Neues vom Mann aus dem Eis

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hugo
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von hugo »

Eine Neuinterpretation der Troddel klingt vernünftig für "Funktionalisten".
https://www.academia.edu/7657157/Form_f ... _Eismannes
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Trebron
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von Trebron »

Entschuldigt bitte, aber das ist absolut nichts "Neues" zumindest nicht für mich !!!

Ich habe mir 2000 und 2001 die Bücher von Spindler und Elli G Kriesch gekauft und daraus einiges von Ötzis Ausrüstung nachgebaut. In dem Buch von Kriesch habe ich damals schon die heutige neue Deutung notiert, weil ich die in dem Bericht gezeigten "jagdlichen Kleinvieh Aufhänger" ( Abbildung 3 ) kannte und das als "Einzige sinvolle Interpretation" auch bei meinen Ausstellungen und Gesprächen gegenüber "Museumsfachleuten" und Archäologen geäußert und an Hand meiner Rekonstruktion gezeigt habe !
Bilder davon habe ich am 17. 04 2011 gemacht und bei Flickr eingestellt:
https://www.flickr.com/photos/35588839@N04/

Selbst in Ötzi 2.0 wird noch Blödsinn geschrieben und die Quaste zum Reinigen von Pfeilen gedeutet.
Wenn man sich die Mühe gemacht und das Ding nachgebaut hätte, wäre man schnell dahinter gekommen, dass das nicht geht ! :mammut3:

Dass man soooo lange braucht um zu dieser sehr einfachen und logischen Erkenntnis zu kommen , ist in meinen bescheidenen Augen lachhaft !


Genau wie die mit Grasschur umwickelten 4 "Pfeilspitzen" aus Geweih. Das sind nichts anderes als Ersatzdorne für einen Retuscheur !



:mammut2:
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LS
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von LS »

Hi,
hab letzte Tage in der Glotze diese neue Ötzi-Doku von 2015 gesehen:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/ ... us-dem-Eis

Der englische Archäologe Francis Pryor vertritt hier die Theorie, bei dem Pfeilschuss auf Ötzi habe es sich um einen Ritualmord gehandelt, wofür vor allem die bewusste Deponierung seiner Ausrüstungsgegenstände spreche. Vieles in dem Film ist nicht neu, Einiges auch falsch (z. B. ist es seit einiger Zeit ja eine Wolfsfellmütze und nicht mehr Bärenfell). Was mich gefreut hat ist, dass die Ritualmordvariante jetzt mal wieder ins Spiel gebracht wurde. Ich halte das seit langem für das wahrscheinlichste Szenario. Die Schnittverletzung in der Hand will nicht ganz dazu passen, aber wer weiß, ob es nicht doch alles einen Sinn ergibt...

Gruß L
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ulfr
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von ulfr »

LS hat geschrieben: die bewusste Deponierung seiner Ausrüstungsgegenstände
Hab die Doku nicht gesehen, mal gucken, vielleicht schaff ich es heute abend.

Aber sorry, LS, ich kann immer noch keine "Ausrüstung" erkennen, sondern meine eher einen Haufen halbfertiges oder nicht zu ihm passendes Gerümpel zu sehen. Die Götter wären beleidigt gewesen, und "keltische Verhältnisse" (absichtlich zerstörtes Gerät, Schuhe vertauscht etc.) mag ich für 2500 Jahr früher nicht annehmen.
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LS
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von LS »

Hi Ulfr,
mhh, nun will ich hier eigentlich nicht alle meine Argumente verbraten, wäre vielleicht doch mal nen kleinen Artikel wert... ;) Was Du sagst ist aber kein Widerspruch zur Ritualmordvariante, eher im Gegenteil würd ich sogar sagen.

