Bandkeramische Basttasche
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Bandkeramische Basttasche
Das wird wieder einer von meinen Endlosbeiträgen, weil ich aber nicht vorhabe die Sache in dieser Form anderweitig zu publizieren, gilt dies hier mal als (Vor)Bericht, inklusiver der üblichen Rechtschreibe- und Grammatikfehler.
Eigentlich sollte ich nur hinter dem Rechner sitzen und schreiben, aber ein wenig Frischluft braucht man am Wochenende doch auch. Also heraus mit der Jugend in ein Brachgelände für ein kleines Experiment. Wie Ulfr in diesem Bereich bereits mal vorgestellt hat, gibt es aus den bandkeramischen Brunnen diese wunderbaren Bastbeutel und Taschen. Das Problem ist nur, dass diese NICHT aus Rinde hergestellt sind, sondern aus hauchdünnem Bast. Die hervorragende Kopie von dem Zwenkauer Exemplar (ich verwende das Bild, mit Genehmigung, auch immer wieder) ist historisch also nicht korrekt. Wenn die Teile so hergestellt gewesen wären, hätten wir auch deutlich weniger Probleme beim Freilegen und anschließenden Auspräparieren und konservieren.
Noch intrigierender sind die Taschen von dem anderen Modell, aus einem gefalteten Lappen, die an den Seiten mit Spaltstäben zugeklemmt sind und, wie in dem Brunnen aus Altscherbitz, teilweise sogar mit einem Trägegriff versehen. Publizierte Exemplare gibt es da eigentlich noch nicht, nur einige Abbildungen (Literaturhinweise s.u.).
Auch diese Teile sind aus dünnem Bast hergestellt; Das der Länge nach falten von einem Rindenlappen mit einer Fläche von 50x80 kann man ohnehin, wortwörtlich, knicken. Daher die Frage: Wie stellt man solche Bastlappen, von dem wir auch lose etliche im Brunnen hatten, her?
Nachdem die Rinde vom Baum abgenommen ist, ist es so gut wie unmöglich die äußere holzige Borke zu entfernen. Beim Rösten lösen sich die Bastschichten in einzelne Lagen und sind nicht mehr weiterverarbeitbar. Deshalb war meine Überlegung die Borke gleich am Baum abzuschaben, bevor man den Lappen ablöst.
Dazu haben wir eine Linde gesucht (obwohl es unbekannt ist von welcher Baumart der Bast genau stammt) mit einem Durchmesser von ca. 20 cm, um einen zusammenhangenden Lappen von ca. 40x40 cm zu gewinnen. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass keine überwachsenen Astansätzen vorhanden sind. Sogar kleinste ehemaligen Ästchen führen zu Löcher und lassen sich, wenn es keine Spiegellinde ist, an der Borke von Außen nicht feststellen. Dieses Problem würde übrigens in der LBK, wie fast alles, mit Birkenpech gelöst.
Abb. 1: Klinge aus Falster-Flint
Die Borke wurde mit einer 11 cm langen Klinge aus Falster-Flint (Abb. 1, ein Geschenk von Harm P. bei einem gemeinsamen Auftritt, wofür Dank) heruntergeschabt.
Dieser Teil der Arbeit gestaltete sich recht einfach (Abb. 2), obwohl man beim Schaben unweigerlich regelmäßig mit den Fingerknöcheln gegen den Baum schlägt, was bei meinen Schreibtischtäterhändchen doch zu leichtem Blutverlust führte. Die Frage ist jetzt bis wie weit man die Rinde/Borke abschaben muss, ohne die unterliegende Bastschicht zu beschädigen. Jetzt zeigt sich auch erst, ob der Stammabschnitt richtig gewählt wurde, weil erst beim Schaben die überwachsenen kleinsten Astansätzchen zu Tage treten (s.u.)
Abb. 2: Abschaben der Borke.
Beim Ausgraben war in den meisten Fällen klar zu sehen, dass die Bastlappen eine deutliche langgestreckte netzartige Struktur aufwiesen. Es würde jetzt also so lange Material abgetragen bis die Oberfläche große Ähnlichkeit zeigte mit den Originalfunden (Abb. 3).
Abb. 3: Detail der abgeschabten Oberfläche.
In der Zwischenzeit kümmerte sich die Jugend um die Beschaffung einiger dünnen, geraden Triebe, für die Herstellung der notwendigen Spaltstäben. Im Idealfall sind diese wohl aus Hasel (Holzartbestimmung steht noch aus, unqualifizierte Einschätzung anhand der teilweise noch vorhandenen Rinde sowie Holzstruktur bei isolierten Exemplaren), weil Haselbüsche jedoch auf dem Gelände nicht vorhanden sind, würde zurückgegriffen auf die sehr häufigen jungen Ahorn-Triebe, die anschließende gespalten wurden.
Als der richtigen Punkt erreicht schien, wurde die Abgeschabte Fläche mit einem tiefen Schnitt von dem umgebenden Rinde getrennt und die verbleibende Rinde/Bast vom Baum getrennt. Hierbei traten die einzigen nennenswerten Probleme des Tages auf. Ersten war der Baum nicht ‚reif’ und ließ sich die Rinde, obwohl der Baum voll im Saft stand, kaum vom Holz lösen, eine Erscheinung der beim Ernten von Lindenrinde für die Herstellung von Bast häufiger auftritt. Am gleichen Zeitpunkt lässt sich bei manchen Bäumen im gleichen Revier die Rinde partout nicht lösen, während man bei anderen mit der Hand so richtig runterflutscht. Zweitens stellte sich heraus, dass die Rinde noch viel zu dick war und damit noch extrem steif und unbiegsam. Diese beiden Faktoren führten dazu, dass der Lappen (besser: das Brett) in der Mitte riss und damit für weitere Verarbeitung unbrauchbar wurde (Abb. 4). Für Bastgewinnung wird es wohl noch reichen, obwohl Baststreifen von 40 cm nach meinem Geschmack etwas kurz sind.
