Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
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Re: Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
Hallo,
eventuell passend auch die Frage, warum der Ton beim brennen oft magnetisch wird. Ich habe festgestellt, daß viele vorgeschichtliche Keramikscherben leicht magnetisch sind.
Bei meinen bescheidenen Töpferversuchen habe ich das auch festgestellt. Ich benutzte unaufbereiteten Ton, wie ich ihn auf dem Acker gefunden habe. Dabei stellte ich auch eine Verfärbung von kleinen gelben Klümpchen zu roten Bestandteilen nach dem Brand fest. Hier zwei Bilder ein Gefäß nach dem Brand und eines davor:
Viele Grüße
Sven
eventuell passend auch die Frage, warum der Ton beim brennen oft magnetisch wird. Ich habe festgestellt, daß viele vorgeschichtliche Keramikscherben leicht magnetisch sind.
Bei meinen bescheidenen Töpferversuchen habe ich das auch festgestellt. Ich benutzte unaufbereiteten Ton, wie ich ihn auf dem Acker gefunden habe. Dabei stellte ich auch eine Verfärbung von kleinen gelben Klümpchen zu roten Bestandteilen nach dem Brand fest. Hier zwei Bilder ein Gefäß nach dem Brand und eines davor:
Viele Grüße
Sven
Re: Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
Der beobachtete Magnetismus der Keramik wird in erster Linie von Maghemit verursacht. http://de.wikipedia.org/wiki/Maghemit
Der rotbraune Maghemit entsteht u.a. beim Erhitzen des braunen Lepidokrokit (FeOOH). Zumindest in diesem Punkt ist der Wikipediartikel unvollständig.
Viele Grüße
Fridolin
Der rotbraune Maghemit entsteht u.a. beim Erhitzen des braunen Lepidokrokit (FeOOH). Zumindest in diesem Punkt ist der Wikipediartikel unvollständig.
Viele Grüße
Fridolin
Es lebe die deutsch-bandkeramische Freundschaft!
Re: Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
ThomasTrauner: "Wieso soll die Perforation, die durch die organischen Stoffe entsteht, absichtlich sein, wozu dient sie ?"
Durch die Perforation vergrößert sich die Gesamtoberfläche der Keramik und dadurch werden die auftretenden Spannungen beim Brennen besser absorbiert - dadurch platzt es nicht so leicht und man hat weniger Ausschuss.
Schöne Grüße...
Robert
Durch die Perforation vergrößert sich die Gesamtoberfläche der Keramik und dadurch werden die auftretenden Spannungen beim Brennen besser absorbiert - dadurch platzt es nicht so leicht und man hat weniger Ausschuss.
Schöne Grüße...
Robert
Dem Retuscheur ist nichts zu schwör...
Re: Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
Hallo Isabel,
mir ist Hämatit als Magerungsmittel bei den bandkeramischen Funden westlich von Leipzig noch nicht aufgefallen. Alledings handelt es sich auch nicht um die früheste LBK.
Die Frage nach dem Zweck einer bewußten Hämatit- Magerung halte ich für durchaus berechtigt, zumal das ja nun wirklich kein hiesiges Mineral ist. Aber die Bandkeramiker haben ja duchaus Materialien über weite Entfernungen gehandelt, wenn man nur mal an den Aktinolith-Hornblendeschiefer für die Dechselklingen denkt. Auch bei Silex kann man wohl von weitläufigem Handel ausgehen, oder? Was bei Radiolarit/Lydit schon wieder anders aussieht. Eventuell waren manche Materialien irgendwie heilig? Hämatit hat da religiös sicherlich eine Rolle gespielt.
PS: Bilder kannst Du einfach als Datei anhängen, sie sollten nur nicht zu groß sein.
Viele Grüße
Sven
mir ist Hämatit als Magerungsmittel bei den bandkeramischen Funden westlich von Leipzig noch nicht aufgefallen. Alledings handelt es sich auch nicht um die früheste LBK.
Die Frage nach dem Zweck einer bewußten Hämatit- Magerung halte ich für durchaus berechtigt, zumal das ja nun wirklich kein hiesiges Mineral ist. Aber die Bandkeramiker haben ja duchaus Materialien über weite Entfernungen gehandelt, wenn man nur mal an den Aktinolith-Hornblendeschiefer für die Dechselklingen denkt. Auch bei Silex kann man wohl von weitläufigem Handel ausgehen, oder? Was bei Radiolarit/Lydit schon wieder anders aussieht. Eventuell waren manche Materialien irgendwie heilig? Hämatit hat da religiös sicherlich eine Rolle gespielt.
PS: Bilder kannst Du einfach als Datei anhängen, sie sollten nur nicht zu groß sein.
Viele Grüße
Sven
Re: Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
Nochmal zum Mitdenken....ich blicks nicht ganz. Kommt Hämatit jetzt an den in Frage kommenden Fundstellen jetzt vor oder nicht ?
Ist Handel hier zwingend ?
Thomas
Ist Handel hier zwingend ?
Thomas
Re: Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
Hallo Thomas,
der Leipziger Raum besteht geologisch oberflächlich aus Ablagerungen, sowohl eiszeitlichen aus dem Norden, als auch Flußschotter (teilweise Auenlehm) aus den Mittelgebirgen südlich, großenteils noch mit Löß (Braunerde) bedeckt. Hier Hämatit zu finden ist sicherlich nicht unmöglich, seine Suche wäre aber mit der nach der Nadel im Heuhaufen zu vergleichen. Mir ist noch keiner untergekommen. Häufiger sind hingegen Limonit-Eisen-Konkretionen, die eventuell in Frage kommen. Hier mal zwei Bilder:
Viele Grüße
Sven
der Leipziger Raum besteht geologisch oberflächlich aus Ablagerungen, sowohl eiszeitlichen aus dem Norden, als auch Flußschotter (teilweise Auenlehm) aus den Mittelgebirgen südlich, großenteils noch mit Löß (Braunerde) bedeckt. Hier Hämatit zu finden ist sicherlich nicht unmöglich, seine Suche wäre aber mit der nach der Nadel im Heuhaufen zu vergleichen. Mir ist noch keiner untergekommen. Häufiger sind hingegen Limonit-Eisen-Konkretionen, die eventuell in Frage kommen. Hier mal zwei Bilder:
Viele Grüße
Sven
Re: Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
Hallo zusammen,
wie hoch muss denn die Brenntemperatur sein, damit Hämatit erst im Brand entsteht? Lese immer nur, dass es möglich ist bzw. in vielen Fällen auch der Fall sei (siehe z.B. Noll 1991).
Da ichs nun endlich gecheckt habe, wie man Bilder anhängt , hier nun endlich mal Beispiel für die Keramik die ich meine.
Ja, die Bilder sind groß, aber man soll ja was erkennen
wie hoch muss denn die Brenntemperatur sein, damit Hämatit erst im Brand entsteht? Lese immer nur, dass es möglich ist bzw. in vielen Fällen auch der Fall sei (siehe z.B. Noll 1991).
Da ichs nun endlich gecheckt habe, wie man Bilder anhängt , hier nun endlich mal Beispiel für die Keramik die ich meine.
Ja, die Bilder sind groß, aber man soll ja was erkennen
Re: Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
Hmm, wenn die Fotos den Farbeindruck richtig wiedergeben sind die infrage kommenden Magerungsbestandteile eher bräunlich (401, 408 außen) bis rotbraun (408 innen). Die Formen sind eher rundlich, die Gesamtmenge im Scherben liegt nur bei geschätzten 3 Vol.-%, die Korngrößen erreichen vielleicht 2mm. Sagen wir es so: Hätte ich diese Scherben unter dem Binokular hätte ich keinerlei Probleme damit, diese Magerungsbestandteile als Limonit-Konkretionen anzusehen, wie sie in vielen Tonen bzw. Böden vorkommen. Natürliche Magerung, kein Magerungsmittel. Mach Dich mal kundig über Eisen- bzw. Eisen/Mangan-Konkretionen in Bodenprofilen!
Natürlicher Hämatit ist „kirschrot“ (sehr feinkörnig) bis bläulich-schwarz (Kristalle). Die braunen Limonitkonkretionen aus Böden sind ein Gemenge aus Goethit und Lepidokrokit, die Bodenbestandteile (z.B. Quarzkörner, Glimmer, Ton) miteinander verkitten können. In Böden kann Limonit außerdem mit schwarzen Manganverbindungen vermengt sein.
Beim Brand reichen Temperaturen zwischen etwa 250 und 350 Grad aus, um Goethit und Lepidokrokit in Hämatit bzw. Maghemit umzuwandeln. Den Temperaturbereich habe ich so in Erinnerung. Wenn Du genauere Daten möchtest müsstest Du in der entsprechenden Fachliteratur nachsehen (z.B. Cornell & Schwertmann, Iron oxides). Allerdings solltest Du dabei berücksichtigen, dass die Umwandlungstemperatur u.a. von der Korngröße und der Kristallinität der eisenhaltigen Partikel sowie von den Verunreinigungen abhängt. Die Temperatur des Farbumschlags von braun nach rot dürfte noch viel mehr von den Verunreinigungen und von der Dauer und Höhe der Brenntemperatur beeinflusst werden - manchmal ist es eben wie beim Kuchenbacken...
Viele Grüße
Fridolin
Natürlicher Hämatit ist „kirschrot“ (sehr feinkörnig) bis bläulich-schwarz (Kristalle). Die braunen Limonitkonkretionen aus Böden sind ein Gemenge aus Goethit und Lepidokrokit, die Bodenbestandteile (z.B. Quarzkörner, Glimmer, Ton) miteinander verkitten können. In Böden kann Limonit außerdem mit schwarzen Manganverbindungen vermengt sein.
Beim Brand reichen Temperaturen zwischen etwa 250 und 350 Grad aus, um Goethit und Lepidokrokit in Hämatit bzw. Maghemit umzuwandeln. Den Temperaturbereich habe ich so in Erinnerung. Wenn Du genauere Daten möchtest müsstest Du in der entsprechenden Fachliteratur nachsehen (z.B. Cornell & Schwertmann, Iron oxides). Allerdings solltest Du dabei berücksichtigen, dass die Umwandlungstemperatur u.a. von der Korngröße und der Kristallinität der eisenhaltigen Partikel sowie von den Verunreinigungen abhängt. Die Temperatur des Farbumschlags von braun nach rot dürfte noch viel mehr von den Verunreinigungen und von der Dauer und Höhe der Brenntemperatur beeinflusst werden - manchmal ist es eben wie beim Kuchenbacken...
Viele Grüße
Fridolin
Es lebe die deutsch-bandkeramische Freundschaft!
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Re: Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
Hallo Zusammen,
ist dieser Thread noch aktuell? Als Nicht-Keramiker ist mir heute beiläufig einen Hinweis auf 'Eisenmagerung' untergekommen. In der Magisterarbeit von A. Pratsch, Die linien- und stichbandkeramische Siedlung in Dresden-Cotta, Beiträge zur Ur und Frühgeschichte Mitteleuropas 17, Beier & Beran, Weissbach 1999, wird die Verwendung von Eisenkonkretionen als Magerungsmittel erwähnt (s. 42). Dies scheint auch bereits bei anderen Fundstellen in der Dresdener Elbtalweitung festgestellt zu sein.
Ein weiterer Literaturhinweis: "Die Verwendung von Rötel- oder Roteisenbruchstückchen ist auch von anderen bandkeramischen Fundplätzen Thüringens und Sachsen-Anhalts bekannt (Kaufmann 1976a, 15). Wobei der Verweis auf das Opus von Kaufmann ist, Wirtschaft und Kultur der Stichbandkeramiker im Saalegebiet, Veröffentlichungen Halle 30. Hier werden zwar einige Fundstellen erwähnt, aber keine fundamentalen weiteren Informationen gegeben.
Beide Texte verweisen auf einen Uralt-Aufsatz aus 1905: Teetzmann, Dresden-Lockwitz, Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis Dresden, 73-79. Den Artikel kenne ich, muss sogar irgendwo eine Kopie liegen haben, aber nicht in meinen gutsortierten FlintSource-Ordnern und deshalb nicht direkt greifbar. Ich kann mich aber nicht an etwas über Rötelmagerung erinnern, nur an böhmischen Quarziten, was durchaus etwas mit selektiver Erinnerung zu tun hat. Ich werde morgen in der Bibliothek mal nachschauen.
Demnächst also mehr.
Grüße,
Rengert
ist dieser Thread noch aktuell? Als Nicht-Keramiker ist mir heute beiläufig einen Hinweis auf 'Eisenmagerung' untergekommen. In der Magisterarbeit von A. Pratsch, Die linien- und stichbandkeramische Siedlung in Dresden-Cotta, Beiträge zur Ur und Frühgeschichte Mitteleuropas 17, Beier & Beran, Weissbach 1999, wird die Verwendung von Eisenkonkretionen als Magerungsmittel erwähnt (s. 42). Dies scheint auch bereits bei anderen Fundstellen in der Dresdener Elbtalweitung festgestellt zu sein.
Ein weiterer Literaturhinweis: "Die Verwendung von Rötel- oder Roteisenbruchstückchen ist auch von anderen bandkeramischen Fundplätzen Thüringens und Sachsen-Anhalts bekannt (Kaufmann 1976a, 15). Wobei der Verweis auf das Opus von Kaufmann ist, Wirtschaft und Kultur der Stichbandkeramiker im Saalegebiet, Veröffentlichungen Halle 30. Hier werden zwar einige Fundstellen erwähnt, aber keine fundamentalen weiteren Informationen gegeben.
Beide Texte verweisen auf einen Uralt-Aufsatz aus 1905: Teetzmann, Dresden-Lockwitz, Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis Dresden, 73-79. Den Artikel kenne ich, muss sogar irgendwo eine Kopie liegen haben, aber nicht in meinen gutsortierten FlintSource-Ordnern und deshalb nicht direkt greifbar. Ich kann mich aber nicht an etwas über Rötelmagerung erinnern, nur an böhmischen Quarziten, was durchaus etwas mit selektiver Erinnerung zu tun hat. Ich werde morgen in der Bibliothek mal nachschauen.
Demnächst also mehr.
Grüße,
Rengert
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
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Re: Hämatit als Magerungsmittel in der Ältesten LBK
So dann jetzt das Originalzitat auf das die beiden Beiträge verweisen:
Rengert
That's all folks! Ich hatte es bereits befürchtet, weil bei mir überhaupt nichts hängen geblieben war. Obwohl Herr Teetzmann bei allen Bestimmungen sehr korrekt in einer Fußnote angibt wer sie durchgeführt hat, steht beim Roteisenstein nichts dazu. Der Herr war wohl auch kein Geologe, weil die Steingeräte hat er im Museum bestimmen lassen. Es tut mir Leid, das bringt die Sache also auch nicht viel weiter.Mehrfach aber erschienen (unverzierte) Scherben, deren Material mit Roteisenstein (der sich übrigens sehr häufig in losen kleinen körnchen vorfand) derart durchmischt ist, dass durch das Brennen eine sattrote Färbung des Gefäßes erzielt wurde.
Rengert
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
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