Koreanischer Dolch

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ulfr
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Koreanischer Dolch

Beitrag von ulfr »

Meine Arbeit der letzten Tage: Ein koreanischer Schiefer-Dolch, datiert in die Bronzezeit, ca. Mitte des ersten Jahrtausend v.Chr., wollte ich schon lange mal machen, hatte aber kein passendes Rohmaterial.

Hergestellt aus rheinischem Schiefer, Grobarbeit maschinell, Feinarbeit durch Nassschliff mit diversen Schleifsteinen, sowohl auf großen Platten als auch mit handlichen kleinen Brocken, um die Details auszuarbeiten. Im Original wurde die grobe Form aus einer Schieferplatte herausgeschnitten und -geschlagen, es sind entsprechende Halbfabrikate gefunden worden.

Die Schneiden lassen sich so scharf ausschleifen, dass man sich vorsehen muss, wenn man den Schleifschlamm abwischt. Allerdings sind sie auch unglaublich empfindlich, noch viel mehr als bei Flint, denn Schiefer ist im Endeffekt doch nicht so hart.
Die Dolche gibt es in schwarz und in hellen (beigen) Farben, manchmal mit sehr feiner "Maserung", die durch die Schichtung im Schiefer entsteht, das sieht dann fast aus wie Damaststahl.

Länge 368 mm, Dicke 13 mm
dolch_korea2 (Andere).jpg
Der Dateianhang dolch_korea2 (Andere).jpg existiert nicht mehr.
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: Koreanischer Dolch

Beitrag von Bullenwächter »

Cool!
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Blattspitze
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Re: Koreanischer Dolch

Beitrag von Blattspitze »

Sehr schöne Arbeit, Ulfr! Waren das reine Prestige Objekte (weil zu Weich und zerbrechlich) oder gibt es Hinweise auf tatsächliche Funktion?
ulfr hat geschrieben: Hergestellt aus rheinischem Schiefer
Ist das dieser Dachdecker-Schiefer?
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ulfr
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Re: Koreanischer Dolch

Beitrag von ulfr »

Fundstück auf einer Prähisto-Baustelle, wesentlich dicker als Dachdeckerbedarf, die sind meist so um 4-5 mm dick.
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Re: Koreanischer Dolch

Beitrag von ulfr »

Aah, vergessen: Ich glaube eher, dass es Prestige-Objekte waren, denn diejenigen, die ich gesehen habe bzw. die in der Publikation abgebildet sind, sind unbeschädigt und weisen keine Gebrauchsspuren auf, soweit ich es erkennen kann/konnte. Die meisten stammen auch aus Steinkistengräbern, aber das kennen wir ja von unseren Flintdolchen, das sind ebenfalls oft Grabbeigaben.
Allerdings sind manchmal die "Parierstangen" ein- oder beidseitig abgebrochen - kann sein durch die Lagerung im Boden, vielleicht aber auch durch Gebrauch? Dasselbe gilt für kleine und größere Scharten an den Klingen einiger weniger Objekte.

In der (mir zugänglichen) Literatur (Frieman&Eriksen 2015: 156 f.) werden die koreanischen Objekte als Ritual-Dolche bezeichnet - ich werde in 2018 mal dort nachhaken und mich erkundigen. Zumindest tauchen sie immer in Männergräbern auf.
Teils weisen die Dolche derart irre Formen auf, dass ein profaner Gebrauch mir auch eher unwahrscheinlich zu sein scheint:

Bild

Quelle: https://www.studyblue.com/notes/note/n/ ... ck/8023701
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