10.000 Jahre altes Baby-Tragetuch
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10.000 Jahre altes Baby-Tragetuch
... in Italien entdeckt?
https://www.archaeology.org/news/10863- ... by-carrier
https://link.springer.com/article/10.10 ... 22-09573-7
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https://link.springer.com/article/10.10 ... 22-09573-7
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: 10.000 Jahre altes Baby-Tragetuch
Die sterblichen Überreste eines beigesetzten Menschen zu betrachten fällt mir schwer, aber die Beigaben finde ich sehr interessant.
Ist auf einem der Steine, welche dem Kind als Anhänger in Form einer Kette mit Muscheln der Columbella rustica beigegeben wurden eventuell ein Kalendarium über seine Lebenszeit geführt worden ? Etwa in Jahren, Monden und Tagen gerechnet ? Solche Angaben finden sich in Gräbern der späteren Epochen ja häufig, bis in die heutige Zeit hinein.
Ist auf einem der Steine, welche dem Kind als Anhänger in Form einer Kette mit Muscheln der Columbella rustica beigegeben wurden eventuell ein Kalendarium über seine Lebenszeit geführt worden ? Etwa in Jahren, Monden und Tagen gerechnet ? Solche Angaben finden sich in Gräbern der späteren Epochen ja häufig, bis in die heutige Zeit hinein.
"Habe keine Angst vor Büchern, ungelesen sind sie völlig harmlos." Unbekannt
Re: 10.000 Jahre altes Baby-Tragetuch
Hallo Pitassa,
ich teile Diene Einstellung zu der modernen archäologischen Erfassung von Bestattungsüberresten.
Die großen flachen durchlochten Steine kann ich noch nicht zuordnen. Zu Deiner Frage denke ich aber, dass es zunächst einmal ungewöhnlich erscheint, das Lebensalter eines bestatteten Kindes bzw. Menschen mit Anzahlen von gleichartigen Grundelementen auszudrücken, die allerdings (offensichtlich) über verschiedene Körperregionen in ihrer Anordnung verteilt waren: Der Grund dafür kann allerdings in der Möglichkeit liegen, dass eine Kette mit Anzahlen von gleichartigen Grundelementen um einen Leichnahm gewickelt wurde, deren zusammenhaltende (z.B.) Schnur anschließen im Laufe der Zeit zerfiel...
Gezählt habe ich in der Veröffentlichung insgesamt 84 Muscheln. Falls alle ursprünglichen Muscheln tatsächlich erfasst worden sind, ergibt sich daraus folgenden Berechnungsmöglichkeit (ausgehend von Mon(d)naten, wie wir sie heutzutage, geprägt durch den Juilianischen Kalender) verstehen:
84 : 12 = 7
ich teile Diene Einstellung zu der modernen archäologischen Erfassung von Bestattungsüberresten.
Die großen flachen durchlochten Steine kann ich noch nicht zuordnen. Zu Deiner Frage denke ich aber, dass es zunächst einmal ungewöhnlich erscheint, das Lebensalter eines bestatteten Kindes bzw. Menschen mit Anzahlen von gleichartigen Grundelementen auszudrücken, die allerdings (offensichtlich) über verschiedene Körperregionen in ihrer Anordnung verteilt waren: Der Grund dafür kann allerdings in der Möglichkeit liegen, dass eine Kette mit Anzahlen von gleichartigen Grundelementen um einen Leichnahm gewickelt wurde, deren zusammenhaltende (z.B.) Schnur anschließen im Laufe der Zeit zerfiel...
Gezählt habe ich in der Veröffentlichung insgesamt 84 Muscheln. Falls alle ursprünglichen Muscheln tatsächlich erfasst worden sind, ergibt sich daraus folgenden Berechnungsmöglichkeit (ausgehend von Mon(d)naten, wie wir sie heutzutage, geprägt durch den Juilianischen Kalender) verstehen:
84 : 12 = 7
Re: 10.000 Jahre altes Baby-Tragetuch
Hallo Sculpteur,
ich gehe davon aus, dass die Menschen schon sehr früh die Zeit berechnet haben und zu zählen begannen, etwa um den örtlichen Mistral, oder den Zeitpunkt der Wanderungen der wilden Tierherden zu bestimmen.
