Archäologie und völkisches Gedankengut
Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris, ulfr
Archäologie und völkisches Gedankengut
Gestern abend fertig gelesen:
Ickerodt, U., Mahler, F. (Hrsg.) 2010: Archäologie und völkisches Gedankengut: Zum Ungang mit dem eigenen Erbe. Frankfurt/Main: Verlag Peter Lang
ISBN: 978-3-631-59785-9
Ein spannendes Buch mit vielen interessanten Beiträgen, eigentlich die Publikation der Vorträge zum "Ersten Uelzener Gespräch", einer Veranstaltung zum Thema kurz nach den Vorfällen von Paderborn, ergänzt durch weitere Texte. Anhand vieler Beispiele verdeutlichen die Autoren die unheilige Allianz zwischen Archäologie und völkisch-nationaler Brauchtumspflege, Mahnmalarchitektur und Vermittlungsarbeit vom ausgehenden 19. Jhd. bis heute. Auch die problematische Rolle der LH wird angesprochen:
"Wie weit daher die Wirkungsmächtigkeit der NS-Bilder wirklich reicht, inwieweit damalige Strategien und Dramaturgien Verwendung finden, muss derzeit noch als in vielen Bereichen unzulänglich erforscht betrachtet werden und erscheint (sic!) eine weitere, tiefer gehende Betrachtung nicht nur zu rechtfertigen, sondern geradezu zu fordern."
[Ickerodt/Mahler 2010, S. 211]
Prädikat: Lesenswert, allerdings hätte ein gründliches abschließendes Lektorat dem Buch gut getan, die Schreibfehler sind Legion (wie bei vielen Neuerscheinungen, keine gute Entwicklung, findet Pingel-ULFR), und den Preis von € 44,80 für 230 Seiten mit wenigen s/w-Abb. finde ich nicht angemessen. Dieses Thema ist zu wichtig, als dass es einem größeren Leserkreis durch derart überzogene Preise fast unmöglich gemacht wird, sich mit den Gedanken anderer Autoren zu beschäftigen. Natürlich ist die Auflage entsprechend klein, aber ein paperback statt eines hardcovers hätte es doch auch getan ?!
Ickerodt, U., Mahler, F. (Hrsg.) 2010: Archäologie und völkisches Gedankengut: Zum Ungang mit dem eigenen Erbe. Frankfurt/Main: Verlag Peter Lang
ISBN: 978-3-631-59785-9
Ein spannendes Buch mit vielen interessanten Beiträgen, eigentlich die Publikation der Vorträge zum "Ersten Uelzener Gespräch", einer Veranstaltung zum Thema kurz nach den Vorfällen von Paderborn, ergänzt durch weitere Texte. Anhand vieler Beispiele verdeutlichen die Autoren die unheilige Allianz zwischen Archäologie und völkisch-nationaler Brauchtumspflege, Mahnmalarchitektur und Vermittlungsarbeit vom ausgehenden 19. Jhd. bis heute. Auch die problematische Rolle der LH wird angesprochen:
"Wie weit daher die Wirkungsmächtigkeit der NS-Bilder wirklich reicht, inwieweit damalige Strategien und Dramaturgien Verwendung finden, muss derzeit noch als in vielen Bereichen unzulänglich erforscht betrachtet werden und erscheint (sic!) eine weitere, tiefer gehende Betrachtung nicht nur zu rechtfertigen, sondern geradezu zu fordern."
[Ickerodt/Mahler 2010, S. 211]
Prädikat: Lesenswert, allerdings hätte ein gründliches abschließendes Lektorat dem Buch gut getan, die Schreibfehler sind Legion (wie bei vielen Neuerscheinungen, keine gute Entwicklung, findet Pingel-ULFR), und den Preis von € 44,80 für 230 Seiten mit wenigen s/w-Abb. finde ich nicht angemessen. Dieses Thema ist zu wichtig, als dass es einem größeren Leserkreis durch derart überzogene Preise fast unmöglich gemacht wird, sich mit den Gedanken anderer Autoren zu beschäftigen. Natürlich ist die Auflage entsprechend klein, aber ein paperback statt eines hardcovers hätte es doch auch getan ?!
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Re: Archäologie und völkisches Gedankengut
Meines Erachtens gibt es so viele "nationale" Archäologien, wie es Nationen gibt. Ein schönes Beispiel ist Kostrzewski, der Kossinas Siedlungsarchäologie auf Polen adaptierte.
Für mich ist vom Philosphicum bei Erich Heintel dessen Kritik an der Geschichtswissenschaft hängen geblieben, die zwanglos auf alle kulturanthropologischen Disziplinen anwendbar ist. Unser Forschungsobjekt ändert sich nicht, aber unsere Fragestellungen, die fast immer zeitgeistig und oft auch ideologisch beeinflusst sind. Neopositivismus ist aber auch keine Lösung.
Für mich ist vom Philosphicum bei Erich Heintel dessen Kritik an der Geschichtswissenschaft hängen geblieben, die zwanglos auf alle kulturanthropologischen Disziplinen anwendbar ist. Unser Forschungsobjekt ändert sich nicht, aber unsere Fragestellungen, die fast immer zeitgeistig und oft auch ideologisch beeinflusst sind. Neopositivismus ist aber auch keine Lösung.
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
Re: Archäologie und völkisches Gedankengut
Was den Positivismus angeht habe ich am WE mit viel Freude den Artikel "Wissenschaftstheorie als Ursache von Hierachiebildung in der deutschsprachigen Archäologie" von Raimund Karl gelesen. (in: Mitteilungen zur Ur- und Frühgeschichte Selbstverlag der DEGUF 33/1 - 2010, war am Freitag im Briefkasten)
Re: Archäologie und völkisches Gedankengut
Jaja, Raimund gehört zu den wenigen österreichischen Archäologen, die auch Karl Popper gelesen haben. Vielleicht ist das die Ursache dafür, nicht in A zu wohnen?
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
Re: Archäologie und völkisches Gedankengut
Soweit ich weiß kann man überall lesen, oder?
Ich arbeite nicht in Bochum weil Lutz Niethammer dort Dozent war, oder Oder .....
Ohne Spaß sozusagen: Seit ich dabei bin zum Historiker(in) zu mutieren, sehe ich vieles eindeutig anders. Insbesondere die "Interpretationsfrage".
Ich arbeite nicht in Bochum weil Lutz Niethammer dort Dozent war, oder Oder .....
Ohne Spaß sozusagen: Seit ich dabei bin zum Historiker(in) zu mutieren, sehe ich vieles eindeutig anders. Insbesondere die "Interpretationsfrage".
Re: Archäologie und völkisches Gedankengut
Obacht Sylvia. Angehende Ärzte zB neigen auch zur Hypochondrie. Jede neue Diagnose stellen sie zuerst erst mal bei sich selber fest. Erst nach ein paar Jahren finden sie dann wieder zur Gelassenheit zurück.
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Re: Archäologie und völkisches Gedankengut
Das stimmt Hans, unter anderem bin ichdeshalb etwas vorsichtig mit meinen eigenen Arbeitsergebnissen.