Gruß Leif
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ulfr
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von ulfr »

Gilt auch für mich - kann/will momentan öffentlich nicht mehr sagen - aber wir können ja mal ganz altmodisch telefonieren :3:

Nur soviel: die meistens prähistorischen Ritualmordopfer, die mir bekannt sind - in erster Linie Moorleichen - haben gar keine "Ausrüstung" bei sich, sondern oft nur spärliche Kleidung an, von irgendwelchen Geräten wie einem Kupferbeil mal ganz abgesehen.
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Trebron
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von Trebron »

Ich habe mir die "Doku" angetan ! Am Ende ist vom "Ritualmord" nicht mehr viel übrig, aber es macht den Titel interessanter.

Die Essenz der ganzen Sendung wäre in 5 Minuten gesagt !


:mammut2:
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LS
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von LS »

Stimmt Norbert,
an Sach-Infos gibt es da überhaupt nix Neues, was nicht schon wissenschaftlich publiziert ist. Gut war nur das von Pryor eingeworfene Stichwort "Ritualmord", auch wenn die Begründung im Film sehr dünn ausfällt. Ich vermute, dass die englischen Filmemacher grottenschlecht informiert waren und daher diese Aussage ab ca. Minute 37 des Films eigentlich wieder völlig verwässern. Liegt wahrscheinlich nicht am Archäologen, man denke nur damals an Mündl und was alles schief laufen kann trotz Beteiligung echter Koniferen ;)

Gruß L
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hugo
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von hugo »

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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von ulfr »

Zum "Sandler/Penner"-mäßigem Aussehen der Puppe (s. S. 3) hab ich folgendes Zitat gefunden:

Aus der "Lappländischen Reise" von Carl von Linné:

(Die Finnen haben keine Schornsteine in ihre Häuser eingebaut und sitzen in "ihre[n] Rauchbuden")

"Abstruseres hab ich sine causa sufficiente nimmer gesehn. Und solcherart waren die Mannsbilder von dreißig á vierzig Jahren, daß sie wie Siebzigjährige aussahen!"

Passt gut zu Ötzi´s "Raucherlunge"
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von ulfr »

IMAG1367 (Small).jpg
Ich hab´s getan - ich war oben ...

