Erfahrene Steineklopfer gesucht

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Skallagrim Nilsson

Beitrag von Skallagrim Nilsson »

Mir ist da gerade ein Problem aufgefallen... Mai ist Examenszeit. Und 2010 werde ich in der Zeit zusätzlich mit meiner Bachelorarbeit beschäftigt sein.

*seufz* Na das kann ich dann ja vergessen...
Steinlaus

Beitrag von Steinlaus »

Kurt A. hat geschrieben: Bis dahin würde ich an Deiner Stelle mal einen guten Werkzeugsatz (Geweihschlägel unterschiedlicher Grösse, Retuscheure etc. etc.) zusammenstellen, denn das kann auch ganz schön Zeit und Geld kosten.
Da diese Empfehlung ja in ganz erheblichem Maße auch für mich gilt, wäre meine Frage: Was brauch ich denn alles ? Gibt es irgendwo Bilder zu den Werkzeugen und Empfehlungen zur Anfertigung ?
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Kurt A.
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Beitrag von Kurt A. »

Für den Anfang kann ich Dir zwei Arbeiten (leider beide in Englisch) empfehlen. Da steht alles Wissenswerte zu Werkzeug und Material drin:

John C. Whittacker, Flintknapping: Making and Understanding Stone Tools. University of Texas Press 1994. ISBN 978-0292790834

D.C. Waldorf, The Art of Flintknapping (Branson Mo. 2006, 5th Edition). ISBN 0-943917-01-8

Happy knapping,

Kurt
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Das alles einzeln aufzulisten würde den Rahmen dieses Forums sprengen, außerdem hat jeder seine individuelle Ausrüstung, die auch davon abhängt, was er aus Flint bevorzugt herstellt.
Schau mal die Bilder in "Steinbearbeitung", vor allem Pöckertreff durch, da findest Du schon mal einiges. Oder guck im Netz aus Utube unter Flintknapping. Oder im ersten Band "Experimentelle Archäologie" die Beiträge von Harm.

Die wichtigsten Geräte:

Geweihhämmer
werden aus allen möglichen Geweihsorten hergestellt. Schlagfläche (entsprechend der Hammerbahn) bildet die Rose, hier entfernst Du alle seitlichen Perlen und raspelst/schleifst die Rose schön ballig. Man sollte immer mehrere unterschiedlich schwere und große Hämmer am Start haben, fürs grobe Vorarbeiten z.B. einen schweren, für die feine Nachbearbeitung einen kleinen "Zischer"

Punches
Auch Meißel genannt, dienen zum Abtrennen von Klingen von Kernen. Sollten aus massiven Geweihsprossen sein (Elch ist am besten) und schön gerade sein. Dazu einen Holzhammer, Gewicht nach Belieben.

Druckstäbe
auch aus Geweih, können aber auch krumm sein, dienen zum Retuschieren. Immer wichtig: ein "Ishi-Stick", ein armlager Holzstab mit vorn eingesetzter Spitze aus Geweih oder Kupfer, für schwierige Fälle und große Oberflächenretuschen. Druckstäbe und Punches können auch aus Kupfer sein, das spart Geweih (ist schwieriger zu bekommen als Kupfer)

Schlagsteine
aus Quarzit, von ganz schwer bis ganz leicht, für alles Mögliche, aus Sandstein zum abradieren von Kanten

Ich seh gerade, Literaturtipps kamen schon vom Kurt. Vielleicht noch "5000 Jahre Feuersteinbergbau" Deutsches Bergbaumuseum 1999. ISBN: 3-921 533-66-X, am ehesten antiquarisch zu bestellen

Im Herbst 2010 ist das nächste öffentliche Pöckertreffen im Federsee-Museum in Bad Buchau, Termin wird hier durchgesagt, da erfährst Du alles was Du wissen musst.
Steinlaus

Beitrag von Steinlaus »

Ganz herzlichen Dank.


@ Kurt A. :Den Whittacker habe ich bei Amazon bestellt, den Waldorf krieg ich wohl nur direkt aus den USA... Dankeschön für die Empfehlung.

@ ulfr: Danke für die detailierte Beschreibungen. 4 Rotwildabwurfstangen von ebay kamen gestern mit der Post, werde mich dann mal ans Zerteilen und Schleifen machen. Habe ebenfalls ein paar Elchstangengeweihe erstanden, allerdings als Deckenlampen, Alter unbekannt und auch noch nicht erhalten...mal sehen wie brauchbar die sein werden. Die utube-videos kenn ich zum größten Teil, mir war bisher allerdings nicht ganz klar ob die Hammerflächen besonders zugerichtet oder nur Ergebnis der Benutzung waren und ob die Rosen gekürzt wurden. Hier hast du mir sehr weitergeholfen. Dankeschön

Die Bilanzen Experimentelle Archäologie in Europa hab ich hier ab 2002 bis 2008 stehen (2002 Peter Kelterborn,Measurable Flintknapping. 35-49), den Artikel von Harm Paulsen hab ich aber noch nicht gefunden, welcher Jahrgang ist denn der erste Band bzw sein Artikel?
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Achte darauf, dass die Schlägel immer so schwer wie möglich werden, Gewicht ist beim Flintkloppen im Anfang allles. Die Schlagflächen müssen immer schön rund und glatt sein, deshalb schleift man sie immer wieder nach, wenn nötig.

Ich meine den ursprünglichen Katalog zur Ausstellung, Beiheft 4 1990, ist nicht mehr im Handel.
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Kurt A.
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Beitrag von Kurt A. »

Steinlaus, es ist tatsächlich so, dass man den Waldorf nur aus den USA beziehen kann. Wenn aber Dein Budget entsprechend gut ist, dann lohnt es sich, gleichzeitig noch ein paar DVDs zu kaufen. Denn die Versandkosten aus Übersee sind bekanntlich recht hoch... DVD-Tipps kriegst Du von mir per PM.

Beim Rothirschgeweih kommt es in erster Linie auf die Dicke der Kompakta, d.h. der harten Aussenschicht an. Grosse Geweihstangen mit viel Schwammgewebe im Innern taugen nichts und sind rasch unbrauchbar (weil nur die harte Aussenschicht zum Flintschlagen taugt). Dies ist also ein wichtiges Qualitätsmerkmal beim Geweihkauf! Kauf' Dir wenn immer möglich Elchgeweih, das hat sozusagen kein Schwammgewebe im Innern, ist dadurch schwerer und folglich auch besser. Im Gegensatz zu Rothirschgeweih kann auch gealtertes Elchgeweih gut sein (weil härter als frisches Geweih). Bei altem Rothirschgeweih gehen die Trockungsrisse oft durch die Kompakta und dann ist das Geweih fürs Flintknapping eigentlich unbrauchbar. Wichtig ist auch, dass der Schlägel so austariert ist, dass das Hauptgewicht vorne liegt. Das ist beim Flintschlagen effizienter. Bei Elchgeweih also eher hinten wegschleifen als vorne. Elchschlägel kannst Du beliebig runterschleifen und so kriegst Du mit der Zeit automatisch auch kleinere Schlägel für Deinen Werkzeugsatz..!

Für den Anfang würde ich Dir empfehlen, mit unterschiedlich harten Klopfern zu arbeiten (die findest Du bei Euch oben leicht am Strand in allen Qualitäts- und Härtestufen). So schonst Du fürs Erste die kostbaren Geweihschlägel. Als Anfänger kann man gute Geweihschlägel nämlich allzu leicht ruinieren...
Steinlaus

Beitrag von Steinlaus »

ulfr hat geschrieben:Druckstäbe
auch aus Geweih, können aber auch krumm sein, dienen zum Retuschieren. Immer wichtig: ein "Ishi-Stick", ein armlager Holzstab mit vorn eingesetzter Spitze aus Geweih oder Kupfer, für schwierige Fälle und große Oberflächenretuschen. Druckstäbe und Punches können auch aus Kupfer sein, das spart Geweih (ist schwieriger zu bekommen als Kupfer)
.
Werden beim Kupfer bestimmte Legierungen bevorzugt ?

E-Kupfer <-> CuCrZr <-> ???

Wie stehts mit der Verwendung von Kupfernägeln als Drücker ?
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Hab ich bisher nicht drauf geachtet, Metall ist nicht so meins.... :shock:

Im Prinzip geht als Drücker alles, was so hart ist, dass es nicht gleich in die Knie geht, wenn es mal Bekanntschaft mit SiO2 macht, aber weich genug, um die ausgeübte Kraft soft und wohldosiert ans Material weiterzugeben. Eigentlich müsste auch Hartplastik funktionieren.
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