Entstehung von Schwarzerde
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Entstehung von Schwarzerde
Wie ist eigentlich die Meinung der Archäologen heutzutage zur Entstehung der Schwarzerdeböden? Ich habe eher zufällig diese Seite
http://www.neue-landwirtschaft.com/schw ... ehung.html
gefunden und finde es sehr spannend, da wir ja in letzter Zeit viel mit den Bandkeramikern beschäftigt sind (Bäume fällen, Brunnen und ihr Inhalt, Schäftung der Klingen...).
Haben die Bandkeramiker die ersten Schwarzerdeböden auf Löß in Mitteleuropa angelegt b.z.w. hergestellt?
Sven
http://www.neue-landwirtschaft.com/schw ... ehung.html
gefunden und finde es sehr spannend, da wir ja in letzter Zeit viel mit den Bandkeramikern beschäftigt sind (Bäume fällen, Brunnen und ihr Inhalt, Schäftung der Klingen...).
Haben die Bandkeramiker die ersten Schwarzerdeböden auf Löß in Mitteleuropa angelegt b.z.w. hergestellt?
Sven
Re: Entstehung von Schwarzerde
Man merkt, dass der Schreiber des Beitrags kein Wissenschaftler ist und dass er nur aus irgendwelcher Literatur zitiert. Dabei sind einige Fehler aufgetreten, u.a. hat Schwarzerde wenig mit der terra preta der Tropen zu tun... Im internet gibt es einige Fachaufsätze zum Thema Entstehung von Schwarzerde bzw. pyrogener Kohlenstoff, ich hatte bisher aber keine Zeit, sie in Ruhe durchzuarbeiten (zum Verständnis reich einfaches Lesen oft nicht aus). Dass die Entstehung der Schwarzerde in bandkeramische Zeit fallen soll ist m.E. unlogisch, denn in Gruben der ältesten Bandkeramik findet man ja schon umgelagerte Schwarzerde...
Mehr wenn ich Zeit dazu habe.
Viele Grüße
Fridolin
Mehr wenn ich Zeit dazu habe.
Viele Grüße
Fridolin
Es lebe die deutsch-bandkeramische Freundschaft!
Re: Entstehung von Schwarzerde
Zur Beantwortung ist sicher Fridolin der Kompetenteste.
Ich möchte nur nochmals auf das Langzeitexperiment zur Brandrodung im Jungneolithikum von Forchtenberg hinweisen, das Wolfram Schier archäologisch betreut, Rösch bodenkundlich. Meine Hinweise im Eichenumreissthread bezogen sich darauf. Für das Altneolithikum gibt es keine den hier zu Grunde liegenden vergleichbare Befunde.
http://www.ufg-va.uni-hd.de/forschung/r ... erbau.html
hugo
Ich möchte nur nochmals auf das Langzeitexperiment zur Brandrodung im Jungneolithikum von Forchtenberg hinweisen, das Wolfram Schier archäologisch betreut, Rösch bodenkundlich. Meine Hinweise im Eichenumreissthread bezogen sich darauf. Für das Altneolithikum gibt es keine den hier zu Grunde liegenden vergleichbare Befunde.
http://www.ufg-va.uni-hd.de/forschung/r ... erbau.html
hugo
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
Re: Entstehung von Schwarzerde
Aber das Slash-and-Burn-Verfahren würde doch sogar erklären, wie der recht hohe Holzkohleanteil in die Schwarzerde gelangt ist, oder verbrennt das Holz dabei immer vollständig?
Wenn auch die ältesten Bandkeramiker dieses Verfahren zur Gewinnung ertragversprechender Böden gekannt und durchgeführt haben, könnte das auch erklären, wie Schwarzerde in deren Gruben gelangt ist. Schließlich haben die Frühneolithiker doch auch schon Feldbau betrieben.
Sven
Wenn auch die ältesten Bandkeramiker dieses Verfahren zur Gewinnung ertragversprechender Böden gekannt und durchgeführt haben, könnte das auch erklären, wie Schwarzerde in deren Gruben gelangt ist. Schließlich haben die Frühneolithiker doch auch schon Feldbau betrieben.
