Bandkeramische Geweihklingen
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Bandkeramische Geweihklingen
Dieses Wochenende zwischen den Schreibtischarbeiten durch doch mal etwas praktisches gemacht, die Replizierung zweier bandkeramischen Geweihgeräte. Ich hatte noch einige antike Geweihstangen vom Trödler liegen, wohl eine ehemalige Lampe.
Das erste Stück ist eine Kopie eines der seltenen T-Äxte (auch Tüllengeweihäxte oder Geweihäxte von Typ B nach Seger [Seger 1926, 200–201]) aus der Bandkeramik. Das Teil kommt von einer meiner Altgrabungen in Dresden (Foto in Brestrich/Elburg 1996, Zeichnung und Kontext/Interpretation in Elburg 1999, beide Publikationen sind auf academia.edu zu finden) und ist zusammen mit dem Stück aus Eilsleben (Pratsch 2006, Tafel 48) das, meines Wissens, einzige vollständige Stück aus gesicherter LBK-Kontext.
Die Produktion fand modern statt unter Zuhilfenahme eines Winkelschleifers. Die Stange wurde in Segmente geteilt und der verbleibende Axtkopf brauchte nur noch geringe Überarbeitung. Das Schäftungsloch ist gebohrt und danach konisch ausgeräumt.
Der Vergleich zwischen Zeichnung und Replik zeigt große Übereinstimmung, das moderne Exemplar ist aufgrund der nicht sehr schweren Stange etwas graziler, was sich speziell in der (hier nicht abgebildeten) Obenansicht zeigt.
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Damit kann an dieser Stelle auch gleich mit der häufig geäußerten Behauptung, die parallel geschäftete Schneide sei in der Bandkeramik unbekannt gewesen, aufgeräumt werden. Die Querschäftung als Dechsel der Steinklingen ist also eine wohlüberlegte kulturelle oder technologische Eigenheit und nicht dem Unvermögen Parallelschäftungen herzustellen geschuldet.
Das zweite Stück ist ebenfalls eine Seltenheit, nämlich eine schmale Dechselklinge aus Geweih. Als Vorbild dient hier das Unikat (?) von Cuiry-lès-Chaudardes am Nordrand des Pariser Beckens (Sidéra 1989, pl. 25). Wie der Vergleich mit der Abbildung zeigt, ist auch hier der Replik etwas graziler, ich habe jedoch versucht die Proportionen beizubehalten.
Dieses letztere Stück ist auch gleich geschäftet und zwar auf einem Stiel aus Eibenholz in sehr experimenteller Form, die „Janusschäftung“.
image hosting
Dieses Teil beruht natürlich nicht auf irgendwelchen neolithischen Funden. Zweck bei diesem Stück ist mal an einer Schäftung zu erproben, wie sich die komplementäre Schäftungswinkel bemerkbar machen bei der Handhabung. Deshalb auch die moderne Bindung, diese soll schnell anzulegen (und wieder zu lösen) sein, um an einem Werkstück die Winkeländerung zu überprüfen.
Erste Versuche zeigen, dass es sich um ein gebrauchsfähiges Gerät handelt, auch wenn die Schneide, wie Ulfr bereits irgendwo im Forum bemerkt hat, bei der Bearbeitung von Frischholz sehr schnell abstumpft. Das Gerät wird, wie auch der T-Axt, in Ergersheim am Start sein, da kann es dann weiter begutachtet und überprüft werden.
PS. Ich sehe gerade im Vorschau, dass die Bilder alle an der rechten Seite leicht abgeschnitten sind (20 pixel oder so), habe aber jetzt keine Inspiration die Fotos nach 750 Pixel breite umzusetzen und neu hochzuladen.
Quellen:
Brestrich/Elburg 1996: W. Brestrich/R. Elburg, Zwischen den Bächen. Die Bandkeramische Siedlung von Dresden-Mockritz (DD-27), Arch. Aktuell Freistaat Sachsen 4, 1996, 9-13.
Elburg 1999: R. Elburg, Man-animal relationships in the Early Neolithic of Dresden (Saxony, Germany). In: J.W.F. Reumer/J. de Vos (Hrsg.), Elephants have a snorkel! Papers in honour of Paul Y. Sondaar, DEINSEA 7 (Rotterdam 1999) 169-186.
Pratsch 2006: S. Pratsch, Mesolithische Geweihgeräte im Jungmoränengebiet zwischen Elbe und Neman. Ein Beitrag zu Ökologie und Ökonomie, Studien zur Archäologie Europas 2 (Bonn 2006).
Seger 1926: H. Seger, Hirschgeweih-Äxte, Altschlesien 1 H. 3/4, 1926, 199-204.
Sidéra 1989: I. Sidéra, Un complément des données sur les sociétés rubanées - l’Industrie osseuse à Cuiry-lès-Chaudardes, BAR Intern. Ser. 520 (Oxford 1989).
Das erste Stück ist eine Kopie eines der seltenen T-Äxte (auch Tüllengeweihäxte oder Geweihäxte von Typ B nach Seger [Seger 1926, 200–201]) aus der Bandkeramik. Das Teil kommt von einer meiner Altgrabungen in Dresden (Foto in Brestrich/Elburg 1996, Zeichnung und Kontext/Interpretation in Elburg 1999, beide Publikationen sind auf academia.edu zu finden) und ist zusammen mit dem Stück aus Eilsleben (Pratsch 2006, Tafel 48) das, meines Wissens, einzige vollständige Stück aus gesicherter LBK-Kontext.
Die Produktion fand modern statt unter Zuhilfenahme eines Winkelschleifers. Die Stange wurde in Segmente geteilt und der verbleibende Axtkopf brauchte nur noch geringe Überarbeitung. Das Schäftungsloch ist gebohrt und danach konisch ausgeräumt.
Der Vergleich zwischen Zeichnung und Replik zeigt große Übereinstimmung, das moderne Exemplar ist aufgrund der nicht sehr schweren Stange etwas graziler, was sich speziell in der (hier nicht abgebildeten) Obenansicht zeigt.
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Damit kann an dieser Stelle auch gleich mit der häufig geäußerten Behauptung, die parallel geschäftete Schneide sei in der Bandkeramik unbekannt gewesen, aufgeräumt werden. Die Querschäftung als Dechsel der Steinklingen ist also eine wohlüberlegte kulturelle oder technologische Eigenheit und nicht dem Unvermögen Parallelschäftungen herzustellen geschuldet.
Das zweite Stück ist ebenfalls eine Seltenheit, nämlich eine schmale Dechselklinge aus Geweih. Als Vorbild dient hier das Unikat (?) von Cuiry-lès-Chaudardes am Nordrand des Pariser Beckens (Sidéra 1989, pl. 25). Wie der Vergleich mit der Abbildung zeigt, ist auch hier der Replik etwas graziler, ich habe jedoch versucht die Proportionen beizubehalten.
Dieses letztere Stück ist auch gleich geschäftet und zwar auf einem Stiel aus Eibenholz in sehr experimenteller Form, die „Janusschäftung“.
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Dieses Teil beruht natürlich nicht auf irgendwelchen neolithischen Funden. Zweck bei diesem Stück ist mal an einer Schäftung zu erproben, wie sich die komplementäre Schäftungswinkel bemerkbar machen bei der Handhabung. Deshalb auch die moderne Bindung, diese soll schnell anzulegen (und wieder zu lösen) sein, um an einem Werkstück die Winkeländerung zu überprüfen.
Erste Versuche zeigen, dass es sich um ein gebrauchsfähiges Gerät handelt, auch wenn die Schneide, wie Ulfr bereits irgendwo im Forum bemerkt hat, bei der Bearbeitung von Frischholz sehr schnell abstumpft. Das Gerät wird, wie auch der T-Axt, in Ergersheim am Start sein, da kann es dann weiter begutachtet und überprüft werden.
PS. Ich sehe gerade im Vorschau, dass die Bilder alle an der rechten Seite leicht abgeschnitten sind (20 pixel oder so), habe aber jetzt keine Inspiration die Fotos nach 750 Pixel breite umzusetzen und neu hochzuladen.
Quellen:
Brestrich/Elburg 1996: W. Brestrich/R. Elburg, Zwischen den Bächen. Die Bandkeramische Siedlung von Dresden-Mockritz (DD-27), Arch. Aktuell Freistaat Sachsen 4, 1996, 9-13.
Elburg 1999: R. Elburg, Man-animal relationships in the Early Neolithic of Dresden (Saxony, Germany). In: J.W.F. Reumer/J. de Vos (Hrsg.), Elephants have a snorkel! Papers in honour of Paul Y. Sondaar, DEINSEA 7 (Rotterdam 1999) 169-186.
Pratsch 2006: S. Pratsch, Mesolithische Geweihgeräte im Jungmoränengebiet zwischen Elbe und Neman. Ein Beitrag zu Ökologie und Ökonomie, Studien zur Archäologie Europas 2 (Bonn 2006).
Seger 1926: H. Seger, Hirschgeweih-Äxte, Altschlesien 1 H. 3/4, 1926, 199-204.
Sidéra 1989: I. Sidéra, Un complément des données sur les sociétés rubanées - l’Industrie osseuse à Cuiry-lès-Chaudardes, BAR Intern. Ser. 520 (Oxford 1989).
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
Sehr schick, bin gespannt, wie sich damit arbeiten lässt, vor allem in Eiche ...
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
eine tolle Arbeit Rengert
mit ungeschäfteten Geweihklingen, ähnlich wie Stechbeitel, habe ich einige Holzgefässe hergestellt.
Auch Zapfenlöcher konnten mit den Geweihklingen geschlagen werden. Die Löcher wurden bis zu 20 cm
in den Stamm eingearbeitet. Es war allerdings Lindenholz (peinlich) und keine Eiche.
Die Klingen aus Hirschgeweih eignen sich vorzüglich dafür, nur muß der Winkel der Schneidfläche richtig zugearbeitet sein. Für die Zapfenlöcher war die Schneide nicht halbrund, sondern gerade mit scharfen Ecken. (bei quadratischen Löchern)
Kräftige Knochenklingen eignen sich auch sehr gut für Zapfenlöcher.
Es ist immer wieder ein schönes Gefühl mit den Geräten Arbeiten zu dürfen und fremde Werkzeuge bestaunen zu können.
HG Manfred
mit ungeschäfteten Geweihklingen, ähnlich wie Stechbeitel, habe ich einige Holzgefässe hergestellt.
Auch Zapfenlöcher konnten mit den Geweihklingen geschlagen werden. Die Löcher wurden bis zu 20 cm
in den Stamm eingearbeitet. Es war allerdings Lindenholz (peinlich) und keine Eiche.
Die Klingen aus Hirschgeweih eignen sich vorzüglich dafür, nur muß der Winkel der Schneidfläche richtig zugearbeitet sein. Für die Zapfenlöcher war die Schneide nicht halbrund, sondern gerade mit scharfen Ecken. (bei quadratischen Löchern)
Kräftige Knochenklingen eignen sich auch sehr gut für Zapfenlöcher.
Es ist immer wieder ein schönes Gefühl mit den Geräten Arbeiten zu dürfen und fremde Werkzeuge bestaunen zu können.
HG Manfred
Re: Bandkeramische Geweihklingen
Hallo FlintSource,
klasse Werkzeuge! Die Dechselschneide könnte vom Winkel her ähnlich aussehen, wie mein persönlicher Lieblingsdechsel in meinem Werkzeugkasten (Elch). Der hat zwar keine archäologischen Vorbilder, lässt sich aber für fast alle Arbeiten (auch Bogenbau) nach kurzer Eingewöhnungszeit sehr gut verwenden.
Nachschärfen ist aber Pflicht...
Schöne Grüße...
Robert
klasse Werkzeuge! Die Dechselschneide könnte vom Winkel her ähnlich aussehen, wie mein persönlicher Lieblingsdechsel in meinem Werkzeugkasten (Elch). Der hat zwar keine archäologischen Vorbilder, lässt sich aber für fast alle Arbeiten (auch Bogenbau) nach kurzer Eingewöhnungszeit sehr gut verwenden.
Nachschärfen ist aber Pflicht...
Schöne Grüße...
Robert
Dem Retuscheur ist nichts zu schwör...
Re: Bandkeramische Geweihklingen
Klasse Geräte von euch Beiden !!!
Habe auch gerade was fertig gemacht !
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Wer nur zurück schaut, sieht nicht was auf ihn zu kommt
Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd
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- FlintSource
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
Auf die Bemerkung habe ich bereits gewartet. Wichtiger finde ich der Versuch mit der "Janusschäftung", bin aber seit Anfang letztes Jahres, aus bekanntem Grund, ziemlich blank was AHS und ähnliches angeht. Ich versuche bis Ergersheim noch eine Steinklinge zu machen. Das sollte dann aber eine etwas höhere sein, weil 'Flachhacken' mit einer Breite von 25 mm extrem unüblich sind.ulfr hat geschrieben: vor allem in Eiche ...
Ich habe sicher vor aus einem Teil der restlichen Stangen nog Meißel anzufertigen. Das mit den kantigen Schneiden wundert mich etwas. Wolfgang Lobisser beschreibt für das Ausstemmen der Ausnehmungen beim Bau des Brunnens in Asparn, dass sie die Schneiden rund angeschliffen haben, weil die gerade Ausführung sehr schnell aussplitterte. Ich muss dazu sagen, dass die Meißel aus Rindermetapodien angefertigt waren, vielleicht liegt da der Unterschied. Ich werde beides Versuchen und hoffe unsere Knochenmeisterin liest mit.wagrier hat geschrieben:Die Klingen aus Hirschgeweih eignen sich vorzüglich dafür, nur muß der Winkel der Schneidfläche richtig zugearbeitet sein. Für die Zapfenlöcher war die Schneide nicht halbrund, sondern gerade mit scharfen Ecken.
@Robert: Auch wenn es keine archäologische Belege gibt finde ich das Teil witzig. Es geht nur um die Schneide, wie das restliche Gerät aussieht ist ziemlich egal. Das mit dem Nachschleifen hatte ich mich bereits gedacht, aber dafür hat mein Stückchen vorläufig ausreichend Länge.
Grüße,
Rengert
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
Karlheinz Deschner
Re: Bandkeramische Geweihklingen
Hallo Rengert,
wenn ich richtig sehe, hatdas Geweihteil Deiner Dechselklinge recht wenig Spongiosa und einen hohen Anteil an Kompakta. Da gibt es ja rießige Unterschiede vom Material. Ich habe massive Stücke 7,5x4,5 cm, da ist die stabile Kompacta gerade mal 2,5 mm dick und scharf abgegrenzt zur Spongiosa, andere mit 4cm Durchmesser haben 4 mm Komp. und einen "fliesenden Übergang zur Spo.
Ich denke, das hängt mit dem ehemaligen Lebensraum des Tieres und seiner Ernährung zusammen ??
Hier ist die Kompacta 4mm dick:
wenn ich richtig sehe, hatdas Geweihteil Deiner Dechselklinge recht wenig Spongiosa und einen hohen Anteil an Kompakta. Da gibt es ja rießige Unterschiede vom Material. Ich habe massive Stücke 7,5x4,5 cm, da ist die stabile Kompacta gerade mal 2,5 mm dick und scharf abgegrenzt zur Spongiosa, andere mit 4cm Durchmesser haben 4 mm Komp. und einen "fliesenden Übergang zur Spo.
Ich denke, das hängt mit dem ehemaligen Lebensraum des Tieres und seiner Ernährung zusammen ??
Hier ist die Kompacta 4mm dick:
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- Stephan P.
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
hallo Regert,FlintSource hat geschrieben:Auf die Bemerkung habe ich bereits gewartet. Wichtiger finde ich der Versuch mit der "Janusschäftung", bin aber seit Anfang letztes Jahres, aus bekanntem Grund, ziemlich blank was AHS und ähnliches angeht. Ich versuche bis Ergersheim noch eine Steinklinge zu machen. Das sollte dann aber eine etwas höhere sein, weil 'Flachhacken' mit einer Breite von 25 mm extrem unüblich sind.ulfr hat geschrieben: vor allem in Eiche ...
Ich habe sicher vor aus einem Teil der restlichen Stangen nog Meißel anzufertigen. Das mit den kantigen Schneiden wundert mich etwas. Wolfgang Lobisser beschreibt für das Ausstemmen der Ausnehmungen beim Bau des Brunnens in Asparn, dass sie die Schneiden rund angeschliffen haben, weil die gerade Ausführung sehr schnell aussplitterte. Ich muss dazu sagen, dass die Meißel aus Rindermetapodien angefertigt waren, vielleicht liegt da der Unterschied. Ich werde beides Versuchen und hoffe unsere Knochenmeisterin liest mit.wagrier hat geschrieben:Die Klingen aus Hirschgeweih eignen sich vorzüglich dafür, nur muß der Winkel der Schneidfläche richtig zugearbeitet sein. Für die Zapfenlöcher war die Schneide nicht halbrund, sondern gerade mit scharfen Ecken.
