Sicke in Messerklinge

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Klaus Haller

Sicke in Messerklinge

Beitrag von Klaus Haller »

Liebe Leute,

das der Teufel im Detail steckt ist ja allgemein bekannt.
Ich bin grade dabei mir ein neues Messer (Germane, 1. Jahrhundert) zu machen. Das Original weißt zwei etwa 1,5 mm vom Klingenrücken entfernt gelegene Sicken mit einer Breite von ca. 0.5mm auf. Ich habe die Messerklinge jetzt soweit fertig, bin aber nicht in der Lage die besagten Sicken anzubringen. Die Dremelscheiben sind zu breit, und eine von mir erdachte Konstruktion eines Art Anreißers mit Anschlag ist trotz aus besten Werkzeugstahl gefertigter Reißnadel nicht leistungsfähig genug.
Weiß jemand Rat? Gib es irgendwo Profis die sowas umsetzen können.

liebe Grüße: Klaus
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Steve Lenz
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Beitrag von Steve Lenz »

Wie war?s denn beim Original? Eingeschlagen und gefegt?

Als Profis würde ich Dir den XorX oder den Sebastian vorschlagen.
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Klaus Haller

Beitrag von Klaus Haller »

Hallo Steve,

um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung. Mir liegt nur die Publikation vor.
Ich trage mich schon mit dem Gedanken die Klinge zu einem Stahlgraveur zu schicken.
Blaubär

Beitrag von Blaubär »

Ahoi,

ich hab mal bei einem kleinen Essmesser das ganze mit einem kleinen Meisel eingeschlagen und die kleinen Ecken und Kanten die dabei am Rand entstehen mit einem Stichel nachgeschnitten. Ging eigentlich ziemlich gut und die Sicke war nicht breiter als 0,5mm. Der Schorsch kann dir aber bestimmt weiterhelfen. Schreib ihm aber mal ne PM, der ist grad im Stress und bestimmt nicht so häufig hier!

Grüße
Blaubär
Peter N.

Beitrag von Peter N. »

die Frage, nach dem was hier als "Sicke" dargestellt wird; über die Herstellung dieser "Sicke" hat sich schon M. Mödlinger in Ihrer Dissertation über bztl. Schwerter gestellt.
Vermutlich wurde damals der sogenannte Tremulierstich verwendet.

P.
XorX

Beitrag von XorX »

Servus!

Mit so einem Ziehwerkzeug bist du schon auf einem guten Weg...
Vielleicht hatte die Spitze aber die falsche Form, oder der Klingenrohling ist nach dem schmieden nicht normalisiert und daher einfach zu hart für das Werkzeug, oder, oder,...

Es gibt mehrere Möglichkeiten, was der Grund für das Scheitern gewesen sein könnte, prinzipiell funzt das aber so.

Oder eben gravieren (lassen), wobei das in prinzip ja nix anderes ist, nur ohne Führung.
Was für Stähle hast du denn verwendet für Klinge und Werkzeug?

XorX
sebastian

tremolierstich

Beitrag von sebastian »

der tremolierstich wird mit dem flachstichel oder dm fadenstichel gemacht,
macht eine zick-zacklinie, weil beim führen des stichels gezittert wird (->tremolo!)
wenn das parallele linien sind, war das entweder ein fadenstichel
(braucht ordentlich übung, diesen ruhig zu führen.
und.....natürlich machtman solche verzierungen auf der klinge nicht nach dem härten, sondern davor, oder halt am ausgeglühten werkstück.
einzumeisseln ist natürlich auch eine lösung, musst halt einen sehr leichten hammer hernehmen, und den meissel entsprechend spitz schleifen.
muss man halt öfter nachchleifen.
wenn eine gute reissnadel zu schwach ist, dann versuch mal, in den anriss
mit einem facettenstichel-so etwa 60° zu gehen...etwa so wie beim linolschnitt, aber auch nur in der ausgeglühten klinge.
keine angst, die sicken bleiben beim härten schon erhalten.
oder du nimmst einen guten (!) reisszirkel und fährst solange entlang, bis du die tiefe hast.
grüsse,
sebastian
Klaus Haller

