Fellboote
Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris
Fellboote
Gerade ist mir wieder ein Blatt mit dem sogenannten Husumboot zwischen die Finger gekommen. Weiß jemand ob es da eine brauchbare Dokumentation gibt? Ich stelle mir nämlich zunächst die Frage, wie kommt man darauf, daß das Teilstück des Rentiergeweihs eine Spanthälfte eines Hautbootes ist und welche Funde bzw. Belege haben zu der konkreten Rekonstruktion des Teils gehört. Konstruktionsdetails (z.B. Verbindungstechniken) und deren Begründung u.v.a.m.. Die Bezeichnung als wohl ältestes Waserfahrzeug der Welt halte ich für außerordentlich gewagt und macht micht insgesamt stutzig.
Evers, D. und Stölting, S. (1985): Das Boot aus der Tundra. Eiszeitjäger vor 10.000 Jahren. Verlag H.M. Hauschild, Bremen.
ISBN: 3-920699-53-X
Ist sehr wahrscheinlich nur noch antiquarisch zu bekommen, wenn überhaupt.
Allerdings habe ich vor etwa einem Jahr mit Herrn Stölting telefoniert, mittlerweile ist das Geweihstück datiert, und zwar auf 6.000 B.P.
Davon abgesehen muss es im Jung- und Epipaläolithikum Boote gegeben haben, dafür sprechen verschiedene Anzeichen, allein der Nachweis steht noch aus... Einbäume waren es nicht, soviel ist klar, eher sowas wie umiaks, kajaks, coracles oder Guffas. Vielleicht ergeben die aktuellen Untersuchungen von "Doggerland" (z.B. "current archaeology" 207) etwas Neues?
ULFR
ISBN: 3-920699-53-X
Ist sehr wahrscheinlich nur noch antiquarisch zu bekommen, wenn überhaupt.
Allerdings habe ich vor etwa einem Jahr mit Herrn Stölting telefoniert, mittlerweile ist das Geweihstück datiert, und zwar auf 6.000 B.P.
Davon abgesehen muss es im Jung- und Epipaläolithikum Boote gegeben haben, dafür sprechen verschiedene Anzeichen, allein der Nachweis steht noch aus... Einbäume waren es nicht, soviel ist klar, eher sowas wie umiaks, kajaks, coracles oder Guffas. Vielleicht ergeben die aktuellen Untersuchungen von "Doggerland" (z.B. "current archaeology" 207) etwas Neues?
ULFR
Danke ulfr,
nach diesen Buch suche ich schon seit Jahren. Habe mir im Laufe der Zeit ein paar Schwarten zugelegt wie z.B. Boats of the World (Sean McGrail) und Ships and Seamanship in the ancient world (Lionel Casson). Dort wird das Ding auch erwähnt, gilt allerdings als umstritten. Aber daß Boote wie Fellboote oder natürlich Korbboote bereits vor ca 16 000 Jahren gebaut wurden, dafür scheint viel zu sprechen. Das Problem ist ja vor allem die Fundsituation, so ist dies wohl ein spekulativer Bereich. Wie ist denn da (z.B. auch bei den existierenden Entwürfen und "Nachbauten") die Wissenschaftlichkeit zu bewerten?
nach diesen Buch suche ich schon seit Jahren. Habe mir im Laufe der Zeit ein paar Schwarten zugelegt wie z.B. Boats of the World (Sean McGrail) und Ships and Seamanship in the ancient world (Lionel Casson). Dort wird das Ding auch erwähnt, gilt allerdings als umstritten. Aber daß Boote wie Fellboote oder natürlich Korbboote bereits vor ca 16 000 Jahren gebaut wurden, dafür scheint viel zu sprechen. Das Problem ist ja vor allem die Fundsituation, so ist dies wohl ein spekulativer Bereich. Wie ist denn da (z.B. auch bei den existierenden Entwürfen und "Nachbauten") die Wissenschaftlichkeit zu bewerten?
