Turms schrieb:
Thomas Trauner antwortete:Wie einige wissen, bin ich im Nebenberuf Krimiautor, deshalb bin ich auch zu diesem Hobby hier gekommen und versuche in meinen Texten auch, soweit es möglich ist, historisch und archäologisch korrekt zu arbeiten. Wie aber halten es die Kollegen, vorallem die berühmten und berühmtesten ?
Hier ist also Gelegenheit, Krimis, die in unserem Berichtszeitraum spielen, vorzustellen.
Mir fallen da gleich spontan die SPQR-Reihe von John Maddox Roberts, die sich durch großen Unterhaltungswert, aber auch durch fellbekleidete Germanen auszeichnet.
Wer könnte auch den römischen Ermittler Falco vergessen, von der Dame Lindsey Davis geschaffen? Ich muß aber zugeben, ich habe bei Bronzeschatten aufgesteckt und inzwischen ist es, wie folgende Auflistung der engl. Titel zeigt, ganz schön weit gediehen:
The Course of Honour | The Silver Pigs | Shadows in Bronze | Venus in Copper
The Iron Hand of Mars | Poseidon's Gold | Last Act in Palmyra
Time to Depart | A Dying Light in Corduba | Three Hands in the Fountain
Two for the Lions | One Virgin too Many | Ode to a Banker
A Body in the Bath House | The Jupiter Myth | The Accusers
Scandal Takes a Holiday | See Delphi and Die
Was gibt es noch ? Mord und Totschlag am Nil? Ein Etrusker frißt zuviel? Wer stahl Xerxes die Geldbörse. Für Tipps immer dankbar Euer kleiner Turms.
Turms schrieb:Einfach aus dem Bauch raus Sehr glücklich Sehr glücklich :
"Das Salz der Erde" (Salt of Life):
Mafiöse Zustände im Salzhandel. Hallstatt leidet unter Schieberbanden. Ominöser Reichtum einiger Bergwerker.
Ausbeutung von Frauen und Kindern, Krankheit und Armut stehen im Gegensatz zur Gruppe der Reichen.
Plötzlich stirbt ein fairer Händler aus Krain, dem man dann zwar ordentlich bestattet, dessen Totesumstände aber unklar bleiben.
Pegna, eine Tochter aus reichem Haus, entsprechend gebildet, auch schriftkundig und mehrsprachig, versucht die Hintergründe zu klären und gerät in ein Gestrüpp von Verflechtungen, das von Ethrurien bis zur Heuneburg reicht.
Hintergrund ist das Panorama des Salzburges Landes, eine bunte Mischung an Völkern aber eben auch das harte Leben der Bergarbeiter, der Versuch sich zu organisieren (Frauengilden, die vor allem die mühevolle TrägerInnenarbeit leisten) und der tägliche Kampf gegen den Berg, mit Grubeneinstürzen und schlechter Bewetterung.
Das bevorzugte Mittel zur Reise in die Anderswelt ist übrigens Gift
(Keine der Bestattungen hat irgendwelche Gewaltspuren)
Pegnas?"Site-kick" ist Vatsenno, der Rotschmied, dessen Mutter Ethruskerin und dessen Vater Kelte ist. Seine wissenschaftlichen Kenntnisse, seine guten Kontakte nach Ethrurien und innerhalb der Keltike als Händler und auch als Kenner der Menschen tragen viel zur Aufklärung bei.
"Das Leuchten der Donau" Sehr glücklich
Die Heuneburg ist auf dem Zenit ihrer Geschichte. Nach Ethrurien entsandte Händler kommen nicht nur mit zahlloser Handelsware, sondern auch mit Baumeistern und deren Gefolge zurück.
Die Heuneburg, als zentraler Handelplatz von Gütern aus Magna Crecia, die über die Rhone verschifft werden und gleichzeitig von Gütern aus Ethrurien, die sie über die Flüsse des Voralpenlandes erreichen, erstrahlt bald im weissverputzen Glanz der Ethruskischen Mauer.
Über Nacht hat dies alles ein Ende.
In einer riesigen Feuersbrunst, deren Leuchten man selbst in Hochdorf noch sieht, geht die Heuneburg unter.
