Mit experimenteller Archäologie verschaffen sich Forschende in Mainz und Neuwied einen Einblick in das Leben unserer frühen Vorfahren. Dazu untersuchen sie Faustkeile aus der Steinzeit.
https://www.tagesschau.de/wissen/forsch ... g-100.html
Wie lebten Menschen in der Steinzeit? Um das besser zu erkunden, haben Forschende am Leibniz-Institut für Archäologie (LEIZA) in Mainz und in Neuwied untersucht, wie Nachbildungen von Steinwerkzeugen auf verschiedene Belastungstests reagieren. Bei den Untersuchungsobjekten handelt es sich um Nachahmungen von 1,6 Millionen Jahre alten Faustkeilen, die im Hochland von Äthiopien gefunden wurden.
Faustkeile im Computertomographen
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Faustkeile im Computertomographen
The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
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Re: Faustkeile im Computertomographen
Danke Bullenwächter!
So interessant und sicherlich sinnvoll diese Erhebungen sind: was sagt Ihr als Experten dazu: kommt es bei der Verwendung von Gerätrschaften nicht auf die Feinheiten an? Entscheidet nicht manchmal ein winziges, nicht wegretuschiertes Buckelchen oder ein Materialfehler darüber, ob und inwieweit sich etwas als Gerätschaft hierfür oder dafür eignet oder nicht?
Versteht meine Skepsis bitte nicht falsch: ich finde solche materialtechnischen Untersuchungen hochinteressant und wichtig, Maschine wird aber Mensch in puncto ganzheitlicher Übersicht (und Erfahrungen) über ein solches Thema vermutlich nicht überbieten können, oder?
Zumindestens aus bildhauerischer Sicht wage ich zu bezweifeln (und möchte gerne eines besseren belehrt werden) dass eine Maschine es mit der erfahrungsgemäßen Virtuosität eines gut ausgebildeten Handwerkers aufnehmen kann. Exakt diese Virtuosität in der Anwendung entscheidet aber u.A. über Anwendungszwecke von Dingen, denn es ist fraglich, ob es in dieser Hinsicht "die perfekte Form" überhaupt gibt.
Wenn es also um eine "ungefähre" Annäherung an die Fragestellung geht mag das Forschungsprogramm sinnvoll sein, ich glaube aber, dass es sich generell auf die Kombination aus experimentalarchäologischer Expertise in Kombination mit serienmäßig-maschinell erzeugten Daten verlassen sollte (falls es das nicht bereits tut).
Ich bin sehr gespannt auf Eure Meinung zum Thema, denn Ihr seid die Experten.
So interessant und sicherlich sinnvoll diese Erhebungen sind: was sagt Ihr als Experten dazu: kommt es bei der Verwendung von Gerätrschaften nicht auf die Feinheiten an? Entscheidet nicht manchmal ein winziges, nicht wegretuschiertes Buckelchen oder ein Materialfehler darüber, ob und inwieweit sich etwas als Gerätschaft hierfür oder dafür eignet oder nicht?
Versteht meine Skepsis bitte nicht falsch: ich finde solche materialtechnischen Untersuchungen hochinteressant und wichtig, Maschine wird aber Mensch in puncto ganzheitlicher Übersicht (und Erfahrungen) über ein solches Thema vermutlich nicht überbieten können, oder?
Zumindestens aus bildhauerischer Sicht wage ich zu bezweifeln (und möchte gerne eines besseren belehrt werden) dass eine Maschine es mit der erfahrungsgemäßen Virtuosität eines gut ausgebildeten Handwerkers aufnehmen kann. Exakt diese Virtuosität in der Anwendung entscheidet aber u.A. über Anwendungszwecke von Dingen, denn es ist fraglich, ob es in dieser Hinsicht "die perfekte Form" überhaupt gibt.
Wenn es also um eine "ungefähre" Annäherung an die Fragestellung geht mag das Forschungsprogramm sinnvoll sein, ich glaube aber, dass es sich generell auf die Kombination aus experimentalarchäologischer Expertise in Kombination mit serienmäßig-maschinell erzeugten Daten verlassen sollte (falls es das nicht bereits tut).
Ich bin sehr gespannt auf Eure Meinung zum Thema, denn Ihr seid die Experten.
Re: Faustkeile im Computertomographen
Der Vorteil dieser Methode liegt sicher darin, dass der Versuchsaufbau sich replizieren lässt, zumindest in einigen Punkten. Das war bei bisherigen Versuchen nicht gegeben - wobei zu bemerken ist, dass sich letztlich kein Versuch exakt replizieren lässt, denn allein der verwendete Stein kann nicht gleich sein.
Im Übrigen sehe ich es ähnlich wie Du - bei all diesen Tätigkeiten menschelt es, und diesen Faktor ausschließen zu wollen, bedeutet ja letztlich, dass man sich immer weiter von der realen Welt entfernt, anstatt sich ihr anzunähern.
Ich verstehe auch nicht ganz, was der Versuch mit dem Steinwürfel auf dem Knochen soll. Mir ist kein würfelförmiges Steingerät bekannt, schon gar nicht aus dem Mittelpal ...
Na warten wir mal die Publikation ab, auch bei der Tagesschau gibt es "lost in translation"
Im Übrigen sehe ich es ähnlich wie Du - bei all diesen Tätigkeiten menschelt es, und diesen Faktor ausschließen zu wollen, bedeutet ja letztlich, dass man sich immer weiter von der realen Welt entfernt, anstatt sich ihr anzunähern.
Ich verstehe auch nicht ganz, was der Versuch mit dem Steinwürfel auf dem Knochen soll. Mir ist kein würfelförmiges Steingerät bekannt, schon gar nicht aus dem Mittelpal ...
Na warten wir mal die Publikation ab, auch bei der Tagesschau gibt es "lost in translation"
"Wenn Sie stolz sein wollen auf Ihr Volk, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers".
Hubertus Meyer-Burckhardt
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Re: Faustkeile im Computertomographen
Der Würfel hat verm. eine exakt definierte (90°) Arbeitskante/-spitze und läßt so wie schon angemerkt Wiederholbarkeit unter "Laborbedingungen" zu. Grundlagenforschung zur Systematisierung von Spuren, allerdings durch das Gehirn von Journalisten gequetscht.
"Was an der Unverschämtheit des Heute
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila
gegenüber der Vergangenheit tröstet, ist die
vorhersehbare Unverschämtheit der Zukunft
gegenüber dem Heute." Nicolás Gómez Dávila