Overshot mit 180-Grad-Überschlag

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FlintMetz
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Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von FlintMetz »

Guten Abend zusammen,

hab gerade eine Kuriosität fabriziert, die ich so noch nie gesehen habe und welche hiermit dokumentiert sein soll:
Bei einem sehr geilen Kaukasus-Obsidian habe ich beim Drücken einen Overshot fabriziert, der von der einen Fläche über die Basis der Spitze überkippte und mit einer exakten 180-Graddrehung auf der anderen Fläche bis zur Gegenkante auslief. Quasi ein Overshot mit Überschlag... hat man nicht alle Tag, glaube ich - ich kenne nur Ulfs "Korkenzieher-Retusche", die ähnlich an der Kante entlang gelaufen und gedreht ist...

So - und jetzt mach ich das Malleur wieder weg und weiter geht´s :-)

Schöne Grüße...

Robert
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ulfr
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Re: Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von ulfr »

Was es aber auch alles gibt ...

Ich hab vor zwei Jahren den von Robert erwähnten Spiralbohrer aus Flint hinbekommen. Eigentlich sollte es eine Pfeilspitze werden, und nach der Steilretusche an beiden Kanten ging ich auf die eine Fläche. Als diese fertig war, wollte ich an die andere und wunderte mich sehr, dass die Steilretusche weg war ... :7: Als ich genau hinsah, konnte ich erkennen, dass die Retusche von ihrem Ausgangspunkt (auf dem Bild auf der Rückseite) erst einmal über die Fläche und dann spiralig an der Kante entlang bis fast zum hinteren Ende gelaufen war und dabei fast die gesamte Steilretusche entfernt hatte. Länge des Rohlings 48 mm

Bild
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FlintMetz
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Re: Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von FlintMetz »

Genau die meinte ich - geniales Teil (und super Foto - an der Stelle sorry für meine miesen Aufnahmen).

Wenn man sowas mit Absicht herstellen wollte, muss man fast zaubern können :) Das sind schon spektakuläre Overshots der Extraklasse. Man könnt ja mal aus lauter Übermut einen Kern mit einer spiralförmigen Kernkante herstellen und schauen, ob sowas intentionell replizierbar ist. Wenn einem mal langweilig ist.... :wink:

Schöne Grüße...

Robert
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Mark77

Re: Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von Mark77 »

RobertGraf hat geschrieben:... Man könnt ja mal aus lauter Übermut einen Kern mit einer spiralförmigen Kernkante herstellen und schauen, ob sowas intentionell replizierbar ist. Wenn einem mal langweilig ist.... :wink:

Schöne Grüße...

Robert
Wann dürfen wir mit dem Kunstwerk rechnen, Robert? :5: :D
Skulpteur

Re: Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von Skulpteur »

EIn hochfaszinierendes Thema!
:D
Gibt es irgendwelche visualisierten Erkenntnisse darüber, wie die Druckkräfte sich beim Schlagen im Material verhalten? Etwa eine Studie über die im Material fließenden, visualisierten Kräfte etc.?
Ich hätte zwar selbst keine Ahnung wie das bewerkstelligt werden könnte, aber es wäre mal sehr interessant, könnte man während des Schlagprozesses quasi "in das Material hineingucken".

abendliche Grüße,

Vinzenz
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FlintMetz
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Re: Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von FlintMetz »

Mark77 hat geschrieben:Wann dürfen wir mit dem Kunstwerk rechnen, Robert?
Hallo Mark....ähm...wenn mir mal langweilig ist :)

@Vinzenz: Literatur gibt es da inzwischen recht viel, Stichwort "Hertzscher Kegel". Nur ist die oft mit viel Vorsicht zu genießen (alleine dieser besagte Kegel schwankt je nach Autor zwischen 100 und 136 Grad, was kein Pappenstiel ist) und auch sonst wurde da viel Halbwissen und z.T. völliger Blödsinn publiziert, Stichwort "Schlag/Druck-Merkmalsanalyse".

In der Tat wäre eine gelungen Visualisierung der durch Zug und Druck entstehenden Materialspannungen bei der Rissbildung absolut nobelpreisverdächtig. Nur muss man davon ausgehen, das dieses System sowas von hölle-komplex ist, dass das, was wir bisher wissen, wohl nur die Spitze des Eisberges ist und jede neue Erkenntnis mindestens 10 neue Fragen aufwirft.

Aber ich habe mir fest vorgenommen: Wenn ich einmal von dieser Welt gehe und am Himmelstor klopfe, dann werde ich nicht fragen "...darf ich rein?", sondern "...wie bitteschön läuft die Bruchmechanik und die Bruchphysik im Kieselkristall eigentlich genau ab? Ich habe auch vieeeel Zeit mitgebracht" :D :D :D

Schönen Grüße...

Robert
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Skulpteur

Re: Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von Skulpteur »

Vielen Dank für die Infos, Robert! :D
Mir fallen da auch gleich 1000 interessante Möglichkeiten und Verfahren ein und ich hoffe die von dir genannte Option, mehr darüber zu erfahren, wird sich erübrigen! :wink:
Dann doch lieber noch ein bischen sehr viel mehr Zeit auf dem Erdenrund für die Beantwortung "banalerer" Zusammenhänge aufbringen...

Grüßis,

Vinzenz
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Blattspitze
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Re: Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von Blattspitze »

Wow Robert,- und ich dachte bei dem Titel erst, Du wärst beinahe mit dem Skateboard verunglückt?

Wie das Zeug bricht, ist doch ganz einfach:
Das Zwergen-Modell:
Millionen Zwerge stehen in einer Gitterstruktur zusammen und schwatzen fröhlich, dabei hält sich jeder von ihnen am Gürtel des Vorder- und der Mütze des Obermann fest, oder ähh, am Fuß?, ... na egal.
Die Bruchfront stellen wir uns als eine massive Welle Wasser oder doch eher wie ein Schwall Pichelsteiner Eintopf vor. Die Zwerge, die keine Luft mehr bekommen, oder ähh, ... denen schlecht wird, die müssen sich auch er..., und daraufhin lassen sie los. Die Zwerge darunter, die das abkriegen, lassen dann natürlich auch los und so ähh,...?
Oder wars doch so ähnlich wie Metall bricht, bloß im kkleineren Maßstab:
http://physics.aps.org/story/v11/st9
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gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
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FlintMetz
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Re: Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von FlintMetz »

@ Blattspitze: Das "Göbel-Zwerge-Modell" ist absolut großartig. Und die zwischenmolekularen Bindungskräfte bzw. deren Abreisen sind ja auch schon ganz gut erforscht.

Aber die Frage bleibt deshalb immer noch, wie sich die verschiedenen Formen des Wasser- bzw. Pichelsteinerschwalls genau auswirken und welchen Verlauf dieser mit dem Gürtel-Loslassen dann nimmt und warum. Ganz davon abgesehen, dass so Erscheinungen wie Schlagnarben mal auftreten, mal nicht, mal wegfliegen oder manchmal am Kern hängen bleiben, wie genau sich die Lanzettsprüngen verhalten und warum die Wallnerlinien keinem Sinus folgen. Da fangen dann die Zwerge plötzlich des Ringelreih-Tanzen an und wir können nur die Koreographi bestaunen, ohne sie wirklich zu verstehen. Ich hab den Großteil der US-Literatur dazu vorliegen, aber wirklich befriedigende Ergebnisse kommen da auch nicht raus. Ich kenne auch Cotterell´s und Kamminga´s Formeln (Anhang), aber die sind auch nur ein zaghafter Versuch - ich glaube, dass da ganz viel Chaos-Theorie mit reinspielt und man nicht alles mit Formeln fassen und berechnen kann.

Würde sagen: Göbel-Zwerge auf LSD :D

Schöne Grüße...

Robert
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ulfr
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Re: Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von ulfr »

Leider hat es den "Bohrerspan" zerlegt, und da ich den Vorgang gar nicht realisiert habe, konnte ich ihn auch nicht wieder zusammensetzen. Irgendwas muss auf der Oberfläche des Rohlings so gestaltet gewesen sein, dass sich die Druckenergie, ausgehend von einer ausnahmsweise mal perfekten Plattform, anhand dieses "Leitgrates" entlanggehangelt hat. Wenn der Suppenschwall also unter einem Zwergenwall verläuft, lassen die, die unten drunten stehen, am ehesten los - ahhh, endlich ...

Zitat aus Taute 1968: Die Stielspitzengruppen, S. 191

"In einem spröden Körper, der nur Druck- und Schubspannungen (nicht Zugspannungen) ausgesetzt ist, [entwickeln sich] Sprünge in Richtung der Hauptschubspannungen. Da nun nach Szabo (1959 § 10) jeder freie Rand des beanspruchten Körpers, auf den nicht unmittelbar eine Kraft einwirkt, von Normal- und Schubspannungen frei ist, müssen die Hauptnormalspannungstrajektorien senkrecht und parallel zu diesem freien Rand verlaufen."

Er bringt dann einen Bezug auf die Trajektorien in einer Staumauer - da mal weitersuchen? Prof. Rumpel von der TU Berlin, dem er diese Erläuterungen verdankt, ist sicher zumindest emeritiert ...
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Skulpteur

Re: Overshot mit 180-Grad-Überschlag

Beitrag von Skulpteur »

Also wenn Zwerge, Formeln und Diagramme die Lösung so schön veranschaulichen, dann muss ich jetzt nur noch verstehen, warum Zwerge sich so gut auf Mathematik - oder auf´s Kochen (?) zu verstehen scheinen. Vielleicht kann ein Hobbit ja demnächst einen Teil zur Lösung beitragen. :D Aber ungemein interessant: Das, was intuitiv getan wird in so vielfachen Ausführeungen, äußert sich hochkomplex!

zwergische Grüße,

Vinzenz
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