Bernstein
Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris, Dago
Bernstein
da wir gerade aktuell das Thema hatten - vielleicht könnte man hier nochmal sammeln, was heute alles als "echter" Berstein im Handel ist und wie man den ev. erkennt - und auch, was für "Arten" von Bernstein (Herkunft, Farben, Verarbeitung und Formen) in welchen Zeitstellungen üblich waren, wieviel Bernstein überhaupt verwendet wurde etc.?
Einfach eine Materialsammlung zum Thema "Bernstein in Vor- und Frühgeschichte"
es geistern ja z.B. immer noch die berüchtigten Splitter-Bernsteinketten durch die "Szene"...
Einfach eine Materialsammlung zum Thema "Bernstein in Vor- und Frühgeschichte"
es geistern ja z.B. immer noch die berüchtigten Splitter-Bernsteinketten durch die "Szene"...
Me transmitte sursum, Caledoni!
Im Handel befindlicher Bernstein
Da nur ein geringer Tel des gewonnen Bernsteines (15%) zur Schmuckherstellung benutzt werden kann,
ist der sich heute im Handel befindliche Bernstein ist zu einem großen Teil sog. Pressbernstein oder Rekonstruierter Bernstein.
Bei der Herstellung werden kleine Stücke oder Abfall von der Bearbeitung von Naturbernstein bei 140 - 250 C und einem Druck von 3000 bar zu einer dem Natürlichen gleichender Masse verschmolzen
Erkennung: Pressbernstein erkennt man am besten durch die Plättchenartigen, oft Metallisch glänzenden Einschlüsse. Bei gutem Pressbernstein kann das nur wenige Einschlüsse sein, auch gibt es Pressbernstein in die man Insekten o. Äh. eingebettet hat.
Nach der RAL 501 A ist es erlaubt Rekonstuierten Bernstein als echten Bernstein zu verkaufen. (gibt noch bei anderen Steinen ähnliches)
Durch sog. Klarkochen in Rübsamenöl können Luftblasen und eigeschlossene Flüssigkeiten ausgetrieben werden ( ist was bekannt ob das Verfahren schon in der Antike bekannt war?)
Gefunden wird Bernstein an der Nord und Ostseeküste, sowie in Sizilien und Rumänien (ich hab mich auf für das Forum interessante Fundorte beschränkt)
Noch ein paar Allgemeine Daten: Härte 2 - 2,5 nach Mohs
Farbe Gelb, Orange, Braun, sehr
selten Blau und Grün
Dichte 1,05 - 1,09 Gramm pro cm3
ist der sich heute im Handel befindliche Bernstein ist zu einem großen Teil sog. Pressbernstein oder Rekonstruierter Bernstein.
Bei der Herstellung werden kleine Stücke oder Abfall von der Bearbeitung von Naturbernstein bei 140 - 250 C und einem Druck von 3000 bar zu einer dem Natürlichen gleichender Masse verschmolzen
Erkennung: Pressbernstein erkennt man am besten durch die Plättchenartigen, oft Metallisch glänzenden Einschlüsse. Bei gutem Pressbernstein kann das nur wenige Einschlüsse sein, auch gibt es Pressbernstein in die man Insekten o. Äh. eingebettet hat.
Nach der RAL 501 A ist es erlaubt Rekonstuierten Bernstein als echten Bernstein zu verkaufen. (gibt noch bei anderen Steinen ähnliches)
Durch sog. Klarkochen in Rübsamenöl können Luftblasen und eigeschlossene Flüssigkeiten ausgetrieben werden ( ist was bekannt ob das Verfahren schon in der Antike bekannt war?)
Gefunden wird Bernstein an der Nord und Ostseeküste, sowie in Sizilien und Rumänien (ich hab mich auf für das Forum interessante Fundorte beschränkt)
Noch ein paar Allgemeine Daten: Härte 2 - 2,5 nach Mohs
Farbe Gelb, Orange, Braun, sehr
selten Blau und Grün
Dichte 1,05 - 1,09 Gramm pro cm3
Grüsse
Thorsten Seifert
Man kann aus Geschichte nur lernen
Neue Erkenntnise entstehen nur durch das Studieren von Funden
Thorsten Seifert
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Neue Erkenntnise entstehen nur durch das Studieren von Funden
Chris, beim VG-Bernstein haben wir zwei generelle Probleme: Er ist i.d.R. komplett an der Oberfläche korrodiert. Das verfälscht mitunter den Eindruck, ähnlich wie wir es bei den Glasperlen erleben. Die waren natürlich auch damals glänzend, heute bekommt man aber meist sandgestrahlte Exemplare (wenn man nicht Einzelstücke fertigen lässt). Beim Bernstein entsteht auch so ein Eindruck in der Szene, als käme man mit unsauberen, unpolierten oder splittrigen Stücken durch.
Das andere Problem: Die damaligen Stücke sind i.d.R relativ gross und haben heute 'ungebräuchliche' Formen, man denke mal an die Stücke aus Hallstatt selbst. Das kann man sich nicht zusammenkaufen und umarbeiten, sonst hätt ich das schon gemacht.
Solche Koliers nun komplett aus (Nicht-Press-)Bernstein zu machen - das überfordert wohl die meisten Budgets. Insoweit sollte man ernsthaft über Alternativen dankbar sein.
H
Das andere Problem: Die damaligen Stücke sind i.d.R relativ gross und haben heute 'ungebräuchliche' Formen, man denke mal an die Stücke aus Hallstatt selbst. Das kann man sich nicht zusammenkaufen und umarbeiten, sonst hätt ich das schon gemacht.
Solche Koliers nun komplett aus (Nicht-Press-)Bernstein zu machen - das überfordert wohl die meisten Budgets. Insoweit sollte man ernsthaft über Alternativen dankbar sein.
H
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
@Dago
Wie sieht das mit, im Tagebau abgeraumtem Bernstein aus?
Wurde der früher nicht benutzt, respektive abgebaut?
Habe hier noch eine Handvoll von dem Zeug, woraus ich polierte Perlen (nicht Splitter) herstellen möchte.
Ich persönlich habe mich schon vor einiger Zeit mit Pressbernstein zufriedengegeben, nachdem ich in der festen Überzeugung, einen echten Stein zu bekommen, mir mal einen Klumpen inklusive mineralischer Anhaftungen und eingeschlossener Arthropoden zugelegt hatte, der im Nachhinein nicht echt, also natürlich entstanden war. Ist in der Rekonstruktion vielleicht so eine Sache, wie der Bronze/Tombak-Disput.
War schon mal auf Rügen unterwegs, am Strand nach angespültem Bernstein suchen, allerdings weniger erfolgreich, als meine Verwandten dort oben. Die haben schon walnußgroße Brocken wunderschöner Färbung gefunden, die sie aber nicht zur Bearbeitung freigeben wollen
Noch ein allgemeiner Tip:
In letzter Zeit kommt es (keine urbane Legende!) immer wieder vor, das Sucher an der Ostsee vermeintlichen Bernstein einsammeln, welcher sich dann aber im Nachhinein als weißer Phosphor entpuppt, entwichen aus maroden Brandbomben, welche während oder nach dem 2. Weltkrieg im Meer versenkt wurden.
Das Zeug entzündet sich bei Kontakt mit Sauerstoff selbst, sobald es trocken ist und brennt dann mit einer 1300°C heißen Flamme ab!
Und giftig ist der Mist auch noch.
Also: beim Sammeln immer ein stabiles, feuerfestes Gefäß für die Funde benutzen, nicht einfach in die Hosentasche stecken!
Wie sieht das mit, im Tagebau abgeraumtem Bernstein aus?
Wurde der früher nicht benutzt, respektive abgebaut?
