Fundstelle Dordogne gesucht

Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris, ulfr

Benutzeravatar
Sikla
Beiträge: 89
Registriert: 28.05.2006 16:35
Wohnort: mitten in der Provinz
Kontaktdaten:

Fundstelle Dordogne gesucht

Beitrag von Sikla »

Hallo, ich bin derzeit mit der Aufarbeitung eines archäologischen Altbestandes befaßt. Die alten Karteikarten sind nicht mehr vorhanden bzw. kaum noch zu lesen. Eine Vielzahl von Steinartefakten läßt sich mit aller Vorsicht einer Herkunft: Sorgeae, Dordogne und der Datierung Aurignacien und Magdalenien zuordnen.

Leider brachte eine Googelei nicht viel dazu, außer Sorges in der Dordogne.

Kennt jemand, woher auch immer, einen Fundort Sorg(eae) in der Dordogne? Ich trau mich kaum nach Literatur zu fragen....

Es würde mir sehr weiterhelfen.

Vielen Dank an Euch alle! Sikla
Benutzeravatar
LS
Beiträge: 959
Registriert: 17.06.2009 10:25
Wohnort: Fränkische Schweiz

Beitrag von LS »

Mhh, da würde mir La Souquette einfallen, das von Hauser gegraben wurde und daher weit gestreut in den Sammlungen liegt. Weiß nicht ob das in Frage kommt?

Gruß L.
Benutzeravatar
Sikla
Beiträge: 89
Registriert: 28.05.2006 16:35
Wohnort: mitten in der Provinz
Kontaktdaten:

Fundstelle Dordogne gesucht

Beitrag von Sikla »

Hallo L., vielen Dank für Deine Antwort, aber ich glaube nicht, dass es La Souquette ist. Ich habe mittlerweile auch noch lesbarere Zettel gefunden. Leider stammen die aber wiederum aus einer Inventarisierung aus den 1950er Jahren und ob der damalige Bearbeiter richtig gelesen hat, weiss ich nune nicht mehr. Ich hab mal ein Foto hochgeladen http://picasaweb.google.de/lh/photo/BtZ ... directlink

Aber der Hinweis auf Hauser war gut, denn ich hab mittlerweile auch noch Artefakte aus Le Moustier gefunden und auch aus Langueroche intermediaire, welches von Peyrony 1934 publiziert wurde (sehr wahrscheinlich ist die Pub. aber nur in Frankreich zu finden)... Was so alles in den Magazinen rumkullert.... unter anderem ein Karton mit 20 Feuersteinklingen, beschriftet mit "Dr. Wendler Altsteinzeit". Informationsgehalt gleich null.

Viele Grüße, Sikla
Benutzeravatar
Kurt A.
Beiträge: 125
Registriert: 17.01.2009 13:02
Wohnort: Zürich

Beitrag von Kurt A. »

Hallo Sikla. Wenn man mal von der Annahme ausgeht, dass der Bearbeiter den Text vielleicht etwas falsch gelesen hat, dann könnte es auch Sergeac heissen. Auch diesen Ort gibts in der Dordogne und eine sehr bekannte paläolithische Fundstelle hats dort auch: Das Abri Blanchard (Castel-Merle). Vielleicht ist das ja eine neue Spur?

Lg Kurt
Benutzeravatar
LS
Beiträge: 959
Registriert: 17.06.2009 10:25
Wohnort: Fränkische Schweiz

Beitrag von LS »

Hallo,
stimmt: Sergeac und Castel Merle macht Sinn!
Longueroche (mit O) ist auch von Hauser ausgegraben worden (1907/08) und Funde sind in diversen Museen verstreut. Es gibt diverse Texte von Hauser dazu, wenn auch keine vernünftige Grabungsdoku, die er ja aber bekanntlich 1914 eingebüßt hat. In welchem Museum liegt denn Deine Sammlung? Das würde mich interessieren. (Ggf. auch als PM...)

Gruß L.
Benutzeravatar
Sikla
Beiträge: 89
Registriert: 28.05.2006 16:35
Wohnort: mitten in der Provinz
Kontaktdaten:

Danke als Zwischenstand

Beitrag von Sikla »

Vielen vielen herzlichen Dank! Sergeac macht mit Sicherheit Sinn - super und auch LOngueroche, da komme ich nunmehr weiter und finde wenigstens etwas Literatur dazu. Da noch einige Kisten auf mich warten, kommt bestimmt bald die nächste Anfrage.

