Neues vom Mann aus dem Eis

[Manu]

Die Leggins sehen suuuuuper aus, so ohne Mantel ... aber

[Thomas Trauner]

Mir gefällt er. Er sieht menschlich, individuell, lebendig aus. Ein Mensch, keine Puppe.
Das die Kleidung nicht vollständig ist, kann ich nachvollziehen, immerhin sind Oberteil und Gras....mantel (?) ja nicht sicher rekonstruierbar.

Man kann sich noch einen Kopf machen, ob er nicht das Vorurteil der "wilden" Steinzeit bekräftigt. Tut er wohl. Aber es geht auch um ihn. Und in seine letzten Tagen hat er sich wohl nicht mehr häufig frisiert...

Thomas

[ulfr]

Die Medien überschlagen sich, und dabei gerät wohl hie und da etwas durcheinander:

http://www.welt.de/wissenschaft/article ... h-aus.html

Mitte der Seite

[FlintSource]

Auf dem ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig aber es passt, so sieht ein alter Hochgebirgsbewohner aus. Respekt für die Rekonstruktion, sowohl vom Mensch als der Kleidung!
Und wilde Steinzeit? Nach einem guten Tour sehe ich auch nicht viel zivilisierter aus.
Grüße von Rengert, zurzeit eher im gepflegten Vortrags- und Museumsmodus.

[Bullenwächter]

Fragen, die wohl viele interessieren,die sich nur niemand zu Fragen traut:
Ist der Ötzi unter seinem Lendenschurz eigentlich auch realistisch (lebensnah) nachgebildet worden oder entspricht die Nachbildung hier eher dem (vorliegenden) Original

[ulfr]

Der gentleman genießt und schweigt

Mehr dazu beim Bäumekillen, Andi ....

[Chris]

Fragen, die wohl viele interessieren,die sich nur niemand zu Fragen traut:
Ist der Ötzi unter seinem Lendenschurz eigentlich auch realistisch (lebensnah) nachgebildet worden oder entspricht die Nachbildung hier eher dem (vorliegenden) Original

Du kannst Fragen stellen *kopfschüttel*
Das ist vermutlich wie bei einem Schotten - fragen sollte nur, wer die Antwort vertragen kann

[LS]

Hallo nochmal,
insgesamt finde ich die Reko auch ganz nett. Letzte Tage hatte ich auf ein Detail hingewisen, wo ich nach wie vor was zu meckern habe: der zottelige Vollbart. Von allen Figurinen der Kupferzeit kenn ich so aus dem ff keine mit Vollbart, sondern nur welche mit glattem Kinn! Daher halte ich zwar für plausibel, dass Ötzi unrasiert war, also Richtung Zweiwochenbart (gebirgsbedingt etc.). Ein langer Bart scheint mir aber unpassend. Wie gesagt, ich lass mich gern eines Besseren belehren, aber bitte nur mit Beispielen für Vollbärte.

Gruß L

[Hans T.]

Auf den Gesamtaufnahmen wirkt das Gesicht anders als auf den ersten Bildern. Weniger zerfurcht, breiter.

http://bergmagazin.files.wordpress.com/ ... _gross.jpg

75 Jahre

H

[Thomas Trauner]

@ Hans

Ich gebe LS durchaus recht. Es gibt sogar neolithische, männliche recht realistische Keramikköpfe aus dem Balkan, die alle bartlos sind und erstaunlich ordentliche Frisuren zeigen. Sie sehen aus wie Al Capones Buchhalter, sehr kurze Haare, Mittelscheitel, wirkt wie mit Pomade hingeklatscht.
Typisch ist das Erscheinungsbild des Mannes vom Hauslabjoch sicher nicht.
Vielleicht kommt aber noch was schriftliches zu den Überlegungen zur Gestaltung des Gesichtes.

Vielleicht in:

Ötzi 2.0: Eine Mumie zwischen Wissenschaft, Kult und Mythos von Angelika Fleckinger, Chefin des Bozener Museums.
Erschienen im Theiss Verlag, Februar 2011.
siehe:
http://www.amazon.de/%C3%96tzi-2-0-zwis ... 329&sr=1-1
Ich werde es heute im Buchhandel bestellen.

Thomas

[LS]

Hallo Thomas,
danke für die Meinung. Ich dachte ja, mir kommt jetzt einer mit Ägypten, wo man zu dieser Zeit Bärte sieht auf Abbildungen. Aber das hätte ich nicht gelten lassen, denn die Figurinen der Kupferzeit sehen eben ziemlich anders aus. Also, wollen wir doch mal schauen was man sich in Bozen dabei gedacht hat. Vielleicht gibt´s ja doch ein erhaltenes gekrillt-gekräuseltes Haar, das vom Bart stammen soll - mal sehen.

Gruß Leif

[Thomas Trauner]

Ich habe mir das obengenannte Buch gestern nachmittag im Buchhandel besorgt.
Ist ein wenig enttäuschend, was wirklich neues ist nicht drin. Eher eine Zusammenfassung der letzten 20 Jahre.

Die Puppe stammt von zwei Holländern, deren Arbeiten und Hintergrund im Buch zwar vorgestellt werden, welche Details zur Ausgestaltung der Puppe aber eine Rolle spielten wird nicht ausreichend oder gar nicht erläutert.
Zu Grunde lag natürlich eine Kunststoffkopie des Schädels, aufgebaut wurde nach dem "Manchester Modell". Dieses Modell ist im Moment sicher führend. Hierzu gibt es ein Buch. "Making Faces".

Beim indivuellen, alters-kultur-herkunfts-spezifischen Äußeren wurden offenbar "österreichisch-schweizerisch-bayerische" Gebirgsbewohner als Vorbild genommen. Es findet sich auch der Satz, dass die entsprechenden Alterungsprozesse und die Klimaten seitdem nicht wesentlich verändert hätten und wohl auf "Ötzi" übertragbar sind.
Na ja, genau betrachtet stimmt dies ja nicht. Zu Ötzis Zeiten wars wärmer, wir wissen ja bis heute nicht, wie oft er eigentlich den Witterungen ungeschützt ausgesetzt war. Da seine Lunge Rußpartikel enthielt, ist natürlich auch mit Aufenthalt in Gebäuden zu rechnen.
Kurz: Offenbar war die Annahme die eines wettergegerbten, älteren Almbewohners.

Das ist genau das Problem bei Rekos:
Das Bild des zu rekonstruierenden Menschen, das vor Erstellung der Reko bei den Rekonstrukteuren oder deren Beratern vorherrscht, beeinflusst die Reko wohl zu 80%, der Rest ist die Orientierung an den Fakten.
Wenn etwas mehr über eine vermutliche Rolle und Tätigkeit von "Ötzi" nachgedacht worden wäre, wäre es sicher nicht zu dieser doch etwas extremen Darstellung gekommen.
Selbst der Bart (über dessen Nachweis ich mir jetzt auch nicht im klaren bin) wäre bei einer Rolle als normaler Bauer oder gar "wichtigen" Mann wohl gepflegter ausgefallen.
Wie lange "Ötzi" eigentlich auf der Flucht war, d.h. wie lange er sich nicht pflegte, ist ja auch völlig unklar.
Die Simons schafften den Aufstieg vom Tal zur Fundstelle in einem Tag. Und es war niemand hinter ihnen her.
Herr Simon war Bartträger und so schlimm sah er nach Beendigung der zweitägigen Tour sicher nicht aus....

Die doch recht unvollständige Ausstattung wird ja schon seit langem als Grund für die Annahme einer hastigen, schnellen Flucht angeführt.

So gesehen, hätte ich mich wohl doch etwas zurückgehalten, was die "Wildheit" und die "Alterung" anging.
Einfach deswegen, weil, wie Fr. Fleckinger im Buch bemerkt, die Puppe jetzt das Bild prägen wird.

Thomas

[Thomas Trauner]

Zum "Manchester Modell" siehe:
http://www.amazon.de/Making-Faces-Foren ... 93&sr=1-23

Schlagt zu, so preiswert gibt es dieses wirklich gute Werk sicher nicht mehr.

Thomas

[Nikle]

Hab ich doch gleich mal gemacht. Ich fürchte nur, dass ich damit das Kontingent der neuen preiswerten Exemplare aufgebraucht habe
Vielen Dank für den Hinweis!

Grüße!
Klemens

[Thomas Trauner]

Klemens, gerne geschehen ? Wofür brauchst du denn soviele Exemplare ? Besonderes Interesse/Projekt ?

Thomas