Schwertscheide

Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris

Aulus

Beitrag von Aulus »

Also ich mag ja jetzt nicht klugscheißen und man belehre mich eines Besseren, aber Saxscheiden die so aufgebaut waren wie Spathascheiden sind mir aus der MWZ noch nicht bekannt. Zumindest keine mit Holzkern.

Zur Wicklung würde ich (wenns denn sowas sein sollte / muß) zu Lindenbast bzw. Birkenbast raten. Von Eichenbast hab ich noch nie was gehört, weder archäologisch noch forstwirtschaftlich :wink: .
Benutzeravatar
ulfr
Site Admin
Beiträge: 5296
Registriert: 05.04.2006 13:56
Wohnort: Wetterau
Kontaktdaten:

Beitrag von ulfr »

Aulus hat geschrieben:zu Lindenbast bzw. Birkenbast raten. Von Eichenbast hab ich noch nie was gehört
Moin Aulus,
auch mir liegt das Klugscheißen nicht, aber Artefakte aus Eichenbast sind aus diversen neolithischen Schweizer Feuchtbodensiedlungen bekannt:
z.B.
Rast-Eicher, die ersten Bauern 1, 1990
Rast-Eicher, Tidens Tand 5/1992
Rast-Eicher, Tugium 11/1995

Meines Wissens hat die Birke keinen Bast, aber wer da was weiß.....

LG
ULFR
Aulus

Beitrag von Aulus »

Gut, Eichenbast ok. Zwar etwas zu früh für den hier geschilderten Zeitraum die Quelle, aber warum nicht. Zumindest aus der MWZ ist mir eine solche Wicklung aus Eichenbast nicht bekannt (eigentlich gar nichts aus oder mit Eichenbast). Aber wie gesagt, bin ja nicht allwissend.

Zu Deiner Beruhigung Ulfr, die Birke hat den am Besten zu bearbeitenden Bast neben der Linde den man so finden kann. Hier verweise ich auch mal ganz frech auf die Körbe aus Birkenbast wie sie heute noch in Russland hergestellt werden.

Wenn man sich die Wicklungen der MWZ im Genaueren ansieht, dann waren das sogar in den meisten Fällen Wicklungen aus Birkenbast.
textor

Beitrag von textor »

Kleine Info am rande
Gespräch damals mit dem Restaurator Westphal :das war kein Bast sondern Kirschrinde !
XorX

Beitrag von XorX »

Servus!

Wenn man das Glück hat und heute noch eine findet: Ulme hat auch sehr schönen Bast

der XorX
Benutzeravatar
ulfr
Site Admin
Beiträge: 5296
Registriert: 05.04.2006 13:56
Wohnort: Wetterau
Kontaktdaten:

Beitrag von ulfr »

Aulus hat geschrieben:Zu Deiner Beruhigung Ulfr, die Birke hat den am Besten zu bearbeitenden Bast neben der Linde den man so finden kann. Hier verweise ich auch mal ganz frech auf die Körbe aus Birkenbast wie sie heute noch in Russland hergestellt werden.
Bin die Ruhe selbst. Muss aber doch nochmal nachlegen :wink:

Unter Bast verstehe ich die Schicht im Baum, die zwischen Rinde bzw. Kambium und Holz liegt. Diese Bastschicht lässt sich in lange Faserstreifen zerteilen, die - entweder geröstet (also für ein paar Wochen in Wasser eingeweicht, um das Gewebe durch Fäulnis soweit zu zersetzen, dass sich die Faserschichten voneinander lösen) oder nicht, je nach Baumart - zu Schnüren etc. weiterverarbeitet werden können. Die besten Bastlieferanten sind Linde, Ulme (genau, Xorx, aber der Splintkäfer hat da ganze Arbeit geleistet) und Weide. Eiche, Ahorn, Pappel, Seidelbast, Fichte und Kirsche weisen ebenfalls eine Bastschicht auf. Mehr dazu u.a. bei

Reichert, A. (2007) Zwischen Rinde und Holz: Bast - textiles Material der Steinzeit, in: Fansa, M. und. Vorlauf, D. (Hrsg.) 2007: Holz-Kultur. Von der Urzeit bis in die Zukunft. Schriftenreihe des Landesmuseums für Natur und Mensch, Heft 47, Oldenburg, S. 203-230

Wagenführ, R. (1996) Holzatlas, Leipzig, S. 95. f

Die Rinde der Birke wird bisweilen auch als Bast bezeichnet, was aber irreführend ist, da Birke eben keine Bastschicht aus Fasern aufbaut. Die Schachteln, Sandalen, Körbe etc. aus Birken"bast" sind eigentlich aus Rindenstreifen hergestellt. Für die Herstellung von Birkenpech habe ich schon quadrat(kilo)meterweise Birken in allen Stadien und zu allen Jahreszeiten geschält, bin aber nie auf eine Bastschicht wie bei Linde, Ulme und Weide gestossen. Aber auch ich lass mich gern eines besseren belehren :idea:

Mit Eichenbast habe ich übrigens ähnliche Erfahrungen gemacht wie Anne R. und Schleifischer-Jörg http://www.schleifischer.de/html/body_seilerei.html, er ist sehr brüchig und schwer zu verarbeiten, aber ich werde mich weiter damit beschäftigen, denn in den Schweizer Seeufersiedlungen soll überwiegend Eichenbast verwendet worden sein. Das kann aber auch an den besseren Erhaltungsbedingungen liegen >Gerbsäure.

Nix für ungut
ULFR
Benutzeravatar
Chris
Beiträge: 841
Registriert: 24.04.2006 09:52
Wohnort: Halstenbek

Beitrag von Chris »

wobei die Birkenrinde aus den russischen und skandinavischen Quellen viel dicker ist, als das, was heimische Birken so produzieren, oder?
Me transmitte sursum, Caledoni!
Benutzeravatar
ulfr
Site Admin
Beiträge: 5296
Registriert: 05.04.2006 13:56
Wohnort: Wetterau
Kontaktdaten:

Beitrag von ulfr »

Jepp, da isses kälter, deshalb müssen sich die Birken dicker anziehen :wink:
Benutzeravatar
Chris
Beiträge: 841
Registriert: 24.04.2006 09:52
Wohnort: Halstenbek

Beitrag von Chris »

und ich dachte immer, es liegt am langsameren Wachstum - wieder was gelernt :wink:
Me transmitte sursum, Caledoni!
Aulus

Beitrag von Aulus »

OK, alles klar, ich ziehe meinen Hut und halte den Mund. Nein ernsthaft. Wieder viel gelernt.

Die Geschichte mit dem Birkenbast ist für mich aber noch nicht ausgestanden. Es gibt wohl schon sowas wie einen Birkenbast, allerdings weis ich nicht ob der sich wie bei Linde z. B. von der äußersten Schicht ablösen lässt oder nicht (also sowohl vom Holz als auch von der Außenrinde). Wenn ich mir die Flechtwerke so ansehe, dann glaube ich aber auch das es nicht geht. Ich hab letztens einige Schälversuche gemacht, da gings nicht. Dann kamen aber Aussagen dazu, das es im Winter halt gar nicht geht. Gut, warten wir bis es wärmer ist. Dann werde ich mal eine Birke fachgerecht zerlegen, mal sehen welche Art von "Bast" sich da gewinnen lässt.

Es wurden in der Tat in der MWZ die Meisten der Spathascheiden mit Birkenbast gefolgt von Bast von Linden umwickelt. Eben dahin geht gerade meine Recherche, wie sowas mit Birkenbast zu bewerkstelligen ist.
Zuletzt geändert von Aulus am 27.02.2008 16:57, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Bullenwächter
Beiträge: 1556
Registriert: 05.12.2005 15:23
Wohnort: Halstenbek
Kontaktdaten:

Saxscheiden mit Holzkern

Beitrag von Bullenwächter »

Zu Saxscheiden mit Holzkern:

Im Nachfolgenden Aufsatz in niderländischer Sprache wird eine Saxscheide mit Holzkern beschrieben:

J. Ypey:
Twee saxscheden uit Noord-Nederland
In: Groningse Volksalmank 1978-79, S. 213-227
Rijksdienst voor het oudheidkundig Bodemonderzoek, 141, 1980

Allerdings kenne ich sonst keine weiteren Funde von Holzscheiden.
The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
Aulus

Beitrag von Aulus »

Andy, ist das MWZ?
Metellvs

Beitrag von Metellvs »

Merowingerzeit :idea:
Benutzeravatar
ulfr
Site Admin
Beiträge: 5296
Registriert: 05.04.2006 13:56
Wohnort: Wetterau
Kontaktdaten:

Beitrag von ulfr »

Chris hat geschrieben:und ich dachte immer, es liegt am langsameren Wachstum - wieder was gelernt
Bin ich mal ehrlich: :oops: :oops: :oops: ich hab keine Ahnung, warum die Rinde im Norden dicker ist, allein: sie ist es, ich werd rauskriegen, warum!
Aulus hat geschrieben:Dann werde ich mal eine Birke fachgerecht zerlegen, mal sehen welche Art von "Bast" sich da gewinnen lässt.
Ich auch (hab ein paar Ötzieimer in der Warteschlange), anschließend posten wir beide dann hier die ultimative Birkenborkenbastbattle :razz:

Borkige Grüße
ULFR
Benutzeravatar
Bullenwächter
Beiträge: 1556
Registriert: 05.12.2005 15:23
Wohnort: Halstenbek
Kontaktdaten:

Beitrag von Bullenwächter »

Aulus: MWZ = ja
The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
Antworten