Letzten Dienstag hab ich zusammen mit meinem Sohn, seinem Kumpel und 8 weiteren Wanderern an der Ötzi Glacier Tour teilgenommen. Nach einer Woche Einbaumbau war ich zwar ziemlich groggy, aber zumindest schon mal ein bisschen an 1500 m Höhe gewöhnt - für einen Fischkopp born and raised at NHN absolut notwendig.
Mit der Seilbahn geht es von Kurzras auf 3200 m Höhe nach Grawand, und schon bei der Verteilung der Ausrüstung wird mir klar, dass mich kein Rentnerspaziergang erwartet - Steigeisen und Glettergurte, Karabinerhaken, Seile ... Wir steigen dann über den Hochjochferner-Gletscher auf 2800 m ab, über Eis- und Geröllfelder, queren strudelnde Gletscherbäche, und ich habe zum ersten Mal live eine Ahnung bekommen, wie es vor 15.000 Jahren in Schleswig-Holstein ausgesehen haben mag (denkt man sich mal all die Dreitausender weg). Das ganze Programm: Drumlins, Nunataks, Oser, Findlinge, die auf dem Eis talwärts rutschen, Moränen - ich war und bin immer noch fasziniert.
Dann kommt die Nagelprobe für den alten Mann vom Meer: steiler Aufstieg durch einen Schutthang auf 3200 m, die letzten hundertfünfzig Meter in der Seilschaft im blanken Fels klettern. Kurz vorm Gipfel denke ich an eine rote Trage und den Hubschrauber, aber: Zähne zusammenbeißen und durch. Wenn man dann oben ist, den Ausblick genießen darf und seinen kleinen Teil zum obligatorischen Steinmandl beitragen kann, dann lohnt sich die Quälerei. Das Wetter ist zwar nicht optimal, aber zumindest hat es nicht geregnet.
Weiter gehts über den Kreuzferner, immer am Seil im Gänsemarsch, und ein Blick in eine abyssale Gletscherspalte reicht, um mich von der Notwendigkeit der geführten Tour zu überzeugen - wen es da runter haut, der braucht nix mehr ... Und rechts oben dräut die Finailspitze, aus dem Hang lösen sich ständig Steinbrocken unterschiedlicher Größe und folgen mit vernehmlichem Rumpeln dem Gesetz der Schwerkraft, um in Millionen Jahren als Schlick im schwarzen Meer zu enden.
Einsam ist es und still, am Weg liegt eine tote Schwalbe, die es wohl im Frühjahr nicht über den Alpenkamm geschafft hat. Hierher kommen nur noch der Steinbock und die Gemse, da und dort wächst ein winziges Grasbüschel oder ein Alpen-Hahnenfuß, ansonsten Erde, Wasser, Luft ...
Und immer wieder klettern, steile Abstiege und Gegenanstiege, manche Stellen sind mit Seilen gesichert, eine Ganzkörperherausforderung nach der anderen. Die junge Extrembergsteigerin Tamara Lunger, die uns begleitet, lächelt sicher innerlich über uns Flachlandtiroler und springt elegant von Stein zu Stein, ohne auch nur zu schnaufen, aber ich komme mir vor wie Krakauer.
Die Fundstelle selbst ist unspektakulär, eine schneegefüllte Felswanne. Das Steinmal wurde in einiger Entfernung am Steilhang überm Tisental errichtet, damit man es vom Archeoparc aus sehen kann.
Nach einer kurzen Pause auf der Similaunhütte mit fantastischem Apfelstrudel und Sportwasser folgt der Abstieg ins Tal, 1900 m bis zum Stausee, und der kommt und kommt nicht näher. War es bisher anstrengend, wird es nun auch schmerzhaft, die Beine bleischwer, die Knie weich, und ich bin froh über die Wanderstöcke, die ich mir noch gekauft habe. Sohnemann und Kumpel sind schon unten, da krebse ich zusammen mit Günter (62, Versicherungsvertreter aus Düsseldorf) immer noch bergab. Aber irgendwann sind auch wir am Ziel und genießen ein kühles Bier wie sonst selten im Leben.
Wer mich kennt, weiß, dass Stolz eher nicht zu meinen Gefühlsregungen zählt, aber jetzt platze ich fast vor demselben:
Ich hab´s getan, ich war oben ...

Die sehr empfehlenswerte geführte Tour gibt´s im Sommer jeden Dienstag, Dauer ca. 9 Stunden, Länge etwa 15 km. In der Info-Broschüre steht leichthin formuliert: "Basiskondition erforderlich" - das ist imho etwas untertrieben, man sollte körperlich ziemlich gut beieinander sein, klettersicher und ausdauernd. Auf 3400 ist die Luft schon sehr dünn. Wichtig: Ausreichend Getränke, Schokolade, Traubenzucker, Magnesium, warme Mütze, Gamaschen, Wanderstöcke, Handschuhe, Sonnenbrille und vor allem vorher an die Höhe akklimatisieren.

Anmeldung:
http://www.archeoparc.it
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von Trebron »

Stolz auf Dich und a bisserl neidisch

:axt:
:stonecake:
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von hugo »

:situla:
congrats
Meine Bewunderung ist grenzenlos. Obwohl Ösi halt ich mit dem Spruch Carlo Kromers, den es als Ostösterreicher ans Innsbrucker Institut verschlagen hatte:
Berge von unten, Kirchen von außen,Wirtshäuser von innen.

Ich bekam schon beim Lesen Höhenangst
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TZH
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von TZH »

Gratulation, Wulf, das würde ich nie machen. :) Höchstens auf Monte Viso, um Jadeit zu holen.
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Sculpteur
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Re: Neues vom Mann aus dem Eis

Beitrag von Sculpteur »

Genial Wulf und sehr eindringlich und anfassbar beschrieben. Da möchte ich mich ja am liebsten gleich wieder ins Auto setzen und nochmal ins Ötztal kurven! Dann sind wir ja fast aneinander vorbeigefahren oder gelaufen.

:mammut2: :fox: :4:
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