Archaeologists who studied patterns engraved on the 4,000-year-old stone say they believe the markings are a map of an area in western Brittany.
https://www.bbc.com/news/world-europe-56648055
Bronzezeitliche Karte aus der Bretagne?
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Bronzezeitliche Karte aus der Bretagne?
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
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Re: Bronzezeitliche Karte aus der Bretagne?
Im Jahre 1900 wurde in Saint-Bélec offenbar tatsächlich eine bronzezeitliche Karte gefunden, weshalb dieses sensationelle Fundstück, welches sehr früh, vermutlich in die Zeit zwischen 1900 und 1650 v. Chr. datiert, hier nochmals näher vorgestellt und interpretiert werden soll. Als Quellen werden hier insbesondere der 1901 von ihrem Entdecker verfasste Bericht (1), sowie die 2021 von Clément Nicolas und Yvan Pailler veröffentlichten Untersuchungsergebnisse herangezogen (2). Paul du Châtellier fertigte von der von ihm entdeckten Karte eine Zeichnung, welche sich unten im Anhang findet.
Im Ergebnis lässt sich folgendes über diese Karte und ihre Fundumstände aussagen : Châtellier untersuchte im Jahre 1900 die zwischen Carhaix und Quimper, im Bereich der Montagnes Noires gelegenen Tumuli. Dabei stieß er in der Gemeinde Leuhan an der Odet in der Ortschaft Sanct-Bélec in einem von ihm erforschten Tumulus auf eine Grabkammer, deren westliche Wand aus einer gravierten Steinplatte bestand. Sie maß in der Länge 2,20 Meter und war 1,85 Meter breit. (p. 196 - 198) Aus den eingravierten Zeichen glaubte er die Küstenlinie der Bretagne zu erkennen und kam zu dem Schluss, dass es sich bei dieser gravierten Steinplatte um eine frühe, bronzezeitliche Karte handeln könnte : "En cherchant du côté de la Grande-Bretagne, on trouverait quelque analogie lointaine avec certains des signes gravés sur notre pierre." (p. 199) Diese 1901 durch Paul du Châtellier formulierte Annahme wurde in den von Clément Nicolas und Yvan Pailler veröffentlichten Ergebnissen nun im wesentlichen bestätigt (2).
Folgt man der von Châtellier gemachten Annahme, dann zeigt die in seinem Bericht, Seite 196, Figur 4, Nr. 5 abgebildete Steinplatte von Saint-Bélec die Bretagne und wurde von ihm eingenordet. Die Gravuren könnten eine Reihe von festen Plätzen, sowie markante Flüsse zeigen, welche das Landschaftsbild der Bretagne schon damals prägten. Es könnten auf der Süd- und Westseite dieser Karte von rechts nach links möglicherweise folgende Orte und Flüsse verzeichnet worden sein : Questembert, dann das am Golf von Morbihan gelegene Vannes (Darioritum), wobei die Flussläufe Auray und Marle den Golf von Morbihan mit dem Atlantik verbinden. Sodann Lorient an der Blavet, schließlich Quimper an der Odet und im Inneren des Landes Carhaix (Vorgium) an der Hyère. Die von Norden her in die Aulne mündende Hyère ist gut erkennbar. Die westwärts gehende Aulne selbst fließt nach 48 km bei Landévennec in die Bucht von Brest, welche sich auf der Platte ebenfalls dargestellt findet, wenn auch etwas länglich ins Land greifend und räumlich fehlerhaft direkt darüber platziert. Tatsächlich weist die Aulne eine markante, ca. 18 km lange Trichtermündung auf und ist stark von Gezeiten beeinflusst (3) Bei den auf der Nordseite dieser Karte ganz rechts gezeigten beiden Plätzen könnte es sich möglicherweise um Saint-Malo (Aleth) und Mont Saint Michel handeln.
Aufgrund dessen, dass gegen Ende der Mittleren Bronzezeit nirgendwo sonst in Nordeuropa mehr Waren, insbesondere Zinn und Bronze, umgeschlagen wurden als im heutigen Departement Finistère und dem südöstlich angrenzenden Golf von Morbihan, (4) scheint die hier gemachte Vermutung, dass es sich bei den eingekreist dargestellten Punkten auf der Karte bereits um feste Plätze und Hafenorte handelt, keineswegs abwegig zu sein. Die bei Joseph Dechelette vorgestellten Hortfunde sprechen jedenfalls sehr dafür, dass die von Paul du Châtellier entdeckte Karte selbst für solch weitreichende Interpretationen Raum bietet. Die Zahl der in der Bretagne zutage getretenen bronzezeitlichen Hortfunde und ihr quantitativer Umfang liegt etwa 30-fach Höher als in den meisten anderen Regionen Frankreichs, ausgenommen die La Manche auf der benachbarten Halbinsel Cotentin, welche aber nicht Teil der Karte von Saint-Bélec ist. (5)
Tut mir leid, wenn dieser Beitrag wieder etwas lang geworden ist.
Gruß Pitassa
(1) Du Châtellier, Paul : Exploration des tumulus des Montagnes Noires (Finistère). In : Bulletin archéologique du Comité des travaux historiques et scientifiques, Paris 1901, S. 185 - 203.
Der von Châtellier verfasste Bericht über den pierre gravée de Sanct-Bélec ist in den Internet Archiven auch online verfügbar unter : https://www.archive.org/details/bulleti ... ew=theater und bietet Seite 196, Figur 4, Nr. 5 eine schöne Darstellung dieser Karte.
(2) Nicolas, Clément ; Pailler, Yvan et al. : La carte et le territoire : La dalle gravée du Bronze ancien de Saint-Bélec (Leuhan, Finistère). In : Bulletin de la Société prehistorique francaise, Tome 118, Paris-Nanterre 2021, S. 99 - 146.
(3) Wikipedia, Artikel "Aulne" (Fluss)
(4) Dechelette, Joseph : Manuel d'árcheologie, Tome II, Part 1, Âge du Bronze, Paris 1910, S. 91 - 93 u. S. 163 - 169.
Die Ausführungen Dechelettes zur Bedeutung des heutigen Departements Finistère und des benachbarten Golfes von Morbihan im bronzezeitlichen Metallhandel findet sich online unter : https://www.archive.org/details/dli.gra ... ew=theater und bietet Seite 168 - 169 in Form zweier Tabellen eine Gesamtübersicht der bis dahin in Frankreich aufgetretenen, bronzezeitlichen Hortfunde.
(5) Dechelette, Joseph : Manuel d'archeologie, Tome II, Part 2, Appendices, Paris 1910, Nr. 212 - 312 (Finistère) u. Nr. 562 u. 565 - 566 (Guidel, Insula Vindilis, Emporie Korbilon), Nr. 572 - 573 (Questembert), Nr. 219 (Carhaix, Vorgium), Nr. 301 - 302 (Quimper, Civitas Aquilonia)
Die von Clément Nicolas, sowie Yvan Pailler et alias veröffentlichten Ergebnisse finden sich mit der Möglichkeit eines Downloads auch bei Academia unter : https://www.academia.edu/45703303/La_ca ... _Finistère und geben den aktuellen Stand wieder.
Im Ergebnis lässt sich folgendes über diese Karte und ihre Fundumstände aussagen : Châtellier untersuchte im Jahre 1900 die zwischen Carhaix und Quimper, im Bereich der Montagnes Noires gelegenen Tumuli. Dabei stieß er in der Gemeinde Leuhan an der Odet in der Ortschaft Sanct-Bélec in einem von ihm erforschten Tumulus auf eine Grabkammer, deren westliche Wand aus einer gravierten Steinplatte bestand. Sie maß in der Länge 2,20 Meter und war 1,85 Meter breit. (p. 196 - 198) Aus den eingravierten Zeichen glaubte er die Küstenlinie der Bretagne zu erkennen und kam zu dem Schluss, dass es sich bei dieser gravierten Steinplatte um eine frühe, bronzezeitliche Karte handeln könnte : "En cherchant du côté de la Grande-Bretagne, on trouverait quelque analogie lointaine avec certains des signes gravés sur notre pierre." (p. 199) Diese 1901 durch Paul du Châtellier formulierte Annahme wurde in den von Clément Nicolas und Yvan Pailler veröffentlichten Ergebnissen nun im wesentlichen bestätigt (2).
Folgt man der von Châtellier gemachten Annahme, dann zeigt die in seinem Bericht, Seite 196, Figur 4, Nr. 5 abgebildete Steinplatte von Saint-Bélec die Bretagne und wurde von ihm eingenordet. Die Gravuren könnten eine Reihe von festen Plätzen, sowie markante Flüsse zeigen, welche das Landschaftsbild der Bretagne schon damals prägten. Es könnten auf der Süd- und Westseite dieser Karte von rechts nach links möglicherweise folgende Orte und Flüsse verzeichnet worden sein : Questembert, dann das am Golf von Morbihan gelegene Vannes (Darioritum), wobei die Flussläufe Auray und Marle den Golf von Morbihan mit dem Atlantik verbinden. Sodann Lorient an der Blavet, schließlich Quimper an der Odet und im Inneren des Landes Carhaix (Vorgium) an der Hyère. Die von Norden her in die Aulne mündende Hyère ist gut erkennbar. Die westwärts gehende Aulne selbst fließt nach 48 km bei Landévennec in die Bucht von Brest, welche sich auf der Platte ebenfalls dargestellt findet, wenn auch etwas länglich ins Land greifend und räumlich fehlerhaft direkt darüber platziert. Tatsächlich weist die Aulne eine markante, ca. 18 km lange Trichtermündung auf und ist stark von Gezeiten beeinflusst (3) Bei den auf der Nordseite dieser Karte ganz rechts gezeigten beiden Plätzen könnte es sich möglicherweise um Saint-Malo (Aleth) und Mont Saint Michel handeln.
Aufgrund dessen, dass gegen Ende der Mittleren Bronzezeit nirgendwo sonst in Nordeuropa mehr Waren, insbesondere Zinn und Bronze, umgeschlagen wurden als im heutigen Departement Finistère und dem südöstlich angrenzenden Golf von Morbihan, (4) scheint die hier gemachte Vermutung, dass es sich bei den eingekreist dargestellten Punkten auf der Karte bereits um feste Plätze und Hafenorte handelt, keineswegs abwegig zu sein. Die bei Joseph Dechelette vorgestellten Hortfunde sprechen jedenfalls sehr dafür, dass die von Paul du Châtellier entdeckte Karte selbst für solch weitreichende Interpretationen Raum bietet. Die Zahl der in der Bretagne zutage getretenen bronzezeitlichen Hortfunde und ihr quantitativer Umfang liegt etwa 30-fach Höher als in den meisten anderen Regionen Frankreichs, ausgenommen die La Manche auf der benachbarten Halbinsel Cotentin, welche aber nicht Teil der Karte von Saint-Bélec ist. (5)
Tut mir leid, wenn dieser Beitrag wieder etwas lang geworden ist.
Gruß Pitassa
(1) Du Châtellier, Paul : Exploration des tumulus des Montagnes Noires (Finistère). In : Bulletin archéologique du Comité des travaux historiques et scientifiques, Paris 1901, S. 185 - 203.
Der von Châtellier verfasste Bericht über den pierre gravée de Sanct-Bélec ist in den Internet Archiven auch online verfügbar unter : https://www.archive.org/details/bulleti ... ew=theater und bietet Seite 196, Figur 4, Nr. 5 eine schöne Darstellung dieser Karte.
(2) Nicolas, Clément ; Pailler, Yvan et al. : La carte et le territoire : La dalle gravée du Bronze ancien de Saint-Bélec (Leuhan, Finistère). In : Bulletin de la Société prehistorique francaise, Tome 118, Paris-Nanterre 2021, S. 99 - 146.
(3) Wikipedia, Artikel "Aulne" (Fluss)
(4) Dechelette, Joseph : Manuel d'árcheologie, Tome II, Part 1, Âge du Bronze, Paris 1910, S. 91 - 93 u. S. 163 - 169.
Die Ausführungen Dechelettes zur Bedeutung des heutigen Departements Finistère und des benachbarten Golfes von Morbihan im bronzezeitlichen Metallhandel findet sich online unter : https://www.archive.org/details/dli.gra ... ew=theater und bietet Seite 168 - 169 in Form zweier Tabellen eine Gesamtübersicht der bis dahin in Frankreich aufgetretenen, bronzezeitlichen Hortfunde.
(5) Dechelette, Joseph : Manuel d'archeologie, Tome II, Part 2, Appendices, Paris 1910, Nr. 212 - 312 (Finistère) u. Nr. 562 u. 565 - 566 (Guidel, Insula Vindilis, Emporie Korbilon), Nr. 572 - 573 (Questembert), Nr. 219 (Carhaix, Vorgium), Nr. 301 - 302 (Quimper, Civitas Aquilonia)
Die von Clément Nicolas, sowie Yvan Pailler et alias veröffentlichten Ergebnisse finden sich mit der Möglichkeit eines Downloads auch bei Academia unter : https://www.academia.edu/45703303/La_ca ... _Finistère und geben den aktuellen Stand wieder.
- Dateianhänge
"Habe keine Angst vor Büchern, ungelesen sind sie völlig harmlos." Unbekannt
Re: Bronzezeitliche Karte aus der Bretagne?
Die hier ergänzend im Anhang gezeigte Karte der bis 1910 in Frankreich aufgetretenen, bronzezeitlichen Hortfunde verdeutlicht, dass allein die drei in der Bretagne befindlichen Departements Finistere (101), Côtes du Nord (57) und Morbihan (16), sowie die benachbarte, auf der Halbinsel Cotentin gelegene Manche (61) zum damaligen Zeitpunkt rund 235 von insgesamt 747 Depots auf sich vereinigten. In lediglich 4 von insgesamt 101 Departments traten demnach rund 30 % aller bronzezeitlichen Hortfunde auf, was deutlich überproportional ist und ein wichtiger Indikator für das erstaunlich hohe Handelsvolumen in diesem ganz im Nordwesten gelegenen Gebiet ist. Als Ursache dafür wird gemeinhin der bronzezeitliche Metallhandel angesehen, welcher auf den großen Zinnlagerstätten in Cornwall basierte. Nimmt man die bis heute gemachten Hortfunde hinzu, etwa jene, welche Yann Kergoêt und Mathilde Dupré, sowie Samuel Austin le Maux auf der Insel Guidel (Insula Vindilis, Emporie Korbilon) gegenüber Quiberon und dem Golf von Morbihan erzielten, dann erhöht sich dieser Anteil sogar noch auf über 1/3 aller bis heute in Frankreich gemachten, bronzezeitlichen Hortfunde.
Gruß Pitassa
Literatur :
Dechelette, Joseph : Manuel d'árchéologie, Tome II, Part 1, Âge du Bronze, Paris 1910, Tabelle S. 168 u. Karte, S. 525 (letzte Seite).
La Pylaie, Jean-Marie Bachelot de : Études archéologiques et géographiques. Quimper, Société Archéologique du Finistère, Brüssel 1850, 2. Aufl. Quimper 1970.
Closmadeuc, Gustave : Un Fondeur Gaulois découvert dans le dépôt Questembert (Morbihan). In : Bulletin de la Societé Polymathique du Morbihan, Vannes 1863.
Hienard, Jean : Corbilo et la route de l'étain. In : Bulletin de la Societé des Antiquitaires de l'Ouest, No. 193, Pars 3, Poitiers 1982, S. 497 - 578.
Kergoêt, Yann ; Dupré, Mathilde : Un dépôt de l'âge du Bronze final découvert à Keriéro, Bangor, Belle Île, Morbihan, Rennes 2001.
Kergoêt, Yann : Nouvelle approche de l'âge du Bronze final sur les côtes du Morbihan, dépôt de Keriéro en Bangor, Belle Île, Rennes 2001.
Pare, Christopher : Metals make the World go round : the supply and circulation of metals in Bronze Age Europe, Oxford 2000.
Gruß Pitassa
Literatur :
Dechelette, Joseph : Manuel d'árchéologie, Tome II, Part 1, Âge du Bronze, Paris 1910, Tabelle S. 168 u. Karte, S. 525 (letzte Seite).
La Pylaie, Jean-Marie Bachelot de : Études archéologiques et géographiques. Quimper, Société Archéologique du Finistère, Brüssel 1850, 2. Aufl. Quimper 1970.
Closmadeuc, Gustave : Un Fondeur Gaulois découvert dans le dépôt Questembert (Morbihan). In : Bulletin de la Societé Polymathique du Morbihan, Vannes 1863.
Hienard, Jean : Corbilo et la route de l'étain. In : Bulletin de la Societé des Antiquitaires de l'Ouest, No. 193, Pars 3, Poitiers 1982, S. 497 - 578.
Kergoêt, Yann ; Dupré, Mathilde : Un dépôt de l'âge du Bronze final découvert à Keriéro, Bangor, Belle Île, Morbihan, Rennes 2001.
Kergoêt, Yann : Nouvelle approche de l'âge du Bronze final sur les côtes du Morbihan, dépôt de Keriéro en Bangor, Belle Île, Rennes 2001.
Pare, Christopher : Metals make the World go round : the supply and circulation of metals in Bronze Age Europe, Oxford 2000.
- Dateianhänge
"Habe keine Angst vor Büchern, ungelesen sind sie völlig harmlos." Unbekannt