Beilklinge im Holzschaft

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RalfK
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Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von RalfK »

Hallo,

ich habe am Wochenende mich mal daran versucht eines meiner ersten gelungenen Beilklingen zu schleifen und mit einem Schaft zu versehen. Den Schliff habe ich anfänglich auf einer Granitplatte versucht. Nach 2 Stunden habe ich das dann doch lieber sein lassen, kaum Materialabtrag! Ich hatte noch eine kleine Sandsteinplatte, damit ging es besser. Ich dachte eigentlich, dass es auch mit Granit gehen würde, da ich im Museum auf Langeland einen Beil-Schleifstein aus Granit gesehen habe.

Den Holm habe ich in Handarbeit in 7 Stunden hergestellt, allerdings mit Stahl.
Beides, Beil und Holm sind noch nicht fertig. Am Beil muss noch die Schneide scharf geschliffen werden und der Holm muss auch noch geglättet werden.
Ich frage mich nun, wie kräftig eigentlich ein Holm, besonders die Beilaufnahme sein muss.
Da der Holm ja die Kräfte aufnehmen muss, dachte ich, dass der recht massiv ausfallen muss. Ich habe mir aber noch mal die originalen Funde angeschaut und festgestellt, dass die doch eine ziemlich leichte Bauweise haben. Irgendwie kann ich mir nicht richtig vorstellen, dass man damit mit Kraft arbeiten konnte.
In dem Video aus Ergersheim habe ich einen kurzen Ausschnitt gesehen, wo mit so einem Beil gearbeitet wurde, aber wie lange?
Ich frage mich halt, ob ich noch einiges an Material abtragen sollte?
Wie sind da eure Einschätzungen und Erfahrungen?

Viele Grüße
Ralf
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Beilschliff+Schaft (3) (Kopie) (Kopie).JPG
Beilschliff+Schaft (4) (Kopie) (Kopie).JPG
Beilschliff+Schaft (1) (Kopie) (Kopie).JPG
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Blattspitze
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von Blattspitze »

Wow Ralf, sehr schöne Arbeit, willkommen im Club!

Die Originalfunde zeigen z.T. erschütternd wenig Holz, aber sie haben immer recht. Wir sollten der Esche mehr zutrauen. Solange keine seitliche Keilwirkung erfolgt, halten die viel aus.

Zwei Funde aus Spodsbjerg, Langeland, DK:

Bild
Bild
Quelle:
http://www.denstoredanske.dk/Danmarks_O ... %C3%98ksen
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ulfr
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von ulfr »

Jaaaa, schick! Auch von mir: herzlich willkommen im Club!
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AxtimWalde
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von AxtimWalde »

Joop Ralf, auch von mir ein herzliches Willkommen im Club.

Wie Blattspitze schon richtig bemerkte, kann Esche ´ne Menge ab. Holz hat die geringste Stabilität gegen Spaltwirkung (Esche gerade einmal 7,3 Kp/cm² tangential). Also sollte man ohne Probleme zwischen den Breitseiten des Beil und dem Schaft hindurch sehen können. Hierbei ist weniger Holz mehr. Die Wangen (die Holzpartie seitlich vom Schaftloch) des Schaftes dürfen recht dünn ausgearbeitet sein. Esche ist auf Zug mit 1650 Kp/cm² belastbar. Auf deutsch du könntest ein Auto an einem Eschenstab mit einem Querschnitt von 1cm² aufhängen!!! Die Partie oberhalb des Schaftloches (Stirn) könnte durchaus herausgeschert werden, wenn die Flächen zu klein währen. Das ist mir bis dato nur einmal passiert. Allerdings kann Esche eine Belastung von 128Kp/cm² ab. Als letzte große Beanspruchung sei der Stiel angesprochen. Auch dieser kann einfach abbrechen, allerdings benötig man Kräfte jenseits von 1200Kp/cm² (Sie dürften etwas geringer ausfallen, da Hölzer gegen Schlagbelastung nicht so stark belastbar sind). Bei deinem Schaft könnte man durchaus noch ein wenig Holz entfernen ohne das man den Schaft zerstören würde. Speziell erscheint mir die Stirn ein wenig überdimensioniert. Bei verschiedenen Arbeiten ist ein hohe Stirn absolut hinderlich. Und noch ´nen Tipp: Versuch in den ovalen Stiel einen leichten Schwung einzuarbeiten. Deine Handgelenke werden es die danken. Übrigens kannst du diesen leichten Schwung auch bei dem Original, den Blattspitze gepostet hat, erkennen.
Viel Spaß beim Fertigstellen.
PS: Zu den Holzfestigkeiten guckst du: 2.3. Physikalische Eigenschaften des Holzes
www6.fh-eberswalde.de/forst/forstnutzung/ifem/homepage/.../2.3.3.pdf
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FlintMetz
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von FlintMetz »