Ich meine zum einen die in einigen Büchern zu findenen Zeichnungen, die wohl die nordischen Felsgravuren zum Vorbild haben, zum anderen natürlich das Husumboot und das als experimentell bezeichnete Fellboot, das 1971 unter Anleitung von Prof Marstrander von der Oslo Universität nach Felsritzzeichnungen von Kalnes, Norwegen gebaut und zu Wasser ausprobiert wurde. (habe ich in Convay?s History of the Ship, The earliest Ships, R. Gardiner, A.E. Christensen gefunden). Mehr kenne ich nicht.
Ah, Du beziehst Dich nur aufs Jungpal. Denn es gibt ja mehrere "paläonautische" Experimente, z.B. Nale Tasih.
Zur Wissenschaftlichkeit von Marstrander kann ich mich nicht äußern, da ich das Experiment nicht kenne.
Evers und Stölting sind für die damalige Zeit ziemlich akribisch vorgegangen, was das verwendete Material und die Werkzeuge angeht, und haben ihre Arbeit relativ gut dokumentiert. Es gibt heutzutage Arbeiten, die unter der Bezeichnung "exp. Arch." skyhigh geblasen werden, aber nicht annähernd so konsequent durchgeführt sind.
Die Felsgravuren datieren mindestens 7.000 Jahre später, können für das Aussehen paläolithischer Wasserfahrzeuge also allerbestenfalls Denkansätze liefern.
Alle kursierenden Zeichnungen sind rein spekulativ und ihr Wahrheitsgehalt ist gleich Null, so hart sich das anhören mag, denn wenn keine Funde vorliegen, kann ich auch nichts realitätsgetreu rekonstruieren, weder in echt noch grafisch. Ob sie eventuell der Wahrheit nahekommen, bzw. wissenschaftlich ernst gemeint und ernst zu nehmen sind, kann man erst sagen, wenn man sich mit dem Urheber der theoretischen Überlegungen näher beschäftigt hat. Wie ist sein Hintergrund, hat er z.B. schon mal den Fuß im Wasser gehabt, und wenn ja, wo. Schwierig, schwierig...
ULFR
Zur Wissenschaftlichkeit von Marstrander kann ich mich nicht äußern, da ich das Experiment nicht kenne.
Evers und Stölting sind für die damalige Zeit ziemlich akribisch vorgegangen, was das verwendete Material und die Werkzeuge angeht, und haben ihre Arbeit relativ gut dokumentiert. Es gibt heutzutage Arbeiten, die unter der Bezeichnung "exp. Arch." skyhigh geblasen werden, aber nicht annähernd so konsequent durchgeführt sind.
Die Felsgravuren datieren mindestens 7.000 Jahre später, können für das Aussehen paläolithischer Wasserfahrzeuge also allerbestenfalls Denkansätze liefern.
Alle kursierenden Zeichnungen sind rein spekulativ und ihr Wahrheitsgehalt ist gleich Null, so hart sich das anhören mag, denn wenn keine Funde vorliegen, kann ich auch nichts realitätsgetreu rekonstruieren, weder in echt noch grafisch. Ob sie eventuell der Wahrheit nahekommen, bzw. wissenschaftlich ernst gemeint und ernst zu nehmen sind, kann man erst sagen, wenn man sich mit dem Urheber der theoretischen Überlegungen näher beschäftigt hat. Wie ist sein Hintergrund, hat er z.B. schon mal den Fuß im Wasser gehabt, und wenn ja, wo. Schwierig, schwierig...
ULFR
Danke, das hat mir geholfen, denn es entspricht auch meiner Einschätzung. Übrigens das Marstrander Boot gilt wohl nicht als überzeugende Rekonstruktion. Aber es hat, so heißt es, zumindest gezeigt, daß es mit den Mitteln der Bronzezeit und früherer Perioden durchaus möglich war, Boote zu bauen, die eine ansehnliche Last tragen konnten -na wer hätte das gedacht (auf dem Foto sind sieben Personen zu sehen, die das Ding paddeln).
Guck mal unter www.zvab.de, da sind 3 Angebote drin....Wolfgang hat geschrieben:nach diesen Buch suche ich schon seit Jahren
ULFR