Zeitstellung von Blasebälge

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Blaubär

Zeitstellung von Blasebälge

Beitrag von Blaubär »

Hallo,

gibt es eigentlich eine "verbidliche" Zeitschiene für die Einordnung von Blasebälgen/Gebläsen? Gut einiges weiß ich schon, das den Römern der Plattenbalg/Spitzblasebalg schon bekannt war, das noch um 1100 richtige Ziegenbälge verwendet wurden etc. Was mit interessiert, ab wann die einzelnen Balgarten den allg. Verwendung fanden. Meine bisherige Recherche war da bisher eher mangelhaft. Also wenn einer was weiß nur her damit.

Grüße
Blaubär
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Da ich immer Stehhaare kriege, wenn irgendwo etwas aus Metall rausguckt, bin ich auch nur mangelhaft informiert, aber für die Reko des Contuberniums in Aalen hab ich mich mit römischen Schmieden beschäftigen müssen und bin ein bisschen durch die Geschichte gegondelt:
Auf dem Grabrelief von Aquileia (2. Hälfte 1. Jahrhundert n.Chr.) ist links ein Gehilfe abgebildet, der die Esse mit Luft versorgt, leider sieht man die Blasebälge nicht. In diesem Fall dürften sie senkrecht an der Hitzeschutzmauer angebracht worden sein.
Aus der Bronzezeit gibt es mehrere Nachweise von Tondüsen, die beim Bronzeschmelzen verwendet wurden, und damit indirekt auch von Blasebälgen. Z.B. E. Probst erwähnt sie in "Deutschland in der Bronzezeit", leider ohne genaue Jahresangaben: Mähren, Frühbronzezeit - Calbe/Saale, Spätbronzezeit - und Mörigen (Schweiz), ebenfalls spätbronzezeitlich. Vielleicht können Dir da Mela und ihre wackeren Pumperinnen weiterhelfen.

Gruß
ULFR
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Hans T.
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Beitrag von Hans T. »

Hier das Grabrelief:
http://www.e-mosebach.de/1/03%20R%F6mis ... 20Text.jpg

Auf griechischen Darstellungen sind tonnenförmige, runde Gebläse, mit langen Stangen von oben betrieben, erkenntlich.

Blaubär, du könntest dich wirklich verdient machen, wenn du dann deine gesammelten Erkenntnisse veröffentlichst. Das Werk "Der Blasebalg in Vorgeschichte und Antike" wartet noch auf die Veröffentlichung.

H.
Zuletzt geändert von Hans T. am 22.01.2008 10:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Fridolin
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Beitrag von Fridolin »

Claudia
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Beitrag von Claudia »

Im Museum in Raddusch sind bronzezeitliche Tonduesen ausgestellt. Es ist m.M. nach aber nicht klar, ob die in die Baelge eingebaut waren, oder als Zwischenstuecke dienten, in die man die Holzspitze eines Balges eingelegt hat, um diese vor dem Verbrennen zu schuetzen. Ich denke, die Duese gibt leider keine Hinweise auf die Konstruktion des Blasebalges.
Blaubär

Beitrag von Blaubär »

Hallo,

das ist ja schon mal ein Anfang aber nicht das was ich eigentlich suche. Ich suche eigentlich, ab welcher Zeitstellung welche Sorte Gebläse eindeutig belegbar ist. Eine Tondüse könnte sowohl am Ende eines Blasrohres stecken als auch am Ende eines umgepolten Staubsaugers. Ich hoffe ihr versteht was ich meine! Um z.B. auch noch Bezug auf das Relief zu nehmen, da man die Bälge nicht sieht ist die Frage, ob es sich um Trommel- oder Plattenbälge handelt. Was man schon mal sagen kann ist, daß es zwei Bälge sind.