Hier noch ein Artefakt aus Laugerie intermediaire http://picasaweb.google.de/lh/photo/WtD ... directlink

und aus Le Moustier http://picasaweb.google.de/lh/photo/_Tw ... directlink

Merci beaucoup, Sikla
Benutzeravatar
LS
Beiträge: 959
Registriert: 17.06.2009 10:25
Wohnort: Fränkische Schweiz

Beitrag von LS »

Interessant, dass Hauser (der alte Schlingel) auch Funde von Laugerie Intermediaire gestreut hat, denn offiziell hat er diese Kollektion geschlossen an die Uni Erlangen verkauft:
http://www.uf.uni-erlangen.de/projekte/ ... index1.htm

Gruß L.
Mark77

Beitrag von Mark77 »

Du glaub mir, du willst nicht wissen, welche Funde von wo auch immer in manchen Institutskellern hausen. *seufz*
Da rollts dir die Zehennägel hoch. .da mal was.. hier mal en bissl. :shock: :roll:
Thomas Trauner

Beitrag von Thomas Trauner »

Wir nennen sowas immer "Depotfund"....

Wobei, damit kein falscher Eindruck entsteht, dies sich doch allermeist auf Altfunde bezieht, mit händischen Aufzeichnungen und mehrfachen Umlagerungen, kriegs- und/oder umzugsbedingt.
Bis in die fünfziger waren halt die Artefakte das Primärziel, war halt einfach so... :?

Viel Glück und Spaß noch, Sikla.

Thomas
Benutzeravatar
Sikla
Beiträge: 89
Registriert: 28.05.2006 16:35
Wohnort: mitten in der Provinz
Kontaktdaten:

Depotfunde

Beitrag von Sikla »

Hi, Depotfunde - was für eine schöne Erweiterung der Definition..... Ich werde Euch auf alle Fälle über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten - wenn ich wieder eine interessante Kiste öffne.

Thomas: Du hattest geschrieben, dass bis in die 50er Jahre die artefakte das Primärziel waren - gibt es zu dieser Geschichte Literatur? Für einen entsprechenden Hinweis wäre ich dankbar.

Grundsätzlich ist es jedoch sehr begrüßenswert, dass in eine Neubearbeitung der archäologischen Sammlung eines kleinen, alten Museums Geld investiert wird - auch im Hinblick auf die extrem angespannte Haushaltslage der Kommune. Im nächsten Jahr soll daraus die Jahresausstellung für das Museum entstehen und ich bin sehr an einer Publikation der Ergebnisse interessiert - ich hoffe es klappt alles so, wie ich es mir denke.

Ihr habt mir sehr geholfen und ich baue letztendlich weiter auf Euch :idea: - nicht nur hier bei diesem Themen, sondern bei allen meinen anderen Anfragen auch.


Ich würde mich gern mit einer kleinen Spende bedanken - bitte gebt mir die entsprechenden Kontaktdaten, gern per PN durch.

Viele liebe Grüße, Sikla
Benutzeravatar
LS
Beiträge: 959
Registriert: 17.06.2009 10:25
Wohnort: Fränkische Schweiz

Beitrag von LS »

Hallo Sikla,
bin gespannt, was Du alles zum Jungpaläolithikum findest. Hauser war der Großhändler solcher Artefakte in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg, von daher lassen sich viele der "Depotfunde" aus dieser Zeit auf ihn zurückführen. Nochmal hier, falls Du es im WP-Artikel noch nicht entdeckt hast, eine wertvolle Publikation zu diesem Thema:

Hans Geer, Unveröffentlichte Fundkomplexe aus den Grabungen Otto Hausers in der Ur- und Frühgeschichtlichen Sammlung der Universität Erlangen-Nürnberg. Ein Beitrag zur Erforschung klassischer Stationen des Paläolithikums in Südwestfrankreich. Dissertation. Erlangen 1971.

Das Buch ist schwer zu bekommen, am ehesten per Fernleihe von der Uni-Bibliothek Erlangen.

Gruß L.
Benutzeravatar
Sikla
Beiträge: 89
Registriert: 28.05.2006 16:35
Wohnort: mitten in der Provinz
Kontaktdaten:

Beitrag von Sikla »

Hallo, die Diss habe ich schon nach Deinem ersten Hinweis auf Hauser bei meiner Bibliothek als Fernleihe bestellt - ich hoffe, dass das etwas wird. Ich wollte mich eigentlich nie mit den Steinzeiten beschäftigen, nu bin ich mitten drin, aber mit der interessanten "Erweiterung" auf die 1. H. 20. Jhd. Na, wenn des nichts ist.