Abb. 4: Abgetrennter Rindenlappen mit den vorbereiteten Spaltstäben.
Wahrscheinlich muss die Rinde bis auf dem Niveau von der äußersten, löchrigen Bastschicht abgeschabt werden, bei den Schnurdrehern unter uns zur Genüge bekannt, das Zeug womit nichts mehr anzufangen ist. Um unser Ausflug nicht ohne Ergebnis enden zu lassen, wurde dann kurzerhand einen erreichbaren Ast vom gleichen Baum in Angriff genommen. Durch die sehr viel dünneren Rinde war es hier schwierig die richtige Schicht freizulegen, es ließ sich aber ohne viel Probleme einen kleinen Lappen von 24x18 gewinnen. Dieses Läppchen konnte dann ohne weitere Schwierigkeiten zu eine Miniaturausführung der frühneolithischen ‚Designer-Taschen’ verarbeitet werden (Abb. 5). Wie meine jüngste Tochter bemerkte: ‚Viel Design, wenig Tasche’, dazu an den Seiten mit Blutflecken meiner aufgeschlagenen Hände.
Abb. 5: Improvisierte Miniaturausgabe der bandkeramischen Rindentasche. Vorläufige Bindung mit Jutegarn.
Durch dieses kleine Erfolgserlebnis ermuntert entschlossen wir uns dann, um doch noch einen kleinen Baum auf dem Altar der Experimentalarchäologie zu opfern. Ein Stämmchen mit einem Durchmesser von ca. 9 cm wurde auf einer Länge von knapp 30 cm abgeschabt, wobei die Konzentration doch deutlich nachließ, was resultierte in eine ungleichmäßige Dicke des Bastlappens. Unglücklicherweise stellte sich dann auch noch heraus, dass die Rinde mit vielen, an der Außenseite nicht sichtbaren, überwallten feinsten Astansätzen (Abb. 6) durchsetzt war. Auch wenn das Ergebnis technisch eher unbefriedigend war, ließ sich aus dem Lappen doch ein kleines Exemplar herstellen.
Abb. 6: Feinste Astansätze führen zu Löcher in der Bastsicht.
Zu Hause würden dann die Spaltstäbe etwas eingekürzt und geschält (auch wenn dies bei den Originalen häufig nicht der Fall ist) und die vorläufigen Bindungen aus Jute durch Lindenbastschnüren ersetzt. Weil genau an der Stelle, wo der Bast gefaltet wurde zu viel Material entfernt war, ist die Tasche jetzt undicht, aber im günstigen Winkel fotografiert sieht man davon nichts (Abb. 7). Die Spaltstäbe waren gemeint für ein Modell mit einer Breite von 40 cm und wirken deshalb etwas klobig an der 28 cm breiten Tasche, aber insgesamt vermittelt es doch recht gut wie die Teilen ausgesehen haben und dürfte auch dem neolithischen Herstellungsprozess recht nahe kommen.
Abb. 7: Endergebnis, etwas verkleinerte Kopie einer bandkeramischen Basttasche mit Tragegriff.
Jetzt ist die Zeit der Rindenernte, also ab in den Wald! Wenn es nichts wird mit den Kopien kann man das Material immer noch rotten für die Schnurherstellung. Viel Bastelspaß und ich hoffe auf viele neuen Erkenntnisse.
Literatur:
R. Elburg, Steinzeitlicher Schatzkammer, Archæo – Archäologie in Sachsen 6 (2009), 63.
R. Elburg, Rindenbeutel zum Wasserschöpfen, Archäologie in Deutschland 2010-2, 53.
R. Elburg & P. Herold, Tiefe Einblicke in die Vergangenheit. Der jungsteinzeitliche Brunnen aus Altscherbitz gibt Aufschluss über das Leben vor 7100 Jahren, Archæo – Archäologie in Sachsen 7 (2010), 23-27
Eigentlich sollte ich nur hinter dem Rechner sitzen und schreiben, aber ein wenig Frischluft braucht man am Wochenende doch auch. Also heraus mit der Jugend in ein Brachgelände für ein kleines Experiment. Wie Ulfr in diesem Bereich bereits mal vorgestellt hat, gibt es aus den bandkeramischen Brunnen diese wunderbaren Bastbeutel und Taschen. Das Problem ist nur, dass diese NICHT aus Rinde hergestellt sind, sondern aus hauchdünnem Bast. Die hervorragende Kopie von dem Zwenkauer Exemplar (ich verwende das Bild, mit Genehmigung, auch immer wieder) ist historisch also nicht korrekt. Wenn die Teile so hergestellt gewesen wären, hätten wir auch deutlich weniger Probleme beim Freilegen und anschließenden Auspräparieren und konservieren.
Noch intrigierender sind die Taschen von dem anderen Modell, aus einem gefalteten Lappen, die an den Seiten mit Spaltstäben zugeklemmt sind und, wie in dem Brunnen aus Altscherbitz, teilweise sogar mit einem Trägegriff versehen. Publizierte Exemplare gibt es da eigentlich noch nicht, nur einige Abbildungen (Literaturhinweise s.u.).
Auch diese Teile sind aus dünnem Bast hergestellt; Das der Länge nach falten von einem Rindenlappen mit einer Fläche von 50x80 kann man ohnehin, wortwörtlich, knicken. Daher die Frage: Wie stellt man solche Bastlappen, von dem wir auch lose etliche im Brunnen hatten, her?
Nachdem die Rinde vom Baum abgenommen ist, ist es so gut wie unmöglich die äußere holzige Borke zu entfernen. Beim Rösten lösen sich die Bastschichten in einzelne Lagen und sind nicht mehr weiterverarbeitbar. Deshalb war meine Überlegung die Borke gleich am Baum abzuschaben, bevor man den Lappen ablöst.
Dazu haben wir eine Linde gesucht (obwohl es unbekannt ist von welcher Baumart der Bast genau stammt) mit einem Durchmesser von ca. 20 cm, um einen zusammenhangenden Lappen von ca. 40x40 cm zu gewinnen. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass keine überwachsenen Astansätzen vorhanden sind. Sogar kleinste ehemaligen Ästchen führen zu Löcher und lassen sich, wenn es keine Spiegellinde ist, an der Borke von Außen nicht feststellen. Dieses Problem würde übrigens in der LBK, wie fast alles, mit Birkenpech gelöst.
Abb. 1: Klinge aus Falster-Flint
Die Borke wurde mit einer 11 cm langen Klinge aus Falster-Flint (Abb. 1, ein Geschenk von Harm P. bei einem gemeinsamen Auftritt, wofür Dank) heruntergeschabt.
Dieser Teil der Arbeit gestaltete sich recht einfach (Abb. 2), obwohl man beim Schaben unweigerlich regelmäßig mit den Fingerknöcheln gegen den Baum schlägt, was bei meinen Schreibtischtäterhändchen doch zu leichtem Blutverlust führte. Die Frage ist jetzt bis wie weit man die Rinde/Borke abschaben muss, ohne die unterliegende Bastschicht zu beschädigen. Jetzt zeigt sich auch erst, ob der Stammabschnitt richtig gewählt wurde, weil erst beim Schaben die überwachsenen kleinsten Astansätzchen zu Tage treten (s.u.)
Abb. 2: Abschaben der Borke.
Beim Ausgraben war in den meisten Fällen klar zu sehen, dass die Bastlappen eine deutliche langgestreckte netzartige Struktur aufwiesen. Es würde jetzt also so lange Material abgetragen bis die Oberfläche große Ähnlichkeit zeigte mit den Originalfunden (Abb. 3).
Abb. 3: Detail der abgeschabten Oberfläche.
In der Zwischenzeit kümmerte sich die Jugend um die Beschaffung einiger dünnen, geraden Triebe, für die Herstellung der notwendigen Spaltstäben. Im Idealfall sind diese wohl aus Hasel (Holzartbestimmung steht noch aus, unqualifizierte Einschätzung anhand der teilweise noch vorhandenen Rinde sowie Holzstruktur bei isolierten Exemplaren), weil Haselbüsche jedoch auf dem Gelände nicht vorhanden sind, würde zurückgegriffen auf die sehr häufigen jungen Ahorn-Triebe, die anschließende gespalten wurden.
Als der richtigen Punkt erreicht schien, wurde die Abgeschabte Fläche mit einem tiefen Schnitt von dem umgebenden Rinde getrennt und die verbleibende Rinde/Bast vom Baum getrennt. Hierbei traten die einzigen nennenswerten Probleme des Tages auf. Ersten war der Baum nicht ‚reif’ und ließ sich die Rinde, obwohl der Baum voll im Saft stand, kaum vom Holz lösen, eine Erscheinung der beim Ernten von Lindenrinde für die Herstellung von Bast häufiger auftritt. Am gleichen Zeitpunkt lässt sich bei manchen Bäumen im gleichen Revier die Rinde partout nicht lösen, während man bei anderen mit der Hand so richtig runterflutscht. Zweitens stellte sich heraus, dass die Rinde noch viel zu dick war und damit noch extrem steif und unbiegsam. Diese beiden Faktoren führten dazu, dass der Lappen (besser: das Brett) in der Mitte riss und damit für weitere Verarbeitung unbrauchbar wurde (Abb. 4). Für Bastgewinnung wird es wohl noch reichen, obwohl Baststreifen von 40 cm nach meinem Geschmack etwas kurz sind.
Abb. 4: Abgetrennter Rindenlappen mit den vorbereiteten Spaltstäben.
Wahrscheinlich muss die Rinde bis auf dem Niveau von der äußersten, löchrigen Bastschicht abgeschabt werden, bei den Schnurdrehern unter uns zur Genüge bekannt, das Zeug womit nichts mehr anzufangen ist. Um unser Ausflug nicht ohne Ergebnis enden zu lassen, wurde dann kurzerhand einen erreichbaren Ast vom gleichen Baum in Angriff genommen. Durch die sehr viel dünneren Rinde war es hier schwierig die richtige Schicht freizulegen, es ließ sich aber ohne viel Probleme einen kleinen Lappen von 24x18 gewinnen. Dieses Läppchen konnte dann ohne weitere Schwierigkeiten zu eine Miniaturausführung der frühneolithischen ‚Designer-Taschen’ verarbeitet werden (Abb. 5). Wie meine jüngste Tochter bemerkte: ‚Viel Design, wenig Tasche’, dazu an den Seiten mit Blutflecken meiner aufgeschlagenen Hände.
Abb. 5: Improvisierte Miniaturausgabe der bandkeramischen Rindentasche. Vorläufige Bindung mit Jutegarn.
Durch dieses kleine Erfolgserlebnis ermuntert entschlossen wir uns dann, um doch noch einen kleinen Baum auf dem Altar der Experimentalarchäologie zu opfern. Ein Stämmchen mit einem Durchmesser von ca. 9 cm wurde auf einer Länge von knapp 30 cm abgeschabt, wobei die Konzentration doch deutlich nachließ, was resultierte in eine ungleichmäßige Dicke des Bastlappens. Unglücklicherweise stellte sich dann auch noch heraus, dass die Rinde mit vielen, an der Außenseite nicht sichtbaren, überwallten feinsten Astansätzen (Abb. 6) durchsetzt war. Auch wenn das Ergebnis technisch eher unbefriedigend war, ließ sich aus dem Lappen doch ein kleines Exemplar herstellen.
Abb. 6: Feinste Astansätze führen zu Löcher in der Bastsicht.
Zu Hause würden dann die Spaltstäbe etwas eingekürzt und geschält (auch wenn dies bei den Originalen häufig nicht der Fall ist) und die vorläufigen Bindungen aus Jute durch Lindenbastschnüren ersetzt. Weil genau an der Stelle, wo der Bast gefaltet wurde zu viel Material entfernt war, ist die Tasche jetzt undicht, aber im günstigen Winkel fotografiert sieht man davon nichts (Abb. 7). Die Spaltstäbe waren gemeint für ein Modell mit einer Breite von 40 cm und wirken deshalb etwas klobig an der 28 cm breiten Tasche, aber insgesamt vermittelt es doch recht gut wie die Teilen ausgesehen haben und dürfte auch dem neolithischen Herstellungsprozess recht nahe kommen.
Abb. 7: Endergebnis, etwas verkleinerte Kopie einer bandkeramischen Basttasche mit Tragegriff.
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Literatur:
R. Elburg, Steinzeitlicher Schatzkammer, Archæo – Archäologie in Sachsen 6 (2009), 63.
R. Elburg, Rindenbeutel zum Wasserschöpfen, Archäologie in Deutschland 2010-2, 53.
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Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
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- Blattspitze
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Re: Bandkeramische Basttasche
Klasse!
Also weniger Rinde als vielmehr Bast ...!
Eine Frage, abgesehen von den Überwallungslöchern, -ist der Bast Wasserdicht? Und, äh, die Zweite: Die seitlichen Spaltholz - Abschlüsse, wie stabil und dicht sind die wohl bei einer anzunehmenden Schöpffunktion?
Also weniger Rinde als vielmehr Bast ...!
Eine Frage, abgesehen von den Überwallungslöchern, -ist der Bast Wasserdicht? Und, äh, die Zweite: Die seitlichen Spaltholz - Abschlüsse, wie stabil und dicht sind die wohl bei einer anzunehmenden Schöpffunktion?
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
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Re: Bandkeramische Basttasche
Hallo Blattspitze,
genau das sind die Fragen und die sind mit diesem Exemplar nicht nachzugehen. Weil, wie immer, meine Zeit extrem begrenzt ist und ich deshalb nicht glaube diese Saison noch ein Versuch machen zu können, habe ich den Vorbericht geschrieben, damit weitere Experimente folgen.
Die Abdichtungen mit den Spaltsäben scheinen ziemlich stabil zu sein, bei drei Taschen haben sie immerhin über 7000 Jahr gehalten.
Die Querverbindung sorgt dafur, dass nicht zu viel Druck auf die Seiten kommt und die Tasche nicht zusammengezogen wird wenn sie wassergefüllt hochgezogen wird. Obwohl ich noch immer nicht 100% davon überzeugt bin, dass sie exklusiv zum Wasserschöpfen verwendet wurden, deutet ein halb in der Schöpfmulde des Altscherbitzer Brunnens einsedimentiertes Exemplar doch sehr stark auf eine solche Funktion hin.
Grüße,
Rengert
genau das sind die Fragen und die sind mit diesem Exemplar nicht nachzugehen. Weil, wie immer, meine Zeit extrem begrenzt ist und ich deshalb nicht glaube diese Saison noch ein Versuch machen zu können, habe ich den Vorbericht geschrieben, damit weitere Experimente folgen.
Die Abdichtungen mit den Spaltsäben scheinen ziemlich stabil zu sein, bei drei Taschen haben sie immerhin über 7000 Jahr gehalten.
Die Querverbindung sorgt dafur, dass nicht zu viel Druck auf die Seiten kommt und die Tasche nicht zusammengezogen wird wenn sie wassergefüllt hochgezogen wird. Obwohl ich noch immer nicht 100% davon überzeugt bin, dass sie exklusiv zum Wasserschöpfen verwendet wurden, deutet ein halb in der Schöpfmulde des Altscherbitzer Brunnens einsedimentiertes Exemplar doch sehr stark auf eine solche Funktion hin.
Grüße,
Rengert
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Karlheinz Deschner
Karlheinz Deschner
Re: Bandkeramische Basttasche
Gratuliere zu dieser wirklich schönen und meiner Ansicht nach (für den Anfang, wo man mit allen möglichen Komplikationenen umgehen muss, die später "normal" sind) super gelungenen Arbeit. Nachdem ich selbst schon einige Basttäschchen hergestellt habe z.B. ein randparallel geflochtenes Körbchen aus Lindenbaststreifen vom Bielersee, das evtl. zum Pilze und Kräutersuchen eingesetzt wurde ? weiss ich um die Besessenheit zur Herstellung solcher wunderbaren Schönheiten. Sie sind mit nichts vergleichbar, was wir heute haben. Merkt man, dass ich diese Täschchen liebe?
Jetzt hast du meine Neugier geweckt. Diese Funde und das Täschchen werden mich nun eine ganze Weile beschäftigen. Danke
Jetzt hast du meine Neugier geweckt. Diese Funde und das Täschchen werden mich nun eine ganze Weile beschäftigen. Danke
Re: Bandkeramische Basttasche
das spornt an Rengert, eine schöne Arbeit habt ihr da gefertigt.
Wäre ein geschäfteter Schaber (Kratzer) zu grob um die Aussenrinde zu schälen ?
Da muß ich mal beigehen als alter "Bast und Tüddelband Fetischist".
Danke für die Anregung.
HG Manfred
Wäre ein geschäfteter Schaber (Kratzer) zu grob um die Aussenrinde zu schälen ?
Da muß ich mal beigehen als alter "Bast und Tüddelband Fetischist".
Danke für die Anregung.
HG Manfred
Re: Bandkeramische Basttasche
Mit solch einer Schultasche bist du doch voll hip!
Ich fürchte nur, Rengert, Du hast Dir viel unnütze Mühe gemacht. Wenn sich die Rinde vom Baum ablösen lässt (im Norden der St.Hans-Tag, im Süden um Frühlingsfortkommensbreite eher), wirfst Du sie als Platte ins Wasser und Stein drauf. Eineinhalb Monate später nimmst Du die Platte heraus, setzt mit einem scharfen Gerät zwischen Borke und Bast an und löst den gesamten Bast aus der Borke. Das geht ganz leicht, wenn das Rösten gut funktioniert hat.
Wenn die seitlichen Klemmhölzer gut befestigt sind, ist das Ganze wasserdicht, undicht ist evtl. die Naht, nicht aber der Bast, sonst würde der Baum austrocknen.
Ich fürchte nur, Rengert, Du hast Dir viel unnütze Mühe gemacht. Wenn sich die Rinde vom Baum ablösen lässt (im Norden der St.Hans-Tag, im Süden um Frühlingsfortkommensbreite eher), wirfst Du sie als Platte ins Wasser und Stein drauf. Eineinhalb Monate später nimmst Du die Platte heraus, setzt mit einem scharfen Gerät zwischen Borke und Bast an und löst den gesamten Bast aus der Borke. Das geht ganz leicht, wenn das Rösten gut funktioniert hat.
Wenn die seitlichen Klemmhölzer gut befestigt sind, ist das Ganze wasserdicht, undicht ist evtl. die Naht, nicht aber der Bast, sonst würde der Baum austrocknen.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: Bandkeramische Basttasche
Ui, schicke Täschchen!
Wo hast Du denn in Dresdens Umgebung Linden pellen können, ohne vom Förster gewürgt zu werden? Ich möcht auch gern mal...
Wo hast Du denn in Dresdens Umgebung Linden pellen können, ohne vom Förster gewürgt zu werden? Ich möcht auch gern mal...
- FlintSource
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Re: Bandkeramische Basttasche
Hallo Ulfr,
auch wenn ich bei meiner jetzigen Schreibtisch- und Innendienstarbeit durchaus etwas körperlichen Ausgleich gebrauchen kann, bin ich nicht so masochistisch, dass ich mich umsonst die Hände blutig arbeite. Das Ausgangsmaterial der Basttaschen ist irgend etwas zwischen Rinde und Bast. Die Oberflächenstruktur sieht dem Bild 3 oben extrem ähnlich, bei dem Niveau wie in Bild 6 zu sehen ist (grobe äußere Bastschicht) ist man wahrscheinlich bereits zu tief.
Ich bin zwar kein sehr erfahrene Lindenbaströster, aber bei meinen Versuchen spaltete sich die Bastschicht, wie fürs Zwirnen auch gewünscht, immer in einzelnen Lagen auf. Dazu kommt, dass die tieferen Bastschichten meines Erachtens zu wenig lateralen Zusammenhang haben, wie wir auch am Wochenende wieder bemerkten. Das Material reißt zu einzelnen Streifen, wie bereits zu sehen in Bild 5 der Minitasche, wo die Klinge durch den ersten Riss schimmert. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
Vielleicht müssen wir noch querer denken und von einem Kombinationsverfahren ausgehen: Zuerst die holzige Außenschicht abschaben, dann rösten, Bast ablösen und mit dem Zwischenmaterial arbeiten. Ich werde es mit der Platte aus Bild 4 mal versuchen. Die Struktur sieht da den Originalen sehr ähnlich, ist aber noch deutlich zu dick und unflexibel.
Wenn meine akuten Baustellen für diese Woche erledigt sind, werde ich mal eine Probe aus der Kühlung holen und unter dem Bino sezieren, vielleicht finde ich dort noch Anhaltspunkte.
Leider hat mir noch kein Botaniker/Holzmensch genau sagen können was es eigentlich für ein Material ist, weder was der Art angeht noch der genauen anatomischen Lage innerhalb der Baumrinde.
Die Verwendung von kompletter Rinde wie sie z.B. Anne Reichert in dem 2009 Bilanz-Band beschreibt (online hier: http://www.museum-albersdorf.de/bast/Ri ... ter-AR.pdf) ist mit Sicherheit auszuschließen (EDIT 12.06.2011: Siehe Post vom 12. Juni 2011. Die Untersuchungen von Werner Schoch haben gezeigt, dass es sich sehr wohl om Rinde [also Bast und Borke] handelt!), geschweige die Herstellung aus Birkenrinde wie sie im Büchlein ‚Die Bandkeramiker. Erste Steinzeitbauern in Deutschland’ anlässlich des Hessentages 2004 gezeigt wird.
In dem letzteren Beitrag (‚Taschen und Beutel aus Rindenbast’ von Tessa Engelbrecht) steckt noch ein Fehler: Hier ist die Öffnung nach zwei Seiten gewölbt (Abb. 492), während bei den Originalen die ‚Hinterseite’ flach ist und nur die ‚Oberseite’ aufgewölbt ist, wie bei dem Prototyp oben.
Ich sollte zu meinem jetzigen Versuch noch kritisch anmerken, dass die Verbindung zwischen Griff und Spaltstäben spekulativ ist: Die beiden kompletten Exemplaren mit dieser Konstruktion liegen noch im Sedimentbett in der Kühlung und harren der Präparation. Das Einzige was ich sagen kann, ist dass der Griff sicher hinter dem vorderen Spaltstab liegt, ob das Holz jedoch richtig zwischen den Stäben geklemmt ist (was eine logische Konstruktion erscheint) oder der hintere Stab kürzer ist, werden wir erst sehen wenn die Restauratorin ausreichend Mut gefasst hat, um das erste Teil in Angriff zu nehmen.
Wagrier, ich glaube, dass eine weiter unbearbeitete Klinge (oder für die Faulen unter uns ein Taschenmesser) die beste Kontrolle beim abschälen gibt, aber auch hier gibt es bestimmt andere Lösungen.
Claudia, ich kenne da ein aufgelassenes Kasernengelände, das ich als Brache betrachte, ob die zuständigen Ordnungshüter das auch so sehen möchte ich lieber nicht herausfinden.
Wird wohl noch fortgesetzt,
Rengert
auch wenn ich bei meiner jetzigen Schreibtisch- und Innendienstarbeit durchaus etwas körperlichen Ausgleich gebrauchen kann, bin ich nicht so masochistisch, dass ich mich umsonst die Hände blutig arbeite. Das Ausgangsmaterial der Basttaschen ist irgend etwas zwischen Rinde und Bast. Die Oberflächenstruktur sieht dem Bild 3 oben extrem ähnlich, bei dem Niveau wie in Bild 6 zu sehen ist (grobe äußere Bastschicht) ist man wahrscheinlich bereits zu tief.
Ich bin zwar kein sehr erfahrene Lindenbaströster, aber bei meinen Versuchen spaltete sich die Bastschicht, wie fürs Zwirnen auch gewünscht, immer in einzelnen Lagen auf. Dazu kommt, dass die tieferen Bastschichten meines Erachtens zu wenig lateralen Zusammenhang haben, wie wir auch am Wochenende wieder bemerkten. Das Material reißt zu einzelnen Streifen, wie bereits zu sehen in Bild 5 der Minitasche, wo die Klinge durch den ersten Riss schimmert. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
Vielleicht müssen wir noch querer denken und von einem Kombinationsverfahren ausgehen: Zuerst die holzige Außenschicht abschaben, dann rösten, Bast ablösen und mit dem Zwischenmaterial arbeiten. Ich werde es mit der Platte aus Bild 4 mal versuchen. Die Struktur sieht da den Originalen sehr ähnlich, ist aber noch deutlich zu dick und unflexibel.
Wenn meine akuten Baustellen für diese Woche erledigt sind, werde ich mal eine Probe aus der Kühlung holen und unter dem Bino sezieren, vielleicht finde ich dort noch Anhaltspunkte.
Leider hat mir noch kein Botaniker/Holzmensch genau sagen können was es eigentlich für ein Material ist, weder was der Art angeht noch der genauen anatomischen Lage innerhalb der Baumrinde.
Die Verwendung von kompletter Rinde wie sie z.B. Anne Reichert in dem 2009 Bilanz-Band beschreibt (online hier: http://www.museum-albersdorf.de/bast/Ri ... ter-AR.pdf) ist mit Sicherheit auszuschließen (EDIT 12.06.2011: Siehe Post vom 12. Juni 2011. Die Untersuchungen von Werner Schoch haben gezeigt, dass es sich sehr wohl om Rinde [also Bast und Borke] handelt!), geschweige die Herstellung aus Birkenrinde wie sie im Büchlein ‚Die Bandkeramiker. Erste Steinzeitbauern in Deutschland’ anlässlich des Hessentages 2004 gezeigt wird.
In dem letzteren Beitrag (‚Taschen und Beutel aus Rindenbast’ von Tessa Engelbrecht) steckt noch ein Fehler: Hier ist die Öffnung nach zwei Seiten gewölbt (Abb. 492), während bei den Originalen die ‚Hinterseite’ flach ist und nur die ‚Oberseite’ aufgewölbt ist, wie bei dem Prototyp oben.
Ich sollte zu meinem jetzigen Versuch noch kritisch anmerken, dass die Verbindung zwischen Griff und Spaltstäben spekulativ ist: Die beiden kompletten Exemplaren mit dieser Konstruktion liegen noch im Sedimentbett in der Kühlung und harren der Präparation. Das Einzige was ich sagen kann, ist dass der Griff sicher hinter dem vorderen Spaltstab liegt, ob das Holz jedoch richtig zwischen den Stäben geklemmt ist (was eine logische Konstruktion erscheint) oder der hintere Stab kürzer ist, werden wir erst sehen wenn die Restauratorin ausreichend Mut gefasst hat, um das erste Teil in Angriff zu nehmen.
Wagrier, ich glaube, dass eine weiter unbearbeitete Klinge (oder für die Faulen unter uns ein Taschenmesser) die beste Kontrolle beim abschälen gibt, aber auch hier gibt es bestimmt andere Lösungen.
Claudia, ich kenne da ein aufgelassenes Kasernengelände, das ich als Brache betrachte, ob die zuständigen Ordnungshüter das auch so sehen möchte ich lieber nicht herausfinden.
Wird wohl noch fortgesetzt,
Rengert
Zuletzt geändert von FlintSource am 12.06.2011 21:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Karlheinz Deschner
Karlheinz Deschner
Re: Bandkeramische Basttasche
Ich werde auch mal in dieser Richtung weiterexperimentieren. Normalerweise löst sich der Bast wie von mir beschrieben, die äußerste Schicht, die knapp unter der Borke sitzt, hat wohl die Struktur, die Du beschreibst, noch nicht Borke, aber auch nicht mehr Bast, ein netzartiges Geflecht, dessen grobe Poren vollsitzen mit einer weißen, käsigen Substanz. Demnächst Bilder.
Dass die eine Seite der Rinden"tasche" aufgewölbt ist, spricht imho dafür, dass sie zum Wasserschöpfen benutzt wurde, solch ein Eimer sinkt wahrscheinlich leichter ein, weil er nicht obenauf schwimmt.
Dass die eine Seite der Rinden"tasche" aufgewölbt ist, spricht imho dafür, dass sie zum Wasserschöpfen benutzt wurde, solch ein Eimer sinkt wahrscheinlich leichter ein, weil er nicht obenauf schwimmt.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Re: Bandkeramische Basttasche
„Die Verwendung von kompletter Rinde wie sie z.B. Anne Reichert in dem 2009 Bilanz-Band beschreibt (online hier: http://www.museum-albersdorf.de/bast/Ri ... ter-AR.pdf) ist mit Sicherheit auszuschließen“
Weshalb ist das „mit Sicherheit auszuschließen“? Wurde das „Gefäß aus Lindenrinde aus dem Brunnen von Erkelenz-Kückhoven“ (Annes pdf) nur aus dem Rindenbast gefertigt? D.h. die Borke vor der Herstellung entfernt? Ist das nachgewiesen? Wenn ja, wo kann man das nachlesen?
Ich arbeite seit einigen Wochen mit Rinde weshalb mich die Fragestellung interessiert.
Weshalb ist das „mit Sicherheit auszuschließen“? Wurde das „Gefäß aus Lindenrinde aus dem Brunnen von Erkelenz-Kückhoven“ (Annes pdf) nur aus dem Rindenbast gefertigt? D.h. die Borke vor der Herstellung entfernt? Ist das nachgewiesen? Wenn ja, wo kann man das nachlesen?
Ich arbeite seit einigen Wochen mit Rinde weshalb mich die Fragestellung interessiert.
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Re: Bandkeramische Basttasche
Hallo Merha,
nachzulesen gibt es über Brunnen viel, aber andererseits sehr wenig: Keins von den Teilen ist abschließend publiziert. Ein Bastbeutel aus Erkelenz ist aber zu sehen im Landesmuseum in Bonn, zwei aus Eythra zurzeit in Dresden, auch dort wird ziemlich schnell deutlich, dass da keine Borke mehr dran ist.
Einige von den Beuteln in Sachsen sind untersucht (auch noch immer nicht publiziert), wobei in allen Fällen 'Rindenbast' als ausgangsmaterial, überwiegend Linde, bestimmt wurde. Ich habe ein Stück Material mal nach Hemmenhofen mitgenommen und auch dort war die Meinung eindeutig Rindenbast.
Aus dem Brunnen von Altscherbitz haben wir einige wenige größere Stücke richtige Rinde. Das Zeug kannst du einfach freilegen und unkompliziert anpacken und bergen. Die Rindenbastlappen und die Beutel sind jedoch extrem fragil und müssen unbedingt mit 'Sie' angesprochen werden. Auch die Struktur (s. oben) ist sehr viel eher mit der von Bast vergleichbar. Insgesamt laufen die Teile im Allgemeinen eher unter 'Bastbeutel' als unter 'Rindenbeutel'.
Für den Nachweis bleibt dir zurzeit also nur das alte 'pers. mitt.' übrig, ich werde versuchen die naturwissenschaftliche Untersuchungen irgendwie voranzutreiben. Leider habe ich aber keinen großen Sack mit Forschungsmitteln unter dem Schreibtisch stehen und die botanischen Kollegen müssen sich auch irgendwie ernähren.
Grüße,
Rengert
nachzulesen gibt es über Brunnen viel, aber andererseits sehr wenig: Keins von den Teilen ist abschließend publiziert. Ein Bastbeutel aus Erkelenz ist aber zu sehen im Landesmuseum in Bonn, zwei aus Eythra zurzeit in Dresden, auch dort wird ziemlich schnell deutlich, dass da keine Borke mehr dran ist.
Einige von den Beuteln in Sachsen sind untersucht (auch noch immer nicht publiziert), wobei in allen Fällen 'Rindenbast' als ausgangsmaterial, überwiegend Linde, bestimmt wurde. Ich habe ein Stück Material mal nach Hemmenhofen mitgenommen und auch dort war die Meinung eindeutig Rindenbast.
Aus dem Brunnen von Altscherbitz haben wir einige wenige größere Stücke richtige Rinde. Das Zeug kannst du einfach freilegen und unkompliziert anpacken und bergen. Die Rindenbastlappen und die Beutel sind jedoch extrem fragil und müssen unbedingt mit 'Sie' angesprochen werden. Auch die Struktur (s. oben) ist sehr viel eher mit der von Bast vergleichbar. Insgesamt laufen die Teile im Allgemeinen eher unter 'Bastbeutel' als unter 'Rindenbeutel'.
