Gesang als Ursprache ?
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Gesang als Ursprache ?
Der Neurologe und Musikphysiologe Eckart Altenmüller vertritt die Auffassung, dass der Gesang des Menschen seiner Fähigkeit zur Sprache als Ausdrucksform zeitlich voranging. Diese These begründet Altenmüller in dem folgenden Werk :
Altenmüller, Eckart : Vom Neandertal in die Philharmonie : Warum der Mensch ohne Musik nicht leben kann, Berlin 2018.
Online auszugsweise verfügbar bei Google Books unter : https://books.google.de/books/about/Vom ... &q&f=false
Musik wird als Ursprache vorgestellt. Bei Marcel Proust, so Altenmüller, ist Gesang und Musik das ältere Kommunikationsmittel und die Menschheit hat mit der Erfindung der Sprache den Garten Eden verlassen, denn nur der Gesang besitzt die Fähigkeit, besonders starke Emotionen auszudrücken. Dem komplexen, sehr klangvollen Gesang, folgt als Kommunikationsmittel die vergleichsweise monotone Sprache. Gezeigt werden in der Ausgabe unter anderem Funde des Musikarchäologen und Paläotechnikers Wolf Hein. Sehr interessant zu lesen !
Gruß in die Runde
Pitassa
Altenmüller, Eckart : Vom Neandertal in die Philharmonie : Warum der Mensch ohne Musik nicht leben kann, Berlin 2018.
Online auszugsweise verfügbar bei Google Books unter : https://books.google.de/books/about/Vom ... &q&f=false
Musik wird als Ursprache vorgestellt. Bei Marcel Proust, so Altenmüller, ist Gesang und Musik das ältere Kommunikationsmittel und die Menschheit hat mit der Erfindung der Sprache den Garten Eden verlassen, denn nur der Gesang besitzt die Fähigkeit, besonders starke Emotionen auszudrücken. Dem komplexen, sehr klangvollen Gesang, folgt als Kommunikationsmittel die vergleichsweise monotone Sprache. Gezeigt werden in der Ausgabe unter anderem Funde des Musikarchäologen und Paläotechnikers Wolf Hein. Sehr interessant zu lesen !
Gruß in die Runde
Pitassa
"Habe keine Angst vor Büchern, ungelesen sind sie völlig harmlos." Unbekannt
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Re: Gesang als Ursprache ?
Klingt interessant. Ich habe jetzt nur mal in den link reingeschaut und sehe doch einige Definitions- und Abgrenzungsprobleme bei dem was als frühester Gesang und Sprache vorstellbar ist. Zeichensprache kann ich mir auch sehr früh vorstellen ...
Und dem genannten "Wolf Hein" traue ich nicht über den Weg, ich hab` den mal kennengelernt ...
Und dem genannten "Wolf Hein" traue ich nicht über den Weg, ich hab` den mal kennengelernt ...
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Re: Gesang als Ursprache ?
Urmenschen? Sie sehen aus wie Hippies und ihre Flöten klingen beschissen...
Was sagt wohl unser Wolf Hein dazu?
Was sagt wohl unser Wolf Hein dazu?
Re: Gesang als Ursprache ?
Die Artikulation mittels Gesang fiel dem Menschen physisch offenbar leichter als die Artikulation mittels Sprache, denn dieser ist Älter. Dies ist derzeit zumindest der Standpunkt der Neurologie. Bei Sprachstörungen, wie etwa Stottern, wird diese heute noch therapeutisch durch Singen überwunden. Ich persönlich denke, dass wir uns vermutlich damit abfinden müssen, dass bereits seit dem frühen Neolithikum viel gesungen wurde, deutlich mehr als im Gegensatz zu heute. Die Artikulation des Menschen verlief demnach vom komplexen und klangvollen zum akustisch und emotional deutlich ärmeren und einfacheren. Der Vorteil : Die Komprimierung von Information. Man kam schneller auf den Punkt.
Das mag unromantisch klingen, aber mir ging es bei der Vorstellung dieses Buches nicht um Missionierung, sondern um die Vermittlung eines interdisziplinären Ansatzes : Die klanglich wesentlich ärmere Sprache ging aus dem an Tönen sehr viel reicheren Gesang hervor. Entsprechend dieser These könnte die menschliche Stimme im Neolithikum überaus musikalisch gewesen sein. Die Primitiven wären demnach wir.
Das mag unromantisch klingen, aber mir ging es bei der Vorstellung dieses Buches nicht um Missionierung, sondern um die Vermittlung eines interdisziplinären Ansatzes : Die klanglich wesentlich ärmere Sprache ging aus dem an Tönen sehr viel reicheren Gesang hervor. Entsprechend dieser These könnte die menschliche Stimme im Neolithikum überaus musikalisch gewesen sein. Die Primitiven wären demnach wir.
"Habe keine Angst vor Büchern, ungelesen sind sie völlig harmlos." Unbekannt
Re: Gesang als Ursprache ?
UGA UGAAH!! Uga?LS hat geschrieben:Urmenschen? Sie sehen aus wie Hippies und ihre Flöten klingen beschissen...
Was sagt wohl unser Wolf Hein dazu?
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Re: Gesang als Ursprache ?
Was ist mit Flöten, Pfeifen, Klicklauten?
Sprache dürfte doch zuvorderst durch die Vorbilder der Natur und die ureigensten Instinkte inspiriert worden sein.
Musste Canis Lupus das Bellen erst lernen, oder kommen Hunde bereits bellfähig auf die Welt?
Die Physiognomie und der Körperbau als Ganzes führen doch bei reichlich Bewegung und Atmung automatisch dazu, Lautfolgen auszubilden (Ächz, Grunz, Schluck, Schluchz, Juchz, Schmatz, Aua, Wäääh, Bäääh, Dada, Baba, Mama...).
Vielleicht ist die klassische Comicsprache näher an der Praxis als die Theorie.
Ein Aspekt der auch keinesfalls ignoriert werden darf ist der dem sprachlichen Ausdruck vorhergehende "akkustische Gedanke" (an der Theorie arbeite ich noch): Wir hören etwas und unser Gehirn bildet daraus Sinnzusammenhänge, die es sprachlich auszudrücken sucht. Soll heißen: Ganzheitliches Wahrnehmen, Entwicklung von Sprache, Denken gehen Hand in Hand. Na klar. Ist ja nichts neues. Deshalb kann ich mir unsere den ganzen Tag Arien trällernden Altvorderen schlecht vorstellen (wenn auch das natürlich nicht ausgeschlossen ist).
Sprache dürfte doch zuvorderst durch die Vorbilder der Natur und die ureigensten Instinkte inspiriert worden sein.
Musste Canis Lupus das Bellen erst lernen, oder kommen Hunde bereits bellfähig auf die Welt?
Die Physiognomie und der Körperbau als Ganzes führen doch bei reichlich Bewegung und Atmung automatisch dazu, Lautfolgen auszubilden (Ächz, Grunz, Schluck, Schluchz, Juchz, Schmatz, Aua, Wäääh, Bäääh, Dada, Baba, Mama...).
Vielleicht ist die klassische Comicsprache näher an der Praxis als die Theorie.
Ein Aspekt der auch keinesfalls ignoriert werden darf ist der dem sprachlichen Ausdruck vorhergehende "akkustische Gedanke" (an der Theorie arbeite ich noch): Wir hören etwas und unser Gehirn bildet daraus Sinnzusammenhänge, die es sprachlich auszudrücken sucht. Soll heißen: Ganzheitliches Wahrnehmen, Entwicklung von Sprache, Denken gehen Hand in Hand. Na klar. Ist ja nichts neues. Deshalb kann ich mir unsere den ganzen Tag Arien trällernden Altvorderen schlecht vorstellen (wenn auch das natürlich nicht ausgeschlossen ist).
Re: Gesang als Ursprache ?
Ich empfehle wie Pitassa das Buch von Professor Altenmüller, der sich intensivst mit der Materie beschäftigt hat - da bleiben kaum noch Fragen offen.
Seiner Meinung nach haben sich Sprache und Musik aus einer gemeinsamen Wurzel entwickelt (S. 69):
Emotionale akustische Signale > Gruppenbildung > "Urmusik" ("Pant-Hoots" der Schimpansen)
Danach Aufspaltung in:
A) Gebärden > diffenrenzierte Arbeitsorganisation > tonale Sprachen > Intonationssprachen
B) Gruppenbildung, emotionale Erhebung > Singen/Musik
und am Ende wieder Zusammenführung > Musik als Sprachträger
Ein differenzierteres Modell stellt er auf Seite 462 in Abb. 6.1 vor
Seiner Meinung nach haben sich Sprache und Musik aus einer gemeinsamen Wurzel entwickelt (S. 69):
Emotionale akustische Signale > Gruppenbildung > "Urmusik" ("Pant-Hoots" der Schimpansen)
Danach Aufspaltung in:
A) Gebärden > diffenrenzierte Arbeitsorganisation > tonale Sprachen > Intonationssprachen
B) Gruppenbildung, emotionale Erhebung > Singen/Musik
und am Ende wieder Zusammenführung > Musik als Sprachträger
Ein differenzierteres Modell stellt er auf Seite 462 in Abb. 6.1 vor
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Re: Gesang als Ursprache ?
Vielen Dank für den Hinweis, Ulfr!