So, nach langer Abwesenheit bin ich auch mal wieder da und habe auch gleich eine Frage ans Forum.
Ich bin gerade auf der Suche nach Nachweisen im deutschsprachigen Raum für drehbar gelagerte Schwenk-/Dreh-/Schwingbalken, auch Turner, Schwenkbaum und anderes genannt, mit denen man Kessel vom Feuer nehmen kann. Älteste von mir bisher ausfindig gemachte Funde sind römerzeitlich, auch einige mittelalterliche sind dabei; gibt es noch was früheres?
Es geht hauptsächlich darum, die volkskundliche Behauptung zu widerlegen, dass es ein solches Küchengerät in Deutschalnd und im Speziellen in Franken erst in der Neuzeit gegeben haben soll.
Nachweise für drehbare Kesselbalken
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Nachweise für drehbare Kesselbalken
Geschichte geht durch den Magen
Re: Nachweise für drehbare Kesselbalken
Auch meines Wissens sind die römischen die ältesten.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: Nachweise für drehbare Kesselbalken
Der Modellbauer, der das Heuneburg-Siedlungsmodell gebaut (Heuneburg-Museum) hatte keine Probleme damit, seine Häuser damit auszustatten. Ich kenne aber die Heuneburg-Siedlungsbefunde nicht im Detail, ob da Widerlager zu interpretieren sind. Aber einfach mal als Tipp...
Wobei auch die grossen Kesselgehänge in Manching mich vor das Problem stellen, ob da auch mitten in den Rauch gegriffen wurde, um die Kessel an- und abzuhängen.
H
Wobei auch die grossen Kesselgehänge in Manching mich vor das Problem stellen, ob da auch mitten in den Rauch gegriffen wurde, um die Kessel an- und abzuhängen.
H
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
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Re: Nachweise für drehbare Kesselbalken
Also,
nachdem ich mir jetzt einige Bände zur Heuneburg aus der Reihe "Forschungen und Berichte zur UFG in Ba-Wü" zur Gemüte geführt und mir die leider recht schlechten Internetbilder der Modelle im Heuneburgmuseum angeschaut habe, bin ich zu folgender Überzeugung gelangt:
1. die Einrichtungen mit drehbaren Kesselbalken stellen die in den Grabungsveröffentlichungen vermuteten "technischen Einrichtungen" unbekannter Funktion dar; diese bestehen aus so genannten "Vierpfostenstellungen", die als Kamine oder Rauchabzug gedeutet werden, und den regelhaft mehr oder minder in der Nähe vorkommenden Herdstellen. Die Kesselbalken wurden dabei vom Modellbauer an einem der vier Pfosten des "Kamins" montiert.
2. auf der Heuneburg selbst wurden in den betreffenden Arealen höchstens stark zersetzte Holzreste gefunden, die bestenfalls etwas über Aufteilung und Größe der Häuser aussagen, aber nicht unbedingt Kesselbalken nahelegen.
Daher denke ich, dass diese Kesselaufhängungen mehr oder weniger frei "rekonstruiert" wurden - sollte nicht noch von anderen Fundstellen ein Gegenbeleg auftauchen. Dieses Gerät war wohl durch das Vorhandensein von Bronzekesselfragmenten im Fundgut und der Beschreibung der Befunde als "technische Einrichtung" oder "Werkstattbereich" inspiriert. Dagegen spricht, neben der schlechten Holzerhaltung, mindestens eine "Kaminkonstruktion", die schon vom Bearbeiter als eigentlich zu weit von der Feuerstelle entfernt angesprochen wird. Hier wäre es wohl recht schwierig einen Kesselbalken so zu montieren, dass das Kochgerät noch über dem Feuer zu schwingen kommt. Lagersteine, in denen die Holzsäule eines Kesselbalkens aufliegen könnte, sind mir ebenfalls nicht im Fundkatalog aufgefallen. Die Beschreibungen der Herd-, Feuer- und Ofenstellen sind in den Publikationen recht knapp gehalten und lassen auch keinen Rückschluss auf Drehsäulen zu.
nachdem ich mir jetzt einige Bände zur Heuneburg aus der Reihe "Forschungen und Berichte zur UFG in Ba-Wü" zur Gemüte geführt und mir die leider recht schlechten Internetbilder der Modelle im Heuneburgmuseum angeschaut habe, bin ich zu folgender Überzeugung gelangt:
1. die Einrichtungen mit drehbaren Kesselbalken stellen die in den Grabungsveröffentlichungen vermuteten "technischen Einrichtungen" unbekannter Funktion dar; diese bestehen aus so genannten "Vierpfostenstellungen", die als Kamine oder Rauchabzug gedeutet werden, und den regelhaft mehr oder minder in der Nähe vorkommenden Herdstellen. Die Kesselbalken wurden dabei vom Modellbauer an einem der vier Pfosten des "Kamins" montiert.
2. auf der Heuneburg selbst wurden in den betreffenden Arealen höchstens stark zersetzte Holzreste gefunden, die bestenfalls etwas über Aufteilung und Größe der Häuser aussagen, aber nicht unbedingt Kesselbalken nahelegen.
Daher denke ich, dass diese Kesselaufhängungen mehr oder weniger frei "rekonstruiert" wurden - sollte nicht noch von anderen Fundstellen ein Gegenbeleg auftauchen. Dieses Gerät war wohl durch das Vorhandensein von Bronzekesselfragmenten im Fundgut und der Beschreibung der Befunde als "technische Einrichtung" oder "Werkstattbereich" inspiriert. Dagegen spricht, neben der schlechten Holzerhaltung, mindestens eine "Kaminkonstruktion", die schon vom Bearbeiter als eigentlich zu weit von der Feuerstelle entfernt angesprochen wird. Hier wäre es wohl recht schwierig einen Kesselbalken so zu montieren, dass das Kochgerät noch über dem Feuer zu schwingen kommt. Lagersteine, in denen die Holzsäule eines Kesselbalkens aufliegen könnte, sind mir ebenfalls nicht im Fundkatalog aufgefallen. Die Beschreibungen der Herd-, Feuer- und Ofenstellen sind in den Publikationen recht knapp gehalten und lassen auch keinen Rückschluss auf Drehsäulen zu.
Geschichte geht durch den Magen