Habe hier noch eine Handvoll von dem Zeug, woraus ich polierte Perlen (nicht Splitter) herstellen möchte.
Ich persönlich habe mich schon vor einiger Zeit mit Pressbernstein zufriedengegeben, nachdem ich in der festen Überzeugung, einen echten Stein zu bekommen, mir mal einen Klumpen inklusive mineralischer Anhaftungen und eingeschlossener Arthropoden zugelegt hatte, der im Nachhinein nicht echt, also natürlich entstanden war. Ist in der Rekonstruktion vielleicht so eine Sache, wie der Bronze/Tombak-Disput.
War schon mal auf Rügen unterwegs, am Strand nach angespültem Bernstein suchen, allerdings weniger erfolgreich, als meine Verwandten dort oben. Die haben schon walnußgroße Brocken wunderschöner Färbung gefunden, die sie aber nicht zur Bearbeitung freigeben wollen
Noch ein allgemeiner Tip:
In letzter Zeit kommt es (keine urbane Legende!) immer wieder vor, das Sucher an der Ostsee vermeintlichen Bernstein einsammeln, welcher sich dann aber im Nachhinein als weißer Phosphor entpuppt, entwichen aus maroden Brandbomben, welche während oder nach dem 2. Weltkrieg im Meer versenkt wurden.
Das Zeug entzündet sich bei Kontakt mit Sauerstoff selbst, sobald es trocken ist und brennt dann mit einer 1300°C heißen Flamme ab!
Und giftig ist der Mist auch noch.
Also: beim Sammeln immer ein stabiles, feuerfestes Gefäß für die Funde benutzen, nicht einfach in die Hosentasche stecken!
***
Germanisch depressiv und bisweilen leicht erkeltet
Germanisch depressiv und bisweilen leicht erkeltet
Ich habe mir erst diese Woche einen kleinen Stein mit Fliege, also auch Arthropode?, zugelegt. Der Preis von 3 Euro klingt auf jeden Fall verdächtigt, die Quelle "Naturkundemuseumshop" aber nicht.Ich persönlich habe mich schon vor einiger Zeit mit Pressbernstein zufriedengegeben, nachdem ich in der festen Überzeugung, einen echten Stein zu bekommen, mir mal einen Klumpen inklusive mineralischer Anhaftungen und eingeschlossener Arthropoden zugelegt hatte, der im Nachhinein nicht echt, also natürlich entstanden war.
Gibt es Möglichkeiten das festzustellen? Mikroskop ist vorhanden.
- Steve Lenz
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Ich denke, nur Rohbernstein aus dem Fachhandel ist da sichere Sache - aber wie Hans schon sagte in benögtiger Größe und Menge nicht mehr erschwinglich.
Was würde sich die Replik des ingolstädter Bernsteincolliers gut auf Ferro?s Decolletée machen. Und wie gerne würde ich da mit echtem Bernstein arbeiten. Dann wär?s tatsächlich eine Kapitalanlage.
Ich denke mal, dass man bei manchen Sachen Kompromisse eingehen muss, aber auch hier sollte man nicht den "Bernstein extra" unbesehen in Tüten kaufen. Ich muß echt mal nach Erding in den Mineraliengroßhandel und mich da mal umtun.
Was würde sich die Replik des ingolstädter Bernsteincolliers gut auf Ferro?s Decolletée machen. Und wie gerne würde ich da mit echtem Bernstein arbeiten. Dann wär?s tatsächlich eine Kapitalanlage.
Ich denke mal, dass man bei manchen Sachen Kompromisse eingehen muss, aber auch hier sollte man nicht den "Bernstein extra" unbesehen in Tüten kaufen. Ich muß echt mal nach Erding in den Mineraliengroßhandel und mich da mal umtun.
Das Bernstein aus den Tagebauminen im eh. Ostpreußen ist das gleiche Material wie aus der Ostsee.
Es wurd dort bei einem höheren Wasserstand abgelagert.
Über den Bernstein aus Sizilien und Rumänien ist mir allerdings auch nicht bekannt das die Vorkommen bereits in der Antike bekannt waren.
Über Bernsteintagebau im Altertum ist mir nichts bekannt.
Es wurd dort bei einem höheren Wasserstand abgelagert.
Über den Bernstein aus Sizilien und Rumänien ist mir allerdings auch nicht bekannt das die Vorkommen bereits in der Antike bekannt waren.
Über Bernsteintagebau im Altertum ist mir nichts bekannt.
Grüsse
Thorsten Seifert
Man kann aus Geschichte nur lernen
Neue Erkenntnise entstehen nur durch das Studieren von Funden
Thorsten Seifert
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Klopapier oder Zewa in ganz kleine Fitzel reißen, auf den Tisch legen, (vermeintlichen) Bernstein an einem Stück Wollstoff reiben und knapp über die Schnipsel halten. Zieht der Stein die Schnipsel an, isses echter, wenn nicht, Tonne!Fredewulf hat geschrieben:Ist aber hoffentlich Pressbernstein und kein Plastik?
Griechischer Name für Bernstein = elektron !!!!
ULFR
PS: Um mal ein bisschen zu millern: die beiden Stücke haben mein Sohn und ich vor ein paar Jahren beim Flintjagen in Dänemark (bei Grenaa) entdeckt, an einer Stelle, wo es sehr viele Fossilien in einer Bryozo-Kalk-Formation gibt. Alle Besucher des Strandes (der sehr schwer zu erreichen ist) gucken dort auf die Kalkwände, aber nicht auf den Boden wie unsereiner mit der deformation professionelle, und deshalb haben wir die Klunker auch gefunden. Wir haben sie dann bei einem dort wohnenden Bernsteinschleifer gleich schleifen lassen.
Tagebaubernstein ist, wie Dago schreibt, auch echter, gibts sogar im Kohlentagebau irgendwo bei Leipzig, allerdings mit sehr dicker Rinde, es ist sehr schwierig, diese Stücke so zu polieren, dass sie durchscheinen.
Etwas aus der Antike zu Bernstein
Bei Plinius in der Naturgeschichte steht:
Die Griechen hätten ihn elektron genannt, nach ihrem Epitheton für die Sonne, "Elektor" , der Strahlende,; anschließend zitiert er die Auffassung eines griechischen Autors, Nikias, derzufolge der Bernstein durch die Feuchtigkeit abendlicher Sonnenstrahlen erzeugt und vom Ozean gen Westen an die Küsten Germaniens gespühlt würde. Plinius wies diese Sicht von sich und meint mit Recht, Bernstein sei ein gehärtetes Fichtenharz; allerdings lies er die Assoziation mit dem Feuer gelten, da, so Plinius, durch Reiben seine glühende Seele zutage trette, von der eine anziehende Kraft ausgehe und er sehr leicht Feuer fange.
Quelle: Kulturgeschichte der Farben ISBN 978 - 3 - 86502 - 113 - 7
Die Griechen hätten ihn elektron genannt, nach ihrem Epitheton für die Sonne, "Elektor" , der Strahlende,; anschließend zitiert er die Auffassung eines griechischen Autors, Nikias, derzufolge der Bernstein durch die Feuchtigkeit abendlicher Sonnenstrahlen erzeugt und vom Ozean gen Westen an die Küsten Germaniens gespühlt würde. Plinius wies diese Sicht von sich und meint mit Recht, Bernstein sei ein gehärtetes Fichtenharz; allerdings lies er die Assoziation mit dem Feuer gelten, da, so Plinius, durch Reiben seine glühende Seele zutage trette, von der eine anziehende Kraft ausgehe und er sehr leicht Feuer fange.
Quelle: Kulturgeschichte der Farben ISBN 978 - 3 - 86502 - 113 - 7
Grüsse
Thorsten Seifert
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Thorsten Seifert
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