Mit vielen Grüßen, Sikla
KatrinA

Depotfund

Beitrag von KatrinA »

Hallo,
etwas OT:
In der (übrigens sehr sehenswerten) aktuellen Archäologie-in-NRW-Ausstellung im RGM in Köln habe ich gelernt, dass es eine neue Disziplin mit dem schönen Namen "Archivarchäologie" gibt ;) : Funde in Museumskellern erkennen und zuordnen... Damit ist wohl das Gleiche gemeint wie mit dem hier vewendeten Begriff "Depotfund". In der Ausstellung und dem Katalog wird die Geschichte solcher Funde dokumentiert.
Thomas Trauner

Beitrag von Thomas Trauner »

Thomas: Du hattest geschrieben, dass bis in die 50er Jahre die artefakte das Primärziel waren - gibt es zu dieser Geschichte Literatur? Für einen entsprechenden Hinweis wäre ich dankbar.
Na ja, soweit ich weiß, gibt es bislang noch keine Abhandlung über die generelle Methodik der Archäologie bis in die zweite Hälfte 20.Jh.
Ich denke auch nicht, dass man die Ergebnisse dieser Zeit unbedingt mit einer Textstelle belegen muss....praktisch jeder, der sich mit Sammlungsaufbau und -erhalt beschäftigt, kann davon ein Lied singen.

Ein Klassiker sind immer noch die Methoden von Hauser. Sehr viele seiner Funde sind furchtbar über Europa verteilt, einfach weil er seine Funde im Original oder im Abguss an verschiedene Sammlungen und Museen verkaufte, um seine Tätigkeit zu finanzieren. Praktisch jedes Museum hat außerdem eine "Sammlung Hubermeyer" Wobei Hubermeyer für irgendeinen Sammler steht, der Objekte sammelte und diese nach der Sammlungsaufgabe (oder Exitus..) der nächsten Sammlung vermachte, wobei auch sich dort der Pfleger sehr freute, weil "seine" Sammlung dann mal wieder "komplettiert" wurde.

Der Punkt ist halt, dass dabei wichtige Informationen, selbst über den Fundort, verloren gingen. Nicht mal aus Schlamperei, sondern weil der Aufbau einer möglichst kompletten "Menschheitsgeschichte" Vorrang hatte. Kein Museum ohne Faustkeil. Der zweite wurde verkauft.Oder eingetauscht gegen ein völkerkundliches Artefakt...

Und dann noch Schreib- und Übertragungsfehler.

Aber, leider keine Diss. oder MA-Arbeit über dieses Problem.
Gelegentlich tauchen Passagen in Arbeiten auf, wenn es eben um die vollständige Vorlage eines Ortes/ einer bestimmten Fundgruppe geht.


Thomas
Benutzeravatar
Sikla
Beiträge: 89
Registriert: 28.05.2006 16:35
Wohnort: mitten in der Provinz
Kontaktdaten:

Beitrag von Sikla »

Vielen Dank mal wieder für Eure Antworten.

Katrin - meinst Du die Pub.: Th. Otten/H. Hellenkemper/J. Kunow/M. M. Rind (Hrsg.) Fundgeschichten. Archäologie in Nordrhein-Westfalen.
Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen Band 9.
Begleitbuch zur Landesausstellung 2010/2011.
mit Katalog? Dann werde ich sie mir auf alle Fälle bestellen.
Hast Du die Reko von dem Haarnetz aus Rommerskirchen gesehen? Ich kenne nur die Pub. in den Beiträgen zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut. Das wär schon ein GRund zum "Nach Köln fahren".

Ich habe mich übrigens für den Begriff: "Sammlungsarchäologie" entschieden....

Thomas, auch Dir Danke. problematisch ist ein bisschen für mich, dass im Museum tendenziell die Meinung vertreten wird - kein Fundort, kein Einlieferer - kein Wert - Tonne. Dem wollte ich eigentlich mit ein bisschen Hintergrundwissen entgegentreten, denn nach meiner Ansicht hat die Sammlung eine Geschichte, eben aus der 2. H. 19./1.H. 20. Diese würde ich gern in einer Ausstellung zeigen und nicht die "Menschheitsgeschichte", aber ich werde da noch eine Menge überzeugen müssen.

Viele liebe Grüße, Sikla
Antworten