Hier in dieser von Beate verlinkten Diss:
Die spätmesolithischen und frühneolithischen Fundplätze im Satrupholmer Moor, Kr. Schleswig-Flensburg. Rekonstruktion einer Siedlungskammer/ Frederick Feulner
http://eldiss.uni-kiel.de/macau/receive ... s_00008395
gibt es auf Seite 130-132 eine kurze Beschreibung und drei Grabungsfotos eines steinzeitlichen "Rindenbootes".
Ethnographisch gibt`s ja verschiedene Rindenboote, aber sind irgendjemand noch archäologische Belege von Rindenbooten bekannt? Der o.g. Fund/Befund ist ja aufgrund mangelnder Dokumentation (und ohne erhaltene Aussteifungskonstruktion) kaum eindeutig zu interpretieren.
Welche Rindenart mag wohl geeignet sein (Birke fällt aus)?
Rindenboot ?
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Rindenboot ?
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
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gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Re: Rindenboot ?
Nach zweimaligem vergeblichem Versuch, das pdf zu laden (Timeout beim Server; Datei beschädigt?), empfehle ich, mit dem Button "zip generieren" die Datei zu komprimieren und dann herunterzuladen, das funzt wenigstens bei mir.
Blattspitze, infrage kommen imho Bäume mit Bast unter der Rinde, die einen gewissen Zusammenhalt der Rinde erlauben, also Linde, Ulme, Eiche. Lindenrinde wird z.B. ziemlich stabil, wenn an sie abzieht und trocknet, ich weiß aber nicht, wie sie sich verhält, wenn man sie wieder ins Wasser setzt ... Evtl. handelt es sich um ein extrem flaches Wasserfahrzeug ohne hohe Bordwände, in dem der Fischer halb im Wasser sitzt, wie es aus rezenten Zusammenhängen aus Asien bekannt ist. Und es muss ein ziemlich dicker Baum gewesen sein, von dem die Rinde stammt, sonst wäre sie wohl nicht dick genug um einen Menschen zu tragen ... An den Enden muss es gar nicht mit quer liegenden Konstruktionsteilen angefertigt worden sein, es gibt Rindenboote, die dort einfach zusammengefaltet und vernäht worden sind.
Blattspitze, infrage kommen imho Bäume mit Bast unter der Rinde, die einen gewissen Zusammenhalt der Rinde erlauben, also Linde, Ulme, Eiche. Lindenrinde wird z.B. ziemlich stabil, wenn an sie abzieht und trocknet, ich weiß aber nicht, wie sie sich verhält, wenn man sie wieder ins Wasser setzt ... Evtl. handelt es sich um ein extrem flaches Wasserfahrzeug ohne hohe Bordwände, in dem der Fischer halb im Wasser sitzt, wie es aus rezenten Zusammenhängen aus Asien bekannt ist. Und es muss ein ziemlich dicker Baum gewesen sein, von dem die Rinde stammt, sonst wäre sie wohl nicht dick genug um einen Menschen zu tragen ... An den Enden muss es gar nicht mit quer liegenden Konstruktionsteilen angefertigt worden sein, es gibt Rindenboote, die dort einfach zusammengefaltet und vernäht worden sind.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
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Re: Rindenboot ?
Hallo,
die Dogrib in Kanada stellen Birkenrindenkanus her bzw. haben diese bis vor einigen Jahrzehnten hergestellt. Ich habe einen Zeitschriftenartikel zum Making-of, da die Dogrib vor einigen Jahren selbst Angst hatten das Wissen darüber könnte undokumentiert verloren gehen.
Grüße L
die Dogrib in Kanada stellen Birkenrindenkanus her bzw. haben diese bis vor einigen Jahrzehnten hergestellt. Ich habe einen Zeitschriftenartikel zum Making-of, da die Dogrib vor einigen Jahren selbst Angst hatten das Wissen darüber könnte undokumentiert verloren gehen.
Grüße L
Re: Rindenboot ?
Rindenboote sind in vielen Teilen der Welt bekannt, ein bisschen Literatur hier:
http://www.abc.se/~pa/publ/odergebi.htm
Außerdem sind in
Vikingeskibshallen Roskilde 1981: Barkbåde
im Artikel über Rindenboote von K. Hansen und J.S. Madsen, die auch den bis dahin in Nordeuropa einzigen Fund eines Rindenkanus in Byslätt (S) erwähnen, auf S. 8 zwei Kanus aus British Guyana abgebildet, die dem Fund von Satrup sehr ähneln. Das Kanu von Byslätt ist über Pollenanalyse in die Zeit zwischen 700 v.Chr. - 1.000 n.Chr. datiert, aus Ulmenrinde gemacht und innen mit Spanten aus Hasel versehen. Leider sind die Steven nicht erhalten, so dass eine präzise Aussage zur Konstruktion schwierig ist. Für nähere info bitte PM.
http://www.abc.se/~pa/publ/odergebi.htm
Außerdem sind in
Vikingeskibshallen Roskilde 1981: Barkbåde
im Artikel über Rindenboote von K. Hansen und J.S. Madsen, die auch den bis dahin in Nordeuropa einzigen Fund eines Rindenkanus in Byslätt (S) erwähnen, auf S. 8 zwei Kanus aus British Guyana abgebildet, die dem Fund von Satrup sehr ähneln. Das Kanu von Byslätt ist über Pollenanalyse in die Zeit zwischen 700 v.Chr. - 1.000 n.Chr. datiert, aus Ulmenrinde gemacht und innen mit Spanten aus Hasel versehen. Leider sind die Steven nicht erhalten, so dass eine präzise Aussage zur Konstruktion schwierig ist. Für nähere info bitte PM.
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Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
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Re: Rindenboot ?
Vielen Dank für die hilfreichen Infos und Literatur-tipps. Byslatt, hmm sehr interessant ...
Einen Artikel über das Dogrib-Birchbark Canoe Project gibts sogar online:
http://pubs.aina.ucalgary.ca/arctic/arctic51-1-75.pdf
Wunderschönes Boot!
Es bleibt dennoch die Frage, ob 5m lange Ulmen- oder sonstige Rinde ohne Aussteifung ein nutzbares Boot ergibt, respektive, ob es sich überhaupt um ein Wassergefährt handelt? Andersherum gibt`s ja viele Rindenböden auch ohne darüberliegende Behausung aus mesolithischem Zusammenhang im Feuchtbodenbereich. Vielleicht hat es sich bloß beim Trocknen seitlich aufgestellt und die Ausgräber sahen "Bordwände"? Einen Versuch wäre es wert ...
Einen Artikel über das Dogrib-Birchbark Canoe Project gibts sogar online:
http://pubs.aina.ucalgary.ca/arctic/arctic51-1-75.pdf
Wunderschönes Boot!
Es bleibt dennoch die Frage, ob 5m lange Ulmen- oder sonstige Rinde ohne Aussteifung ein nutzbares Boot ergibt, respektive, ob es sich überhaupt um ein Wassergefährt handelt? Andersherum gibt`s ja viele Rindenböden auch ohne darüberliegende Behausung aus mesolithischem Zusammenhang im Feuchtbodenbereich. Vielleicht hat es sich bloß beim Trocknen seitlich aufgestellt und die Ausgräber sahen "Bordwände"? Einen Versuch wäre es wert ...
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
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