Grüß Dich RalfK,

die Wumme sieht richtig gut aus und bekommt ein klares "like" :D
An den Seiten muss auf jeden Fall 2 - 3 mm Luft sein, sonst platzt der Schaft.

Meine dicke Berta von letztem Jahr in Ergersheim hat sich beim Arbeiten gleich am Anfang noch ca. 3 mm tiefer in die Bucht gedrückt - danach war Schluss und jetzt ist sie voll stabil und geht nicht mehr tiefer in den Schaft, egal wie garstig man zuschlägt. Bin schon schwer auf Deinen Praxistest gespannt, aber was Kai sagt, ist absolut richtig. Je weniger Holz vorne dran ist, desto wendiger ist das Gerät. Und ein leichter Schwung (hat Berta nicht) ist sicher auch sehr gut.

Schöne Grüße…

Robert
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Markus
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von Markus »

Feine Sache! Zur zwischenzeitlichen Entspannung während meiner Abschlussarbeit die ich z.Z. in der Mache habe, werde ich auch noch mein kleines Flintbeil für Ergersheim schleifen & Schäften.

bei den oben von Marquard gezeigten Schäften ist ja zu sehen, dass sowohl Spaltlinge als auch rundhölzer für die Schäfte verwendung fanden. Wie sieht das bei den weiteren Funden aus?

Ich hab gestern eine schöne, schnell gewachsene Esche gefällt, da ist auf jeden Fall schönes Holz für dn ein oder anderen Schaft drin.

Gruß aus Mc Pomm,

Markus
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RalfK
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von RalfK »

Vielen Dank für die lehrreichen Beiträge.

Ich bin noch blutiger Anfänger in diesem Bereich und habe einen gehörigen Respekt vor eurem Wissen. Ich besitze Kaum Erfahrung mit der Holzbearbeitung.
Das hat sich jetzt leider am Beilholm bemerkbar gemacht. Der ist in der letzten Woche von der Beilstirn aus der länge nach eingerissen. Jeden Tag etwas mehr. So ein scheiß!

Hab den Beilkopf abgesägt und die Fläche mit Holzleim bestrichen, wie mir empfohlen wurde. Einige Risse gehen leider bis zur Aufnahme der Beilklinge aber zum Glück nicht ganz durch. Ich habe den Holm jetzt im Schraubstock fixiert und lasse den jetzt erst mal ganz austrocknen.
Ich frage mich , wie die beste Vorgehensweise ist? Ich hatte den Stamm ca. 1 Monat im Keller liegen gehabt. Allerdings noch nicht entrindet. Beim Bearbeiten war das Holz auch noch sehr feucht.
Wie bekommt man die Feuchtigkeit aus dem Holz ohne Rissbildung? Muss der noch länger liegen oder mit Leim abgedichtet werden?

VG
Ralf
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ulfr
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von ulfr »

RalfK hat geschrieben:Ich frage mich , wie die beste Vorgehensweise ist?
Zunächst ist der Fällzeitpunkt wichtig. Manche glauben da an den Mond, was durchaus berechtigt sein mag, aber grundsätzlich sollte man Holz schneiden, wenn wenig Saft im Baum ist, also um die Jahreswende herum und dann bei Neumond.

Ich schneide Holzrohlinge immer mindestens 15 cm über Maß ab und bestreiche die Stirnflächen (Sägeschnitte) mit Weißleim. Das verhindert, dass die Enden zu schnell austrocknen und das Holz deshalb von der Stirn her einreißt. Bei dünnen Rundlingen, die voll verwendet werden sollen, ist es imho besser, zusätzlich die Rinde draufzulassen, umso langsamer trocknet das Holz und umso weniger Risse gibt es. Wenn man das Holz spalten kann, z.B. bei Bogenrohlingen über 10 cm Durchmesser, dann sollte man das auch tun, denn dann trocknet es schneller, aber über die Spaltfläche, das gibt in der Regel keine Risse. Spaltlinge kann man dann auch entrinden.

Die Rohlinge lagere ich zunächst an einem schattigen, luftigen Ort (Carport, Vordach) und später dann in der nicht geheizten Werkstatt. Ein guter Platz ist auch unter dem Bett, denn Schlafräume sind ja in der Regel trocken, aber ungeheizt.
Man sagt, dass ein Rohling pro Zentimeter Radius des Querschnitts ein Jahr trocknen muss ...
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Markus
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von Markus »

Ich für meinen Teil arbeite die allermeisten Dinge grün, also aus mehr oder minder frischem Holz. Dabei ist natürlich das schwinden und mögliches Verformen bzw. reißen mit einzukalkulieren.
Zum besseren Verständnis ist es wichtig, zu wissen warum das Holz reißt. Die liegt daran, dass das Holz in Richtung der Jahrringe stäkrer Schwindet als radial vom Kern nach außen. Da dies in einem Stück rundholz nicht möglich ist reißt es auf.
Dies ist der Grund warum der großteil an Holzgeräten, stielen, etc. aus spaltlingen und nicht aus Vollholz hergestellt wurde/werden. Das fertige frische Objekt trocknet und schwindet dabei, ohne zu reißen.

Musst Du jedoch etwas aus einem Voll- / rundholz fertigen ist es wie du selbst schon vorgeschlagen hast und Ulfr auch richtig empfiehlt, hilfreich, das trocknen langsam heraus zu zögern, eben durch versiegeln der Hirnenden. Allerdings brauchst du dafür entsprechend Zeit / Rohlinglagerhaltung.

Wenn Du weitere bzw. konkrete Fragen zu dieser Thematik hast meld Dich einfach.

Gruß Markus
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AxtimWalde
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von AxtimWalde »

Was mache ich falsch? Meine Schäfte reißen einfach nicht.
Den letzten Schaft (siehe "Stein des Anstoßes") habe ich nachmittags aus einer Esche hergestellt, die ich morgens gefällt habe. Auch wenn zu dieser Jahreszeit wenig Saft im Holz sein soll, war er absolut nass. Das bedingte aber auch ein absolut leichtes Arbeiten (gut abgelagerte Esche zu bearbeiten ist ein Graus). Ich habe nach der groben Ausformung so schnell wie möglich das Schaftloch eingeschlagen. Weiterhin läuft der Schaftkopf nach obenhin konisch zu, und die Seiten sind stark abgeplattet. Könnten diese Gründe sein die eine Rissbildung vermeiden? Wie Wulf schon bemerkte, habe ich den Schaft samt Klinge seit einiger Zeit im kalten Schlafzimmer zum trocknen gelegt. Mittlerweise ist die Trocknung soweit vorangeschritten, dass ich ihn bald schleifen kann. Die Gewichtsreduzierung ist deutlich zu spüren. Beim nächsten Schaft werde ich mal einige Wiegungen vornehmen.

LG
Kai
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FlintSource
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von FlintSource »

Wie Blattspitze und Kai bereits schrieben: Holz, und speziell Esche, kann deutlich mehr ab als man erwarten würde. Siehe den Fingerdicken Stiel vom Breitkeil, der in Ergersheim 2013 in Einsatz war. Damit haben wir mit voller Kraft zugehauen, Ulfr, das war doch Ulme?
Im schweizerischen Nationalmuseum lag, während die Archäologie-Abteilung im Umbau war, ein wunderbarer Flügelholm als Topstück in einer kleinen Sonderausstellung, wenn ich mich richtig entsinne aus Robenhausen. Stiel und Flügel hatten von Ende zu Ende gerade mal sieben (!) durchgehende Jahrringe und das war kein kleines Behau-Beilchen.
Mit einer geleimten Schäftung tust Du Dir wahrscheinlich kein Gefallen. Besser eine neue Schäftung suchen als das Risiko laufen beim Einsatz Stiel und Klinge um die Ohren zu bekommen.
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
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Re: Beilklinge im Holzschaft

Beitrag von ulfr »

Jo, das war Ulme. Allerdings wäre ich nicht soo pessimistisch, was geleimte Hölzer angeht, normalerweise bricht das Holz dann neben der Leimfuge (wenn es denn bricht ...), heutige Holzleime sind extrem belastbar.
Die elegantere Lösung ist aber natürlich ein neuer Holm.
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Hubertus Meyer-Burckhardt
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