Jagd im Ahrensburger Tunneltal
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Jagd im Ahrensburger Tunneltal
Hier ein Aufsatz von B. Bratlund zu den Schussverletzungen an Rentierknochen aus dem Ahrensburger Tunneltal.
http://ads.ahds.ac.uk/catalogue/adsdata ... 703001.pdf
http://ads.ahds.ac.uk/catalogue/adsdata ... 703002.pdf
http://ads.ahds.ac.uk/catalogue/adsdata ... 703003.pdf
http://ads.ahds.ac.uk/catalogue/adsdata ... 703004.pdf
Und hier ein Aufsatz von K. Bokelmann mit Abbildungen der hölzernen Pfeilschäfte aus der Ahrensburger Schicht und einem Verweis auf ähnliche Geweihspitzen aus Isturitz:
http://ads.ahds.ac.uk/catalogue/adsdata ... 702003.pdf
http://ads.ahds.ac.uk/catalogue/adsdata ... 702004.pdf
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Marquardt
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Marquardt
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Ich bin heute am Ahrensburger Tunneltal vorbeigefahren und habe kurz am Hof Stellmoor gehalten und ein paar Fotos gemacht. Ich war seit Jahren nicht mehr dort. Inzwischen sind allerlei Tafeln im Zusammenhang mit dem Alfred-Rust-Wanderwg aufgestellt worden:
Hamburger Kultur. Die meisten der von Rust ergrabenen Flintkonzentrationen und größeren Steine wurden von Ihm zeichnerisch als Zeltreste interpretiert, inzwischen sind jedoch nur noch die wenigsten davon allgemein anerkannt. (Ich habe große Probleme mit der Vorstellung, dass mein Kleinkind zwischen tausenden rasiemesserscharfer Flintklingen herumkrabbelt.)
Ahrensburger Kultur. Der ?Kultpfahl? mit dem aufgesteckten Rentierkopf wird heute auch (siehe obigen Bokelmann-Artikel) als Jagdhilfe zur Ablenkung/Führung der Rentiere interpretiert.
Blick von Südwest auf den Stellmoorhügel. Jahrtausende lang Hangrutschungen und Jahrhunderte Beackerung dürften das ursprünglich wesentlich steilere und stärker gegliederte Profil massiv ?verwässert? und geglättet haben. Vom Hügel sind hundertausende Flintartefakte abgesammelt worden. Inzwischen ist hier alles Naturschutzgebiet, kein Stein darf mehr aufgehoben werden (aber pflügen darf man noch). Es gibt hier noch sagenhaft viele jungpaläolithische Fundplätze in süd- und nördlicher Richtung.
Blick in Richtung Westen vom Stellmoorhügel auf die derzeitige Talsohle und den inzwischen mit meterstarken Torfschichten überwachsenen Toteisteich. Auch hier lag der ursprüngliche Talgrund viel tiefer und war auch keineswegs flach. Der dunkle Fleck zeigt, meine ich, Sondierungen des archäologischen Landesamtes an. Dr. I. Clausen berichtete davon auf dem letztjährigen Archäologietag in Kiel.
Der ?Kultpfahl? stand wohl etwas rechts der Bildmitte am Übergang Hang-Teich, die Rentiere flüchteten vom Talrand in den damals 1-1,5m tiefen See und versuchten auf die andere Seite zu kommen. Die Position der Jäger wird im Bereich der hellen Treckerspuren am unteren Hang vermutet. Rust fand noch 100 polierte Kiefernholz Pfeile und -Fragmente, z.T. mit Stielspitzen und Vorschäften. Er hat aber zuvor große Mengen von Pfeilen nicht erkannt und zerstört, wie er selbst schreibt. Er ging im Nachhinein von tausend oder mehr vorhandenen Pfeilen aus. Das soviel Pfeile (Fehlschüsse) vorkamen, bedeutet wohl, dass die Pfeile nicht wieder eingesammelt werden konnten und in den Seegrund eingeschossen oder von den Rentieren heruntergetrampelt wurden. In den Ahrensburger Schichten wurden Überreste von 650 Rentieren geborgen. Die Ahrensburger Fundschichten und die darunterliegende Hamburger Schicht sind keineswegs erschöpft, Rust beließ für ?spätere verbesserte Methoden? große Mengen im Sediment, außerdem setzen sich beide Schichten nach links (Süden) fort.
Ich wünschte, das Landesamt könnte genug Geld zusammenkratzen für Grundwasserabsenkung etc., und könnte hier wieder graben! Wo gibt es sonst eine Garantie für jungpaläolithische Holzfunde?
Marquardt
Hamburger Kultur. Die meisten der von Rust ergrabenen Flintkonzentrationen und größeren Steine wurden von Ihm zeichnerisch als Zeltreste interpretiert, inzwischen sind jedoch nur noch die wenigsten davon allgemein anerkannt. (Ich habe große Probleme mit der Vorstellung, dass mein Kleinkind zwischen tausenden rasiemesserscharfer Flintklingen herumkrabbelt.)
