der Gründe für mich, damals nicht mitzufahren (bzw. für meine Regierung, es mir zu untersagen)
Was all die Pyramidenkoksnikotinmystizismensternkreisealphacentauribesucherfürze angeht, bin ich mit Dir völlig d´accord, aber das passiert, wenn man solche (ich will es vorsichtig formulieren) "Abenteurer" wie Görlitz (von Seiten der Wissenschaft) völlig allein lässt - man verfolge nur mal die Diskussion hier:
http://www.theartnewspaper.com/articles ... ture/28595
*meine zwei Kompassrosen*
Alle bisherigen Floß- und Schilfbootexperimente bewegten sich immer hart an der Authentizitätsgrenze, echt steinzeitlich war keins davon, weder Heyerdahls Fahrzeuge noch die "Nale Tasih". Ebenso haben moderne Nachbauten von Wikingerschiffen fast immer "arabischen Wind" (Motor) irgendwo im Rumpf, von Satellitennavigation etc. zu schweigen.
Kompromisse hinsichtlich der Authentie müssen immer gemacht werden, mal mehr, mal weniger im Umfang. Inwieweit die "Abora"-Flöße handwerklich schlecht sind, kann ich nicht beurteilen, denn ich habe noch keins persönlich gesehen, wäre mal ein Grund mehr nach Dresden zu kommen
Sich als Nichtnautiker auf den Weg über den Atlantik zu machen halte ich auch für gewagt, aber auch Heyerdahl ist kein richtiger Seemann gewesen und ziemlich unbedarft an seine Expedition herangegangen:
„Wenn Sie mir als 17-Jährigem gesagt hätten, ich würde auf einem Floß über das Meer segeln, hätte ich vollständig geleugnet, dass das in Frage kommt. Zu dieser Zeit war ich wasserscheu.“
Allerdings hast Du völlig Recht: Ohne Begleitboot ist eine solche Reise ein absolutes no!no!, und diese Tatsache war einer der Gründe für mich, damals nicht mitzufahren (bzw. für meine Regierung, es mir zu untersagen)
Was all die Pyramidenkoksnikotinmystizismensternkreisealphacentauribesucherfürze angeht, bin ich mit Dir völlig d´accord, aber das passiert, wenn man solche (ich will es vorsichtig formulieren) "Abenteurer" wie Görlitz (von Seiten der Wissenschaft) völlig allein lässt - man verfolge nur mal die Diskussion hier:
http://www.theartnewspaper.com/articles ... ture/28595
*meine zwei Kompassrosen*
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis