Eisensohlen gegen Fußangeln
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Eisensohlen gegen Fußangeln
In historischen Dokumenten des 15. und 16. Jh. wie Konrad Kyesers Bellifortis oder Kriegsbüchern begegnen einem immer wieder Krähenfüße (Fußangeln) und die dazugehörigen Gegenmaßnahmen wie Eisensohlen, die verhindern sollen, dass man sich die Fußangeln durch die Ledesohlen der Schuhe in die Füße tritt.
Bisher sind mir keine erhaltenen Original bekannt,womit unklar ist, ob es diese Sohlen tatsächlich gab, oder ob es nur Vorschläge der Autoren waren. Trotzdem habe ich mich entschlossen, einen Rekonstruktionsversuch zu wagen:
Schablonen der eigentlichen Schuhsohle in weiß und mit Materialzugabe in blau erstellt und auf Stahlblech übertragen: Nach dem Ausschneiden kalt getrieben: Die weitere Bearbeitung erfolgte in der Esse und auf dem Amboss im warmem Zustand: Und die fast fertigen Sohlen sehen so aus: Jetzt müssen noch Schnallen und Befestigungsriemen gebaut werden. Die Schnallen sind aus Eisenblech geschnitten und müssen noch gefeilt werden: Weitere Ergebnisse folgen....
P.S. hier muss ich sehr herzlich meinem Freund Bastien Lhuissier von der kunstschmiede-lhuissier.de danken der mir mit Rat und Tat in seiner Werkstatt zur Seite stand
Bisher sind mir keine erhaltenen Original bekannt,womit unklar ist, ob es diese Sohlen tatsächlich gab, oder ob es nur Vorschläge der Autoren waren. Trotzdem habe ich mich entschlossen, einen Rekonstruktionsversuch zu wagen:
Schablonen der eigentlichen Schuhsohle in weiß und mit Materialzugabe in blau erstellt und auf Stahlblech übertragen: Nach dem Ausschneiden kalt getrieben: Die weitere Bearbeitung erfolgte in der Esse und auf dem Amboss im warmem Zustand: Und die fast fertigen Sohlen sehen so aus: Jetzt müssen noch Schnallen und Befestigungsriemen gebaut werden. Die Schnallen sind aus Eisenblech geschnitten und müssen noch gefeilt werden: Weitere Ergebnisse folgen....
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The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Zu Zeiten Caesars hätten die zur Entsetzung von Alesia eingetroffenen Kelten sicherlich gerne über einige hundert der von dir gefertigten Eisensohlen verfügt.
"Habe keine Angst vor Büchern, ungelesen sind sie völlig harmlos." Unbekannt
Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Das ist ein sehr interessantes Projekt, Bullenwächter! Ich bin gespannt, wie Du die Schnallen befestigen wirst und wie sich die Eisensohlen tragen lassen.
- Bullenwächter
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Eisensohlen wird sich auch der linke der beiden Männer gewünscht haben:
Das Bild zeigt aber auch eine weitere Gegenmaßnahme, eine Walze die über das Feld gerollt wird und die die Fußangeln aufnimmt. Ich frage mich, aus welchem Material ist diese Walze ist. Einen Holzstamm halte ich, weil zu hart, für eher unwahrscheinlich. Was ich mir vorstellen könnte wäre ein Walze aus stabilem Leinen oder (Verpackungs-)Wollstoff die gut mit Stroh oder anderm Material gestopft ist, in der die Fußangeln leichter steckenbleilben. Die gestrichelte Linie auf der Walze könnte zumindest auf eine Nahnt hindeuten.
Auch wenn es die Eisensohlen gegeben haben sollte, wären sie wohl in Schlachten eher die Ausnahme, und allenfalls für Pioniere oder Erkundungstrupps anzunehmen. Die Masse der Kombattanten wird davon nicht profitiert haben.
Interessant wäre aber wirklich, ob es irgendwo erhaltene Originale gibt.
Momentan umschließen die Ränder der Eisesnsohlen die Schuhe so gut, dass man - vorsichtig - ohne Befestigung damit laufen könnte, das änderrt sich aber noch, wenn ich die Laufflächen der Eisensholen noch weiter anpasse.
Die Befestigung an den Füßen soll über angenietete Lederriemen mit den Schnallen erfolgen, wie es auf den historischen Dokumenten angedeutet ist. Ich stelle mir vor, dass die Trageweise ähnlich der von mittelalterlichen Trippen sein wird.
Das Bild zeigt aber auch eine weitere Gegenmaßnahme, eine Walze die über das Feld gerollt wird und die die Fußangeln aufnimmt. Ich frage mich, aus welchem Material ist diese Walze ist. Einen Holzstamm halte ich, weil zu hart, für eher unwahrscheinlich. Was ich mir vorstellen könnte wäre ein Walze aus stabilem Leinen oder (Verpackungs-)Wollstoff die gut mit Stroh oder anderm Material gestopft ist, in der die Fußangeln leichter steckenbleilben. Die gestrichelte Linie auf der Walze könnte zumindest auf eine Nahnt hindeuten.
Auch wenn es die Eisensohlen gegeben haben sollte, wären sie wohl in Schlachten eher die Ausnahme, und allenfalls für Pioniere oder Erkundungstrupps anzunehmen. Die Masse der Kombattanten wird davon nicht profitiert haben.
Interessant wäre aber wirklich, ob es irgendwo erhaltene Originale gibt.
Momentan umschließen die Ränder der Eisesnsohlen die Schuhe so gut, dass man - vorsichtig - ohne Befestigung damit laufen könnte, das änderrt sich aber noch, wenn ich die Laufflächen der Eisensholen noch weiter anpasse.
Die Befestigung an den Füßen soll über angenietete Lederriemen mit den Schnallen erfolgen, wie es auf den historischen Dokumenten angedeutet ist. Ich stelle mir vor, dass die Trageweise ähnlich der von mittelalterlichen Trippen sein wird.
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"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Was für ein grausames "Handwerk" das Krieg führen doch ist.
Ich denke auch, dass es sich um eine mit Stroh, Reissig o.ä. gefüllte Rolle handelt.
Fraglich für mich allerdings, ob die Rolle eingegrabenen Spießen mit Widerhaken gewachsen gewesen wäre oder ob sich die Rolle nicht verhakt und verfangen hätte.
Vielleicht diente die Rolle auch als Widerstandsanzeiger oder Geräuschgeber.
Die Darstellungen wirken auf mich tatsächlich so, als könnten sie ebensosehr anpreisendes Wunschdenken eines passionierten Erfinders darstellen.
Da Vinci hat auch gewagtes Kriegsgerät entworfen, wohl in der Hoffnung auf Aufträge.
Produziert wurde meines Wissens kaum etwa davon auch wenn manche der Gerätschaften tatsächlich bedingt funktioniert hätten, wie in neuzeitlichen Versuchen herausgefunden wurde.
Ich denke, die Rolle hätte den Anwender stark aufgehalten und zu einem leichten Ziel für Angriffe aus dem Hinterhalt gemacht.
Nichtsdestotrotz kann ich mir sehr gut Vorstellen, dass die Eisensohlen sehr gut funktionieren werden.
Auf die Nietungen bin ich gespannt.
Triffst Du für die Eisensohlen irgendwelche Vorkehrungen in puncto Rutschfestigkeit?
Ich denke auch, dass es sich um eine mit Stroh, Reissig o.ä. gefüllte Rolle handelt.
Fraglich für mich allerdings, ob die Rolle eingegrabenen Spießen mit Widerhaken gewachsen gewesen wäre oder ob sich die Rolle nicht verhakt und verfangen hätte.
Vielleicht diente die Rolle auch als Widerstandsanzeiger oder Geräuschgeber.
Die Darstellungen wirken auf mich tatsächlich so, als könnten sie ebensosehr anpreisendes Wunschdenken eines passionierten Erfinders darstellen.
Da Vinci hat auch gewagtes Kriegsgerät entworfen, wohl in der Hoffnung auf Aufträge.
Produziert wurde meines Wissens kaum etwa davon auch wenn manche der Gerätschaften tatsächlich bedingt funktioniert hätten, wie in neuzeitlichen Versuchen herausgefunden wurde.
Ich denke, die Rolle hätte den Anwender stark aufgehalten und zu einem leichten Ziel für Angriffe aus dem Hinterhalt gemacht.
Nichtsdestotrotz kann ich mir sehr gut Vorstellen, dass die Eisensohlen sehr gut funktionieren werden.
Auf die Nietungen bin ich gespannt.
Triffst Du für die Eisensohlen irgendwelche Vorkehrungen in puncto Rutschfestigkeit?
- Bullenwächter
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Nach einigen Wochen Pause ging es weiter.
Zunächst musste ich die Schnallen feilen, schleifen und Polieren. Dann wurden sie mit einem Dorn versehen und an Lederriemen angenäht. Und nach einer weiteren mehrwöchigen Pause folgte heute die "Hochzeit": Die Schnallen wurden an den Sohlen ausgerichtet und genietet. Zum Schluss kamen noch Löcher in die Riemen.
Ein erster kurzer Probespaziergang, die Straße auf und ab, verlief zufriedenstellend. Die Sohlen sind naturgemäß sehr rutschig, den Fuß kann man nur eingeschränkt abrollen, woraus sich ein etwas alberner stakender Gang ergibt. Wie man es im übrigen auch mit mit spätmittelalterlichen Schnabelschuhen machen muss. Auf gepflastertem Untergrund machen sie einen lauten scheppernden Krach, aber gedacht sind sie ja für das Schlachtfeld.
Mitte September sind wir auf einer Burgbelagerung, wo ich sie dann auf dem Feld ausprobieren möchte.
An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich Bastien Lhuissier danken, in dessen Kunstschmiede ich die Sohlen bauen konnte und der mir mit Rat und Tag zur Seite stand.
Zunächst musste ich die Schnallen feilen, schleifen und Polieren. Dann wurden sie mit einem Dorn versehen und an Lederriemen angenäht. Und nach einer weiteren mehrwöchigen Pause folgte heute die "Hochzeit": Die Schnallen wurden an den Sohlen ausgerichtet und genietet. Zum Schluss kamen noch Löcher in die Riemen.
Ein erster kurzer Probespaziergang, die Straße auf und ab, verlief zufriedenstellend. Die Sohlen sind naturgemäß sehr rutschig, den Fuß kann man nur eingeschränkt abrollen, woraus sich ein etwas alberner stakender Gang ergibt. Wie man es im übrigen auch mit mit spätmittelalterlichen Schnabelschuhen machen muss. Auf gepflastertem Untergrund machen sie einen lauten scheppernden Krach, aber gedacht sind sie ja für das Schlachtfeld.
Mitte September sind wir auf einer Burgbelagerung, wo ich sie dann auf dem Feld ausprobieren möchte.
An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich Bastien Lhuissier danken, in dessen Kunstschmiede ich die Sohlen bauen konnte und der mir mit Rat und Tag zur Seite stand.
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Das handwerkliche Ergebnis gefällt mir sehr gut!
Bedeutet die Ausformung der Eisensohlenspitzen dass sie auch als Waffen eingesetzt werden konnten?
Bedeutet die Ausformung der Eisensohlenspitzen dass sie auch als Waffen eingesetzt werden konnten?
- Bullenwächter
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Zunächst möchte ich nochmal drauf hinweisen, dass mir soweit keine original erhaltene Eisensohlen bekannt sind, und diese nur aus Kriegsbüchern und Bellifortis mit teils hoch spekulativen Inhalten überliefert sind.
Die Ausformung der Spitzen meiner Sohlen folgt den historischen Abbildungen des 15. Jhs., wo sie immer mit Spitzen dargestellt werden. Dies entspricht der Mode für schicke Schuhe der Zeit. Wohingegen in einer Abbildung aus dem Löffelholtz-Kodex, um 1505, die Eisensohlen bereits in einer Kuhmaulform abgebildet sind, wo die Mode der Kuhmaulschuhe gerade beginnt.
Zu der Form habe ich folgende Szenarien überlegt:
[*] Die Sohlen sind so ausgeformt, dass die aktuelle Schuhmode darin Platz findet. Dagegen spricht aber, dass Krieger/Kämpfer sicher nicht mit modischen Schnabelschuhen ins Feld ziehen, mit denen man nicht problemlos laufen kann, und die eher ein plakatives Symbol wohlhabender Menschen sind, mit denen sie zeigen, dass sie in diesen Schuhen nicht Arbeiten können/müssen.
[*] Es ist möglich, dass die Sohlen im 15. Jh. mit Schnabel (Spitzen) dargestellt werden, um dem Leser eindeutig zu zeigen, das es sich um Schuhe/Sohlen handelt - also dass es sich hier um eine reine Darstellungskonvention handelt, ohne Intention der detailgetreuen Darstellung eventuell bestehender Originale. Diese Deutung würde auch durch die Kuhmaulform im Löffelholtz aus dem 16. Jh. gestützt werden.
Ob den Spitzen eine taktische Funktion beikam, halte ich aus den vorgenannten Gründen für fraglich, und ich würde aktuell mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar ausschließen. Mit einem Tritt würde sich der Träger um seinen sicheren Stand bringen und sich angreifbar machen. Zudem denke ich, dass Pioniere, die mit Eisensohlen das Schlachtfeld erkunden und Fußangeln räumen, nicht im direkten Zweikampfbereich aufhalten.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf die teils extrem spitzen Schuhe von gotischen Reiterrüstungen hinweisen, bei denen die Spitzen auch keine taktische Funktion hatten.
Aber solange es keine Originale gibt, ist alles Spekulation.
Die Ausformung der Spitzen meiner Sohlen folgt den historischen Abbildungen des 15. Jhs., wo sie immer mit Spitzen dargestellt werden. Dies entspricht der Mode für schicke Schuhe der Zeit. Wohingegen in einer Abbildung aus dem Löffelholtz-Kodex, um 1505, die Eisensohlen bereits in einer Kuhmaulform abgebildet sind, wo die Mode der Kuhmaulschuhe gerade beginnt.
Zu der Form habe ich folgende Szenarien überlegt:
[*] Die Sohlen sind so ausgeformt, dass die aktuelle Schuhmode darin Platz findet. Dagegen spricht aber, dass Krieger/Kämpfer sicher nicht mit modischen Schnabelschuhen ins Feld ziehen, mit denen man nicht problemlos laufen kann, und die eher ein plakatives Symbol wohlhabender Menschen sind, mit denen sie zeigen, dass sie in diesen Schuhen nicht Arbeiten können/müssen.
[*] Es ist möglich, dass die Sohlen im 15. Jh. mit Schnabel (Spitzen) dargestellt werden, um dem Leser eindeutig zu zeigen, das es sich um Schuhe/Sohlen handelt - also dass es sich hier um eine reine Darstellungskonvention handelt, ohne Intention der detailgetreuen Darstellung eventuell bestehender Originale. Diese Deutung würde auch durch die Kuhmaulform im Löffelholtz aus dem 16. Jh. gestützt werden.
Ob den Spitzen eine taktische Funktion beikam, halte ich aus den vorgenannten Gründen für fraglich, und ich würde aktuell mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar ausschließen. Mit einem Tritt würde sich der Träger um seinen sicheren Stand bringen und sich angreifbar machen. Zudem denke ich, dass Pioniere, die mit Eisensohlen das Schlachtfeld erkunden und Fußangeln räumen, nicht im direkten Zweikampfbereich aufhalten.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf die teils extrem spitzen Schuhe von gotischen Reiterrüstungen hinweisen, bei denen die Spitzen auch keine taktische Funktion hatten.
Aber solange es keine Originale gibt, ist alles Spekulation.
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Vielen Dank für die ausführlichen Informationen Bullenwächter!
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Erprobung und bin gespannt, wie Schuhe ihren Dienst verrichten werden.
Die Schuhmode in ihrer Entwicklung ist ein sehr interessantes Thema und von ihrer Entstehung her (von der Zweckmäßigkeit der Schuhe und den Gründen ihrer Entstehung über die optimierende Gestaltung und Fertigung bis hin zu Aussageobjekten im Sinne der Erfindung resp. Etablierung der Mode). Damit ist die Entwicklung der Schuhmode sowie der Mode im Allgemeinen irgenwie auch mit der Entwicklung von Sprachen und aufgeschrieber Sprache vergleichbar und somit eine aussagekräftige Fundgrube für die Geschichtsforschung.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Erprobung und bin gespannt, wie Schuhe ihren Dienst verrichten werden.
Die Schuhmode in ihrer Entwicklung ist ein sehr interessantes Thema und von ihrer Entstehung her (von der Zweckmäßigkeit der Schuhe und den Gründen ihrer Entstehung über die optimierende Gestaltung und Fertigung bis hin zu Aussageobjekten im Sinne der Erfindung resp. Etablierung der Mode). Damit ist die Entwicklung der Schuhmode sowie der Mode im Allgemeinen irgenwie auch mit der Entwicklung von Sprachen und aufgeschrieber Sprache vergleichbar und somit eine aussagekräftige Fundgrube für die Geschichtsforschung.
- Bullenwächter
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Ihre Bewährungsprobe hatten die rekonstruierten Eisensohlen auf dem Feldlager an der Burgruine Brandenburg in Lauchröden. Hier wurden in einer Simulation Teile des Aufmarschfeldes, etwa 10 cm hohe Wiesen, vor der Schlacht nach im Gras verborgenen Fußangeln abgesucht und von diesen geräumt.
Fest unter die Schuhe geschnallt, lassen sich Wiesen oder Äcker mit den Eisensohlen, trotz ihrer glatten Laufflächen mit leicht schmiederauen Oberflächen, relativ gut und sicher begehen. Geneigte Wiesen bis über 20% Steigung sind kein Problem, ebenso das Überwinden von Böschungen, sofern vorhandene Bodenunebenheiten genutzt werden. An rutschigen Stellen müssen die Sohlen verkantet aufgesetzt werden, um etwas mehr Halt zu bieten. Auf glatten und, oder steinigen Böden, wie Trampelpfaden oder gepflasterten Wegen, bieten sie dagegen kaum keinen Halt, hier sind sie allerdings nur bedingt notwendig, da hier ausgebrachte Fußangeln in der Regel besser erkennbar sind. In unserem Fall hat sich die Beriemung der Sohlen mittels zweier Riemen über den Spann und den Vorderfuß hat sich als völlig ausreichend erwiesen, da der Schuh durch die hochgebogenen Stehfalze der Sohlenränder gehalten wird. Fersenriemen, wie sie auf vielen Abbildungen dargestellt, waren bisher nicht nötig.
Die an den Sohlen ausgearbeiteten Schnäbel boten im Feldeinsatz keine erkennbaren Vorteile, wie beispielsweise einfacheres Teilen von Grasbüscheln beim Durchstreifen der Wiese. Auch negative Auswirkungen wurden bisher nicht beobachtet, außer dass sie den Gang auf festen, ebenen Untergründen erschweren.
Der Tritt auf eine Fußangel ist mit der Eisensohle deutlich zu spüren. Die Spitze der Fußangel gleitet an der Sohle ab, oder verbiegt, oder die Fußangel wird in den Boden gedrückt. Anschließend kann die Fußangel leicht aufgenommen werden. Mit etwas Praxis sollte es auch möglich sein, Fußangeln von Steinen beim Tritt darauf zu unterscheiden.
Nach dem ersten, etwa einstündigen Trageversuch erscheinen Eisensohlen als effektive und praktikable Schutzausrüstung für Pioniere, die Aufmarschfelder von versteckten Fußangeln räumen, ohne Gefahr zu laufen sich an diesen zu verletzen. Weitere Trageversuche stehen an.
Weitere Infos gibts auch hier:
https://www.bummsbrigade.de/index.php/d ... ngeln.html
Fest unter die Schuhe geschnallt, lassen sich Wiesen oder Äcker mit den Eisensohlen, trotz ihrer glatten Laufflächen mit leicht schmiederauen Oberflächen, relativ gut und sicher begehen. Geneigte Wiesen bis über 20% Steigung sind kein Problem, ebenso das Überwinden von Böschungen, sofern vorhandene Bodenunebenheiten genutzt werden. An rutschigen Stellen müssen die Sohlen verkantet aufgesetzt werden, um etwas mehr Halt zu bieten. Auf glatten und, oder steinigen Böden, wie Trampelpfaden oder gepflasterten Wegen, bieten sie dagegen kaum keinen Halt, hier sind sie allerdings nur bedingt notwendig, da hier ausgebrachte Fußangeln in der Regel besser erkennbar sind. In unserem Fall hat sich die Beriemung der Sohlen mittels zweier Riemen über den Spann und den Vorderfuß hat sich als völlig ausreichend erwiesen, da der Schuh durch die hochgebogenen Stehfalze der Sohlenränder gehalten wird. Fersenriemen, wie sie auf vielen Abbildungen dargestellt, waren bisher nicht nötig.
Die an den Sohlen ausgearbeiteten Schnäbel boten im Feldeinsatz keine erkennbaren Vorteile, wie beispielsweise einfacheres Teilen von Grasbüscheln beim Durchstreifen der Wiese. Auch negative Auswirkungen wurden bisher nicht beobachtet, außer dass sie den Gang auf festen, ebenen Untergründen erschweren.
Der Tritt auf eine Fußangel ist mit der Eisensohle deutlich zu spüren. Die Spitze der Fußangel gleitet an der Sohle ab, oder verbiegt, oder die Fußangel wird in den Boden gedrückt. Anschließend kann die Fußangel leicht aufgenommen werden. Mit etwas Praxis sollte es auch möglich sein, Fußangeln von Steinen beim Tritt darauf zu unterscheiden.
Nach dem ersten, etwa einstündigen Trageversuch erscheinen Eisensohlen als effektive und praktikable Schutzausrüstung für Pioniere, die Aufmarschfelder von versteckten Fußangeln räumen, ohne Gefahr zu laufen sich an diesen zu verletzen. Weitere Trageversuche stehen an.
Weitere Infos gibts auch hier:
https://www.bummsbrigade.de/index.php/d ... ngeln.html
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"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Gen-i-al, Bullenwächter, auch die Bilder!
(Mehr dazu später, bin leider gerade extremst beschäftigt)
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Klasse, Andi! Musst Du publizieren
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Hubertus Meyer-Burckhardt
oeis
Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
@Bullenwachter:
Besonders spannend finde ich dass Du eruiert hast, ob sich die Spitzen der Eisensohlen zum Aufstöbern in Grasnestern eignen und inwieweit sich Steigungen damit begehen lassen.
Eine weiterführende Frage für mich wäre dabei, inwiefern Nietingen an den Sohlenaußenseiten im Sinne von "Stollen" Sinn machen würden und ob die Sohlen dann noch bequem genug wären.
Ich bin gespannt auf die weiteren Erprobung en und finde auch die Gesamtprasentation, vor allem die Fotos, sehr gelungen
Besonders spannend finde ich dass Du eruiert hast, ob sich die Spitzen der Eisensohlen zum Aufstöbern in Grasnestern eignen und inwieweit sich Steigungen damit begehen lassen.
Eine weiterführende Frage für mich wäre dabei, inwiefern Nietingen an den Sohlenaußenseiten im Sinne von "Stollen" Sinn machen würden und ob die Sohlen dann noch bequem genug wären.
Ich bin gespannt auf die weiteren Erprobung en und finde auch die Gesamtprasentation, vor allem die Fotos, sehr gelungen
- Bullenwächter
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Stollenähnliche Nieten an den Laufflächen der Sohlen hatte ich auch schon in Betracht gezogen, allerdings geben das die frühen Abbildungen nicht her. Und wenn ich meine Beobachtungen bei Leuten mit eisengenagelten historischen Schuhen heranziehe, scheinen solche Nieten keine bedeutende Vorteile zu bieten, was Halt, Gripp und Rutschsicherheit angeht.
Vorteilhafter könnte sein, die seitlichen Stehfalze im Knick einen leichten Schwung nach Unten zu geben um einen um die Laufsohle umlaufenden Rand bilden. Das wäre aber meiner Meinung nach auch eher eine moderne Lösung.
Vorteilhafter könnte sein, die seitlichen Stehfalze im Knick einen leichten Schwung nach Unten zu geben um einen um die Laufsohle umlaufenden Rand bilden. Das wäre aber meiner Meinung nach auch eher eine moderne Lösung.
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Re: Eisensohlen gegen Fußangeln
Das ist ein sehr interessanter Ansatz mit den ausgetriebenen Sohlenumrandungen. Ich kann mir aber inzwischen auch vorstellen, dass die einfachen Sohlen bei entsprechender Vorgehensweise ihren Zweck erfüllen (man kann bei entsprechender Vorsicht auch mit Langlaufskiern ohne Stahlkanten (also eher "Tourenskiern") einen schneebedeckten Hang erklimmen (die Bewegungsweise wäre in ungefähr dieselbe wie die von Dir beschriebene an Hängen mit den Eisensohlen) - mir ist entfallen, wie man diese Art und Weise zu steigen nennt. Ich habe mich kürzlich auch gefragt wie die "Rittersleut" das eigentlich gemacht haben, hatten die eigentlich stellenweise auch vollstählerne Sohlen?
Wenn keine historische Vorlage vorhanden ist, bleibt weiteres Spekulieren zwar kreativ, aber im Sinne der Forschung wohl eher nutzlos.
Wenn keine historische Vorlage vorhanden ist, bleibt weiteres Spekulieren zwar kreativ, aber im Sinne der Forschung wohl eher nutzlos.