Beitrag von Klaus Haller »

Hallo zusammen,

vielen Dank für die rege Anteilnahme an meinem Problem. Ich muss gestehen, dass ich die Klinge aus einer etwa 100 Jahre alten Stahlfeile geschmiedet habe.
Nach dem Schmieden ließ ich die Klinge in einem verlöschenen Holzfeuer ganz langsam auskühlen.
Mein selbstgebauter Anreißer wirkt zwar sehr gut in Alu, nicht jedoch in St 37.
Die Sicke selber einzumeißeln traue ich mir ehrlich gesagt nicht zu.
Ich werde morgen mal beim Büchsenmacher meines Vertrauens anfragen, ob er vieleicht eine solche Gravur anbringen kann.
Beim Orginal ist diese wirklich unglaublich exakt und filigran.

liebe Grüße: Klaus
XorX

Beitrag von XorX »

Dann war dein Anreißer einfach nicht hart genug! :flint:

Der büchsenmacher sollte das allerdings draufhaben.
XorX
Klaus Haller

Beitrag von Klaus Haller »

Was für Sthal mit welcher Form würde sich denn eignen?
Ich habe einen Zahn eines alten Kreissägeblattes verwendet.
Sollte man vieleicht einen abgebrochenen Bohrer zum stichel umarbeiten?

Klaus
sebastian

stichel

Beitrag von sebastian »

um missverständnissen vorzubeugen, stichelsehen so aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Stichel
und werden ähnlich einem linolschnittwerkzeug geführt. dazu muss der
schliff von dem stichel stimmen für das material, ds er sticht.
wenn schon st37 nicht geritzt wird von deinem werkzeug, dann ist das
wirklich zu weich. vielleicht solltest tatsächlich ein paar eur ausgeben
für eine gute reissnadel, evtl mit hartmetallspitze, beim umschleifen eines
bohrers musst drauf achten, dass der nicht zu heiss wird. ansonsten ist hss
einfach auch recht spröde.

sebastian
Peter N.

Beitrag von Peter N. »

evtl mit hartmetallspitze


so sind Sie - die echten Fachmänner!

;-)

nix für ungut

Peter
sebastian

guckstu

Beitrag von sebastian »

http://cgi.ebay.de/REISSNADEL-NEU-130-m ... m153.l1262
oder
http://www.jm-handel.de/GEDOREHabero-Ha ... 681_x2.htm
oder einfach mal im eisenhandel nachfragen, ich hab sone dingers auch schon im gut sortierten baumarkt gesehen. einen abgebrochenen bohrer
umschleifen mag zwar dasprädikat "selbstgemacht" verdienen, ist aber vom aufwand her nicht rentabel, und hss ist einfach das falsche material dafür.
bundschuhe macht man ja auch nicht aus elchnackenleder....

sebastian (der eine reissnadel aus werkzeugstahl verwendet)
Peter N.

Beitrag von Peter N. »

... in irgendeiner archolog. Lektüre stand einmal etwas vom Linienritzen mittels Diorit-Gestein, welches härter als die meisten Metalle wäre...

Kann ein fachkundiger Forumsteilnehmer mal was dazu posten?

Merci
P.
sebastian

stein

Beitrag von sebastian »

zahlreiche steine snd hart genug, um metalle zu ritzen, diverse faserige
quarzaggregate wie karneol oder chrysopras sind auch zäh genug, um einiges
an arbeitsdruck auszuhalten, fundorte dafür finden sch im grossraum idar-oberstein.
der genauigkeit halber sollte die zu ritzende klinge dann aber auch aus
aufgekohltem renneisen bestehen, und für den verwendeten klingenritzer
zumindest ein theoretischer beleg vorliegen.
sebastian
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