Sven
Re: Entstehung von Schwarzerde
Wie Fridolin schon anmerkte, haben Tschernoseme eine andere Entstehung als die terra preta, die teilweise auf slash and burn mit Dungeintrag zurückgeht. Darum beschäftigt sich das Forchtenberger Experiment auch mit dem Jungneolithikum, wo ähnliche Böden vorliegen. Rösch leistete hier auch die bodenkundliche Vorarbeit.
Lassen wir doch Fridolin recherchieren, der die fachlichen Voraussetzungen zum Verständnis dieser Phänomene mitbringt.
hugo
Lassen wir doch Fridolin recherchieren, der die fachlichen Voraussetzungen zum Verständnis dieser Phänomene mitbringt.
hugo
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
Re: Entstehung von Schwarzerde
Fridolin wäre die Antwort leicher gefallen und wahrscheinlich auch ausführlicher geworden.
Ich hörte mich am Wiener Institut um und erhielt freundlicherweise eine Literaturliste. Das Aktuellste zu dem Thema dürfte die Arbeit von Saile sein.
http://www.deepdyve.com/lp/de-gruyter/a ... eleuropa?/
Darin stellt er klar, dass die Bandkeramiker in Mitteleuropa Schwarzerden konserviert, aber nicht geschaffen haben. Auch 14C-Daten sprechen gegen eine Entstehung im Altneolithikum.
In den Steppengebieten mit den riesigen Schwarzerderegionen wäre die Entstehung durch frühe Landwirtschaft noch unwahrscheinlicher.
Ausgelöst wurde die Diskussion durch den kurzen Artikel von GEHRT, Ernst &alii: Neolithikum, Feuer und Tschernosem- oder: Was haben die Linienbandkeramiker mit der Schwarzerde zu tun? in Arch. Korrbl. 32, 2002. 21-30. Die anschließende Diskussion war heftig, doch stimmt man heute mit Saile überein.
Die Situation im Jungneolithikum mit der nachgewiesenen Brandrodung, die ich schon angesprochen habe, macht die Sache zusätzlich kompliziert.
Falls diese Auskunft nicht reicht, werde ich den Nachfolger von Spiros Verginis -der Bodenkundler mit dem ich zusammenarbeitete- am Geographischen Institut kontaktieren.
Der von enrohs zitierte Artikel mischt Kraut mit Rüben und sollte schnell wieder vergessen werden. Besonder amüsierte mich die Datierung in "Nordische Vorzeit (7000-3000 v. Chr.)".
hugo
Ich hörte mich am Wiener Institut um und erhielt freundlicherweise eine Literaturliste. Das Aktuellste zu dem Thema dürfte die Arbeit von Saile sein.
http://www.deepdyve.com/lp/de-gruyter/a ... eleuropa?/
Darin stellt er klar, dass die Bandkeramiker in Mitteleuropa Schwarzerden konserviert, aber nicht geschaffen haben. Auch 14C-Daten sprechen gegen eine Entstehung im Altneolithikum.
In den Steppengebieten mit den riesigen Schwarzerderegionen wäre die Entstehung durch frühe Landwirtschaft noch unwahrscheinlicher.
Ausgelöst wurde die Diskussion durch den kurzen Artikel von GEHRT, Ernst &alii: Neolithikum, Feuer und Tschernosem- oder: Was haben die Linienbandkeramiker mit der Schwarzerde zu tun? in Arch. Korrbl. 32, 2002. 21-30. Die anschließende Diskussion war heftig, doch stimmt man heute mit Saile überein.
Die Situation im Jungneolithikum mit der nachgewiesenen Brandrodung, die ich schon angesprochen habe, macht die Sache zusätzlich kompliziert.
Falls diese Auskunft nicht reicht, werde ich den Nachfolger von Spiros Verginis -der Bodenkundler mit dem ich zusammenarbeitete- am Geographischen Institut kontaktieren.
Der von enrohs zitierte Artikel mischt Kraut mit Rüben und sollte schnell wieder vergessen werden. Besonder amüsierte mich die Datierung in "Nordische Vorzeit (7000-3000 v. Chr.)".
hugo
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen