Neolithischer Fischer

Vorstellung zur Diskussion

Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris

Blaubär

Beitrag von Blaubär »

Also was ich aus Skandinavien kenne, ist ein Rezept aus Fischöl (Lebertran) und Holzteer. Macht Leder absolut wasserdicht und geschmeidig. Wurde wohl dort schon sehr lange von Fischern für ihre Kleidung verwendet. Man muß nur achtgeben, diese Mischung warm einzuarbeiten und den Überschuss gründlich abzuwischen. Ansonsten "schwitzt" das Leder den Überschuss aus, was dann ziemlich klebrig wird.

Grüße
Blaubär
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Nils B.
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Beitrag von Nils B. »

Chris hat geschrieben:wegen einer Kleidungsrekonstruktion aus Fischleder müsst ihr mit mir noch etwas Geduld haben - Jörg sammelt fleißig Aal-, Hecht- und Lachshäute für mich. Die Gerberei kommt demnächst in Gang, dann kanns weiter gehen.


@ Chris
Gibt es zu dem Thema eventuell schon was aktuelles, vorzeigbares?
Insert Neugierigkeits-Smilie
***
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Bullenwächter
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Beitrag von Bullenwächter »

Wir gerade bei den Gerbeversuchen. Ein paar Aalhäute sind in der Trangerbung, aber mom. fehlt die Zeit damit intensiver weiter zu machen.
The day may be near when we must kill to conserve.
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Manu

Beitrag von Manu »

Hi,
hab grad mal durchgelesen, was ihr über das Bodenseefischer-Outfit geschrieben habt. "Findet ihr die 7 Ziegen", find ich toll, das ganze Outfit ist super durchdacht.
Man könnte auch noch über den Fund der Lindenbasthüte nachdenken, die denke ich gut bei Regen schützen. Uhldi bzw. Matthias ist ja sehr bekannt damit, sind auch nicht unbequem und gut herzustellen, falls mal jemand einen braucht.
Die Leinenkleidung mit Fischtran einreiben find ich vom Prinzip her super, möchte dann aber lieber nicht mehr an Museumstagen teilnehmen :?

Hab glaube ich mal gelesen, dass Schamanen irgendwo in Russland oft Fischhautleder trugen, wären super haltbar und vor allem würde das bunt glitzern, was Schamanen ja entgegenkommt.

Weiß da jemand was drüber?
Manu
Blaubär

Beitrag von Blaubär »

Ich weiß nur vom Aulus, dass in München mal eine Sonderausstellung über sibirische Völker war. Dort war auch ein "Schamane" ausgestellt, der komplett in Fischhaut-Klamotte gesteckt hat. Kann mich jedenfalls noch lebhaft an Die Ausführungen vom Aulus am Telefon erinnern. Mehr vielleicht von ihm selbst.
XorX

Beitrag von XorX »

Servus!

Das is der Mann, den der Aulus meint:http://www.viechtach.de/VITSeiten_FischlederhausViechtach.aspx

XorX
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Hans T.
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Beitrag von Hans T. »

Wir haben im Museum die halbe Völkerkundeabteilung voll mit Fischleder-Bekleidung. Die ist weder "schamanen"-spezifisch noch glitzert da was. Wie auch, die Schuppen sind da eh weg.

H
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
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Chris
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Beitrag von Chris »

Vielen Dank, Manu :-)

aktuelle Bilder, wie die Kleidung nach einiger Zeit in Benutzung aussieht, gibt es hier: http://www.schleifischer.de/html/steinzeit.html
einfach die verschiedenen Teile "Steinzeit" durchklicken, da kommen mehr Bilder...

Fischhaut ist ein tolles Material - wir arbeiten zur Zeit an trangegerbtem Aal, Lachs befindet sich sozusagen in der Warteschleife

Mal sehen, wann ich genug zusammen habe, um etwas vorzeigbares darau zu nähen :roll:

ich denke auch, da es so viele Vorlagen aus Fischhaut und auch aus Vogelbälgen aus Sibiren, Grönland etc. gibt, das man sich auch für "unsere" Steinzeit mal mehr in diese Richtung orientieren sollte - die Viecher geben tolle, leichtes Leder und sind mit einfacheren Methoden zu fangen als Großtiere wie Reh und Hirsch, die gern für Steinzeit-Kleidung hergenommen werden...
Me transmitte sursum, Caledoni!
Manu

Beitrag von Manu »

Chris schreibt:

ich denke auch, da es so viele Vorlagen aus Fischhaut und auch aus Vogelbälgen aus Sibiren, Grönland etc. gibt, das man sich auch für "unsere" Steinzeit mal mehr in diese Richtung orientieren sollte


Leder bleibt ja leider bei uns am Bodensee nicht erhalten :cry:
Bisher bewegen wir uns ja mehr in der Vorstellung von Leinenkleidung u.ä.

Lindenbasthüte und -schuhe und dann gehen die Gedanken Richtung Ötzi, Lederleggins (hab ich auch mal hergestellt).

Fischleder ist bestimmt etwas, was sich viele nicht vorstellen können, da der Fisch ja auch unangenehm riecht (beim Ausnehmen) und somit nicht verlockt, dass man sich über Fischleder Gedanken macht. Ich habe allerdings bei Engen/Hegau (Altsteinzeittage) mal einer Hirngerbung zugeschaut, ehrlich gesagt: Na ja, alles gewöhnungsbedürftig.

Interessant ist vielleicht noch, dass sich das Geruchsempfinden, was schlecht oder gut riecht, im frühen Kindesalter entwickelt, weswegen Asiaten auch keinen schweizer Käse riechen und essen können und wir uns schwer tun beim Fischgeruch. Das muß ja damals nicht so gewesen sein, vielleicht war dies einfach ein völlig normal Geruch, positiv weil essen :lol:

An was ich mich bei dem Bericht des "Schamanen" noch erinnere, und ich komm einfach nicht drauf in welchem Buch es war, war die Beschreibung, dass das Leder schillerte. Ich stellte mir das damals sehr schön vor.

Es wäre schön, solltest du mal am Bodensee sein, wenn ich deine Sachen ansehen könnte.

:fisch:
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Bullenwächter
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Beitrag von Bullenwächter »

Manu hat geschrieben:... Interessant ist vielleicht noch, dass sich das Geruchsempfinden, was schlecht oder gut riecht, im frühen Kindesalter entwickelt, weswegen Asiaten auch keinen schweizer Käse riechen und essen können und wir uns schwer tun beim Fischgeruch. ...


War es nicht bei den meisten Asiaten nicht so, dass sie kein Enzym haben um die in Milchprodukten enthaltene Laktose aufspalten zukönnen?
:mammut1:

Ich denke, dass sich unsere heutigen Geruchs-, Geschmacks- und Ekelgewohnheiten deutlich von den früheren oder dem der Naturvölker unterscheiden. Ich denke auch, dass man erlernte Gewohnheiten schnell den Erfordernissen oder Gegebenheiten anpasst wenn man es wirklich notwendig ist. Für die meisten modernen Menschen ist dies überhaupt nicht mehr Notwendig und sie haben es verlernt, da sie nahezu allem irgendwie ausweichen können.

Chris und ich hatten eigentlich vor zur EXAR-Tagung zu kommen.
Ansonsten sind wir allerallerspätestens wieder im nächsten Sommerurlaub am Bodensee
:venus:
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XorX

Beitrag von XorX »

Also, wenn ein Fisch beim ausnehmen schon riecht(gibts nen Ko**smilie?), dann würd ich den eh nicht mehr essen wollen... :wink:

XorX
Jøran

Beitrag von Jøran »

Manu hat geschrieben:Fischleder ist bestimmt etwas, was sich viele nicht vorstellen können, da der Fisch ja auch unangenehm riecht (beim Ausnehmen) und somit nicht verlockt, dass man sich über Fischleder Gedanken macht.:


Echt? Also ich finde Fische richen kaum. Oder meine Nase hat das Geruch als was normales akzeptiert, da ich damit aufgewachsen bin.

Ich riche auch kein Ren oder Kühe... aber Schweine (baeh).

Hilsen

Jøran-N.

PS: @XorX Weichei... :wink:
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Fischleder riecht überhaupt nicht nach Fisch, sondern nach Leder bzw. Gerbstoffen. Ich hab hier eine Fischhaut, von GeTe selbst gegerbt, die duftet sehr angenehm. (...und das liegt nicht etwa daran, dass ich ein echter Fischkopp und das damit gewöhnt bin...)
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Trebron
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Beitrag von Trebron »

Ich habe einen schönen "Tischräucherofen" für bis 8 Forellen. Der wird auch öfter mal eingesetzt.
http://boddenangler.de/Deluxe-Tisch-Raeucherofen

Nun die Frage: ist die heiß geräucherte Forellenhaut noch zu gerben, oder kann man die nur wegwerfen ?

Trebron
Wer nur zurück schaut, sieht nicht was auf ihn zu kommt
Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Ich fürchte, die sind zum Gerben nicht mehr zu verwenden, weil erhitzt, wenn die Eiweiße erstmal denaturiert sind, kann auch nichts mehr gegerbt werden.
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