Basthut

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Claudia
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Basthut

Beitrag von Claudia »

Ich habe meinen ersten Probebasthut angefertigt. Um nicht den guten Lindenbast zu verhunzen, erst mal aus Raffia.

Das Ergebnis sieht durchaus "hutig" aus, ich bin aber noch nicht so recht zufrieden. Ich habe dabei zwei Fehler gemacht: Ich habe die Schnur, auf die ich die "Kettfäden" gehängt habe, gleich spiralförmig weiter zum Zwirnen benutzt. Dadurch ist die untere Weite des Hutes jetzt nicht mehr regulierbar. Ausserdem habe ich gleich zu Anfang zuviel abgenommen, weil mich die grosse untere Weite zu sehr geschreckt hat. Dadurch wellst sich jetzt der untere Teil innen etwas. Sieht man zwar von außen nicht, aber beim Aufsetzen merkt man es.

Hier ist die Außenseite:
Bild

Hier die Innenseite:
Bild

Ich will demnächst eine Version 0.2 machen, aber ich brauche noch ein paar Tips, was ich außer den oben erwähnten Dingen sonst noch ändern sollte. Wie groß muß z.B. der Durchmesser des Hutes am unteren Flechtrand sein im Verhältnis zum Kopf? Sollte er wesentlich größer sein als der Kopf, oder sollte es so etwa passen?
Wenn ich mein Erstlingswerk aufsetze, sitzt er nicht sonderlich fest und fällt mir schon hier im Haus leicht vom Kopf, wo ja nicht mal Wind weht.
Ich hatte in Frauenfeld einen Basthut auf, der dort zum Probieren auslag und hatte den Eindruck, daß dieser wesentlich besser hielt als mein Produkt. Da ich aber nicht direkt vergleichen kann, weiß ich momentan nicht so recht, was an meinem noch verkehrt sein könnte.
Habt ihr Tips?
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wagrier
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Beitrag von wagrier »

Moin Claudia,
dein " Probebasthut" ist doch schon recht gut gelungen. Hast sicher über die Feiertage gewerkelt, oder?
Für die ersten Versuche wird ja immer mehr Zeit gebraucht, wie lange warst du dabei ? Sicher werden die nächsten Basthüte schneller von der Hand gehen. Das Positive bei solchen Arbeiten ist doch immer das Dazulernen von Kniffs, Triks und den Fehlern der vorherigen Arbeit. Bei mir ist es jedenfalls so und die folgenden Arbeiten gelingen dann auch besser und schneller.
Ich kann leider keine weiteren Hinweise zu der Arbeitstechnik geben, werde aber auch irgendwann vor dem gleichen Problem stehen. :D
HG Manfred
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Bullenwächter
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Beitrag von Bullenwächter »

Toll - Super!
Bin schon auf die Lindenbast-Variante gespannt.
The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
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Blattspitze
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Beitrag von Blattspitze »

Klasse!
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
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FlintMetz
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Beitrag von FlintMetz »

Wow - so viel Arbeit.... Sieht echt klasse aus!!!

Schöne Grüße...

Robert
Dem Retuscheur ist nichts zu schwör...
Claudia
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Beitrag von Claudia »

wagrier hat geschrieben:Hast sicher über die Feiertage gewerkelt, oder?
Nee, den hab ich schon Ende November/Anfang Dezember gemacht, aber bisher noch keine Zeit zum Fotografieren und Einstellen gehabt.
wagrier hat geschrieben:Für die ersten Versuche wird ja immer mehr Zeit gebraucht, wie lange warst du dabei ?
Kann ich nicht genau sagen - ich habe mehr als 2 Wochen fast jeden Tag dran gearbeitet. Ich muß auch oft Pausen machen, weil mir Daumen und Zeigefinger der linken Hand, die ja die ganze Zeit festhalten muß, ziemlich schnell wehtun. Mehr als zwei Stunden am Stück kann ich nicht daran arbeiten. Es ist auch deutlich anstrengender und langwieriger als nur Schnüre zu zwirnen. Bei Schnüren bin ich ja schon recht flott, aber der Hut war doch ziemlich anstrengend.

Der Verbrauch an Bast war nur wenig mehr als 100g - ob das in Lindenbast dasselbe Gewicht wäre, weiß ich nicht genau. Ich würde momentan sogar eher zu einem geringeren Gewicht bei gleicher Dichte tendieren.


An alle:
Euer Lob tut zwar gut, aber ich hatte auf ein paar Tips gehofft - hat sonst noch niemand solche Hüte gemacht und kann mir Tips wegen der Maßverhältnisse geben?
Manu

Beitrag von Manu »

Hi Claudia,

ja, das mit den Fingern kenn ich gut. Das wird leider mit "echtem" Bast noch schlimmer, aber du mußt, wenn du kannst den Bast naß machen, dann geht es besser.
Daß der Hut so lummelig ist, hängt mit dem Material zusammen. Der Raffia-Bast ist zum üben vielleicht geeignet, aber es fehlt ihm jede Stabilität. Lindenbast ist viel holziger und dadurch eben härter.

Ich lege dir mal 4 Bilder meiner Rekonstruktions - Versuche dazu. An dem Bild mit dem Einzug der Baststreifen kannst du auch sehen wie anderst und dadurch auch stabiler der Lindenbast ist.

BildBildBildBild

Beim ersten Bild kannst du sehen, daß ich mir sogar ein kleines Drahtgestell gebogen hatte, damit das ganze nicht aus dem Ruder läuft. Achte vielleicht noch darauf wirklich gut zu zwirnen, auch wenn die Finger weh tun, da bekommt der Hut auch einen guten Halt und wird etwas schwerer.

Was die Archhäologen natürlich nicht wissen ist, ob der Hut vielleicht festgebunden wurde. Bei Wind und Wetter wäre das evtl. sinnvoll.

Also, vielleicht können die anderen auch noch Tipps geben ansonsten helfe ich gerne, wenn ich kann.
:mammut2:
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ulfr
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Beitrag von ulfr »

Schöner Hut, Claudia! Zu Deinen Fragen habe ich auch Fragen: Nach welchem Befund hast Du den Hut gebaut? Oder ist er ein Freistilprodukt? Es gibt nämlich mehrere Konstruktionsprinzipien, die - kombiniert - nicht unbedingt funktionieren müssen.
Dein Grundgestell ist anscheinend nach dem Hut von Pestenacker hergestellt, die senkrechten bestehen aus gezwirnten Schnüren. Dann hast Du ihn wie ein Vliesgewebe mit Bastbüscheln ausgevliest? Das geht entscheidend besser, wenn Du die senkrechten aus unverzwirnten , holzigen Baststreifen machst. Dann ist das Grundgerüst schon mal sehr stabil. Wie Manu richtig schreibt, ist echter Lindenbast wesentlich stabiler als Raphia, der taugt nur zum Üben, wenn überhaupt.
Der Pestenackerhut hat ein Grundgerüst aus Schnüren, ist nicht ausgevliest, sondern hier sind breite Baststreifen quasi wie lange Schindeln am oberen Zipfel des Gerüstes befestigt.

Bild

Bild

Das Grundgerüst meiner Hüte ist genau an den Kopf angepasst, d.h. er sitzt relativ stramm auf dem Kopf. Wenn man gevlieste Hüte macht, muss man darauf achten, dass der untere Umfang des Grundgerüstes etwas weiter gewählt wird, denn beim Vliesen zieht sich das Gerüst wieder etwas zusammen.
Sehr bewährt hat sich das Einarbeiten eines "Hutbandes" in den unteren Rand des Hutes, das ist bei einem der Bodenseemodelle (oder sogar mehreren?) so gemacht worden. Wenn Du das Hutband aus einem sehr holzigen Baststreifen machst, kannst Du es etwas überlappen lassen und mit einer Wicklung fixieren. Damit kannst Du die Hutweite regulieren, indem Du das Band etwas auseinanderziehst oder zusammenschiebst.

Bild
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Einige der originalen Hüte waren nicht sehr lang und "mützig" sondern saßen wohl eher wie Kappen nur auf dem Scheitel. Sie müssen irgendwie am Kopf befestigt worden sein.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Claudia
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Beitrag von Claudia »

Mein Hut ist nach dem Hut von Wangen-Hinterhorn gefertigt. Ich habe mich da weitgehend an die Fertigungsbeschreibung gehalten, die Anne Reichert in ihren Plakaten für die Ausstellung in Albersdorf gegeben hat.
http://www.museum-albersdorf.de/bast/hutwangen.htm

Nach ihrer Beschreibung wird der Hut von unten (also der "Krempe") her gefertigt und die Baststreifen für das Vlies in jeder Zwirnreihe gleich mit eingezwirnt. Solange der Hut noch nicht fertig ist, sieht es aus, als wollte man sich ein Hawaii-Hula-Röckchen auf den Kopf setzen :lol:
Man nimmt dann in der Weite ab, indem man Kettfadenstränge vereinigt und immer einen Teil davon als Vlies mit nach aussen biegt. Dabei anfallende Reststücke kann man prima als weiteres Vlies verwenden. Ich habe so gut wie keinen Abfall übrigbehalten. Das Vlies ist relativ dicht und dürfte recht regenfest sein.

Ich bin von Annes Verfahren insofern abgewichen, als ich die "Anschlagschnur" gleich zum Weiterzwirnen benutzt habe - ich denke, das war ein Fehler.
Der Nachteil dieser Fertigungsvariante ist natürlich, daß man gleich am Anfang festlegen muß, wie weit der Hut werden soll, spätere Korrekturen sind kaum möglich, wenn man nicht alles wieder aufmachen will. Vorteilhaft ist aber, daß die untere Kante des Geflechts schön glatt und regelmäßig ist und keine Knoten hat.
Und ich denke, mit etwas Erfahrung kriegt man auch die Größenbestimmung gut hin. Dumm ist nur, daß ich die noch nicht habe...


Worüber ich mich arg wundere ist, daß ihr (Ulfr und Manu) alle beide meint, Raffia sei so viel weicher und "schlaffer" als Lindenbast. Ich hatte eher den umgekehrten Eindruck. Meine Lindenbastvorräte sind viel weicher und schmiegsamer als das Raffia-Zeugs. Mein Raffia ist ziemlich steif und borstig und ich habe ganz schön geflucht beim Zwirnen. Lindenbast war da deutlich schöner.
Manu

Beitrag von Manu »

Vielleicht hast du extrem schönen und feinen Lindenbast? Über Quellen bin ich sehr dankbar !! Ansonsten hatte ich mal einen ganzen Karton voll diesem lummeligen Raffia und konnte nichts damit anfangen.

Ich werde den Hut von Wangen-Hinterhorn auch mal versuchen (muß nur noch paar andere Kleinigkeiten erledigen). Es hat mich immer irritiert, dass man quasi von "unten her " arbeitet. Aber nach deiner Vorstellung des Hutes, habe ich neuen Mut es auch mal zu probieren.

Solltest du den Hut in nächster Zeit mal aus Lindenbast fertigen, wäre es schön, wenn du nochmal berichtest, vielleicht auch wieder ein Foto?
:) :) :)
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