Ahrensburger Kultur. Der ?Kultpfahl? mit dem aufgesteckten Rentierkopf wird heute auch (siehe obigen Bokelmann-Artikel) als Jagdhilfe zur Ablenkung/Führung der Rentiere interpretiert.
Blick von Südwest auf den Stellmoorhügel. Jahrtausende lang Hangrutschungen und Jahrhunderte Beackerung dürften das ursprünglich wesentlich steilere und stärker gegliederte Profil massiv ?verwässert? und geglättet haben. Vom Hügel sind hundertausende Flintartefakte abgesammelt worden. Inzwischen ist hier alles Naturschutzgebiet, kein Stein darf mehr aufgehoben werden (aber pflügen darf man noch). Es gibt hier noch sagenhaft viele jungpaläolithische Fundplätze in süd- und nördlicher Richtung.
Blick in Richtung Westen vom Stellmoorhügel auf die derzeitige Talsohle und den inzwischen mit meterstarken Torfschichten überwachsenen Toteisteich. Auch hier lag der ursprüngliche Talgrund viel tiefer und war auch keineswegs flach. Der dunkle Fleck zeigt, meine ich, Sondierungen des archäologischen Landesamtes an. Dr. I. Clausen berichtete davon auf dem letztjährigen Archäologietag in Kiel.
Der ?Kultpfahl? stand wohl etwas rechts der Bildmitte am Übergang Hang-Teich, die Rentiere flüchteten vom Talrand in den damals 1-1,5m tiefen See und versuchten auf die andere Seite zu kommen. Die Position der Jäger wird im Bereich der hellen Treckerspuren am unteren Hang vermutet. Rust fand noch 100 polierte Kiefernholz Pfeile und -Fragmente, z.T. mit Stielspitzen und Vorschäften. Er hat aber zuvor große Mengen von Pfeilen nicht erkannt und zerstört, wie er selbst schreibt. Er ging im Nachhinein von tausend oder mehr vorhandenen Pfeilen aus. Das soviel Pfeile (Fehlschüsse) vorkamen, bedeutet wohl, dass die Pfeile nicht wieder eingesammelt werden konnten und in den Seegrund eingeschossen oder von den Rentieren heruntergetrampelt wurden. In den Ahrensburger Schichten wurden Überreste von 650 Rentieren geborgen. Die Ahrensburger Fundschichten und die darunterliegende Hamburger Schicht sind keineswegs erschöpft, Rust beließ für ?spätere verbesserte Methoden? große Mengen im Sediment, außerdem setzen sich beide Schichten nach links (Süden) fort.
Ich wünschte, das Landesamt könnte genug Geld zusammenkratzen für Grundwasserabsenkung etc., und könnte hier wieder graben! Wo gibt es sonst eine Garantie für jungpaläolithische Holzfunde?
Marquardt
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Danke für?s Spotting, Marquard.
Das wird ja richtig stressig und das Pöckern wird zur "Aktivpause", Ulfr! Jörg Nadler hat ja auch angeboten, dass man mit ihm raus auf die Schlei kann. Und dann noch Haithabu, Schloss Gottorf,...
Ich lass mein Zelt zu Hause und pöcker nachts.
Das wird ja richtig stressig und das Pöckern wird zur "Aktivpause", Ulfr! Jörg Nadler hat ja auch angeboten, dass man mit ihm raus auf die Schlei kann. Und dann noch Haithabu, Schloss Gottorf,...
Ich lass mein Zelt zu Hause und pöcker nachts.
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Es ist schon 2 oder 3 Winter her (hüstel....), da hatte ich die Gelegenheit einen Vortrag von Alfred Rust genießen zu dürfen. Ja, er konnte die Zuhörer in seinen Bann ziehen!
Zunächst etwas befremdlich waren Bemerkungen, dass er häufiger Bahndämme auf Artefakte hin abgesucht hat, genauer die Schotterkörper der Gleisanlagen. Dabei ging es ihm um alle mögliche Bruchformen, die nur durch Schläge entstehen können, Schläge, wie sie in den Steinbrechern auftreten, aber auch beim Schlagen von Steinwerkzeugen - nicht aber in der Natur. Ja, er ging sehr systematisch vor und er hob sich durch seine experimentelle Arbeiten wohltuend von so manchen Archäologen ab, die so gut wie keine praktische (i.d.R. Grabungs-)Erfahrungen aufweisen, sich aber in irgendwelche Theorien versteigen. Theoretische Archäologie (fast ein Widerspruch in sich) ist gerade schwer in Mode...
Fridolin
Zunächst etwas befremdlich waren Bemerkungen, dass er häufiger Bahndämme auf Artefakte hin abgesucht hat, genauer die Schotterkörper der Gleisanlagen. Dabei ging es ihm um alle mögliche Bruchformen, die nur durch Schläge entstehen können, Schläge, wie sie in den Steinbrechern auftreten, aber auch beim Schlagen von Steinwerkzeugen - nicht aber in der Natur. Ja, er ging sehr systematisch vor und er hob sich durch seine experimentelle Arbeiten wohltuend von so manchen Archäologen ab, die so gut wie keine praktische (i.d.R. Grabungs-)Erfahrungen aufweisen, sich aber in irgendwelche Theorien versteigen. Theoretische Archäologie (fast ein Widerspruch in sich) ist gerade schwer in Mode...
Fridolin
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Dänisch Roulette? Raclette? Öl?
Fridolin, Rust ist in den späteren Jahren aus Sicht der etablierten Archäologie etwas abgedriftet. Seine berühmten "Nasenschaber" (bis zu 30cm große Geofakte, Harm nannte die mal "Oberflächenzerstörer"), mit denen er Links- / bzw. Rechthändigkeit von frühen Sapienten nachzuweisen meinte, waren eben einfach nix. Seine Tochter hat in Südamerika einmal einen solchen an einem Bahndamm gefunden, daraus wollte er weitreichende Schlüsse ziehen, naja ..., vielleicht werde ich im Alter auch komisch?
Unbezweifelbar war Rust aber ein ganz Großer, mit sagenhafter Energie (seine "Fahradtouren" zur Entdeckung paläolithischer Abris in den nahen Osten, die Entdeckung des nordeuropäischen Jungpaläolithikums, ganz ausgezeichnete interdisziplinäre Publikationen in den 30 -50 Jahren usw.), alles Ideen für die man ihn, den Nichtstudierten aus ärmlichsten Verhältnissen, von etablierter Seite zunächst für bekloppt erklären wollte.
Als Schüler habe ich sein populärwissenschaftliches Buch "Vor 20.000 Jahren" verschlungen, er war mein Held, ich bin ins Tunneltal gefahren und habe Klingen gesammelt, bin vom Förster erwischt worden, habe die Funde bei offizieller Stelle abgegeben und eine Gratis Führung durchs Helms Museum hinter den Kulissen erhalten. War das aufregend!
Marquardt
Fridolin, Rust ist in den späteren Jahren aus Sicht der etablierten Archäologie etwas abgedriftet. Seine berühmten "Nasenschaber" (bis zu 30cm große Geofakte, Harm nannte die mal "Oberflächenzerstörer"), mit denen er Links- / bzw. Rechthändigkeit von frühen Sapienten nachzuweisen meinte, waren eben einfach nix. Seine Tochter hat in Südamerika einmal einen solchen an einem Bahndamm gefunden, daraus wollte er weitreichende Schlüsse ziehen, naja ..., vielleicht werde ich im Alter auch komisch?
Unbezweifelbar war Rust aber ein ganz Großer, mit sagenhafter Energie (seine "Fahradtouren" zur Entdeckung paläolithischer Abris in den nahen Osten, die Entdeckung des nordeuropäischen Jungpaläolithikums, ganz ausgezeichnete interdisziplinäre Publikationen in den 30 -50 Jahren usw.), alles Ideen für die man ihn, den Nichtstudierten aus ärmlichsten Verhältnissen, von etablierter Seite zunächst für bekloppt erklären wollte.
Als Schüler habe ich sein populärwissenschaftliches Buch "Vor 20.000 Jahren" verschlungen, er war mein Held, ich bin ins Tunneltal gefahren und habe Klingen gesammelt, bin vom Förster erwischt worden, habe die Funde bei offizieller Stelle abgegeben und eine Gratis Führung durchs Helms Museum hinter den Kulissen erhalten. War das aufregend!
Marquardt
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Nachtrag:
http://www.heimatmuseum-oldesloe.de/con ... -stellmoor
Dieses Jahr neue Grabung? - Weiss jemand etwas konkretes?
Marquardt
http://www.heimatmuseum-oldesloe.de/con ... -stellmoor
Dieses Jahr neue Grabung? - Weiss jemand etwas konkretes?
Marquardt
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Ohh, das ist zu schade, gibt es doch bislang keinen annähernd vergleichbar wichtigen, ergiebigen und vielversprechenden Fundplatz im nordwesteuropäischen Bereich. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Danke für die Info Jöran, seufz ?
Kein Trost, aber hier noch eine dänische Website mit vielen Fotos und Scans aus den Originalpublikationen, allerdings sind die Zeiten bunt gemischt:
http://www.pkaj.dk/stellmoor_lokaliteten.asp
Marquardt
Kein Trost, aber hier noch eine dänische Website mit vielen Fotos und Scans aus den Originalpublikationen, allerdings sind die Zeiten bunt gemischt:
http://www.pkaj.dk/stellmoor_lokaliteten.asp
Marquardt