Das längste Flintbeil aus Dänemark
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Das längste Flintbeil aus Dänemark
Der neue Längenrekord für jungsteinzeitliche nordische Flintbeile:
A pair of old friends have found the largest flint axes in Danish history in a drained bog area near Tastum Lake just south of Skive in Jutland.
...
One of the axes, where are being exhibited at Viborg Museum for the next three weeks, measures a Danish-record 50.5 centimetres.
The axes are considered a national treasure and will be sent to the National Museum of Denmark next month.
http://cphpost.dk/news/historic-flint-a ... nmark.html
Angesichts der Cortexreste auf den Breitseiten dürften die aus großen Platten angefertigt worden sein.
A pair of old friends have found the largest flint axes in Danish history in a drained bog area near Tastum Lake just south of Skive in Jutland.
...
One of the axes, where are being exhibited at Viborg Museum for the next three weeks, measures a Danish-record 50.5 centimetres.
The axes are considered a national treasure and will be sent to the National Museum of Denmark next month.
http://cphpost.dk/news/historic-flint-a ... nmark.html
Angesichts der Cortexreste auf den Breitseiten dürften die aus großen Platten angefertigt worden sein.
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
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Re: Das längste Flintbeil aus Dänemark
Super Teile! Mir tun nur die Schleifsklaven leid! Die haben doch wohl ein paar Stunden gebraucht. Und das nur für Prunk?
Was kümmert´s eine deutsche Eiche, wenn sich eine Sau an ihr schubbert
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Re: Das längste Flintbeil aus Dänemark
Tja, sind solche besonderen Artefakte auch Ausdruck gesellschaftlicher Ungleichheit oder bloß Emblem stolzer Handwerker?AxtimWalde hat geschrieben:Schleifsklaven
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
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Re: Das längste Flintbeil aus Dänemark
Gute Frage. In diesem Fall gehe auch ich aus von einem nicht-funktionellen Gerät, aber was der Hersteller/Besitzer uns damit sagen möchte? Wenn wir bei ethnografischen Vergleichen schauen wird jedoch deutlich: size matters.
Im Neolithikum würde ich nicht unbedingt von Schleifsklaven ausgehen, es ist gut vorstellbar, dass die Wertigkeit auf der Herstellung beruht und der Besitzer durchaus selber Hand angelegt hat. Heute ist es nicht viel anders: Was zählt ist die Herstellung von außerordentlichen Stücken, nicht der Besitz. Das kann ja jeder mit ausreichend Knete/Macht.
Im Neolithikum würde ich nicht unbedingt von Schleifsklaven ausgehen, es ist gut vorstellbar, dass die Wertigkeit auf der Herstellung beruht und der Besitzer durchaus selber Hand angelegt hat. Heute ist es nicht viel anders: Was zählt ist die Herstellung von außerordentlichen Stücken, nicht der Besitz. Das kann ja jeder mit ausreichend Knete/Macht.
Je größer der Dachschaden, desto schöner der Aufblick zum Himmel.
Karlheinz Deschner
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Re: Das längste Flintbeil aus Dänemark
Lieber Rengert!
Wenn man einige Flintbeile geschliffen hat, merkt man recht schnell, dass dieses eine absolute sch... Arbeit ist. Ebenso schnell ist man versucht, diese Arbeit auf andere ab zu wälzen. Möglicherweise findet man den einen oder anderen aus einer Gruppe. Allerdings dürften auch sie ebenso schnell bemerken wie Sch... diese Arbeit ist. Wo bekommt man all die nötigen Schleifarbeiter her? Nun, wie wäre es mit dem Nachbardorf. Kurz einen klauen und nach völliger Ausnutzung einfach entsorgen. Es gibt ja genügend Nachbaren!
Ich weiß nicht was gegen Sklavenarbeit im Neolithikum spräche.
