Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
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Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
Hallo liebe Leut!
Ich habe heute eine bifaziale Sichelklinge endlich einmal geschäftet. Leider sind mir keine Funde dieser Art bekannt, so dass ich sie hier unter "Basteleien" vorstellen möchte. Der Schaft besteht aus einem Eichentotholzast. Er ist z.T. angefault, hat Risse und Wurmlöcher. Die Gesamtkonsistenz ist allerdings noch erstaunlich gut. Speziell diese Fehler machen den Charme der Schäftung aus. Nach diesem Stück hatte gut und gern 2 Jahre gesucht. Er musste eine recht starke Linkskurve aufweisen, einen ausreichend langen Griff besitzen und sollte am Ende eine starken nach unten weisenden Astansatz besitzen, der später als Rast ausgearbeitet werden sollte. Interessanterweise fand ich aber vornehmlich derartige Schäfte nur mit Rechtskurve (Für Linkshänder geeignet), aber es sollte eine Sichel für Rechtshänder werden. Bei der Schäftung trat das Problem auf, in welchem Winkel die Schneide zur Handhabe stehen sollte. Letztes Jahr haben Michael Kaiser und ich lange darüber beratschlagt. Aber nur Versuche können möglicherweise eine Klärung erbringen. Bei der nächsten Getreideernte bei uns im Museum werde ich sie einmal ausprobieren. Technische Daten: Klinge: Falster; Klebung: Kiefernpech; Schaft: Eiche; Länge: 30,0cm; Breite Schneide-Rücken: 6,9cm; Schneidenlänge:10,1cm; Gesamtgewicht: 202g
LG
Kai
Ich habe heute eine bifaziale Sichelklinge endlich einmal geschäftet. Leider sind mir keine Funde dieser Art bekannt, so dass ich sie hier unter "Basteleien" vorstellen möchte. Der Schaft besteht aus einem Eichentotholzast. Er ist z.T. angefault, hat Risse und Wurmlöcher. Die Gesamtkonsistenz ist allerdings noch erstaunlich gut. Speziell diese Fehler machen den Charme der Schäftung aus. Nach diesem Stück hatte gut und gern 2 Jahre gesucht. Er musste eine recht starke Linkskurve aufweisen, einen ausreichend langen Griff besitzen und sollte am Ende eine starken nach unten weisenden Astansatz besitzen, der später als Rast ausgearbeitet werden sollte. Interessanterweise fand ich aber vornehmlich derartige Schäfte nur mit Rechtskurve (Für Linkshänder geeignet), aber es sollte eine Sichel für Rechtshänder werden. Bei der Schäftung trat das Problem auf, in welchem Winkel die Schneide zur Handhabe stehen sollte. Letztes Jahr haben Michael Kaiser und ich lange darüber beratschlagt. Aber nur Versuche können möglicherweise eine Klärung erbringen. Bei der nächsten Getreideernte bei uns im Museum werde ich sie einmal ausprobieren. Technische Daten: Klinge: Falster; Klebung: Kiefernpech; Schaft: Eiche; Länge: 30,0cm; Breite Schneide-Rücken: 6,9cm; Schneidenlänge:10,1cm; Gesamtgewicht: 202g
LG
Kai
Zuletzt geändert von AxtimWalde am 20.03.2017 12:48, insgesamt 1-mal geändert.
Was kümmert´s eine deutsche Eiche, wenn sich eine Sau an ihr schubbert
Re: Geschäftetes bifaziale Sichel/Erntemesser
Hallo Kai,
ein sehr schönes Gerät! Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der Arbeit damit. Hast du vor, nur die Ähren abzuschneiden oder den ganzen Halm?
Viele Grüße
Sven
ein sehr schönes Gerät! Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der Arbeit damit. Hast du vor, nur die Ähren abzuschneiden oder den ganzen Halm?
Viele Grüße
Sven
Re: Geschäftetes bifaziale Sichel/Erntemesser
AxtimWalde hat geschrieben:Leider sind mir keine Funde dieser Art bekannt, so dass ich sie hier unter "Basteleien" vorstellen möchte
Meinst Du speziell solch einen Griff wie den, den Du gemacht hast, oder meinst Du allgemein bifazielle Sicheln? Da gibt es nämlich durchaus geschäftete Exemplare ... zwar im Süden, aber so doch.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
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Re: Geschäftetes bifaziale Sichel/Erntemesser
Hey Sven,enrohs hat geschrieben: Hast du vor, nur die Ähren abzuschneiden oder den ganzen Halm?
sollte unser Versuchsfeld dieses Jahr überhaupt bestellt werden, werden wir natürlich alles antesten.
Hey Ulfur,
ich meinte schon original geschäftete Halbmondsicheln, ob nun bifazial oder nur randretuschiert ist egal. Was ich habe sind entweder Rekonstruktionen oder zusammen gesetzte Teile. Solltest Du da was haben, wäre ich Dir zu dank verpflichtest, wenn Du mich mit diesen Informationen füttern könntest.
An Alle LG
Kai
Was kümmert´s eine deutsche Eiche, wenn sich eine Sau an ihr schubbert
Re: Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
Hallo Kai,
solche Schäfte kenn ich aus Egolzwil 3 (lange Klingen in Schäfte reingesteckt, so dass sie schräg wegstehen) und Egolzwil 4 (kleine Klingen in Reihe in einem gekrümmten Schaft). Es geht Dir ja wahrscheinlich vor allem um den Schnittwinkel, schätz ich mal. Da würd ich sagen, gab es ein größeres Spektrum. Also passt schon, Deine Reko...
Gruß Leif
solche Schäfte kenn ich aus Egolzwil 3 (lange Klingen in Schäfte reingesteckt, so dass sie schräg wegstehen) und Egolzwil 4 (kleine Klingen in Reihe in einem gekrümmten Schaft). Es geht Dir ja wahrscheinlich vor allem um den Schnittwinkel, schätz ich mal. Da würd ich sagen, gab es ein größeres Spektrum. Also passt schon, Deine Reko...
Gruß Leif
Re: Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
Genau, aus Egolzwil gibt es sog. Erntemesser, wo Flintklingen in Griffe eingesetzt worden sind, aber Kai meint ja wohl regelrechte bifazielle Blätter - da gibt es zumindest eines aus Niederwil/Egelsee, Kanton Thurgau (CH).
Du hast Elektropost, Kai
Ich habs auch mal in den richtigen Fred verschoben, das ist mehr als "Gebastel", Kai
Die Rast ist bei dem Exemplar von Niederwil nicht abgeknickt, aber der Griff hat eine Verdickung am Ende. Das Teil sieht fast aus wie Deins.
Du hast Elektropost, Kai
Ich habs auch mal in den richtigen Fred verschoben, das ist mehr als "Gebastel", Kai
Die Rast ist bei dem Exemplar von Niederwil nicht abgeknickt, aber der Griff hat eine Verdickung am Ende. Das Teil sieht fast aus wie Deins.
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Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
Sehr schöne Arbeit Kai!
Ich könnte den Griff aus La Draga anbieten, S. 28, Fig. 18:
http://revistes.iec.cat/index.php/CHR/a ... 0576/40475
Ich könnte den Griff aus La Draga anbieten, S. 28, Fig. 18:
http://revistes.iec.cat/index.php/CHR/a ... 0576/40475
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
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Re: Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
Schöner Zufall, danke, Blattspitze!! Bin gerade auf der Suche nach (neo)lithischen Knochenlöffeln, voila Fig. 11
Ich liebe dieses Forum
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Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
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Re: Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
Wulf, die in Bad Buchau ausgestellten kennst Du, oder?
Wenn nein, kann ich mal Fotos raussuchen.
In Kopenhagen müßte ich auch was gesehen haben...
Wenn nein, kann ich mal Fotos raussuchen.
In Kopenhagen müßte ich auch was gesehen haben...
Re: Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
Schööööön - klasse Arbeit, Kai!!! Der Typ macht echt was her und die Funktion ist sicher auch perfekt.
Schöne Grüße...
RObert
Schöne Grüße...
RObert
Dem Retuscheur ist nichts zu schwör...
Re: Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
Meinst Du Sicheln oder Löffel?Claudia hat geschrieben:Wulf, die in Bad Buchau ausgestellten kennst Du, oder?
Wenn nein, kann ich mal Fotos raussuchen.
In Kopenhagen müßte ich auch was gesehen haben...
Die Löffel kenne ich, danke.
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Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
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Re: Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
Da Du nach Löffeln suchst, meinte ich natürlich Löffelulfr hat geschrieben: Meinst Du Sicheln oder Löffel?
Dachte ich mir schon, daß Du die Buchauer haben wirst, aber hätt ja sein können...
- AxtimWalde
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Re: Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
Zurück zum Thema:
Erst einmal vielen Dank für die vielen Informationen und Reaktionen. Aber was haben wir denn nun eigentlich? Im südlichen Raum haben wir halbmondförmige Sicheleinsätze aus Plattensilex, die z.T. Anhaftungen von Kleber aufweisen. Entsprechend dürften sie geschäftet worden sein! Andererseits haben wir Sichelschäfte, die entsprechenden Sicheleinsätzen zu geordnet werden, obwohl diese nicht vorhanden sind (Unteruhldingen –Bayenwiesen und Niederwil/Egelsee). Es gibt also keine komplette Sichel mit einem halbmondförmigen Blatt. In den nördlichen Regionen ist die Lage noch bescheidener, da es wohl absolut keine Sichelfunde mit Holzerhaltung gibt. Michael Kaiser schrieb mir, nach dem er eure Kommentare gelesen hatte: “Zum Vergleichen bleiben eben nur die Originalfunde aus dem Moor- und Seeufersiedlungen des nördlichen Alpenvorlands sowie aus den Siedlungen Norditaliens und Spanien, die mir alle ganz gut bekannt sind. Zwischen der räumlichen Verbreitung diese Exemplare und den nordischen Halbmondsichel klafft aber eine nicht nur geographische Wissenslücke; d.h. man kann mit den südlichen Funden unterschiedlicher Zeitstellung nur Tendenzen bei der Schäftung nachzeichnen (wie ich Dir auch schon versucht habe zu verdeutlichen), kulturelle (bzw. gestalterische) Besonderheiten der Schäftungen lassen sich aber so nicht erschließen.“ Hiermit gehe ich absolut konform, und gehe sogar noch einen Schritt weiter: Ich kann mir auch vorstellen, dass je nach Erntegut auch die Erntegeräte unterschiedlich ausfallen können. Weiterhin kann die Technik mit der die Sichel geführt wird völlig unterschiedlich sein (Tradition??!) und somit auch ihre Ausformung. Entsprechend ist meine Schäftung einer nordischen Halbmondsichel reine Spekulation.
LG
Kai
Erst einmal vielen Dank für die vielen Informationen und Reaktionen. Aber was haben wir denn nun eigentlich? Im südlichen Raum haben wir halbmondförmige Sicheleinsätze aus Plattensilex, die z.T. Anhaftungen von Kleber aufweisen. Entsprechend dürften sie geschäftet worden sein! Andererseits haben wir Sichelschäfte, die entsprechenden Sicheleinsätzen zu geordnet werden, obwohl diese nicht vorhanden sind (Unteruhldingen –Bayenwiesen und Niederwil/Egelsee). Es gibt also keine komplette Sichel mit einem halbmondförmigen Blatt. In den nördlichen Regionen ist die Lage noch bescheidener, da es wohl absolut keine Sichelfunde mit Holzerhaltung gibt. Michael Kaiser schrieb mir, nach dem er eure Kommentare gelesen hatte: “Zum Vergleichen bleiben eben nur die Originalfunde aus dem Moor- und Seeufersiedlungen des nördlichen Alpenvorlands sowie aus den Siedlungen Norditaliens und Spanien, die mir alle ganz gut bekannt sind. Zwischen der räumlichen Verbreitung diese Exemplare und den nordischen Halbmondsichel klafft aber eine nicht nur geographische Wissenslücke; d.h. man kann mit den südlichen Funden unterschiedlicher Zeitstellung nur Tendenzen bei der Schäftung nachzeichnen (wie ich Dir auch schon versucht habe zu verdeutlichen), kulturelle (bzw. gestalterische) Besonderheiten der Schäftungen lassen sich aber so nicht erschließen.“ Hiermit gehe ich absolut konform, und gehe sogar noch einen Schritt weiter: Ich kann mir auch vorstellen, dass je nach Erntegut auch die Erntegeräte unterschiedlich ausfallen können. Weiterhin kann die Technik mit der die Sichel geführt wird völlig unterschiedlich sein (Tradition??!) und somit auch ihre Ausformung. Entsprechend ist meine Schäftung einer nordischen Halbmondsichel reine Spekulation.
LG
Kai
Was kümmert´s eine deutsche Eiche, wenn sich eine Sau an ihr schubbert
Re: Geschäftete bifaziale Sichel/Erntemesser
... wenngleich eine sehr plausible, oder? Welche anderen Möglichkeiten hat man, solch ein Gerät zu schäften (und dass es Schneidgeräte waren, darüber herrscht wohl Einigkeit, allein aufgrund der Gebrauchspolituren bei vielen Expemplaren - ob damit nun Getreide und/oder Torf geschnitten wurde, bleibt dahingestellt).AxtimWalde hat geschrieben: Entsprechend ist meine Schäftung einer nordischen Halbmondsichel reine Spekulation
Wenn eines fernen Tages im Süden schmale Gummireifen gefunden werden, die Anhaftungen von Chrom aufweisen, und im Norden verchromte Stahlfelgen mit Anhaftungen von Gummi, dann sollte man auf die Idee kommen, dass beides möglicherweise zusammengehört und dass Fahrräder im Norden zumindest ähnlich ausahen und eine ähnliche Funktion hatten wie im Süden.
Wobei - ich weiß nicht so recht :
http://www.bento.de/art/fahrrad-zeichnu ... ni-502153/
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Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
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