@Robert: Auch wenn es keine archäologische Belege gibt finde ich das Teil witzig. Es geht nur um die Schneide, wie das restliche Gerät aussieht ist ziemlich egal. Das mit dem Nachschleifen hatte ich mich bereits gedacht, aber dafür hat mein Stückchen vorläufig ausreichend Länge.
Grüße,
Rengert
"was bedeutet denn AHS und ähnliches"
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
Leider trügt der schräge Anschnitt, die Compacta hat auch nicht mehr als 4 mm, gerade an der Schneidenseite sogar noch etwas weniger. Bei der Dechselklinge ist es noch dramatischer, da sind es 3 mm. Wenn ich das vergleiche mit meinem schweren Hammer fürs Flintschlagen, den ich brav mit Feuerstein abgetrennt habe, da sind es 7 oder 8 mm. Aber das war auch eine richtig kapitale Stange.Trebron hat geschrieben: Ich denke, das hängt mit dem ehemaligen Lebensraum des Tieres und seiner Ernährung zusammen ??
Hier ist die Kompacta 4mm dick
Die Qualität vom Geweih ist tatsächlich sehr stark ernährungs- und gesundheitsbedingt, aber teilweise auch vom Alter und Status abhängig. Als ich mich noch intensiver mit (fossilen) Hirschen beschäftigte, habe ich da mal etwas gelesen. Wenn ich mich recht entsinne, war Phosphor das wichtigste, darum nagen Hirsche auch Knochen an. Hier gammelt noch irgendwo eine Abwurfstange aus der Oberlausitz, also karge Sandböden, herum, da ist die Compacta nicht mehr als 2 mm, aber das muss auch ein relativ junges Tier gewesen sein.
AHS = Aktinolith-Hornblende-Schiefer, ein „Amphibolit im weiteren Sinne“, auch hornblende-plagioclase hornfels oder amphibole-rich metabasite ist das klassische Gestein für bandkeramische Dechselklingen. Das wohl wichtigste Vorkommen liegt im Isargebirge bei Jistebsko im Norden der tschechischen Republik. Hier gibt es ein großes frühneolithisches Bergwerk auf dem Zeug. Es gibt aber auch durchaus noch andere Amphibolite (Fichtelgebirge?) und Basalte die verwendet wurden, im Westen (Belgien) sogar Lydit.Stephan P. hat geschrieben: was bedeutet denn AHS und ähnliches
Meine sämtliche Vorräte, was auch nicht viel war, sind für die Aktion in Ergersheim verwendet und eine geplante Rohstoff-Expedition ist leider aus Termingründen geplatzt.
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Karlheinz Deschner
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
OT:
Ein schönes Material ist Aphanit, ich habe mal ein paar Stücken aus den Vogesen? bekommen, ich werde dem nachgehen. Ich komme drauf, weil ich einem Freund in Schleswig mal ein Stück geschenkt habe, der daraus eine wunderschöne Beilklinge gemacht hat, die ich unlängst bewundern durfte.
Ich werde dann mal meine Geweihäxte schärfen (die jedoch nach mesolithischen Vorbildern angefertigt sind)
Ein schönes Material ist Aphanit, ich habe mal ein paar Stücken aus den Vogesen? bekommen, ich werde dem nachgehen. Ich komme drauf, weil ich einem Freund in Schleswig mal ein Stück geschenkt habe, der daraus eine wunderschöne Beilklinge gemacht hat, die ich unlängst bewundern durfte.
Ich werde dann mal meine Geweihäxte schärfen (die jedoch nach mesolithischen Vorbildern angefertigt sind)
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
Nichts OT. Zwar nicht passend in diesem Thread, aber Aphanit (wohl aus Plancher-les-Mines) wird bereits ab der LBK verwendet. Wunderschönes Material, das steht auch noch ganz hoch auf meiner Liste von zu besorgenden Rohmaterialien.
Die T-Äxte in der LBK werden von Gronenborn in einem rezenten Aufsatz tentativ als mesolithische Kontaktfunde angesprochen. Es ist aber auffällig, dass gerade im Mittelneo die Teile fast überall auftauchen. Und wenn man in der Bandkeramik gut sucht, speziell im Pariser Becken, findet man fast alle Formen von Geweih- und Knochenartefakten die nur erdenklich sind. Es ist wohl überwiegend ein Erhaltungsproblem im entkalkten Löss und ein Mangel an wissenschaftlicher Bearbeitung bei den Grabungen wo es Knochenerhaltung gibt.
Die T-Äxte in der LBK werden von Gronenborn in einem rezenten Aufsatz tentativ als mesolithische Kontaktfunde angesprochen. Es ist aber auffällig, dass gerade im Mittelneo die Teile fast überall auftauchen. Und wenn man in der Bandkeramik gut sucht, speziell im Pariser Becken, findet man fast alle Formen von Geweih- und Knochenartefakten die nur erdenklich sind. Es ist wohl überwiegend ein Erhaltungsproblem im entkalkten Löss und ein Mangel an wissenschaftlicher Bearbeitung bei den Grabungen wo es Knochenerhaltung gibt.
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Karlheinz Deschner
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
Das gefällt mir !FlintSource hat geschrieben: Die T-Äxte in der LBK werden von Gronenborn in einem rezenten Aufsatz tentativ als mesolithische Kontaktfunde angesprochen. Es ist aber auffällig, dass gerade im Mittelneo die Teile fast überall auftauchen. Und wenn man in der Bandkeramik gut sucht, speziell im Pariser Becken, findet man fast alle Formen von Geweih- und Knochenartefakten die nur erdenklich sind. Es ist wohl überwiegend ein Erhaltungsproblem im entkalkten Löss und ein Mangel an wissenschaftlicher Bearbeitung bei den Grabungen wo es Knochenerhaltung gibt.
Wer nur zurück schaut, sieht nicht was auf ihn zu kommt
Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd
Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd
- FlintSource
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
Trebron, das sollte kein Freibrief sein jetzt bandkeramische Käsehobel, Apfelbohrer oder Knoblauchpresse zu konstruieren!
Schöne Beispiele für frühneolithische Geräte wie knocherne Dechselklingen findest du in I. Sidéra, Un complément des données sur les sociétés rubanées - l’Industrie osseuse à Cuiry-lès-Chaudardes, BAR Intern. Ser. 520 (Oxford 1989).
Bei jedem Gerät das man herstellt, sollte eindeutig benennbar sein welches Stück als Beispiel gedient hat, worin vom Original abgewichen wurde und warum. Alles andere ist unzulässig und wird gnadenlos bestraft mit Gemecker meinerseits.
Grüße, Rengert
Schöne Beispiele für frühneolithische Geräte wie knocherne Dechselklingen findest du in I. Sidéra, Un complément des données sur les sociétés rubanées - l’Industrie osseuse à Cuiry-lès-Chaudardes, BAR Intern. Ser. 520 (Oxford 1989).
Bei jedem Gerät das man herstellt, sollte eindeutig benennbar sein welches Stück als Beispiel gedient hat, worin vom Original abgewichen wurde und warum. Alles andere ist unzulässig und wird gnadenlos bestraft mit Gemecker meinerseits.
Grüße, Rengert
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Karlheinz Deschner
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
Einige schöne Beispiele für Geweihschäftungen finden sich in dem sehr lesenswerten Buch
Beuker, J. 2010: Vuursteen Werktuigen. Technologie op het Scherp van de Snede. Sidestone Press, Leiden, 2010
Auf Niederländisch, aber sehr schön gestaltet, Rezension folgt mal später.
Du bekommst demnächst Post, Trebron
Beuker, J. 2010: Vuursteen Werktuigen. Technologie op het Scherp van de Snede. Sidestone Press, Leiden, 2010
Auf Niederländisch, aber sehr schön gestaltet, Rezension folgt mal später.
Du bekommst demnächst Post, Trebron
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Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
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Re: Bandkeramische Geweihklingen
Was ich auf keiner bisher gesehener T-Geweihklinge beobachten konnte ist, dass an den Teilen beide Seiten zu Klingen ausgearbeitet waren. Meist sieht man nur eine Seite.
Sinnvoll wäre ja, wenn eine Seite paralell zur Schäftung und die andere Seite quer dazu gearbeitet worden wäre.
Habe ich da etwas übersehen ?
Sinnvoll wäre ja, wenn eine Seite paralell zur Schäftung und die andere Seite quer dazu gearbeitet worden wäre.
Habe ich da etwas übersehen ?
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Uff pälzisch: wä blos zurigg guggt, sieht net was uff`ne zukummd
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