Ich gehe mit dir völlig konform, das die Wertigkeit eines Objektes auf der Herstellung beruht. Zumindest in diesen Zeiten. Ob der Besitzer nun Hand angelegt hat oder nicht, schmälert allerdings auch nicht die Wertigkeit. Andererseits bleibt die Frage, ob nicht bereits im Neolithikum nicht bereits das Prinzip von Angebot und Nachfrage herrschte. Ich glaube, dass in flintarmen Regionen ein solches Beil ein wesentlich höheren Wert hatte als in flintreichen. Weiterhin kann ich mir nicht vorstellen, dass ein noch so prachtvoll herausgedengelter Fischschwanzdolch mit den allerbesten Ziernähten gegenüber eines schlecht gearbeiteten aber glänzenden Bronzedolchs einen größeren Wert darstellte.
Die Ähnlichkeit mit heutigen Verhältnissen sehe ich aber absolut nicht. Auch wenn hervorragende handwerkliche Arbeiten ihren Preis haben, so gibt es doch viele Dinge, die einen hohen Wert besitzen, obwohl der Aufwand ihre Herstellung eher zu vernachlässigen ist. (z.B. Ü-Ei Figuren Herstellung im Cent Bereich, Wert bis zu 12000€)
Typen, die ihre Werte darstellen mit: "mein Haus, meine Yacht, mein Auto ..., haben garantiert nie eine Kelle in der Hand gehabt, je eine Glasfasermatte laminiert und geschweige denn das Auto lackiert. Ich bin der Meinung das heute in erster Linie der Besitz zählt, nicht die exzellente Herstellung eines Objektes.
Wenn man einige Flintbeile geschliffen hat, merkt man recht schnell, dass dieses eine absolute sch... Arbeit ist. Ebenso schnell ist man versucht, diese Arbeit auf andere ab zu wälzen. Möglicherweise findet man den einen oder anderen aus einer Gruppe. Allerdings dürften auch sie ebenso schnell bemerken wie Sch... diese Arbeit ist. Wo bekommt man all die nötigen Schleifarbeiter her? Nun, wie wäre es mit dem Nachbardorf. Kurz einen klauen und nach völliger Ausnutzung einfach entsorgen. Es gibt ja genügend Nachbaren!
Ich weiß nicht was gegen Sklavenarbeit im Neolithikum spräche.
Ich gehe mit dir völlig konform, das die Wertigkeit eines Objektes auf der Herstellung beruht. Zumindest in diesen Zeiten. Ob der Besitzer nun Hand angelegt hat oder nicht, schmälert allerdings auch nicht die Wertigkeit. Andererseits bleibt die Frage, ob nicht bereits im Neolithikum nicht bereits das Prinzip von Angebot und Nachfrage herrschte. Ich glaube, dass in flintarmen Regionen ein solches Beil ein wesentlich höheren Wert hatte als in flintreichen. Weiterhin kann ich mir nicht vorstellen, dass ein noch so prachtvoll herausgedengelter Fischschwanzdolch mit den allerbesten Ziernähten gegenüber eines schlecht gearbeiteten aber glänzenden Bronzedolchs einen größeren Wert darstellte.
Die Ähnlichkeit mit heutigen Verhältnissen sehe ich aber absolut nicht. Auch wenn hervorragende handwerkliche Arbeiten ihren Preis haben, so gibt es doch viele Dinge, die einen hohen Wert besitzen, obwohl der Aufwand ihre Herstellung eher zu vernachlässigen ist. (z.B. Ü-Ei Figuren Herstellung im Cent Bereich, Wert bis zu 12000€)
Typen, die ihre Werte darstellen mit: "mein Haus, meine Yacht, mein Auto ..., haben garantiert nie eine Kelle in der Hand gehabt, je eine Glasfasermatte laminiert und geschweige denn das Auto lackiert. Ich bin der Meinung das heute in erster Linie der Besitz zählt, nicht die exzellente Herstellung eines Objektes.
Was kümmert´s eine deutsche Eiche, wenn sich eine Sau an ihr schubbert
Re: Das längste Flintbeil aus Dänemark
Moin,
bestimmte Themen gehen mir seit Jahren durch den Kopf, seit wir unsere jahreszeitlich bedingten Hormonausschüttungen im Eichenwald von Ergersheim haben...
Neulich gesehen im Museum für Regionalgeschichte Gotha. Die durchlochten Schuhleistenkeile haben einfach ne beträchtliche Größe, wenn man ihre Verwendung als Äxte annimmt. Ist das noch praktisch?
Das Handy zum Vergleich ist ca. 13-14cm lang
lg Leif
bestimmte Themen gehen mir seit Jahren durch den Kopf, seit wir unsere jahreszeitlich bedingten Hormonausschüttungen im Eichenwald von Ergersheim haben...
Neulich gesehen im Museum für Regionalgeschichte Gotha. Die durchlochten Schuhleistenkeile haben einfach ne beträchtliche Größe, wenn man ihre Verwendung als Äxte annimmt. Ist das noch praktisch?
Das Handy zum Vergleich ist ca. 13-14cm lang
lg Leif
Re: Das längste Flintbeil aus Dänemark
Hatte ein sehr ähnliches, gleich großes Teil für ein Museum gebastelt und die Schwester mit nach Ergersheim genommen, leider war eine schwache Zone im Stein, und der gab leider nach wenigen Schlägen auf. Die Führigkeit war - nach den wenigen Schlägen nur ansatzweise zu beurteilen - nicht allzu schlecht, aber ich müsste länger damit arbeiten, um Genaueres sagen zu können.
Zur Sch...arbeit: Ich persönlich schleife sehr gern, ich liebe derartige kontemplative Tätigkeiten und empfinde das überhaupt nicht als sklavisch, im Gegenteil - es ist Teil eines Produktionsprozesses/Handwerks wie alles andere auch. Ob man nun Balken für ein Haus oder Steine für das Fundament behaut oder Bretter hobelt oder Perlmuttplatten für Schmuck schleift oder Kupfererz zertrümmert zum Bronzegießen: Alle Tätigkeiten werden irgendwann ermüdend und langweilig, führen aber immer zum Ergebnis.
Zum anderen: Schleifen kann jeder, auch jemand, der zu anderen Tätigkeiten aufgrund von you-name-it nicht (mehr) in der Lage ist. Z.B.: der Ausdruck "alter Knacker" stammt daher, dass die alten Männer im Schwäbischen früher die Leinfadenwickelmaschine bedienten, die eine Ratsche hatten - verhindert das Abwickeln des Fadens - und bei jeder Umdrehung knackten. Mehr ging nicht mehr, aber die Jungs trugen trotzdem noch zum Bruttosozialprodukt bei.
Zur Sch...arbeit: Ich persönlich schleife sehr gern, ich liebe derartige kontemplative Tätigkeiten und empfinde das überhaupt nicht als sklavisch, im Gegenteil - es ist Teil eines Produktionsprozesses/Handwerks wie alles andere auch. Ob man nun Balken für ein Haus oder Steine für das Fundament behaut oder Bretter hobelt oder Perlmuttplatten für Schmuck schleift oder Kupfererz zertrümmert zum Bronzegießen: Alle Tätigkeiten werden irgendwann ermüdend und langweilig, führen aber immer zum Ergebnis.
Zum anderen: Schleifen kann jeder, auch jemand, der zu anderen Tätigkeiten aufgrund von you-name-it nicht (mehr) in der Lage ist. Z.B.: der Ausdruck "alter Knacker" stammt daher, dass die alten Männer im Schwäbischen früher die Leinfadenwickelmaschine bedienten, die eine Ratsche hatten - verhindert das Abwickeln des Fadens - und bei jeder Umdrehung knackten. Mehr ging nicht mehr, aber die Jungs trugen trotzdem noch zum Bruttosozialprodukt bei.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
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Re: Das längste Flintbeil aus Dänemark
Viborg hat "den Längsten"!
Auch wenn nur wenige Dänisch verstehen werden, lohnt es sich den TV_Bericht anzusehen:
http://www.tvmidtvest.dk/nyheder/25-04- ... org-museum
Auch wenn nur wenige Dänisch verstehen werden, lohnt es sich den TV_Bericht anzusehen:
http://www.tvmidtvest.dk/nyheder/25-04- ... org-museum
- Flintstone
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Re: Das längste Flintbeil aus Dänemark
Wahnsinn?
Anfang Juli wurde in einer Pressemitteilung des Viborg Museum mitgeteilt, dass der Finder vom Staat für den Fund und die Ablieferung der beiden Steinbeile einen Finderlohn von 110.000 Dänische Kronen, das entspricht etwa 14.800 Euro, erhalten hat. Der Finderlohn (Danefædusør) wurde u.A. mit der Begründung ausgezahlt, dass es sich bei einem der Beile um das längste bekannte Flintbeil Dänemarks handelt.