Grüße
Blaubär
Claudia
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Beitrag von Claudia »

Eben deshalb schrieb ich ja, dass die Duesen keine Hinweise auf die Konstruktion der Baelge liefern.
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Hans T.
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Beitrag von Hans T. »

Was du suchst, ist schon klar. Ob du genau das findest, noch nicht.... :D
Ich wills ja nicht madig machen, aber einfach ist das nicht.
Archäologisch ist da wenig zu machen, da die Bälge wohl durchgängig aus
organischem Material gefertigt waren. Zudem wäre die Frage, weshalb eigentlich
solche Bälge in ein Grab ( und das ist nun mal nach wie vor die grösste
Grundlage) hätten kommen sollen. Falls es Beschlagteile aus Metall etc
gegeben hätte, wäre es zudem die Frage, ob bei siedlungsarcheäologischen
Funden es zu einer eindeutigen Identifikation kommen würde.
Und an bildlichen Darstellungen...da gibts nur sehr wenig und die fast
ausschließlich aus dem griechischen und römischen Raum. Es gibt in der
Bronzezeit zB nur indirekte Hinweise, zB die Y-förmigen Zuleitungen aus
Holz, die den Einsatz von Doppelbälgen belegen. On aber diese nun
ziegenförmig waren oder trommelförmig...who knows.

H
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Blaubär

Beitrag von Blaubär »

Das ist ja genau die Problematik und der Punkt an dem ich mit meiner Recherche nicht weiterkomme und auf Hilfe hoffe. Ich habe Abbildungen aus versch. Epochen die mir die einzelnen Gebläsetypen belegen. Aber die Zeiträume in denen die Übergänge von einem Typ zum anderen waren sind schwer zu ermitteln. Zum Teil auch weil die alten Typen nach wie vor Verwendung fanden. Meine Hoffnung war durch die breite Masse an Usern an mehr Grundlagenmaterial zu kommen, um über die Masse die Zeiträume besser ein zu engen. D.h. je mehr datierte Darstellungen oder Funde ich habe um so besser kann ich den Zeitraum für einen "Technologiewechsel" bestimmen.

Grüße
Blaubär
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Hans T.
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Beitrag von Hans T. »

Ich denke nicht, dass es einen Technologiewechsel in den uns heute geläufigen Sinne gab. Eher unterschiedliche Traditionen. Was ich mir zudem vorstellen kann, ist eine unterschiedliche Technik für die unterschiedlichen Zwecke Kupferverhüttung, Schmelze für Guss, Eisenverhüttung, Eisenschmiedefeuer. Auch die Frage der Menge des zur Verfügung stehenden Personals könnte eine Rolle spielen.

Ein Technologiesprung war allenfalls die römische Technik, die einfach effizienter zu sein hatte, einfach wegen der Mengen. Aber da rätseln wir im Moment selber herum.

H
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Mela
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Beitrag von Mela »

Wirklich verdankenswert, was Du Dir da vorgenommen hast! Aber wahrscheinlich ziemlich schwierig...

Technologiewechsel: das erscheint mir besonders schwer, da regional sehr unterschiedlich - ich werde den begeisterten Inder wohl nie vergessen, der mir bei einer Vorführung glaubhaft versichert hat, sein Schmied im Heimatdorf benütze dieselben Bälge wie ich.

Funde/Befunde: enorm schwierig... Blasebalgfunde kenne ich bis jetzt nur aus einem dänischen Moor (leider noch unpupliziert - bzw. Fundort mir unbekannt) - "römische Eisenzeit"

Liebe Grüsse

Mela
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Chris
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Beitrag von Chris »

den Blasebalg aus einer ganzen Tier mit den zwei Holzleisten, Mela?
Me transmitte sursum, Caledoni!
Mela
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Beitrag von Mela »

Genau; Modell "schwarzfigurige Vase"... Oder "afrikanischer Gelbgiesser" :D

Liebe Grüsse

Mela
Claudia
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Beitrag von Claudia »

Ich hab den auch schon bei einem afrikanischen Schmied (also Eisenschmied) gesehen. Dummerweise nur fuer ca. 20 Sekunden in einem Film ueber Giraffen. Und kein Mitschnitt :-(
Blaubär

Beitrag von Blaubär »

Hallo,

ich glaub auch langsam das ich das vergessen kann. Gestern noch mit Archäologen-Freund telefoniert, der sich mit dem Thema schon beschäftigt hat, und der meinte ich solle es einfach lassen. Zumindest die was die einzelnen Modelle anbelangt gäbe es einigermaßen eine Reihenfolge:
- Blasrohr
-Ziegenbalg
-Topfgebläse
-Trommelblasebalg
-Plattenblasebalg
Berichtigt mich bitte wenn ihr in der Reihenfolge was bemängeln solltet.

Grüße
Blaubär

PS: Kann mir jemand was zu dieser Anleitung sagen? Was haltet ihr davon? Beachtet mal den Bambus nicht.

http://www.die-roemer-online.de/index.h ... ebalg.html
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