Saxscheide
Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris
Saxscheide
Hallo,
da mein Sax nun bald fertig ist stellt sich mir die Frage nach der Verpackung.
Es handelt sich beim rekonstruierten objekt um ein absolutes Einzelstück (meines Wissens nach, und ich kenne auch niemanden der soetwas schonmal gesehen hat). Es ist (leider oder gottseidank) ein Baggerfund aus der Peene bei Demmin (MV). Damit ist es unter Umständen dem Demminer Burgwall "Haus Demmin" zuzuordnen dieser hat leider eine ziemlich lange Laufzeit udn damit wird die Datierung der ganze Geschichte nicht einfacher.
Es handelt sich bei dem Stück um ein insgesamt 55 cm langes Objekt.
Der Holgriff mit reicher Beschnitzung ist komplett auf 10,7 cm erhalten.
Zur Schneide hin trägt er einen leichten Wulst hinter dem nach unten ein bronzenes Drahtgeflecht angebracht ist.
Die Klinge hat eine Gesamtlänge von 43,5 cm und eine Breite von ca 2,6 cm ... Rückenstärke ca 5mm ... Also ein sehr, sagen wir mal anmutiges Stück.
Eine absolute Besonderheit ist der Umstand, dass die Angel ca 5 cm länger ist als der Griff und hinter diesem zu einer Schnecke gerollt ist.
Eine absolut ungewöhnliche Art der Klingenmontierung.
Stilistisch ist die schnitzerei des Griffes schwer zu fassen (jedenfalls für mich ... mag anderen Leuten anders gehen) ...
Zur Datierung ist schwer etwas zu sagen außer frühestens 8. jhd.
ich darf leider die Bilder die ich vom Museum für VFG berlin habe nicht zeigen da es sich um Arbeitsbilder handelt.
Aber sobald die Reko fertig ist stelle ich ein paar Bilder online
Nun zur eigentlichen Thematik: Die Scheide.
Fragenkatalog
- Holzkern kein Holzkern? (meines erachtens haben die meisten Saxe die ich aus der UFG kenne nen Holzkern z.B. Valsgärde oder eben auch die merowingischen Exemplare - jetzt habe ich schon von den altsächsischen Exemplaren gelesen die wohl ganz aus Leder waren was könnt ihr mir dazu sagen?)
- Fellfutter belegbar für Holzkernscheiden bei Saxen?
- Lederscheide?
Ne Konstruktion zu aufhängung habe ich mir bereits ausgedacht .... ganz ohne metall ...
Kann mir jemand helfen ?
Lg Theo
da mein Sax nun bald fertig ist stellt sich mir die Frage nach der Verpackung.
Es handelt sich beim rekonstruierten objekt um ein absolutes Einzelstück (meines Wissens nach, und ich kenne auch niemanden der soetwas schonmal gesehen hat). Es ist (leider oder gottseidank) ein Baggerfund aus der Peene bei Demmin (MV). Damit ist es unter Umständen dem Demminer Burgwall "Haus Demmin" zuzuordnen dieser hat leider eine ziemlich lange Laufzeit udn damit wird die Datierung der ganze Geschichte nicht einfacher.
Es handelt sich bei dem Stück um ein insgesamt 55 cm langes Objekt.
Der Holgriff mit reicher Beschnitzung ist komplett auf 10,7 cm erhalten.
Zur Schneide hin trägt er einen leichten Wulst hinter dem nach unten ein bronzenes Drahtgeflecht angebracht ist.
Die Klinge hat eine Gesamtlänge von 43,5 cm und eine Breite von ca 2,6 cm ... Rückenstärke ca 5mm ... Also ein sehr, sagen wir mal anmutiges Stück.
Eine absolute Besonderheit ist der Umstand, dass die Angel ca 5 cm länger ist als der Griff und hinter diesem zu einer Schnecke gerollt ist.
Eine absolut ungewöhnliche Art der Klingenmontierung.
Stilistisch ist die schnitzerei des Griffes schwer zu fassen (jedenfalls für mich ... mag anderen Leuten anders gehen) ...
Zur Datierung ist schwer etwas zu sagen außer frühestens 8. jhd.
ich darf leider die Bilder die ich vom Museum für VFG berlin habe nicht zeigen da es sich um Arbeitsbilder handelt.
Aber sobald die Reko fertig ist stelle ich ein paar Bilder online
Nun zur eigentlichen Thematik: Die Scheide.
Fragenkatalog
- Holzkern kein Holzkern? (meines erachtens haben die meisten Saxe die ich aus der UFG kenne nen Holzkern z.B. Valsgärde oder eben auch die merowingischen Exemplare - jetzt habe ich schon von den altsächsischen Exemplaren gelesen die wohl ganz aus Leder waren was könnt ihr mir dazu sagen?)
- Fellfutter belegbar für Holzkernscheiden bei Saxen?
- Lederscheide?
Ne Konstruktion zu aufhängung habe ich mir bereits ausgedacht .... ganz ohne metall ...
Kann mir jemand helfen ?
Lg Theo
Re: Saxscheide
für den Bau meiner Saxscheide muss ich geeignetes Leder wählen. Es geht mir dabei aber nur mehr um die Frage nach der Materialstärke.
Wenn ich die Abbildungen in Büchern nehme, die Maßstabsangaben heranziehe und die abgebildeten Niete "messe", komme ich auf rd. 5 bis 6 mm gesamte Schaftlänge durchs Leder. D.h. die Hälfte davon ergibt meine Lederstärke.
Jetzt meine Fragen:
1 - Hat jemand von euch bereits Naturmaß an Funden genommen?
2 - Wie habt ihr das in der praktischen Rekonstruktion umgesetzt? Was sind die Erfahrungen (für zu erfolgende Prägung; im Hinblick auf Stabilität; im Hinblick auf die Praktikabilität beim "Ziehen" des Sax,...)
Wenn ich die Abbildungen in Büchern nehme, die Maßstabsangaben heranziehe und die abgebildeten Niete "messe", komme ich auf rd. 5 bis 6 mm gesamte Schaftlänge durchs Leder. D.h. die Hälfte davon ergibt meine Lederstärke.
Jetzt meine Fragen:
1 - Hat jemand von euch bereits Naturmaß an Funden genommen?
2 - Wie habt ihr das in der praktischen Rekonstruktion umgesetzt? Was sind die Erfahrungen (für zu erfolgende Prägung; im Hinblick auf Stabilität; im Hinblick auf die Praktikabilität beim "Ziehen" des Sax,...)
Re: Saxscheide
FrühMi ist nicht mein absolutes Top-Thema, aber meinst du, es gibt originale Lederfunde??
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
- Bullenwächter
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Re: Saxscheide
Es gibt einige Funde, bei denen das Leder an der Scheide auf dem Metall des Saxes als Korrosionspräparat vorliegt. Erhaltende Lederfunde von Saxscheiden sind dagegen sehr selten, aus den Niederlanden gibt es zwei Funde.
J. Ypey: Twee saxscheden uit Noord-Nederland.
In: Groningse Volksalmank 1978-79, S. 213-227, Rijksdienst voor het oudheidkundig Bodemonderzoek, 141, 1980
Beim Bau einer Saxscheide muss man sich in erster Linie an dem Sax orientieren, dieser gibt die Größe der Scheide vor. Ich hab bei meinem 2 mm vegetabil gegerbte Rindshaut genommen und an der oberen Naht noch einen Keder eingelegt, damit ich mir beim Ziehen die Naht nicht durchschneide, somit komme ich auf 6 mm Für die Lederschicht - wobei mir allerdings Keder bisher nicht in der Literatur bei Saxen vorgekommen sind. Das Leder habe ich feucht, ohne Holzkern, um den Sax gelegt und vernäht. Eine Prägung hatte ich erst im Nachhinein aufgebracht. In meiner Scheide hält der Sax prima und lässt sich nur mit etwas Nachdruck ziehen. Meine bisher noch als Provisorium gebaute Saxscheide ist jetzt ca. 8 Jahre im Einsatz.
Die ursprüngliche Lederstärke hatte ich bisher auch noch nicht an originalen Saxnieten vermessen.
J. Ypey: Twee saxscheden uit Noord-Nederland.
In: Groningse Volksalmank 1978-79, S. 213-227, Rijksdienst voor het oudheidkundig Bodemonderzoek, 141, 1980
Beim Bau einer Saxscheide muss man sich in erster Linie an dem Sax orientieren, dieser gibt die Größe der Scheide vor. Ich hab bei meinem 2 mm vegetabil gegerbte Rindshaut genommen und an der oberen Naht noch einen Keder eingelegt, damit ich mir beim Ziehen die Naht nicht durchschneide, somit komme ich auf 6 mm Für die Lederschicht - wobei mir allerdings Keder bisher nicht in der Literatur bei Saxen vorgekommen sind. Das Leder habe ich feucht, ohne Holzkern, um den Sax gelegt und vernäht. Eine Prägung hatte ich erst im Nachhinein aufgebracht. In meiner Scheide hält der Sax prima und lässt sich nur mit etwas Nachdruck ziehen. Meine bisher noch als Provisorium gebaute Saxscheide ist jetzt ca. 8 Jahre im Einsatz.
Die ursprüngliche Lederstärke hatte ich bisher auch noch nicht an originalen Saxnieten vermessen.
The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
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- Bullenwächter
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Re: Saxscheide
Nachtrag:
Nach meiner bisherigen Erfahrung sind Fundzeichnungen oft ungenau und für genaue Berechnungen oft ungeeignet.
Gutes Beispiel bei Holzgegenständen sind gezeichnete Jahresringtexturen die mit der originalen Lage der Jahresringe im Objekt kaum oder nicht übereinstimmen.
Nach meiner bisherigen Erfahrung sind Fundzeichnungen oft ungenau und für genaue Berechnungen oft ungeeignet.
Gutes Beispiel bei Holzgegenständen sind gezeichnete Jahresringtexturen die mit der originalen Lage der Jahresringe im Objekt kaum oder nicht übereinstimmen.
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Re: Saxscheide
Originale Lederfunde habe ich schon ein paar mal gesehen... bspw. im germanischen NM Nürnberg. Allerdings ist die Vitrine hinderlich. Ich dachte eigentlich, dass jemand die häufig vorhandenen Scheidenniete nachgemessen hat... die Länge des durch das Leder gehenden Schaftes wäre ja ein valider Hinweis.
- Bullenwächter
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Re: Saxscheide
Im Römisch-Germanischen Museum in Köln haben sie auch mehrere Saxfunde mit Scheidenresten, die als Metallkorrosionsprodukt erhalten sind, in wie weit man an diesen noch die ursprüngliche Materialstärke ableiten kann weiß ich nicht.
Ist bei den Exemplaren in Nürnberg das Leder ansich erhalten oder ist es auch als Metalloxyd auf der Klinge festgerostet?
Ist bei den Exemplaren in Nürnberg das Leder ansich erhalten oder ist es auch als Metalloxyd auf der Klinge festgerostet?
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Re: Saxscheide
Hab grad noch mal meine Bilder aus Nürnberg durchgesehen. Es scheint sich hier um Metalloxydprodukte zu halten. Interesssant wäre, wie weit die Rückseiten bei der Restaurierung/Konservierung erhalten geblieben sind, denn manchmal werden die Rückseiten zugunsten der Schauseite auch kaputtrestauriert. Interessant ist bei einem Sax, dass ein paar Nieten am Scheidenmund als Ziernieten über die Naht hinaus auf die Klinge laufen.
Die Lederstärke sollte man aber auch an losen Nieten aus anderen Funden ermitteln können, wenn man Zugang zu Magazinen hat.
Die Lederstärke sollte man aber auch an losen Nieten aus anderen Funden ermitteln können, wenn man Zugang zu Magazinen hat.
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Re: Saxscheide
Nee, in Nürnberg gibts kein vermessbares Leder, das wüsste ich tatsächlich. Hilfreich wären nur die Vermessung der Niete, soweit vollständig und nicht aufkorrodiert.
H
H
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- Roeland Paardekooper
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Re: Saxscheide
http://www.antiqbook.com/books/bookinf ... ingua&l=nlJaap Ypey - 1979 - Twee Saxscheden Uit Noord-Nederland (ROB Berichten (Gruen).
http://books.google.nl/books/about/Twee ... edir_esc=y
Unsere Arbeit ist ernsthaft, aber wir brauchen nicht Ernsthaft zu sein wenn wir arbeiten" (our work is serious but we don't need to be serious while working)