Für den Nachweis bleibt dir zurzeit also nur das alte 'pers. mitt.' übrig, ich werde versuchen die naturwissenschaftliche Untersuchungen irgendwie voranzutreiben. Leider habe ich aber keinen großen Sack mit Forschungsmitteln unter dem Schreibtisch stehen und die botanischen Kollegen müssen sich auch irgendwie ernähren.
Grüße,
Rengert
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
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Re: Bandkeramische Basttasche
Guten Morgen Rengert,
vielen Dank für deine ausführlichen Erläuterungen. Ich muss nochmal nachfassen. Mir geht es ausschließlich um den einen Behälter aus dem Brunnen von Erkelenz-Kückhoven dessen Nachbau in der von dir verlinkten pdf, Abb. 2, beschrieben wird und von dem du zu schreiben scheinst, dass hier die Verwendung von kompletter Rinde definitiv ("mit Sicherheit") auszuschließen sei. Bestätigst du tatsächlich, dass genau dieser Behälter keine Borke mehr aufweist?
Vielen Dank!
vielen Dank für deine ausführlichen Erläuterungen. Ich muss nochmal nachfassen. Mir geht es ausschließlich um den einen Behälter aus dem Brunnen von Erkelenz-Kückhoven dessen Nachbau in der von dir verlinkten pdf, Abb. 2, beschrieben wird und von dem du zu schreiben scheinst, dass hier die Verwendung von kompletter Rinde definitiv ("mit Sicherheit") auszuschließen sei. Bestätigst du tatsächlich, dass genau dieser Behälter keine Borke mehr aufweist?
Vielen Dank!
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Re: Bandkeramische Basttasche
Hallo Merha,
Für die letzte Sicherheit schickst du einfach dem Ausgräber, Jürgen Weiner, der ja auch hier im Forum ist, eine PM. Von keinem von den Teilen liegt eine abschließende Publikation vor. Weiner schreibt selber: "Als Material wurde ein rechteckiger streifen Bast, vermutlich von Eichenrinde, verwendet" in "Eine zimmermannstechnische Glanzleistung: der 7000 Jahre alte Eichenholzbrunnen aus Erkelenz-Kückhoven" in H. Hellenkemper, H. Horn, H. Koschik & B. Trier (Hrsgg.): Ein Land macht Geschichte. Archäologie in Nordrhein-Westfalen. von Zabern, Mainz 1995, Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen, Band 3.
Ich kann aus eigener näherer Anschauung nur von den sächsichen Beuteln sagen, dass hier die Borke immer fehlt. Im Rheinland wird das kaum anders sein. Dafür sprechen ja auch die vielen Fehlversuche von Reichert.
Grüße,
Rengert
Für die letzte Sicherheit schickst du einfach dem Ausgräber, Jürgen Weiner, der ja auch hier im Forum ist, eine PM. Von keinem von den Teilen liegt eine abschließende Publikation vor. Weiner schreibt selber: "Als Material wurde ein rechteckiger streifen Bast, vermutlich von Eichenrinde, verwendet" in "Eine zimmermannstechnische Glanzleistung: der 7000 Jahre alte Eichenholzbrunnen aus Erkelenz-Kückhoven" in H. Hellenkemper, H. Horn, H. Koschik & B. Trier (Hrsgg.): Ein Land macht Geschichte. Archäologie in Nordrhein-Westfalen. von Zabern, Mainz 1995, Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen, Band 3.
Ich kann aus eigener näherer Anschauung nur von den sächsichen Beuteln sagen, dass hier die Borke immer fehlt. Im Rheinland wird das kaum anders sein. Dafür sprechen ja auch die vielen Fehlversuche von Reichert.
Grüße,
Rengert
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Karlheinz Deschner
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Re: Bandkeramische Basttasche
Dumm, dumm, natürlich gibt es eine ausführlichere Beschreibung von den Basttaschen von Erkelenz:
Weiner, J. 1997: Rinden„taschen“ oder Schöpfbeutel? Behälter aus Rindenbast aus dem bandkeramischen Brunnen von Erkelenz-Kückhoven. Plattform, Zeitschrift des Vereins für Pfahlbau und Heimatkunde e. V. 5/6, 1996/97, 76-82.
Daraus die beiden wichtigsten Zitate:
Grüße,
Rengert
Weiner, J. 1997: Rinden„taschen“ oder Schöpfbeutel? Behälter aus Rindenbast aus dem bandkeramischen Brunnen von Erkelenz-Kückhoven. Plattform, Zeitschrift des Vereins für Pfahlbau und Heimatkunde e. V. 5/6, 1996/97, 76-82.
Daraus die beiden wichtigsten Zitate:
undUnd so lag die Vermutung nahe, dass zu ihrer Herstellung nicht Rinde, sondern eventuell langfaseriger, fester und doch flexibler (Rinden) Bast verwendet wurde
Also auch in Erkelenz keine Rinde sondern Bast. An die Arbeit, rösten, schaben, ausdünnen. Übrigens müssen die Teile anscheinend ziemlich feucht gelagert werden. Das oben vorgestellte Exemplar hat durch die extrem trockene Luft in meinem Dienstzimmer zusätzliche Risse und Spalten bekommen, was auch wieder für eine Funktion als Wasserschöpf-Gefäß spricht.Vor diesem Hintergrund wurde seinerzeit für die Rindenbehälter aus Erkelenz-Kückhoven die Arbeitsbezeichnung "Rindentaschen" gewählt. Mittlerweile wird die korrekte Bezeichnung "Rindenbastbeutel" oder "Bastbeutel" verwendet
Grüße,
Rengert
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Karlheinz Deschner
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