Schleuder "springendes Pferd"
Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris
Schleuder "springendes Pferd"
Werte Gemeinde,
ich habe mal die bekannte "Speerschleuder" "Springendes Pferd" von Bruniquel nachgebaut und bin dabei doch ziemlich ins Grübeln gekommen.
Davon abgesehen, dass es nur spärliche Abbildungen von dem Teil gibt, vor allem Querschnitte bzw. Aufnahmen von der Schmalseite fehlen völlig, ist mir nicht klar, wo der Speer eingelegt wurde. Wenn es sich um eine Hakenschleuder gehandelt hat, müsste der Haken da gesessen haben, wo der Schwanz anfängt. Ich habe aber keine Informationen darüber, ob da wirklich ein Haken war, auf dem besten Bild, das ich habe bzw. dem Foto aus Grazioso 1956 scheint da nix gewesen zu sein, soweit man was erkennen kann.
Wenn es sich um eine Muldenschleuder gehandelt hat, müsste der Speer auf der anderen Seite zwischen den Beinen eingelegt worden sein, auch hier weiß ich nicht, ob dort wirklich eine Mulde zu finden ist.
Außerdem denke ich, dass der Restkörper des Pferdes beim Abwurf unweigerlich gegen das Speerende schlagen würde, was nicht wirklich beabsichtigt sein kann. Außerdem sagt mir meine Erfahrung aus diversen Rekos von Schleudern, dass es umso schwieriger wird, den Wurf kontrolliert ausführen zu können, je gebogener der Schaft ist - die Schleuder neigt dann beim Abwurf zum lateralen Verkippen ...
Uli Stodiek hat die Schleuder nicht in seine Diss mit aufgenommen, weil sich ihm die Funktion als Speerschleuder ebenfalls nicht unmittelbar erschloss ...
Wenn man allerdings das Geweihgerät in die Hand nimmt, stellt man fest, dass der Körper des Pferdes ergonomisch perfekt in der Hand liegt, ich könnte mir eine Funktion als große Ahle o.ä. eher vorstellen ...
Hat jemand von Euch Abbildungen, welche die Schmalseite zeigen oder einen Abguss, an dem erkennbar wäre, ob sich ein Haken/eine Mulde an dem Teil befunden hat? Für jeden Hinweis dankbar, Euer
ULFR
photo storage
ich habe mal die bekannte "Speerschleuder" "Springendes Pferd" von Bruniquel nachgebaut und bin dabei doch ziemlich ins Grübeln gekommen.
Davon abgesehen, dass es nur spärliche Abbildungen von dem Teil gibt, vor allem Querschnitte bzw. Aufnahmen von der Schmalseite fehlen völlig, ist mir nicht klar, wo der Speer eingelegt wurde. Wenn es sich um eine Hakenschleuder gehandelt hat, müsste der Haken da gesessen haben, wo der Schwanz anfängt. Ich habe aber keine Informationen darüber, ob da wirklich ein Haken war, auf dem besten Bild, das ich habe bzw. dem Foto aus Grazioso 1956 scheint da nix gewesen zu sein, soweit man was erkennen kann.
Wenn es sich um eine Muldenschleuder gehandelt hat, müsste der Speer auf der anderen Seite zwischen den Beinen eingelegt worden sein, auch hier weiß ich nicht, ob dort wirklich eine Mulde zu finden ist.
Außerdem denke ich, dass der Restkörper des Pferdes beim Abwurf unweigerlich gegen das Speerende schlagen würde, was nicht wirklich beabsichtigt sein kann. Außerdem sagt mir meine Erfahrung aus diversen Rekos von Schleudern, dass es umso schwieriger wird, den Wurf kontrolliert ausführen zu können, je gebogener der Schaft ist - die Schleuder neigt dann beim Abwurf zum lateralen Verkippen ...
Uli Stodiek hat die Schleuder nicht in seine Diss mit aufgenommen, weil sich ihm die Funktion als Speerschleuder ebenfalls nicht unmittelbar erschloss ...
Wenn man allerdings das Geweihgerät in die Hand nimmt, stellt man fest, dass der Körper des Pferdes ergonomisch perfekt in der Hand liegt, ich könnte mir eine Funktion als große Ahle o.ä. eher vorstellen ...
Hat jemand von Euch Abbildungen, welche die Schmalseite zeigen oder einen Abguss, an dem erkennbar wäre, ob sich ein Haken/eine Mulde an dem Teil befunden hat? Für jeden Hinweis dankbar, Euer
ULFR
photo storage
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Ich schick Dir was per Email. Auf der kaum gezeigten linken Seite könnte am Pferdehintern eine Bruchfläche sein. Von rechts ist klar der Schwanz als Halbrelief neben dem Bein liegend herausgearbeitet, also nix Zapfen. Aber evt. ist es ja so ein Doppelwesen wie das Kitz in Mas d’Azil, wo hinten was rausguckt?
Grüße L
Grüße L
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Merci, LS! Isch glaube, eine Exkursion nach Paris ist fällig, dort liegt das Ding im Museum Saint Germain-en-Laye ... Es ist wie sonst auch immer - hat man das Teil nicht vor Augen oder am besten in der Hand, kann man es nicht wirklich nachbauen ...
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
- Blattspitze
- Beiträge: 2572
- Registriert: 17.11.2007 17:38
- Wohnort: Hamburg
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Sehr schön Ulfr!
http://fr.topic-topos.com/image-bd/fran ... n-laye.jpg
Aber ob die Bruchfläche ein Haken war?
http://www.quatuor.org/art_b20_0005_44.jpg
http://fr.topic-topos.com/image-bd/fran ... n-laye.jpg
Aber ob die Bruchfläche ein Haken war?
http://www.quatuor.org/art_b20_0005_44.jpg
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Guten Abend,
Puntk 1) Klasse Arbeit, Ulfr - ist wieder ausgesprochen schön geworden!!!
Punkt 2) Warum muss es eine "Muldenschleuder" gewesen sein, wenn das Speerende zwischen den Beinen lag? Ein kleines (und heute nicht mehr vorhandenes) Häkchen an den Hufen würde doch auch gehen, oder?
Also rein gefühlstechnisch hätte ich DORT nach einer Bruchstelle gesucht. Wer weiß...?
Schöne Grüße...
Robert
Puntk 1) Klasse Arbeit, Ulfr - ist wieder ausgesprochen schön geworden!!!
Punkt 2) Warum muss es eine "Muldenschleuder" gewesen sein, wenn das Speerende zwischen den Beinen lag? Ein kleines (und heute nicht mehr vorhandenes) Häkchen an den Hufen würde doch auch gehen, oder?
Also rein gefühlstechnisch hätte ich DORT nach einer Bruchstelle gesucht. Wer weiß...?
Schöne Grüße...
Robert
Dem Retuscheur ist nichts zu schwör...
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Glaub ich nicht so recht dran, Robert, die Vorderhufe bilden (zumindest nach dem, was man auf den Bilder überhaupt erkennen kann) kein wie auch immer geartetes Widerlager, da der Bauch offenbar zwischen den Hufen noch hervorsteht ... außerdem wäre dann auch immer noch der Vorderkörper beim Abwurf im Weg?
Sollte man echt mal hinfahren ...
Der stark gebogene Schaft mit dem Loch macht mich stutzig ... das ist bei keiner mir bekannten Schleuder so, oder kennt jemand Gegenbeispiele? Lediglich die Schleuder mit dem kleinen Köpfchen aus der Grotte du Guerdan ist leicht gebogen, aber in der "richtigen" Richtung, und beim Abwurf ist nirgendwo nichts im Wege
Der Haken muss imho am Hintern gesessen haben. Am A**** hängt der Hammer!
Sollte man echt mal hinfahren ...
Der stark gebogene Schaft mit dem Loch macht mich stutzig ... das ist bei keiner mir bekannten Schleuder so, oder kennt jemand Gegenbeispiele? Lediglich die Schleuder mit dem kleinen Köpfchen aus der Grotte du Guerdan ist leicht gebogen, aber in der "richtigen" Richtung, und beim Abwurf ist nirgendwo nichts im Wege
Der Haken muss imho am Hintern gesessen haben. Am A**** hängt der Hammer!
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
- Blattspitze
- Beiträge: 2572
- Registriert: 17.11.2007 17:38
- Wohnort: Hamburg
Re: Schleuder "springendes Pferd"
... ähh, nichts für ungut, aber warum behauptet Ihr denn eigentlich, dass es sich um eine Schleuder handelt, wenn es nicht den geringsten Hinweis auf eine solche Funktion gibt? Wenn auch schon der Herr der Speerschleudern das Stück nicht mit in seinen heiligen Katalog aufnahm?
Alles spricht dafür, es zunächst, aber dafür mit vollem Recht als "Kunst" zu betrachten ...
... aber dann müsste es woanders gepostet werden ...?
Alles spricht dafür, es zunächst, aber dafür mit vollem Recht als "Kunst" zu betrachten ...
... aber dann müsste es woanders gepostet werden ...?
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Das springende Pferd unter den Lochstäben....nee, was sinnvolles fällt mir nicht ein. Ausser natürlich wieder mal die Begeisterung über die Arbeit....
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Also wenn es wirklich eine Schleuder ist, macht doch nur das Maul Sinn. Das Loch für eine Handgelenk Schlaufe. Der Schaft bräuchte am hinteren Ende natürlich eine genaue Passform für das Pferdemaul.
Jetzt kann man den Schaft einlegen und vorne mit Zeigefinger und Daumen halten. Ich wüßte nicht warum es nicht gehen sollte. Vorausgesetzt es ist wirkliche eine Schleuder.
Jetzt kann man den Schaft einlegen und vorne mit Zeigefinger und Daumen halten. Ich wüßte nicht warum es nicht gehen sollte. Vorausgesetzt es ist wirkliche eine Schleuder.
- Turms Kreutzfeldt
- Beiträge: 1207
- Registriert: 05.12.2005 18:04
- Wohnort: Halle / Peißnitz
- Kontaktdaten:
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Speerschleuder, Jaegoor, Speerschleuder, das ist für die, denen die Steine zu schwer sind...
Wäscheschleuder Turms
Wäscheschleuder Turms
Ich bin der Schleuderer, der stets aufschreit und das mit Recht, denn alles was nicht schleudert, ist wert das es auch untergeht, so ist denn alles, was ihr Schleudern nennt, mein eigentliches Element...
nach Hildegunst von Mythenmetz, Erinnerungen
nach Hildegunst von Mythenmetz, Erinnerungen
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Lieber Turmsi habsch verstanden. hab in Engen seinerzeit mit Juano Caballero (mehrfacher span. Meister) fremd geschleudert.
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Habicht ja gar nicht, das Ding wird seit 100? Jahren als "propulseur" bezeichnet, und dem kann ich nicht ganz folgen ... Es könnte eine Schleuder sein (Formensprache, Analogien), wenn bestimmte Merkmale erfüllt würden bzw. wenn es einen Haken hätte, was sich - nur aufgrund von Fotos - aber eben nicht belegen lässt.Blattspitze hat geschrieben: aber warum behauptet Ihr denn eigentlich, dass es sich um eine Schleuder handelt, wenn es nicht den geringsten Hinweis auf eine solche Funktion gibt?
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Das ist wirklich sehr schön geworden ulfr.
Du schreibst, dass das Pferd perfekt in der Hand sitzt, dann würde ich auch eher auf was anderes schließen, große Knochenahle mmmh... das Pferd macht doch ganz schön Arbeit und ist sicherlich nicht umsonst ein Pferd ... die Eigenschaften eines Pferdes wünscht man sich sicherlich für einen Pfeil ... doch wenn der Haken fehlt ... eine Art Trense, aber damals waren die Pferdchen ja noch frei ... verflixt, wenn man nur wüßte
Du schreibst, dass das Pferd perfekt in der Hand sitzt, dann würde ich auch eher auf was anderes schließen, große Knochenahle mmmh... das Pferd macht doch ganz schön Arbeit und ist sicherlich nicht umsonst ein Pferd ... die Eigenschaften eines Pferdes wünscht man sich sicherlich für einen Pfeil ... doch wenn der Haken fehlt ... eine Art Trense, aber damals waren die Pferdchen ja noch frei ... verflixt, wenn man nur wüßte
- Steve Lenz
- Beiträge: 3162
- Registriert: 05.12.2005 14:18
- Kontaktdaten:
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Schöne Arbeit, ulfr.
In der Toolbox nomadischer Völker findet man vielerorts Knotenlöser, insbesondere in kalten Klimazonen, da organische Seile, resp. Knoten gerne festfrieren. Die Lochung könnte dazu dienen, eine Löseleine durch den Knoten zu bringen, welche das Aufziehen erleichtert, da man den Schlag oder Wurf besser zu fassen kriegt und die Finger geschont werden, resp. ständig abgleiten.
In der Toolbox nomadischer Völker findet man vielerorts Knotenlöser, insbesondere in kalten Klimazonen, da organische Seile, resp. Knoten gerne festfrieren. Die Lochung könnte dazu dienen, eine Löseleine durch den Knoten zu bringen, welche das Aufziehen erleichtert, da man den Schlag oder Wurf besser zu fassen kriegt und die Finger geschont werden, resp. ständig abgleiten.
Aus den Augen - aus dem Sinn.
Re: Schleuder "springendes Pferd"
Die Interpretation als Marlspieker find ich genial. Du hast phantastisch gearbeitet ulfr, aber Steve hat entdeckt, was Du eigentlich produziert hast. Ein Knotenlöser ist noch nicht unbedingt eine Spleissahle aber nicht weit weg davon.
Gratuliere
Gratuliere
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen