Schwert aus Nördlingen
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Schwert aus Nördlingen
Sehr gut erhaltenes Schwert aus Mehrfachbestattung:
https://www.scinexx.de/news/archaeologi ... -entdeckt/
https://www.livescience.com/archaeology ... -it-shines
https://www.blfd.bayern.de/mam/blfd/pre ... chwert.pdf
https://www.scinexx.de/news/archaeologi ... -entdeckt/
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"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
Re: Schwert aus Nördlingen
Wow! Der Griff ist ja extrem schön und assoziiert LOTR.
Sehr interessant auch die Vernietung!
Sehr interessant auch die Vernietung!
Re: Schwert aus Nördlingen
Wirklich ein tolles Teil! Herrn Woidich kenne ich sogar. Der hat in Berlin über die Kugelamphorenkultur promoviert.
Re: Schwert aus Nördlingen
Einfach umwerfende Aufnahmen !! Ein derart gut erhaltenes bronzezeitliches Schwert mit einem geradezu neuwertig anmutenden Handgriff - so etwas habe ich ewig nicht gesehen. Richtig schönes Ding
Ob beim Griff tatsächlich der erwähnte "Überfangguss" zur Anwendung kam, wird vermutlich erst durch eine Röntgenaufnahme abschließend geklärt werden können. Scheint bei Achtkantschwertern aber üblich gewesen zu sein.
Ob beim Griff tatsächlich der erwähnte "Überfangguss" zur Anwendung kam, wird vermutlich erst durch eine Röntgenaufnahme abschließend geklärt werden können. Scheint bei Achtkantschwertern aber üblich gewesen zu sein.
"Habe keine Angst vor Büchern, ungelesen sind sie völlig harmlos." Unbekannt
Re: Schwert aus Nördlingen
Worin bestand denn eigentlich der Sinn eines Überfanggusses?:
Wenn flüssige Bronze auf ausgehärtete Bronze gegossen wird, kann ich mir vorstellen, dass eine neuerliche Anschmelzung des bereits erstarrten Metalls stattfinden kann, was dann einer Art "Hitzeverbindung" entspräche - oder irre ich mich?
Wenn der oben stehende Gedanke nicht generell falsch ist, hätte man dann doch theoretisch beide Formen (Blatt und Griff) auch genau so gut in einem Guß herstellen können. Vermutlich würde ein Guss aus einem Stück jedoch eine potenzielle Sollbruchstelle zwischen Griff und Blattansatz bilden, oder?
Daneben könnte ich mir als einen weiteren plausiblen Grund vorstrellen, dass zwei Materialien mit abweichenden Eigenschaften möglichst fest miteinander verbunden werden sollen.
Eine Idee, die mir für diese Vorgehensweise (Schwertblatt und Griff getrennt zu verarbeiten) kam mir allerdings in den Sinn
und die ist vielleicht etwas gewagt:
Da diese Altvorderen es offensichtlich hervorragend beherrschten, Schwerter wie das gezeigte herzustellen, habe ich mich gefragt, ob es sich bei dieser Vorgehensweise der Schwertherstellung um ein modulares Herstellungs- und auch Handelskonzept gehandelt haben könnte, fiktives Beispiel:
Ein Kaufinteressent bzw. die Herstellung eines Schwertes beauftragender sucht sich zu einem Schwertblatt eine für ihn passende Grifform oder Griffgröße aus, bzw. beauftragt eine spezielle Ausgestaltung: Anschließend müssen Schwertblatt und Griff miteinander verbunden werden.
Dieser Gedanke würde m.E. zumindestens zu manufakturartiger Vorgehensweise passen.
Oder ist dieser Gedanke gar zu abwegig?
Wenn flüssige Bronze auf ausgehärtete Bronze gegossen wird, kann ich mir vorstellen, dass eine neuerliche Anschmelzung des bereits erstarrten Metalls stattfinden kann, was dann einer Art "Hitzeverbindung" entspräche - oder irre ich mich?
Wenn der oben stehende Gedanke nicht generell falsch ist, hätte man dann doch theoretisch beide Formen (Blatt und Griff) auch genau so gut in einem Guß herstellen können. Vermutlich würde ein Guss aus einem Stück jedoch eine potenzielle Sollbruchstelle zwischen Griff und Blattansatz bilden, oder?
Daneben könnte ich mir als einen weiteren plausiblen Grund vorstrellen, dass zwei Materialien mit abweichenden Eigenschaften möglichst fest miteinander verbunden werden sollen.
Eine Idee, die mir für diese Vorgehensweise (Schwertblatt und Griff getrennt zu verarbeiten) kam mir allerdings in den Sinn
und die ist vielleicht etwas gewagt:
Da diese Altvorderen es offensichtlich hervorragend beherrschten, Schwerter wie das gezeigte herzustellen, habe ich mich gefragt, ob es sich bei dieser Vorgehensweise der Schwertherstellung um ein modulares Herstellungs- und auch Handelskonzept gehandelt haben könnte, fiktives Beispiel:
Ein Kaufinteressent bzw. die Herstellung eines Schwertes beauftragender sucht sich zu einem Schwertblatt eine für ihn passende Grifform oder Griffgröße aus, bzw. beauftragt eine spezielle Ausgestaltung: Anschließend müssen Schwertblatt und Griff miteinander verbunden werden.
Dieser Gedanke würde m.E. zumindestens zu manufakturartiger Vorgehensweise passen.
Oder ist dieser Gedanke gar zu abwegig?
- AxtimWalde
- Beiträge: 229
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Re: Schwert aus Nördlingen
Ich gehe davon aus, du irrst. Es gibt reichlich bronzene Gussformen, in die auch Bronze gegossen wurde. Der Temperaturunterschied ist wohl zu groß um die "kalte" Bronze bis an den Schmelzpunkt zu bringen.Sculpteur hat geschrieben: Wenn flüssige Bronze auf ausgehärtete Bronze gegossen wird, kann ich mir vorstellen, dass eine neuerliche Anschmelzung des bereits erstarrten Metalls stattfinden kann, was dann einer Art "Hitzeverbindung" entspräche - oder irre ich mich?
Vielmehr nutzt man das Verfahren des Aufschrumpfens aus. Die flüssige Bronze hat einen wesentlich größeren Schrumpfungsfaktor als die "kalt" Bronze. Es entsteht eine kraftschlüssige Verbindung allein durch das Prinzip der Wärmeausdehnung.
Weiterhin gehen einige Experimentatoren davon aus, dass die Schwertklingen über die Spitze gegossen wurden. Ein großes Teil wie einen Griff dann auch noch mit zugießen erscheint den ohne hin schon schwierigen Guss der Klinge fast unmöglich zu machen. Lieber sicher zwei Teile gießen als unsicher einen großen!
Was mich bei diesem Griff besonders interessiert ist das "andersfarbige Material" was in den Tauschierungen sitzt. - Was ist das? Emaile ?
LG
Kai
Was kümmert´s eine deutsche Eiche, wenn sich eine Sau an ihr schubbert
Re: Schwert aus Nördlingen
Hochinteressant Kai, danke für die Informationen!
Aufschrumpfung ist eine Technologie, die mir erst gar nicht in den Sinn kam, aber die wird ja auch heute reichlich praktiziert.
Interessant finde ich auch den Farbunterschied der Nieten zu den anderen Materialien.
Besonders ästhetisch finde ich die markante grünliche Oberfläche des Griffs, auf dem sich die mit hinterfragtem Material farblich abgesetzten Einpunzierungen besonders gut abheben.
Aufschrumpfung ist eine Technologie, die mir erst gar nicht in den Sinn kam, aber die wird ja auch heute reichlich praktiziert.
Interessant finde ich auch den Farbunterschied der Nieten zu den anderen Materialien.
Besonders ästhetisch finde ich die markante grünliche Oberfläche des Griffs, auf dem sich die mit hinterfragtem Material farblich abgesetzten Einpunzierungen besonders gut abheben.
Re: Schwert aus Nördlingen
Leider wird im Artikel nicht zum Material gesagt, aber ich habe einen allgemeinen Artikel zu Einlagen auf solchen Schwertern gefunden:AxtimWalde hat geschrieben: Was mich bei diesem Griff besonders interessiert ist das "andersfarbige Material" was in den Tauschierungen sitzt. - Was ist das? Emaile ?
LG
Kai
https://docplayer.org/64092029-Jahressc ... nd-94.html
Demnach wird entweder von Harzeinlagen ausgegangen, allerdings wurden auch Tauschierungen aus Bronze nachgewiesen.
Re: Schwert aus Nördlingen
Vielen Dank für diesen interessanten Artikel, Monolith!
Mir ist noch ein Grund eingefallen, weshalb man Griff und Klinge solcher Schwerter getrennt voneinander gegossen haben könnte- sofern es sich um tatsächliche "Gebrauchsgegenstände" handelte:
Klingen könnten kaputtgehen, Brechen, abgewetzt und schattig werden, sich verbiegen. Die robusteren Griffe hielten vermutlich besser, weshalb Klingen möglicherweise einfach ausgetauscht wurden:
Was der Pneu zur Felge ist war in dieser Zeit und Region vielleicht die Klinge zum Griff.
Diese Annahme mag vielleicht Quatsch sein, aber als Handwerker hätte ich damals so gedacht.
Mir ist noch ein Grund eingefallen, weshalb man Griff und Klinge solcher Schwerter getrennt voneinander gegossen haben könnte- sofern es sich um tatsächliche "Gebrauchsgegenstände" handelte:
Klingen könnten kaputtgehen, Brechen, abgewetzt und schattig werden, sich verbiegen. Die robusteren Griffe hielten vermutlich besser, weshalb Klingen möglicherweise einfach ausgetauscht wurden:
Was der Pneu zur Felge ist war in dieser Zeit und Region vielleicht die Klinge zum Griff.
Diese Annahme mag vielleicht Quatsch sein, aber als Handwerker hätte ich damals so gedacht.
Re: Schwert aus Nördlingen
Klingt erstmal plausibel, Sculpteur. Ich vermute stark, dass sich jemand dazu auch schon einmal irgendwo geäußert haben muss. Ich habe aber leider keine Zeit zu recherchieren.
Re: Schwert aus Nördlingen
Kein Problem Monolith,
Ich hatte die Idee einfach mal in den Raum geworfen. Vielleicht finde ich im Herbst mal Zeit, die Fragestellung zu recherchieren. Bei mir ist z.zt. auch mehr zu tun als das ich hinterherkomme.
@AxtimWalde:
Waren das wirklich Tauschierungen oder eher Ziereinschnitte als eine Art Grip? Was mich wundert und auch irritiert ist, dass die potenziellen Tauschierungen (laut Foto) entschwunden zu sein scheinen, während der Tauschierungsträger wohl erhalten ist. Bei Funden mit Tauschierungen in Eisen ist das i.d.R. wegen der Korrodierung des Eisens ja genau umgekehrt.
Ich hatte die Idee einfach mal in den Raum geworfen. Vielleicht finde ich im Herbst mal Zeit, die Fragestellung zu recherchieren. Bei mir ist z.zt. auch mehr zu tun als das ich hinterherkomme.
@AxtimWalde:
Waren das wirklich Tauschierungen oder eher Ziereinschnitte als eine Art Grip? Was mich wundert und auch irritiert ist, dass die potenziellen Tauschierungen (laut Foto) entschwunden zu sein scheinen, während der Tauschierungsträger wohl erhalten ist. Bei Funden mit Tauschierungen in Eisen ist das i.d.R. wegen der Korrodierung des Eisens ja genau umgekehrt.