Die Auszahlung des Finderlohn löste eine Starke Reaktion in den dänischen Medien aus. Diese Sensationsmeldungen wiederum verursachten eine Welle von Anfragen in den Lokalmuseen. Dort werden die Sachbearbeiter laufend mit Anfragen in der Art von: "Ich habe ein 25 cm langes Flintbeil. Bekomme ich jetzt 55.000 Kronen, wenn ich es dem Museum abliefere?".
Zur Zeit glauben also viele, dass der Preis für den laufenden Zentimeter Flintbeil 2200 Dkk beträgt! (Genau genommen sollte die Länge des zweiten, stark beschädigten Beiles in die Kalkulation eingehen. Leider ist die Länge nicht publiziet worden.)
Es ist jetzt zu befürchten, dass alle Finder oder Besitzer von Steinbeilen diese "versilbern" möchten.
Anfang Juli wurde in einer Pressemitteilung des Viborg Museum mitgeteilt, dass der Finder vom Staat für den Fund und die Ablieferung der beiden Steinbeile einen Finderlohn von 110.000 Dänische Kronen, das entspricht etwa 14.800 Euro, erhalten hat. Der Finderlohn (Danefædusør) wurde u.A. mit der Begründung ausgezahlt, dass es sich bei einem der Beile um das längste bekannte Flintbeil Dänemarks handelt.
Die Auszahlung des Finderlohn löste eine Starke Reaktion in den dänischen Medien aus. Diese Sensationsmeldungen wiederum verursachten eine Welle von Anfragen in den Lokalmuseen. Dort werden die Sachbearbeiter laufend mit Anfragen in der Art von: "Ich habe ein 25 cm langes Flintbeil. Bekomme ich jetzt 55.000 Kronen, wenn ich es dem Museum abliefere?".
Zur Zeit glauben also viele, dass der Preis für den laufenden Zentimeter Flintbeil 2200 Dkk beträgt! (Genau genommen sollte die Länge des zweiten, stark beschädigten Beiles in die Kalkulation eingehen. Leider ist die Länge nicht publiziet worden.)
Es ist jetzt zu befürchten, dass alle Finder oder Besitzer von Steinbeilen diese "versilbern" möchten.
Re: Das längste Flintbeil aus Dänemark
Das ist nicht schön, dass für archäologische Fundstücke Geld gezahlt wird. Das kann ja möglicherweise nur zur Folge haben, dass noch mehr wild gebuddelt und sondiert wird, in der Hoffnung, damit ein paar Penunzen zu machen. "Flintrush" a la Klondike...
Und am Ende behalten die Leute dann die Fundstücke lieber noch eine Weile zu Hause, in der Hoffnung, dass der Preis noch ein bisschen steigt...
Es "sollte" doch selbstverpflichtung sein, aktiv und möglichst unentgeltlich am Erhalt von Kulturgütern mitzuwirken, mit Ausnahme derer, die beruflich davon leben und darin wirken. Darum verstehe ich auch nicht, warum überhaupt Finderlöhne für dies und das gezahlt werden. So kocht dann möglicherweise irgendwann jeder sein ganz eigenes Museumssüppchen, weil - na klar - es natürlich toll ist, ein historisches Arthefakt zuhause in der Schublade oder an der Wand zu haben...
Und am Ende behalten die Leute dann die Fundstücke lieber noch eine Weile zu Hause, in der Hoffnung, dass der Preis noch ein bisschen steigt...
Es "sollte" doch selbstverpflichtung sein, aktiv und möglichst unentgeltlich am Erhalt von Kulturgütern mitzuwirken, mit Ausnahme derer, die beruflich davon leben und darin wirken. Darum verstehe ich auch nicht, warum überhaupt Finderlöhne für dies und das gezahlt werden. So kocht dann möglicherweise irgendwann jeder sein ganz eigenes Museumssüppchen, weil - na klar - es natürlich toll ist, ein historisches Arthefakt zuhause in der Schublade oder an der Wand zu haben...