Hornsteinbergbau
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Re: Hornsteinbergbau
Mal ne dumme Frage zum Stichwort "Silexhandel": Wie häufig sind eigentlich Depotfunde von Silexrohstücken? Vor ein paar Jahren machte ich eine Notbergung in der Erddeponie von Bad Windsheim. Bei Erdarbeiten hatte der Bagger einen faustgroßen Klumpen freigelegt, der aus dicht gepackten unbearbeiteten Silexplatten des Baiersdorfer Typs bestand, die in der Region v.a. im Jungneolithikum verarbeitet wurden. Offensichtlich waren die Rohstücke in einem Behälter aus organischem Material dort verloren gegangen bzw. deponiert worden.
Viele Grüße
Fridolin
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Fridolin
Es lebe die deutsch-bandkeramische Freundschaft!
Re: Hornsteinbergbau
Mit dieser Frage hab ich mich nie beschäftigt. Roth zitiert für das Jungneolithikum Zimmermann 1995, 65 ff. ohne näher darauf einzugehen und für das Mittelneolithikum den Fundplatz "Kanal I" Kehlheim mit zahlreichen Kernen, Engelhardt 1990, 53. Depots dürften als nicht sehr häufig sein. Eine Nachschau in Zimmermann lohnt vielleicht.
Herzlichen Gruß
Hugo
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Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
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Re: Hornsteinbergbau
Richtige Rohmaterialdepots sind sehr selten. Meistens handelt es sich um Kernen oder Klingen und ähnliches. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich so aus dem Stehgreif keine neolithische Befunde parat habe. Bei lokalem Rohmaterial, speziell auf dem Geschiebe ist das Erkennen von eventuellen absichtlichen Ansammlungen manchmal auch schwierig. Es wird mit Sicherheit irgendwelche Niederlegungen geben, aber das mit den Baiersdorfer Rohplatten klingt ziemlich selten.
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
Karlheinz Deschner
Re: Hornsteinbergbau
Hallo,
hab den Fred kaum wiedergefunden (ein Intro so wie früher wäre gut...). Also, folgendes fällt mir zu Bayern ein:
Halbfabrikat-Depots gibt es zum Beispiel an der Abbaustelle Baiersdorf (Sichel-Halbfabrikate) oder auch in Flintsbach-Hardt. Auch an der Kreisgrabenanlage von Künzing-Unternberg gab es ein Verteilerzentrum für vorpräparierte Knollen aus Flintsbach.
Grüße, L.
hab den Fred kaum wiedergefunden (ein Intro so wie früher wäre gut...). Also, folgendes fällt mir zu Bayern ein:
Halbfabrikat-Depots gibt es zum Beispiel an der Abbaustelle Baiersdorf (Sichel-Halbfabrikate) oder auch in Flintsbach-Hardt. Auch an der Kreisgrabenanlage von Künzing-Unternberg gab es ein Verteilerzentrum für vorpräparierte Knollen aus Flintsbach.
Grüße, L.
Re: Hornsteinbergbau
Servus, den findest du hier: http://www.archaeoforum.de/search.php?s ... d=newpostsLS hat geschrieben:Hallo,
hab den Fred kaum wiedergefunden (ein Intro so wie früher wäre gut...).
...
Grüße, L.
Schöne Grüße,
Markus
Re: Hornsteinbergbau
Vielen Dank Leif
Viele Grüße
Fridolin
die Sichelhalbfabrikate hatte ich schon in der Hand (riesig!). Bisher ging ich aber davon aus, dass es sich um Lesefunde handeln würde. Aber ich muss zugeben, die Arbeiten von Alex Binsteiner hab ich nie gelesen...LS hat geschrieben: Halbfabrikat-Depots gibt es zum Beispiel an der Abbaustelle Baiersdorf (Sichel-Halbfabrikate)
Viele Grüße
Fridolin
Es lebe die deutsch-bandkeramische Freundschaft!
Re: Hornsteinbergbau
Moin,
die Linzer Ausstellung von Binsteiner zu Silexhandel (vgl. Katalog) wird ab 2.6. im Historischen Museum Regensburg gezeigt.
http://www.museen-regensburg.de/html/la ... ungen.html
Lohnt vielleicht, mal hinzufahren.
Grüße, L.
die Linzer Ausstellung von Binsteiner zu Silexhandel (vgl. Katalog) wird ab 2.6. im Historischen Museum Regensburg gezeigt.
http://www.museen-regensburg.de/html/la ... ungen.html
Lohnt vielleicht, mal hinzufahren.
Grüße, L.
Re: Hornsteinbergbau
Sodele, komm gerade von der Eröffnung. Die Ausstellung lohnt sich. Und die drei Baiersdorfer Sichelhalbdingens sind tatsächlich beieinander gefunden worden, hicks.
Gruß L
Gruß L
Re: Hornsteinbergbau
Man muss dazu sagen, dass sich Georg Roth in seiner statistischen Auswertung der Schächte nur auf die Grabung aus dem Jahr 2001 bezieht. Die Grabungen gingen aber noch weiter, bis ins Jahr 2009. Die Auswertung erfolgt momentan in einem DFG-Projekt durch die damalige Ausgräber-Gruppe (u.a. M.M.Rind, K.Eisele). Anschließend wird man sehen, ob die Aussage der Roth'schen Statisti auch auf die Gesamtgrabungsfläche übertragen werden kann und somit "stimmt" oder eben nicht.FlintSource hat geschrieben: Statistiken muss man unbedingt kritisch hinterfragen, in den meisten Fällen wird irgendetwas in SPSS hineingefüttert, Hauptkomponente mit 50,1% Erklärungswert gezogen und fertig ist die Laube.
Was der Georg hier gemacht hat geht ziemlich weit darüber hinaus, aber mit dem Unterschied, dass er weiss (und versteht) was er da macht.
Viele Grüße
Fridolin
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Re: Hornsteinbergbau
Ich habe die Tagung in Pottenstein mal benutzt, um die verbleibenden 150 Kilometer nach Regensburg zu überbrücken und die Ausstellung „Rätsel der Steinzeit“ anzuschauen.
Immer gut wenn die Möglichkeiten von Rohmaterialidentifizierung fürs Aufzeichnen von Kommunikationsnetzwerken mal wieder dargestellt werden und auch ausreichend Flint bei den Exponaten. Insgesamt fand ich jedoch die Ausstellung nicht berauschend. Es werden die einzelnen Projekten von Binsteiner dargestellt (Lessini-Flint, Mondsee, „Feuersteinstrasse“ usw.) mit einigen Funden, ein paar Dioramen und jeweils einem Bildschirm mit einem Fernsehbeitrag in dem Kollege Binsteiner etwas zu seiner Tätigkeit erzählt.
Insgesamt fehlt mir aber, mit Ausnahme von Binsteiner selber, einen roten Faden. Es bleibt sehr stark ins Exemplarischen stecken. Keine Einleitung wie Feuerstein entsteht, wie die einzelnen Varietäten sich unterscheiden und wie man das untersuchen kann. Auch bleiben andere Netzwerke, wie z.B. Jistebsko und Szentgál völlig außen vor und wird Abensberg als das älteste „Handels“-Netzwerk dargestellt. Trotz hohes Flintgehalts habe ich mich auch den Katalog nicht angetan. Der Besuch ist lohnenswert wenn man in der Umgebung ist, aber keine Reise oder größeren Umweg wert.
Das gleiche gilt übrigens für die Vorgeschichtsabteilung des Museums, die ich in dieser Form auch noch nicht kannte. Teilweise ausgesprochen nette Funde, aber ziemlich ohne weiteren Zusammenhang streng chronologisch präsentiert. Speziell bei den Metallfunden finde ich die Darstellung ziemlich lieblos: Vitrinen vollgepackt mit Bronzehortfunden, brav hingelegt in Reih und Glied. Ich bin sicherlich kein Liebhaber von überdesignten Museen, aber etwas mehr Inszenierung hätte die Sache durchaus attraktiver machen können. Etwas zum Gucken oder Anfassen für die Jugend fehlt völlig und sogar für dem (zugegeben nicht-metallischen) Fachmann wirkt die detaillierte Darstellung von LtD1 usw. etwas dröge. Und nicht vergessen zeitig zu kommen: Auch am Sonntag schließt das Museum um 16:00.
Immer gut wenn die Möglichkeiten von Rohmaterialidentifizierung fürs Aufzeichnen von Kommunikationsnetzwerken mal wieder dargestellt werden und auch ausreichend Flint bei den Exponaten. Insgesamt fand ich jedoch die Ausstellung nicht berauschend. Es werden die einzelnen Projekten von Binsteiner dargestellt (Lessini-Flint, Mondsee, „Feuersteinstrasse“ usw.) mit einigen Funden, ein paar Dioramen und jeweils einem Bildschirm mit einem Fernsehbeitrag in dem Kollege Binsteiner etwas zu seiner Tätigkeit erzählt.
Insgesamt fehlt mir aber, mit Ausnahme von Binsteiner selber, einen roten Faden. Es bleibt sehr stark ins Exemplarischen stecken. Keine Einleitung wie Feuerstein entsteht, wie die einzelnen Varietäten sich unterscheiden und wie man das untersuchen kann. Auch bleiben andere Netzwerke, wie z.B. Jistebsko und Szentgál völlig außen vor und wird Abensberg als das älteste „Handels“-Netzwerk dargestellt. Trotz hohes Flintgehalts habe ich mich auch den Katalog nicht angetan. Der Besuch ist lohnenswert wenn man in der Umgebung ist, aber keine Reise oder größeren Umweg wert.
Das gleiche gilt übrigens für die Vorgeschichtsabteilung des Museums, die ich in dieser Form auch noch nicht kannte. Teilweise ausgesprochen nette Funde, aber ziemlich ohne weiteren Zusammenhang streng chronologisch präsentiert. Speziell bei den Metallfunden finde ich die Darstellung ziemlich lieblos: Vitrinen vollgepackt mit Bronzehortfunden, brav hingelegt in Reih und Glied. Ich bin sicherlich kein Liebhaber von überdesignten Museen, aber etwas mehr Inszenierung hätte die Sache durchaus attraktiver machen können. Etwas zum Gucken oder Anfassen für die Jugend fehlt völlig und sogar für dem (zugegeben nicht-metallischen) Fachmann wirkt die detaillierte Darstellung von LtD1 usw. etwas dröge. Und nicht vergessen zeitig zu kommen: Auch am Sonntag schließt das Museum um 16:00.
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
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