Birke schälen
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Birke schälen
Hallö,
ihr könnt mir doch sicher helfen:
Wie schält man denn eine Birke, so dass möglichst große Rindenstücke gewonnen werden? Ich habe mir zum probieren einige frisch geschlagene Stammabschnitte besorgt, aber irgendwie bekomme ich nur kleine Fetzen weg. Nichts Großes. Wenn ich bedenke dass der Ötzi einen ganzen Topf aus Rinde hatte...
How'd they do that?
Grüßle, der hello
ihr könnt mir doch sicher helfen:
Wie schält man denn eine Birke, so dass möglichst große Rindenstücke gewonnen werden? Ich habe mir zum probieren einige frisch geschlagene Stammabschnitte besorgt, aber irgendwie bekomme ich nur kleine Fetzen weg. Nichts Großes. Wenn ich bedenke dass der Ötzi einen ganzen Topf aus Rinde hatte...
How'd they do that?
Grüßle, der hello
Re: Birke schälen
Hallo hellobello,
also du wirst bestimmt sehr bald Tips bekommen, ich möchte dir nur kurz zu bedenken geben, dass es Birken gibt, die sich von selbst schälen. Diese Birken findest du auf jeden Fall in Kanada und sicher noch in vielen anderen Ländern. Sie häuten sich quasi. Die Rinde ist leicht und gut zu verarbeiten. Es sind oft große Rindenstücke, die man ganz easy abziehen kann. Wenn die Birke eine Weile liegt, verfault das Holz und die Birkenrinde bleibt gut erhalten, ich denke wegen des Teeranteils. Damit haben dann die Ureinwohner Canadas ihre Wigwams und z.T. auch Tipis gedeckt. Super gutes Material. Wenn ich es richtig verstanden habe, gab es diese Art von Birken zur Steinzeit auch bei uns.
also du wirst bestimmt sehr bald Tips bekommen, ich möchte dir nur kurz zu bedenken geben, dass es Birken gibt, die sich von selbst schälen. Diese Birken findest du auf jeden Fall in Kanada und sicher noch in vielen anderen Ländern. Sie häuten sich quasi. Die Rinde ist leicht und gut zu verarbeiten. Es sind oft große Rindenstücke, die man ganz easy abziehen kann. Wenn die Birke eine Weile liegt, verfault das Holz und die Birkenrinde bleibt gut erhalten, ich denke wegen des Teeranteils. Damit haben dann die Ureinwohner Canadas ihre Wigwams und z.T. auch Tipis gedeckt. Super gutes Material. Wenn ich es richtig verstanden habe, gab es diese Art von Birken zur Steinzeit auch bei uns.
Re: Birke schälen
Ich fällte schoon ziemlich viele Birken und seh das Problem nicht. Birkenrinde geht ja fast von allein ab. Die Rinde der Äste lässt sich dann einfach zu Bechern verarbeiten. Das zeigten mir schon sibirische Kinder.
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
Re: Birke schälen
Wenn Du sie richtig am Stück schälen willst, dann musst Du bis zum nächsten Frühsommer warten, in Platten bekommst Du die Rinde nur runter, wenn der Baum in Saft schießt, das ist nur eine relativ kurze Zeitspanne im Mai/Juni. In diesem Zeitraum einfach mal testen. Ich schneide mit einem scharfen Beil senkrecht in die Rinde, dann oben und unten horizontal nach beiden Seiten und hebel die Rinde mit einem kleinen Goissafuaß (Brecheisen) vom Holz ab. Danach musst Du sie schnell verarbeiten, da sich die Rinde sehr schnell verkehrtherum einrollt.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Re: Birke schälen
Ui, das ging ja fix mit den Antworten, danke.
Nuja, das ist warscheinlich das Problem. Nungut, jetzt habe ich etwas Brennholz zuhause, und warte bis zum Frühjahr.ulfr hat geschrieben:in Platten bekommst Du die Rinde nur runter, wenn der Baum in Saft schießt, das ist nur eine relativ kurze Zeitspanne im Mai/Juni.
Heißt das Ding in Hesse auch so, oder bist du ein ausgewanderter Schwob? Auf Hochdeutsch könnte man auch sagen: "Ziegenbein"ulfr hat geschrieben:Goissafuaß (Brecheisen)
Re: Birke schälen
Bei uns in A heisst das Ding Goasshaxn oder Gashaxn und dürfte sich bei der lokalen alteingesessenen Einbrecherzunft einer ähnlichen Beliehtheit erfreuen, wie bei Euch.
Gruß
hugo
Gruß
hugo
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
Re: Birke schälen
Bewahre! Nein!! Ich war aber 12 Jahre als Entwicklungshelfer der Galaktischen Aufsichtsbehörde in der Nähe von Tübingen stationiert und habe das lokale Idiom verinnerlicht Da, wo ich herkomme (Schläfrig-Holzbein), heißt so ein Teil Kuhfuß oder Kuhbein.hellobello hat geschrieben:Heißt das Ding in Hesse auch so, oder bist du ein ausgewanderter Schwob?
Die jetzt gewonnene Rinde würde ich trotzdem vom Holz abziehen und z.B. für die Herstellung von Birkenpech verwenden, im Ofen ists Verschwendung (Nur nix umkomme lau! )
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Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: Birke schälen
Um im Wald nicht so aufzufallen benutze ich immer mein schweizerisches Taschenmesser. Zuerst eine geeignete Fläche aussuchen ohne Astansätze, mit der kleinen, bei mir immer extrem scharf gehaltenen Klinge den Lappen umreißen und dann mit den Schraubendreher/Flaschenöffner den Vertikalschnitt lockern. Das geht prima und durch das stumpfe Ende verletzt man die Rinde nicht. Der Erfolg ist sehr abhängig von der Saison, wie Ulfr aber bereits schrieb, geht es am besten im Frühsommer, aber auch vorher und nachher habe ich bereits gute Stücke geerntet. Nur im Winter sollte man nichts versuchen, obwohl das bei den amerikanischen Birken anscheinend anders ist.
Die Verwendung von Rinde von dem das Holz bereits verfault ist, ist so eine Sache, meistens haben kleine Waldbewohner dann bereits ihr Unwesen getrieben und bekommt man maximal noch ein Siebgefäß.
Die Verwendung von Rinde von dem das Holz bereits verfault ist, ist so eine Sache, meistens haben kleine Waldbewohner dann bereits ihr Unwesen getrieben und bekommt man maximal noch ein Siebgefäß.
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
Karlheinz Deschner
Re: Birke schälen
Ich vermute mal, dass eine gut funktionierende Methode auch sein kann, die Birkenrinde mit einem scharfen Werkzeug anzuschneiden, und mit einem stumpferen Gegenstand wie z.B. einem Esslöffelgriff nachzuziehen, der sich ja ein bischen komfortabler mitführen lässt als Gaisfuß/Kuhfuß oder Axt. Versucht habe ich es selbst noch nicht, lasse mich baldmöglich jedoch gerne vom Gegenteil überzeugen. Ich weiß aber, das insbesondere ein sehr scharfes Taschenmesser bei ungenauer oder ungeübter Führung schon mal eher die gerade geschälte, noch am Stamm haftende Birkenrinde (vom Innenschnitt her) verletzen kann - dort, wo sie noch am Stamm anhaftet.
Übrigens: In einem Buch von Rüdiger Nehberg, dem hamburger Survival-Experten habe ich in meiner Jugend gelesen, was auch Wikipedia beschreibt: Auch laut deutscher Wikipedia / Artikel: "Birke" ist der untere Teil der in zwei Schichten gegliederten Birkenrinde essbar. Er kann wie Spaghetti zubereitet werden, während der obere Teil für die Herstellung von Birkenteer und Birkenöl verwendet werden kann.
Ich habe das mit den Birkenspaghetti damals auch selbst einmal probiert. Geschmacklich ist allerdings zu einer guten Soße zu raten, das ganze kaut sich nach meiner Erinnerung recht zäh und faserig. Vielleicht kommt es aber auf die Birke und ihr Alter an. Aber alle Angaben dennoch sicherheitshalber ohne Gewähr und auf eigenes Risiko!
Herzliche Grüße,
Vinzenz
Übrigens: In einem Buch von Rüdiger Nehberg, dem hamburger Survival-Experten habe ich in meiner Jugend gelesen, was auch Wikipedia beschreibt: Auch laut deutscher Wikipedia / Artikel: "Birke" ist der untere Teil der in zwei Schichten gegliederten Birkenrinde essbar. Er kann wie Spaghetti zubereitet werden, während der obere Teil für die Herstellung von Birkenteer und Birkenöl verwendet werden kann.
Ich habe das mit den Birkenspaghetti damals auch selbst einmal probiert. Geschmacklich ist allerdings zu einer guten Soße zu raten, das ganze kaut sich nach meiner Erinnerung recht zäh und faserig. Vielleicht kommt es aber auf die Birke und ihr Alter an. Aber alle Angaben dennoch sicherheitshalber ohne Gewähr und auf eigenes Risiko!
Herzliche Grüße,
Vinzenz
Re: Birke schälen
Hier brauchen wir eine(n) Botaniker(in). Ich hatte die gleiche Erfahrung wie Manu und finde auch die Birkenrindenkanus aus dem Norden Amerikas genial. Jede andere Rinde erntete ich auch im Mai oder Juni. Birkenrinde machte ganzjährig, bis auf die Frostperioden keine Probleme.
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
Re: Birke schälen
Auch hier will ich meinen Kommentar noch loswerden, da selbst schon viele m² großer Platten geerntet:
Die heimischen Birken eignen sich kaum, um gute Rindenplatten zu ernten: zu rissig, zu viele Äste,... (abgesehen davon, dass Baumfrevel vermieden werden sollte).
Wie z.B. ulfr schon geschrieben hat, geht das am besten zur Sommer-Sonnenwende, gerade dann, wenn die Knospen sich zu Blättern öffnen. Der Stamm (in Lappland) sollte mind einen Durchmesser von 20 cm haben. Sonst ist die Rinde (nur die Borke mit äußerem Kmbium!) zu dünn. Man schneidet zunächst vertikal mit einem scharfen Messer nur max. 2-3 mm tief - ohne die Bastschicht - das innere Kambium - zu verletzen. Das ist beim senkrechten Schnitt noch nicht tödlich für den Baum, aber bei den beiden weiteren, horizontalen oben und unten am Schnitt, muß man höllisch aufpassen. Sonst werden die saftführenden Teile duchtrennt und der Baum stirbt ab. Zur genannten Zeit platzt die Rinde tatsächlich von alleine ab; ggf. muß man etwas nachschneiden oder/und man setzt ein über die Längsrichtung flügelartig abgeschrägtes, entsprechend langes Brettchen ein, das am senkrechten Schnitt (unter der auf einer Seite gelüfteten Rinde) angesetzt und mit leichten Schlägen rund um den Stamm geführt wird. Das gleiche Verfahren wird angewendet, wenn man an einem ohnehin zu fällenden Baum eine sehr dicke Rindenschicht mit innerem Kambium (z.B. für stabile Wassereimer) gewinnen will.
Die Rinde läßt sich gut in die gleich gewünschte Form trocknen, wenn man sie zB baldigst um eine Dose, Holzstamm o.ä. wickelt und fixiert. Besonders die Naht-/ Schnittstelle fixiere ich, indem ich ein massives Brettchen deckend darüber lege und mittels Zwingen befestige.
Zum Aufbau der Birke s. http://www.erziehungskunst.de/fileadmin ... effler.pdf
Die heimischen Birken eignen sich kaum, um gute Rindenplatten zu ernten: zu rissig, zu viele Äste,... (abgesehen davon, dass Baumfrevel vermieden werden sollte).
Wie z.B. ulfr schon geschrieben hat, geht das am besten zur Sommer-Sonnenwende, gerade dann, wenn die Knospen sich zu Blättern öffnen. Der Stamm (in Lappland) sollte mind einen Durchmesser von 20 cm haben. Sonst ist die Rinde (nur die Borke mit äußerem Kmbium!) zu dünn. Man schneidet zunächst vertikal mit einem scharfen Messer nur max. 2-3 mm tief - ohne die Bastschicht - das innere Kambium - zu verletzen. Das ist beim senkrechten Schnitt noch nicht tödlich für den Baum, aber bei den beiden weiteren, horizontalen oben und unten am Schnitt, muß man höllisch aufpassen. Sonst werden die saftführenden Teile duchtrennt und der Baum stirbt ab. Zur genannten Zeit platzt die Rinde tatsächlich von alleine ab; ggf. muß man etwas nachschneiden oder/und man setzt ein über die Längsrichtung flügelartig abgeschrägtes, entsprechend langes Brettchen ein, das am senkrechten Schnitt (unter der auf einer Seite gelüfteten Rinde) angesetzt und mit leichten Schlägen rund um den Stamm geführt wird. Das gleiche Verfahren wird angewendet, wenn man an einem ohnehin zu fällenden Baum eine sehr dicke Rindenschicht mit innerem Kambium (z.B. für stabile Wassereimer) gewinnen will.
Die Rinde läßt sich gut in die gleich gewünschte Form trocknen, wenn man sie zB baldigst um eine Dose, Holzstamm o.ä. wickelt und fixiert. Besonders die Naht-/ Schnittstelle fixiere ich, indem ich ein massives Brettchen deckend darüber lege und mittels Zwingen befestige.
Zum Aufbau der Birke s. http://www.erziehungskunst.de/fileadmin ... effler.pdf
Zuletzt geändert von Wolf D. Th. am 08.02.2013 14:17, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Birke schälen
Danke für den Link und die Ausführung zum Schälen!
Da hatte ich vor Jahren wohl unwissend Glück ( oder der Baum ), da hatte ich irgendwann mal ein 20 cm Stück aus einer 10 cm Birke geschnitten, ließ sich leicht in der beschriebenen Weise entnehmen und der Baum steht heute noch. Dürfte mittlerweile gute 18 cm im DM haben !
Da hatte ich vor Jahren wohl unwissend Glück ( oder der Baum ), da hatte ich irgendwann mal ein 20 cm Stück aus einer 10 cm Birke geschnitten, ließ sich leicht in der beschriebenen Weise entnehmen und der Baum steht heute noch. Dürfte mittlerweile gute 18 cm im DM haben !
Wer nur zurück schaut, sieht nicht was auf ihn zu kommt
Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd
Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd