Spurensuche in Höhlen
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Spurensuche in Höhlen
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Re: Spurensuche in Höhlen
Ungeheuer spannendes Projekt und eine fabelhafte Idee!
Danke M!
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"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
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Re: Spurensuche in Höhlen
Auch sehr schön:
http://www.vallon.pforzheim-business.de ... pure1.html
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"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
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vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
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Re: Spurensuche in Höhlen
Interessanter Bericht im DFG-Magazin mit einigen Ergebnissen:
... In der Höhle „Pech Merle“ waren es nur ungefähr vier Quadratmeter, deren Auswertung schon während des recht kurzen Projekts komplett abgeschlossen werden konnte. Die Interpretation der Abdrücke durch die San dort erweiterte das bisherige Wissen über die Steinzeitmenschen erheblich. Statt der von Forschern bisher angenommenen einen, maximal zwei Personen, erkannte das Team fünf. Und diese vollführten keine rituellen Tänze, sondern gingen nur ganz normal und gemächlich. ...
...
In der Höhle „Fontanet“ wartete auf das Team neben vielen Spuren auf kleiner Fläche eine große Entdeckung: Der Fußabdruck, der bislang als der einzige eiszeitliche und damit erste Abdruck eines Schuhs galt, stammt gar nicht von einem beschuhten Fuß! Die San waren sich sicher, dass der Mensch, der ihn hinterließ, barfuß gewesen sein muss.
...
... in der Höhle „Tuc d'Audoubert“: Das Team besuchte ein breites Feld voller Fersenabdrücke. Bisherige Deutungen besagten, dass sie bei einem rituellen Tanz entstanden waren. Der westliche Betrachter hätte darin allenfalls ein – wie Lenssen-Erz es beschreibt – „sinnloses Wirrwarr“ gesehen. Doch die San konnten die tatsächliche Herkunft der Spuren rekonstruieren: Ein Mann und ein Junge liefen zu einem Loch, um Lehm zu holen. Dazu knieten sie sich auf den Boden. Nachdem sie den gesammelten Lehm weggetragen hatten, gingen sie nochmals zum Loch und danach wieder aus der Höhle hinaus. Die San vermuten, dass sie auf den Fersen gelaufen sind, um nicht erkannt zu werden.
...
Die Diskussionen der San über die Deutung der Spuren an einer einzelnen Stelle dauerten oft bis zu einer Stunde. Mit Laserpointern ausgerüstet erörterten sie die kleinsten Details und fügten die Hinweise zu einer ganzen Geschichte zusammen. Die meisten Spuren in den Höhlen waren für sie gut zu lesen und es gab keine Zweifel an ihrer Deutung. Bei Unsicherheiten und unklaren Nuancen, vor allem aber, wenn sie sich nicht einig waren, schwiegen die San lieber. Sie gaben nur eindeutige Informationen weiter. Lenssen-Erz beschreibt die Vorgehensweise der San als „streng empirisch“ und staunt, wie sie sich „streng an Fakten und was sie sehen und verstehen halten“. ...
...
Die San haben mit ihren Fertigkeiten und den ebenso herausragenden wie überraschenden Ergebnissen der Höhlenbesuche in den Pyrenäen bewiesen, dass sie fähig sind, weitaus mehr Informationen zu liefern als die westlichen Forschungsmethoden erlauben. Denn „Messen ist nicht Lesen“, wie Lenssen-Erz betont. Die Anerkennung ihres Fachwissens hat auch in Namibia bereits Früchte getragen. Im Heimatort der drei Jäger, Tsumkwe, soll Fährtenlesen nun als berufliche Ausbildung angeboten werden. „Wir gehen aufgrund unserer Ergebnisse davon aus, dass Spurenlesen als seriöse Wissenschaft anerkannt wird“, sagt Lenssen-Erz.
http://www.dfg.de/dfg_magazin/aus_der_w ... _in_caves/
Ich frage mich, ob die Beobachtungen/Interpretationen der San-Spezialisten in irgendeinerweise für uns objektivierbar dargestellt werden (können). Mit anderen Worten: "Können wir das Spurenlesen von den San lernen?