Unter den Toten befindet sich auch der beliebte und Geachtete Chef der Heuneburger.
Auch wenn, nach ersten Ermittlungen, das Feuer offenbar im Handwerkerviertel ausbrach, bleibt der Zeitpunkt des Feuers verdächtig.
Warum gerade in der Nacht, als der Chef samt seiner vollständigen Familie in der Heuneburg war ?
Ausgerecht dann, als er "wichtige Änderungen" angekündigt hatte ?
Wieso loderten die Flammen ausgerechnet um sein Haus noch einmal auf,
obwohl sie zuerst im Handwerkerviertel ausbrachen und einigermaßen unter Kontrolle blieben ?
Pegna und Vatsenno ermitteln erneut.
Wer steckt dahinter ? Was waren die geplanten Änderungen ? Wieso konnten gerade die Gruppe der Großgrundbesitzer, die zusammen im Haus mit dem Chef waren, rechtzeitig fliehen ? Waren sie gewarnt ?
Wie Vatsenno an den exhumierten Resten des Vorgängers des nun verbrannten Chefs, welcher im Zentralgrab des Magdalenenberg bestattet wurde, feststellen kann, wurde dieser erdrosselt.
Was stimmt nicht ?
Wird die "Fürstenherrschaft" beendet ? Schon beginnen reiche Händler und auch einfache Bauern sich mit Schwertern zu bewaffnen, viele benutzen entgegen aller Regeln schon zweirädrige Wagen.
Ist die brennende Heuneburg die Götterdämmerung der Hallstattzeit. ?
Pegna und Vatsenno decken erneut ein Drama um Macht, Eifersucht und Besitz auf.
Is, gut, Turms....halt mal schnell über die Tasse Kaffee weg... Sehr glücklich Sehr glücklich
Wenns?aber doch was wird, möchte ich beim Pulitzerpreis doch wenigstens erwähnt werden Sehr glücklich Sehr glücklich Sehr glücklich
Thomas T.
PS: Das mit dem endneolithischen Auftragskiller, der schließlich sein wohlverdientes Ende in einem spektakulären Showdown in den Alpen findet, ist wohl doch etwas zu offensichtlich...
Sonja schrieb:Ein Ferienhaus, 14 Tage, ein Catering-Service, ausreichend Kaffee, Wein oder Bier, ein Notebook, evt. ein Drucker, und wenigstens Teil 1 dürfte fertig sein. Für Terminabsprachen bin ich offen. Steve könnte ja noch dazu stoßen (als Stuntdirektor). Die Schreibfabrik kann loslegen.
Dein Turms Cool
P.S.: Habe ich erwähnt, das ich über in Datsche in Thüringen verfüge. Für den Zweck sehr geeignet.
Thomas Trauner schrieb:Hallo Turms,
Sowohl die SPQR Romane als auch der Privatschnüffler M.D. Falco (von Lindsay Davis) sind mir bekannt, wobei ich versuche, diese ohne allzu hohen Anspruch an die histoirsche Korrektheit zu lesen, da ich mir sonst den ganze Spaß verderben würde.
Gerade die Falco-Romane sind inhaltlich doch recht - äh - phantasievoll. Allerdings erfreuen sie mich gelegentlich mit Details, die mir recht gut recherchiert erscheinen und die auch schön in die Handlung integriert sind. Ein paar Beispiele:
In 'Silberschweine' beschreibt Falco Helenas Schuhe (er liegt ihr unfreiwillig 'zu Füßen') und diese Beschreibung deckt sich ziemlich genau mit diversen Funden, die mir bekannt sind.
Sehr witzig auch, die Suche nach einem günstigen Terra-Sigilata-Service (als Mitbringsel für seine Mutter) bei Falcos Mission in Germanien im Roman 'Eisenhand'. Nach meinen Recherchen war es wohl tatsächlich so, daß die Terra Sigilata 'made in Germany' der 'echten' römischen Ware Konkurenz gemacht hat.