Die in dem Fachbeitrag zum Fundort in der Höhle von Arma Veirana in Figur 7 b gezeigten flachen Steinscheiben könnten daher Kalendarien darstellen. Die in Fig. 7 b Nr. 1 -3 gezeigten Zählungen lassen sich offenbar jedoch nicht direkt auf das verstorbene Kind beziehen, welches von der Grabungsleiterin Jamie Hodgkins den Nicknamen "Neve" erhielt, denn das in der Höhle von Arma Veirana bestattete Mädchen war nach bisherigen Ergebnissen nur etwa 40 - 50 Tage nach seiner Geburt verstorben. Diese möglicherweise als Kalendarien zu interpretierenden Strichlisten dürften sich daher wohl auf das Alter ihrer Geschwister beziehen. Deshalb könnte erst die in Fig. 7 b Nr. 4 gezeigte Zählung auf das Alter des bestatteten Kindes selbst bezogen werden : vermutlich 3 Mondzyklen und 5 Tage.
Das Alter seiner Geschwister : Möglicherweise 1 Jahr, 9 Monate und 2 Tage, sowie 5 Jahre, 3 Monate und 7 Tage. Soweit meine vorläufigen Annahmen dazu.
Zu diesem interessanten Fundort fiel mir noch der folgende Beitrag auf : https://www.mdr.de/wissen/steinzeit-ael ... s-100.html mit Fotografien vom Fundort Arma Veirana von Dominique Meyer.
Ich bin gespannt, ob sich in dieser Hinsicht weitere Ergebnisse einstellen.
Gruß Pitassa
ich gehe davon aus, dass die Menschen schon sehr früh die Zeit berechnet haben und zu zählen begannen, etwa um den örtlichen Mistral, oder den Zeitpunkt der Wanderungen der wilden Tierherden zu bestimmen.
Die in dem Fachbeitrag zum Fundort in der Höhle von Arma Veirana in Figur 7 b gezeigten flachen Steinscheiben könnten daher Kalendarien darstellen. Die in Fig. 7 b Nr. 1 -3 gezeigten Zählungen lassen sich offenbar jedoch nicht direkt auf das verstorbene Kind beziehen, welches von der Grabungsleiterin Jamie Hodgkins den Nicknamen "Neve" erhielt, denn das in der Höhle von Arma Veirana bestattete Mädchen war nach bisherigen Ergebnissen nur etwa 40 - 50 Tage nach seiner Geburt verstorben. Diese möglicherweise als Kalendarien zu interpretierenden Strichlisten dürften sich daher wohl auf das Alter ihrer Geschwister beziehen. Deshalb könnte erst die in Fig. 7 b Nr. 4 gezeigte Zählung auf das Alter des bestatteten Kindes selbst bezogen werden : vermutlich 3 Mondzyklen und 5 Tage.
Das Alter seiner Geschwister : Möglicherweise 1 Jahr, 9 Monate und 2 Tage, sowie 5 Jahre, 3 Monate und 7 Tage. Soweit meine vorläufigen Annahmen dazu.
Zu diesem interessanten Fundort fiel mir noch der folgende Beitrag auf : https://www.mdr.de/wissen/steinzeit-ael ... s-100.html mit Fotografien vom Fundort Arma Veirana von Dominique Meyer.
Ich bin gespannt, ob sich in dieser Hinsicht weitere Ergebnisse einstellen.
Gruß Pitassa
"Habe keine Angst vor Büchern, ungelesen sind sie völlig harmlos." Unbekannt
Re: 10.000 Jahre altes Baby-Tragetuch
Anmerkung zu den Ornamenten im Kindergrab von Arma Veirana, Ligurien.
Hiermit möchte ich meine im vorhergehenden Beitrag gemachten Annahmen revidieren, da sich die frühen prähistorischen Zählsysteme bislang zumeist nicht auf Stein, sondern auf Holz, Knochen und anderen Materialien, wie etwa der Knotenschnur, nachweisen ließen. Am genannten Fundort Arma Veirana ließen sich in Stein gesetzte Zählungen bislang nicht verifizieren und wären demnach also ggf. auf der Basis von anderen Werkstoffen zu vermuten, welche sich damals besser bearbeiten ließen.
Die auf den zweischaligen steinernen Anhängern zu sehenden Linien sind also nicht von Menschenhand gefertigt, sondern natürlich entstanden und es wurden keine von Menschenhand gemachten Einkerbungen auf diesen Steinen entdeckt. Da der genannte Fachbeitrag Open Access publiziert und das Dokument unter Creative Commons ins Netz gestellt wurde, seien die ebenda in Figur 7 abgebildeten zweischaligen Anhänger hier nochmals wie folgt im Dateianhang vorgestellt. Mit freundlicher Genehmigung von Claudine Gravel-Miguel.
Ein höchst interessanter Fundort, finde ich
Quelle :
Gravel-Miguel, Claudine ; Cristiani, Emanuela ; Hodgkins, Jamie ; Riel-Salvatore, Julien ; Meyer, Dominique et alias : The Ornaments of the Arma Veirana Early Mesolithic infant burial. In : Journal of Archaeological Method and Theory, Bd. 29, Dordrecht 2022, Fig. 7.
Hiermit möchte ich meine im vorhergehenden Beitrag gemachten Annahmen revidieren, da sich die frühen prähistorischen Zählsysteme bislang zumeist nicht auf Stein, sondern auf Holz, Knochen und anderen Materialien, wie etwa der Knotenschnur, nachweisen ließen. Am genannten Fundort Arma Veirana ließen sich in Stein gesetzte Zählungen bislang nicht verifizieren und wären demnach also ggf. auf der Basis von anderen Werkstoffen zu vermuten, welche sich damals besser bearbeiten ließen.
Die auf den zweischaligen steinernen Anhängern zu sehenden Linien sind also nicht von Menschenhand gefertigt, sondern natürlich entstanden und es wurden keine von Menschenhand gemachten Einkerbungen auf diesen Steinen entdeckt. Da der genannte Fachbeitrag Open Access publiziert und das Dokument unter Creative Commons ins Netz gestellt wurde, seien die ebenda in Figur 7 abgebildeten zweischaligen Anhänger hier nochmals wie folgt im Dateianhang vorgestellt. Mit freundlicher Genehmigung von Claudine Gravel-Miguel.
Ein höchst interessanter Fundort, finde ich
Quelle :
Gravel-Miguel, Claudine ; Cristiani, Emanuela ; Hodgkins, Jamie ; Riel-Salvatore, Julien ; Meyer, Dominique et alias : The Ornaments of the Arma Veirana Early Mesolithic infant burial. In : Journal of Archaeological Method and Theory, Bd. 29, Dordrecht 2022, Fig. 7.
- Dateianhänge
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Re: 10.000 Jahre altes Baby-Tragetuch
Ein bekanntes Beispiel ist der "Adorant" aus dem Geissenklösterle https://www.urmu.de/de/Forschung-Archae ... le/Adorant für dessen Rückseite auch eine Deutung als Zählhilfe (also entweder kann ich zählen oder nicht, und helfen würde mir eine Aneinanderreihung von zahlreichen Punkten auch nicht so richtig ...) oder als Kalender vorliegt - dafür könnte ich mich schon eher erwärmen, wenngleich ich auch solcher Kabbalistik gegenüber immer sehr vorsichtig bin ...Pitassa hat geschrieben:die frühen prähistorischen Zählsysteme bislang zumeist nicht auf Stein, sondern auf Holz, Knochen und anderen Materialien, wie etwa der Knotenschnur, nachweisen ließen.
Arma Veirana ist fürwahr ein sehr interessanter Fundplatz. Mir erschienen aber die "Markierungen" als allzu regelmäßig, und ich habe schon vermutet, dass es sich um Strukturen im Stein handeln könnte - schön, dass das jetzt geklärt ist.
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Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: 10.000 Jahre altes Baby-Tragetuch
Wie eine Zählhilfe sieht der Adorant für mich auch nicht aus. Die "Rückseite" scheint einfach verziert zu sein. Interessanter finde ich die "Vorderseite" mit den Umrissen einer teilweise noch vorhandenen menschlichen Figur, die m.E. eine beinahe schon aufreizende Pose einnimmt und auf mich nicht wie jemand wirkt, der zählt