... In der Höhle „Pech Merle“ waren es nur ungefähr vier Quadratmeter, deren Auswertung schon während des recht kurzen Projekts komplett abgeschlossen werden konnte. Die Interpretation der Abdrücke durch die San dort erweiterte das bisherige Wissen über die Steinzeitmenschen erheblich. Statt der von Forschern bisher angenommenen einen, maximal zwei Personen, erkannte das Team fünf. Und diese vollführten keine rituellen Tänze, sondern gingen nur ganz normal und gemächlich. ...
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In der Höhle „Fontanet“ wartete auf das Team neben vielen Spuren auf kleiner Fläche eine große Entdeckung: Der Fußabdruck, der bislang als der einzige eiszeitliche und damit erste Abdruck eines Schuhs galt, stammt gar nicht von einem beschuhten Fuß! Die San waren sich sicher, dass der Mensch, der ihn hinterließ, barfuß gewesen sein muss.
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... in der Höhle „Tuc d'Audoubert“: Das Team besuchte ein breites Feld voller Fersenabdrücke. Bisherige Deutungen besagten, dass sie bei einem rituellen Tanz entstanden waren. Der westliche Betrachter hätte darin allenfalls ein – wie Lenssen-Erz es beschreibt – „sinnloses Wirrwarr“ gesehen. Doch die San konnten die tatsächliche Herkunft der Spuren rekonstruieren: Ein Mann und ein Junge liefen zu einem Loch, um Lehm zu holen. Dazu knieten sie sich auf den Boden. Nachdem sie den gesammelten Lehm weggetragen hatten, gingen sie nochmals zum Loch und danach wieder aus der Höhle hinaus. Die San vermuten, dass sie auf den Fersen gelaufen sind, um nicht erkannt zu werden.
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Die Diskussionen der San über die Deutung der Spuren an einer einzelnen Stelle dauerten oft bis zu einer Stunde. Mit Laserpointern ausgerüstet erörterten sie die kleinsten Details und fügten die Hinweise zu einer ganzen Geschichte zusammen. Die meisten Spuren in den Höhlen waren für sie gut zu lesen und es gab keine Zweifel an ihrer Deutung. Bei Unsicherheiten und unklaren Nuancen, vor allem aber, wenn sie sich nicht einig waren, schwiegen die San lieber. Sie gaben nur eindeutige Informationen weiter. Lenssen-Erz beschreibt die Vorgehensweise der San als „streng empirisch“ und staunt, wie sie sich „streng an Fakten und was sie sehen und verstehen halten“. ...
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Die San haben mit ihren Fertigkeiten und den ebenso herausragenden wie überraschenden Ergebnissen der Höhlenbesuche in den Pyrenäen bewiesen, dass sie fähig sind, weitaus mehr Informationen zu liefern als die westlichen Forschungsmethoden erlauben. Denn „Messen ist nicht Lesen“, wie Lenssen-Erz betont. Die Anerkennung ihres Fachwissens hat auch in Namibia bereits Früchte getragen. Im Heimatort der drei Jäger, Tsumkwe, soll Fährtenlesen nun als berufliche Ausbildung angeboten werden. „Wir gehen aufgrund unserer Ergebnisse davon aus, dass Spurenlesen als seriöse Wissenschaft anerkannt wird“, sagt Lenssen-Erz.
http://www.dfg.de/dfg_magazin/aus_der_w ... _in_caves/
Ich frage mich, ob die Beobachtungen/Interpretationen der San-Spezialisten in irgendeinerweise für uns objektivierbar dargestellt werden (können). Mit anderen Worten: "Können wir das Spurenlesen von den San lernen?
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Re: Spurensuche in Höhlen
Die Antwort gibt der Bericht selbst:
"Der westliche Betrachter hätte darin allenfalls ein – wie Lenssen-Erz es beschreibt – „sinnloses Wirrwarr“ gesehen"
Um Spuren lesen und vor allem verstehen zu können, muss der "Leser" sich in die Körperbewegungen desjenigen hineinversetzen können, der die Spuren erzeugt hat, und sie mit seinem Erfahrungsschatz abgleichen. Die meisten von uns dürften weder darauf zurückgreifen können noch ein solches Verhältnis zum eigenen Körper besitzen. Nicht umsonst waren durch die Zeiten "Scouts" fast ausnahmslos Eingeborene, die sich dieses Wissen vermutlich von früher Kindheit an aneigneten.
"Der westliche Betrachter hätte darin allenfalls ein – wie Lenssen-Erz es beschreibt – „sinnloses Wirrwarr“ gesehen"
Um Spuren lesen und vor allem verstehen zu können, muss der "Leser" sich in die Körperbewegungen desjenigen hineinversetzen können, der die Spuren erzeugt hat, und sie mit seinem Erfahrungsschatz abgleichen. Die meisten von uns dürften weder darauf zurückgreifen können noch ein solches Verhältnis zum eigenen Körper besitzen. Nicht umsonst waren durch die Zeiten "Scouts" fast ausnahmslos Eingeborene, die sich dieses Wissen vermutlich von früher Kindheit an aneigneten.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Re: Spurensuche in Höhlen
Dieses Projekt finde ich unheimlich spannend und inspirierend, dahingehend unser Wissen mit dem alten und doch, Gott sei Dank, noch aktuellen Wissen bestehender Naturvölker abzugleichen. Vieles wird dadurch deutlich klarer.
Gestern habe ich erfahren:
In Madagaskar würden die Menschen nur ungern Steinhäuser bauen. Holz und Lehm ist das Symbol bzw. sind die Werkstoffe des Lebens und Gedeihens. Steine sind Symbol des Todes. Deshalb sind Grabstätten aus Stein oder mit Steinmauern umgeben. Das ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus der schwierigen Aufteilung eines "einfachen" Lehmhauses in Madagaskar...
Lg Manu
Gestern habe ich erfahren:
In Madagaskar würden die Menschen nur ungern Steinhäuser bauen. Holz und Lehm ist das Symbol bzw. sind die Werkstoffe des Lebens und Gedeihens. Steine sind Symbol des Todes. Deshalb sind Grabstätten aus Stein oder mit Steinmauern umgeben. Das ist natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus der schwierigen Aufteilung eines "einfachen" Lehmhauses in Madagaskar...
Lg Manu
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Re: Spurensuche in Höhlen
Kupferzeitliche Fußspuren aus einer spanischen Höhle:
The CENIEH has participated in the study of the prints of bare feet found at the Sala y Galerías de las Huellas site in the Ojo Guareña Karst Complex (Burgos), which are the marks left in a soft floor sediment of an exploration by a small group of people between 4200 and 4600 years ago.
https://www.cenieh.es/en/press/news/hum ... jo-guarena
The CENIEH has participated in the study of the prints of bare feet found at the Sala y Galerías de las Huellas site in the Ojo Guareña Karst Complex (Burgos), which are the marks left in a soft floor sediment of an exploration by a small group of people between 4200 and 4600 years ago.
https://www.cenieh.es/en/press/news/hum ... jo-guarena
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Re: Spurensuche in Höhlen
Reading Prehistoric Human Tracks von Andreas Pastoors und Tilman Lenssen-Erz
als open access!
https://link.springer.com/book/10.1007/ ... 30-60406-6
als open access!
https://link.springer.com/book/10.1007/ ... 30-60406-6
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: Spurensuche in Höhlen
Klasse, vielen Dank Ulfr!
Sehr interessant der Artikel "An Echo from a Footprint" u.a. mit den Abdrücken eines Einbeinigen!
Sehr interessant der Artikel "An Echo from a Footprint" u.a. mit den Abdrücken eines Einbeinigen!
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila