Brimmigration statt Brexit
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Brimmigration statt Brexit
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: Brimmigration statt Brexit
Es ist erstaunlich, wie immer wieder ganze Szenarien anhand nur weniger Analysen entworfen werden. Das ist jetzt wirklich Mode geworden und ich halte es für gefährlich. Vielleicht mögen die Ergebnisse auf lange Sicht eine solche Interpretation zulassen, aber für diese Studie wurde lediglich die DNA von 16 (!) Individuen analysiert.
Re: Brimmigration statt Brexit
Danke, dass Du die Sensationsgeilheit mit unwissenschaftlichen Methoden ebenfalls anprangerst. Meine Himmelsscheibensatire ging auch in diese Richtung.
https://archaeoforum.de/viewtopic.php?f ... ibe#p57586
Mich fasziniert die Entwicklung der Genetik und ich verfolge sie mit Begeisterung. Die sensationsgierige Trittbrettfahrerei bringt mich aber zum Kotzen. Selbst der von mir sonst geschätzte Astrophysiker und Wissenschaftserklärer Florian Freistätter macht hier leider keine Ausnahme. Peinlicherweise desavouiert sich seine Zunft immer mehr.
herzlichen Gruß
der alte
hugo
https://archaeoforum.de/viewtopic.php?f ... ibe#p57586
Mich fasziniert die Entwicklung der Genetik und ich verfolge sie mit Begeisterung. Die sensationsgierige Trittbrettfahrerei bringt mich aber zum Kotzen. Selbst der von mir sonst geschätzte Astrophysiker und Wissenschaftserklärer Florian Freistätter macht hier leider keine Ausnahme. Peinlicherweise desavouiert sich seine Zunft immer mehr.
herzlichen Gruß
der alte
hugo
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
Re: Brimmigration statt Brexit
Ja, ich bin ganz Deiner Meinung, Hugo. Die Möglichkeiten der Genetik sind fantastisch, aber was gerade daraus gemacht wird, ist furchtbar. Kristiansen bastelt zum Beispiel gerade den ersten vorgeschichtlichen Weltkrieg und bisher habe ich noch nichts gelesen, dass seinen Interpretationen versucht Einhalt zu gebieten.
Re: Brimmigration statt Brexit
Derzeit feiert der Biologismus fröhliche Urständ und macht sich auch im Museum Monrepos im Gefolge Eibl-Eibesfeldts bemerkbar. Ich bestreite die Wichtigkeit der Biologie nicht, verweise aber auf epigenetische Mechanismen, die auf kulturelle Aspekte reagieren. Erst durch An- und Abschalten von Genen, werden manche Phänomene verständlich.
zum Biologismus:
https://www.spektrum.de/lexikon/biologi ... ismus/8707
zum Biologismus:
https://www.spektrum.de/lexikon/biologi ... ismus/8707
Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen
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Re: Brimmigration statt Brexit
Das entwerfen "ganzer Szenarien" aufgrund als paradigmatisch angesehener, qualitativ herausragender Einzelbefunde ist aber nix neues und entsprechend wurde auch gerne einmal seitens der Geisteswissenschaften argumentiert.
Ein gewisses Misstrauen gegenüber mit Absolutheit vorgetragenen genetischen Ergebnissen habe ich auch. Da gabs doch damals diese Nachricht aus Leipzig: "Neandertaler gehörten nicht zu unseren Vorfahren". Später hat es sich dann etwas relativiert.
Aber ansonsten erscheint ihr mir etwas zu zornig?
"However, we should not overlook the context of our own time. Why is warfare more prominent as a research theme today than twenty-five years ago? This was a time when peaceful trade and interaction studies were preferred over migrations, and the role of warfare was deemed to be of little significance. Bronze Age weapons were mostly thought of as symbolic, with few exceptions (Kristiansen1984),and even studies, such as Keeley(1996)who confronted this peaceful myth of prehistoric societies, had little impact to begin with. According to Keeley, people in general became war-weary after World War II and the Vietnam War. Because the world they lived in could not deliver what they sought, then surely the past must have been a less horrible place. Thus, they started creating a world they ultimately wanted to live in. It could also be argued, however, that the ideology of a modern welfare society had no place for warfare, which was increasingly considered as something that belonged to the past (the two world wars). ... "
https://www.cambridge.org/core/services ... arfare.pdf
Biologisten in Monrepos???
Ein gewisses Misstrauen gegenüber mit Absolutheit vorgetragenen genetischen Ergebnissen habe ich auch. Da gabs doch damals diese Nachricht aus Leipzig: "Neandertaler gehörten nicht zu unseren Vorfahren". Später hat es sich dann etwas relativiert.
Aber ansonsten erscheint ihr mir etwas zu zornig?
Seinen Interpretationen "Einhalt gebieten"? Wo doch grade Kristiansen seine Sicht als eher faktengeleitet und weniger zeitgebunden als bei früheren Interpretationen zu sehen scheint:Monolith hat geschrieben: Kristiansen bastelt zum Beispiel gerade den ersten vorgeschichtlichen Weltkrieg und bisher habe ich noch nichts gelesen, dass seinen Interpretationen versucht Einhalt zu gebieten.
"However, we should not overlook the context of our own time. Why is warfare more prominent as a research theme today than twenty-five years ago? This was a time when peaceful trade and interaction studies were preferred over migrations, and the role of warfare was deemed to be of little significance. Bronze Age weapons were mostly thought of as symbolic, with few exceptions (Kristiansen1984),and even studies, such as Keeley(1996)who confronted this peaceful myth of prehistoric societies, had little impact to begin with. According to Keeley, people in general became war-weary after World War II and the Vietnam War. Because the world they lived in could not deliver what they sought, then surely the past must have been a less horrible place. Thus, they started creating a world they ultimately wanted to live in. It could also be argued, however, that the ideology of a modern welfare society had no place for warfare, which was increasingly considered as something that belonged to the past (the two world wars). ... "
https://www.cambridge.org/core/services ... arfare.pdf
Biologisten in Monrepos???
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Re: Brimmigration statt Brexit
“I’ve become increasingly convinced there must have been a kind of genocide,” says Kristian Kristiansen at the University of Gothenburg, Sweden. As he and others piece together the story, one question resounds: were the Yamnaya the most murderous people in history?
https://www.newscientist.com/article/mg ... cient-dna/
Ich hatte diesen Artikel schon an anderer Stelle gepostet. Man sieht also wohin die ganze Diskussion nun führt. Ich sehe Kristiansen hier überhaupt nicht als faktengeleitet. Er konnte einen starken Einfluss von Genen der Steppenbevölkerung in wenigen Dutzend bisher untersuchten Skeletten nachweisen. Reicht dies, um einen Genozid zu propagieren? Man sieht regelrecht, wie die Medien mit dieser von Kristiansen ausgesprochenen Interpretation weiterarbeiten. Es ist vollkommen verfrüht, die Daten zu interpretieren. Und bei einem vergleichbarem Ereignis, nämlich dem Einfluss der Ackerbauern aus dem Nahen Osten auf die Gene der Jäger-Sammler-Gesellschaften Europas, wird so ein Schluss, also der Genozid, nicht gezogen. Es ist, meiner Meinung nach, sehr gefährlich und unwissenschaftlich, seine Theorien nur auf einer Faktengruppe zu errichten.
https://www.newscientist.com/article/mg ... cient-dna/
Ich hatte diesen Artikel schon an anderer Stelle gepostet. Man sieht also wohin die ganze Diskussion nun führt. Ich sehe Kristiansen hier überhaupt nicht als faktengeleitet. Er konnte einen starken Einfluss von Genen der Steppenbevölkerung in wenigen Dutzend bisher untersuchten Skeletten nachweisen. Reicht dies, um einen Genozid zu propagieren? Man sieht regelrecht, wie die Medien mit dieser von Kristiansen ausgesprochenen Interpretation weiterarbeiten. Es ist vollkommen verfrüht, die Daten zu interpretieren. Und bei einem vergleichbarem Ereignis, nämlich dem Einfluss der Ackerbauern aus dem Nahen Osten auf die Gene der Jäger-Sammler-Gesellschaften Europas, wird so ein Schluss, also der Genozid, nicht gezogen. Es ist, meiner Meinung nach, sehr gefährlich und unwissenschaftlich, seine Theorien nur auf einer Faktengruppe zu errichten.
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Re: Brimmigration statt Brexit
Also das meinst Du. Ich kannte den Artikel (für mich immer noch hinter der Bezahlschranke) und das Zitat bislang nicht. Ich bezog Deinen "vorgeschichtlichen Weltkrieg" u.a. auf den BZ - Sammelband, an dem K.K. mitgewirkt hat. Der hatte mir nämlich gefallen und die "Hippie"-Archäologen, die trotz waffenstarrender Bestattungen stets eine friedliche Bronzezeit propagierten, fand ich nie ganz glaubhaft.
Angesichts Kossinas siedlungsarchäologischer Widerkehr und verkürzten Interpretationen gilt selbstverständlich Vorsicht.
Reich concedes that his field hasn’t always handled the past with the nuance or accuracy that archaeologists and historians would like. But he hopes they will eventually be swayed by the insights his field can bring. “We’re barbarians coming late to the study of the human past,” Reich says. “But it’s dangerous to ignore barbarians.”
Angesichts Kossinas siedlungsarchäologischer Widerkehr und verkürzten Interpretationen gilt selbstverständlich Vorsicht.
Reich concedes that his field hasn’t always handled the past with the nuance or accuracy that archaeologists and historians would like. But he hopes they will eventually be swayed by the insights his field can bring. “We’re barbarians coming late to the study of the human past,” Reich says. “But it’s dangerous to ignore barbarians.”
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Re: Brimmigration statt Brexit
Dass die Vorgeschichte mitunter sehr gewaltig war, sollte inzwischen auch jedem aufgrund von Befunden wie Talheim oder dem Tollensetal klar sein, denke ich. Gerade die Bronzezeit im Nordosten wurde hier bisher stark unterschätzt. Ich frage mich immer noch, wie man eine so große Menge kämpfender Menschen zusammenbekommen hat. Das stellt die alten Besiedlungs- und Sozialordnungsmodelle komplett auf den Kopf.
Aber wie gesagt, andererseits den Steppenvölkern gleich einen Genozid anzudichten geht zu weit. Was allerdings inzwischen auch herausgefunden werden konnte ist, dass um dieselbe Zeit der Pesterreger Mitteleuropa erreicht und wahrscheinlich aus dem Osten kommt. Vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang...
"we propose a possible scenario for the early spread of Y. pestis: the pathogen may have entered Europe from Central Eurasia following an expansion of people from the steppe, persisted within Europe until the mid-Bronze Age, and moved back toward Central Eurasia in parallel with human populations."
https://www.cell.com/current-biology/fu ... all%3Dtrue
siehe auch:
https://www.sciencedirect.com/science/a ... 7415013227
Aber wie gesagt, andererseits den Steppenvölkern gleich einen Genozid anzudichten geht zu weit. Was allerdings inzwischen auch herausgefunden werden konnte ist, dass um dieselbe Zeit der Pesterreger Mitteleuropa erreicht und wahrscheinlich aus dem Osten kommt. Vielleicht gibt es da ja einen Zusammenhang...
"we propose a possible scenario for the early spread of Y. pestis: the pathogen may have entered Europe from Central Eurasia following an expansion of people from the steppe, persisted within Europe until the mid-Bronze Age, and moved back toward Central Eurasia in parallel with human populations."
https://www.cell.com/current-biology/fu ... all%3Dtrue
siehe auch:
https://www.sciencedirect.com/science/a ... 7415013227