Mein persölichers Highlight:die Suche von Falco und seinem nichtsnutzigen Schwager nach der (in der Kaiserzeit schon längst ausgestorbenen) Sylphion-Pflanze in Kyrene. Da ich hobbymässig römisch koche, hat mich dieser kleine Exkurs über die sagenhafte Gewürzpflanze sehr amüsiert.
Die SPQR-Romane mag ich auch ganz gern und finde sie ähnlich historisch korrekt - oder auch unkorrekt wie die Falco-Geschichten, Iin den früheren Teilen kann man allerdings einige interessante Details über die römische Verwaltung erfahren kann, die meines Wissens auch stimmen.
Im Moment fallen mir keine weiteren antiken Ermittler ein - mir spukt aber die Erinnerung an einen altagyptischen Schnüffler im Kopf herum. Ich werde bei Gelegenheit archäologische Ausgrabungen in meinen Bücherregalen anstellen.
So dünn wie die antiken Krimis gesäät sind, so üppig wuchern die mittelalterlichen (wohl im Gefolge von Eccos 'Name der Rose'). Diverse Mönche, Nonnen, Ärtzte oder sonstwie berufene Herrschaften ermitteln in allen möglichen Kriminalfällen. Deren historischer Anspruch ist - soweit ich das beurteilen kann - eher durchwachsen (abgesehen vom Ecco natürlich) Tatsächlich seint es so zu sein, daß historische Romane allgemein 'boomen'. Jede mir bekannt Buchhandlung (und ich kenne einige) hat mittlerweile eine 'historische Ecke', der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf Mittelalter und Renaissance.
Falls Du also Ambitionen in Richtung antike Krimis hast, würdest Du vielleicht eine Marktlücke schließen. Ich würde sie auf jeden Fall sehr gerne lesen. Schreib Dich schon mal warm!
Gruß
Sonja
Alle schrieen durcheinander, das Thomas, was im Kaffee gehabt haben muß und das schon am frühen Morgen.Ich kanns nicht lassen Geschockt Sehr glücklich
"Eine Grube zuviel" Geschockt
Was steckt hinter der Ausrottung einer ganzen Großfamilie in der Nähe von Thalheim ?
Wieso mussten alle sterben ? Wer vertuschte den Massenmord ?
Der erste Verdacht der Landbevölkerung richtet sich natürlich gegen unbeliebten, wandernden und irgendwie zwielichtigen Kleinstgruppen von Jäger und Sammler, die seit Generationen behaupten, es wäre ihr Land und die Ausbeutung durch die "Donauländischen" wäre eine Sünde.
Der Mob reagiert. Eine ganze Gruppe dieser Menschen wird erschlagen. Die Köpfe dieser Opfer wird bei Mauern vergraben, als zusätzlicher Hohn noch mit Schmuck als "Beigabe" und alle gegen die von ihnen ach so sehr geschätze untergehende Sonne blickend, vergraben.
Eine auf ihre Verheiratung wartende, aber dies immer wohlweislich vor sich herschiebende, rothaarige, überall nur "Die Rote von Mauern" genannte junge Frau ermittelt im linearbandkeramischen Milieu.
(Turms, sie sollte einen baskoiten Namen tragen).
Waren die letzten "Herumstreuner" wirklich die Killer von Thalheim ?
Oder waren sie nur im Weg, und wurden bei der Gelegenheit nur schnell mitbeseitigt ?
Ihr side-kick ist diesmal auch ein junger Mann, ebenfalls ein Wanderer zwischen den Welten. Angehöriger einer halbmesolithischen, halbneolithischen Kultur von jenseits des Rheins, die sich Lahoguetter nennen, die letztlich assimiliert und angepasst als Viehhirten oder Erntehelfern bei den LBKlern leben, unterstützt er die Rote als Übersetzer der beiden Welten.
Die beiden ermitteln vor einem Hintergrund eines noch ungezähmten Landes, und vor dem Aufeinanderprallen zweier Kulturen.
Eine sehr ökölogisch ausgerichtet, die zwar mit der Natur lebt, aber diese auch fürchtet und tatsächlich dieser ausgeliefert ist, die andere zweckgerichtet und materiell. Als "Götter" dienen dieser nur noch kleine Menschendarstellung aus Keramik, eher niedlich als furchtbar.
War es nun Rache der "Waldleute" wegen der unendlichen Raffgier der "Donauländer" oder wurde hier eine ganze Familie von den eigenen Leuten gemordet, um einen Krieg zu provozieren ?
Die Anwort liegt im Rauch der Lagerfeuer und in der schlechten Luft der Langbauten......
Immer noch nicht ? Gut, ich denk nochmal nach..... Sehr glücklich Sehr glücklich
Th.
Claudia aber wieder ernsthaft:
Sonja antwortete:Was ich vor längerer Zeit mal gelesen habe und damals ganz gut fand war "Die Entführung auf dem Quirinal" von Barbara Hambly. Machte damals einen recht guten Eindruck. Ich bin aber nicht so der Römerspezi, deshalb keine Garantie...
Um die Mittelalterromane, egal ob Krimi oder nicht, mache ich inzwischen einen ziemlich großen Bogen, weil 99% davon schon aus mehreren Metern Entfernung nach völlig unrecherchiertem Klischeekitsch mit Esotherikverwurstung stinkt.
(Ich besitze leider eine Namenvetterin, die sowas verfaßt. Als ich aus Neugierde letztens mal in einem der Bücher rumgeblättert habe, wurde mir schlecht. Ursprünglich hatte ich ja vor, mir aus Gag so ein Buch zu kaufen und ins Regal zu stellen, aber nach der Leseprobe hoffe ich nur noch, daß niemand je auf die Idee kommt, ich könnte sowas verbrechen.)
Puuh, das artet ja in Arbeit aus, ich mache erst einmal Pausegenial, Thomas - wann gibt es die Schmuckausgabe der 'Trauner-Trilogie' im Schuber?
Mir würde auch die literarische Aufarbeitung des 'Mordfalls Tutenchamun'
gefallen, der schon seit geraumer Zeit durch die Medien geistert.
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/20/0,187 ... 08,00.html
Als unverbesserlicher Sience-Ficton Fan hätte ich das Ganze aber gerne als Zeitreise: Der ?ägyptische Indania Jones? Dr. Zawi Hawass
http://www.guardians.net/hawass/index.htm
reist ins Ägypten der 18. Dynastie und löst endlich das Rätsel um den Tod des jungen Pharao. Er weißt nach, dass der finstere Oberpriester Eje den Unfall herbeigeführt hat, bei dem sich Tut das Bein brach, was letztendlich zu seinem Tod durch eine Infektion führte. Er rettet die junge Witte Anchesenpaaton aus den Klauen des alten Lüstlings und ebnet nebenbei noch dem tapferen Oberbefehlshaber Haremhab den Weg auf den Pharaonenthron.
Oder noch besser: Zawi reist noch weiter in die Vergangenheit und unterstützt den ?Ketzerpharao? Echnaton bei seinem Vorhaben, eine monotheistische Religion einzuführen. Er verhindert, dass die Ammonpriesterschaft wieder die Macht an sich reisst und Echnaton absetzt ? was letztendlich dazu führt dass sich die Geschichte ändert. Echnaton regiert mit seiner schönen Frau Noftetete (die zwischendurch natürlich ein Auge auf den schneidigen Ägyptologen aus der Zukunft wirft) lange und glücklich. Sein Schwiegersohn Tutenchamun wird nicht schon in jungen Jahren als Marionette Ejes auf den Thron gesetzt. Er übernimmt die Macht erst als Erwachsener und wird zu einem großen Pharao, der natürlich, als er nach langer Herschafft über den Heiligen Nil geht, ein viel größeres und prächtigeres Grab bekommt als die armselige Rumpelkammer, die er als plötzlich verstorbener Kind-König gekriegt hätte. Klar, dass sich der clevere Dr. Hawass die Lage des Grabes merkt und nach seiner Rückkehr in unsere Zeit mit einer spektakulären Entdeckung punkten kann......
Ok ? die Herren Carter und Carnavon versinken in Bedeutungslosigkeit ? aber irgendwas ist ja immer.
Gruß und weiterhin frohes literarisches Schaffen
Sonja