A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute

Ausschließlich zur Diskussion historischer Berichterstattung!

Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris

Antworten
Benutzeravatar
Blattspitze
Beiträge: 2572
Registriert: 17.11.2007 17:38
Wohnort: Hamburg

A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute

Beitrag von Blattspitze »

http://www.welt.de/geschichte/article14 ... picks=true

Interessantes Interview, wann vergleicht schon mal jemand so direkt die heutigen Probleme mit Ereignissen aus archäologischen Zeiträumen. Aber Achtung, ich möchte ich hier keine politische Diskussion starten!
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Benutzeravatar
Turms Kreutzfeldt
Beiträge: 1207
Registriert: 05.12.2005 18:04
Wohnort: Halle / Peißnitz
Kontaktdaten:

Re: A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute

Beitrag von Turms Kreutzfeldt »

hier ggf. eine Gegenmeinung dazu:
http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.d ... rwanderung

... und bei Demandt scheint es mir fast, dass er es bedauert, dass die Flüchtlinge unbewaffnet kommen. Und was will der mit dem ollen Spengler? Zarte Andeutung, wie nahe er den besorgten Bürgern von Pegida steht?

Fragen über Fragen

der fraglose Turms
Ich bin der Schleuderer, der stets aufschreit und das mit Recht, denn alles was nicht schleudert, ist wert das es auch untergeht, so ist denn alles, was ihr Schleudern nennt, mein eigentliches Element...
nach Hildegunst von Mythenmetz, Erinnerungen
Benutzeravatar
Blattspitze
Beiträge: 2572
Registriert: 17.11.2007 17:38
Wohnort: Hamburg

Re: A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute

Beitrag von Blattspitze »

Danke Turms, für den link. Die Formulierung Demandts "Die Tatsache, dass die Flüchtlinge unbewaffnet kommen, macht das Ganze viel schwieriger" ist tatsächlich ein dicker Hund. Beim Spengler bezieht er sich aber nicht auf den berühmten "Untergang ..." sondern auf eine viel spätere Arbeit. Ob das reicht, ihn als Pegida -Sympathisant zu markieren?
Hochinteressant, die beiden Interviews zu vergleichen.
Einerseits der ältere, bereits im Ruhestand befindliche Prof., der wenig zu verlieren hat und andererseits der junge Forscher mit modernen Ansätzen, der noch Prof. werden will. Demandt kürzer (und mündl.?) interviewt, Scholl mit ausformulierten schriftlichen Antworten auf einem "Fragebogen".
Demandt hält Teilaspekte für durchaus mit der heutigen Situation vergleichbar, Scholl ist viel vorsichtiger und sieht historische Parallelen als zunächst "per se anachronistisch".
Demandt benennt im Interview keine konkrete Definition einer "Völkerwanderung", bei Scholl ist der Begriff bereits "irreführend", es muss dafür ein "ganzes" Volk wandern, wobei der Begriff dann weder für damals noch für heute zutreffen würde. Grundsätzlich sieht Scholl Migrationsbewegungen als historischen Normalzustand an, er verfolgt den "transkulturellen" Geschichtsansatz, der betonen soll, dass "Kulturen oder Völker" gar keine homogenen Verbände sind, sondern eher "Hybride" und "Prozesse", die im ständigen Wechsel und Austausch begriffen sind. Er weist darauf hin, dass die hist. Quellen ausschließlich aus römischer Sicht berichten, es gäbe keine Quellen der Migranten selbst (Gibt es da keine archäologischen Quellen?).

Fazit: "Aus der Geschichte lernen?" nach dem Lesen beider Interviews:
Demandt, der das ganze statischer und mehr hinsichtlich religiöser Aspekte betrachtet, warnt, dass der Staat unbedingt eine säkulare Organisation bleiben soll, schließlich musste der römische Kaiser dann doch "zu Kreuze kriechen", und da gings mit Rom ja schon bergab.
Scholl will mit dem Hinweis, dass Migration und Wandel normal ist, und das Migranten nur in Ausnahmefällen die Herrschaft in den Zielländern übernommen haben, beruhigen. Er sieht die Gefahr und die Lehre woanders: Der direkte Vergleich mit dem 5. Jahrhundert beschwört eine vermeintliche zukünftige Herrschaft der Migranten, wie es der rechts orientierte, äh ... "Weert Gilders" 2011 mit einem Völkerwanderungsvergleich schon einmal getan hat. Damit ist seiner Ansicht nach der Begriff "Völkerwanderung" "hochproblematisch" und sollte nicht auf tagesaktuelle Themen angewendet werden.
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Benutzeravatar
Turms Kreutzfeldt
Beiträge: 1207
Registriert: 05.12.2005 18:04
Wohnort: Halle / Peißnitz
Kontaktdaten:

Re: A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute

Beitrag von Turms Kreutzfeldt »

Das hast Du super dargestellt und zusammengefaßt. Darf ich das in meinen blog übernehmen?

Dein Turms
Ich bin der Schleuderer, der stets aufschreit und das mit Recht, denn alles was nicht schleudert, ist wert das es auch untergeht, so ist denn alles, was ihr Schleudern nennt, mein eigentliches Element...
nach Hildegunst von Mythenmetz, Erinnerungen
Benutzeravatar
Blattspitze
Beiträge: 2572
Registriert: 17.11.2007 17:38
Wohnort: Hamburg

Re: A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute

Beitrag von Blattspitze »

Huch? Aber ja.

Dunkle deutsche Geschichtswissenschaft vs helle deutsche Geschichtswissenschaft?
... und wo bleibt eigentlich die "transkulturelle Archäologie"?
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Benutzeravatar
Blattspitze
Beiträge: 2572
Registriert: 17.11.2007 17:38
Wohnort: Hamburg

Re: A. Demandt vergleicht das Ende Roms mit heute

Beitrag von Blattspitze »

Da gab`s ja letztes Jahr sogar eine Tagung in Halle, ich bin mal auf den Reader gespannt:
http://www.lvz.de/Mitteldeutschland/New ... als-Chance
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Antworten

Zurück zu „Historische Quellen“