Lederkunst
Moderatoren: Hans T., Nils B., Turms Kreutzfeldt, Chris
Ich bin mal auf die Schnelle meinen Fundus durchgegangen:
Hier ein Beispiel vorgeschichtlicher Flechtarbeiit von Rohhaut in Kalbsfell.
Es ist ein Kraxe aus dem Salzbergwerk in Hallstatt, im dortigen Museum. Identische Stücke auch in NHM in Wien.
Datierung: Urnenfelderzeitlich / sagen wir mal 1000 bis 700 v.Chr.
Detail:
Das dazu passende Schuhwerk...FO/AO auch Hallstatt, Datierung auch Urnenfelderzeitlich. Man beachte das durchgezogene Band am oberen Rand
Grüße
Hans
Hier ein Beispiel vorgeschichtlicher Flechtarbeiit von Rohhaut in Kalbsfell.
Es ist ein Kraxe aus dem Salzbergwerk in Hallstatt, im dortigen Museum. Identische Stücke auch in NHM in Wien.
Datierung: Urnenfelderzeitlich / sagen wir mal 1000 bis 700 v.Chr.
Detail:
Das dazu passende Schuhwerk...FO/AO auch Hallstatt, Datierung auch Urnenfelderzeitlich. Man beachte das durchgezogene Band am oberen Rand
Grüße
Hans
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Das ist das was ich mit 'same problem, same solution' meine. Niemand würde ja behaupten wollen, die Gouchos hätten diese Technik von den Kelten... 8)Mongol hat geschrieben: Diese Flechttechnik wird heute noch z.T. von südamerikanischen Gouchos verwendet um (Pack-)Beuteln ("Seesackform") eine gewisse Stabilität zu geben.
Was den Knebel anbelangt: Nee, da steht einfach das Flechtband ein Stück raus.
Grüße
Hans
"Des is wia bei jeda Wissenschaft, am Schluß stellt sich dann heraus, daß alles ganz anders war."
Ich mein ja nur, daß es gar nicht mal so weit hergeholt ist, daß diese Technik bis ins heutige Spanien gelangt sein könnte (z.B. durch Handel oder kulturellen Austausch). Und daß Handwerkswissen von Generation zu Generation weitergegeben wurde/wird ist ja eigentlich nichts ungewöhnliches (zumindest bis zum Zeitalter der Industrialisierung).
Mongol, im Prinzip folgts du mit Deiner Suche nach Zusammenhängen im Handwerk einem alten Pfad, auf dem schon viele ArchäologInnen gingen. Zu einem Ziel führt er nur sehr, sehr selten. Die Menschen haben einfach, egal welche Zeit, egal welche Kultur, erstmal dasselbe Gehirn und die selben Hände. Es gibt wirklich über Zeiten und Räume hinweg immer wieder verblüffend ähnliche Lösungen für ein Problem. Steinbeile mit Knieschäftung sehen in der Jungsteinzeit Mitteleuropas um 3000 v.Chr. genauso aus wie die, die noch im 20.Jh.n.Chr im Mela- und Mikronesien verwendet wurden. Was dann damit endete, dass man den Mela- und Mikronesiern den Stempel einer angebl. "Steinzeitkultur" aufdrückte. Nur - der Gag ist, gib einem durchschnittlich begabten Mitteleuropäer/in dasselbe Material und dieselbe Aufgabe - ich wette 1:10, daß die selbe Lösung wieder dabei herauskommt.
Technik und Handwerk ist nicht "evolutionär" oder "sich selbst verbreitend, weil gute Lösung". Sie wird immer wieder neu und unabhängig voneinander "erfunden" und gestaltet.
Deshalb gibt?s Klappmesser und kleine Tonringe, welche einen Gebährmuttervorfall verhindern, schon in der Hallstattzeit, beides war dann erstmal wieder weg, bevor jemand wieder drauf kam. Die Südamerikaner hatten natürlich schon lange "vor Kolumbus" das Rad, sie verwendeten es bloß nicht, weil sie keine Zugtiere hatten.
Oft verläuft die Entwicklung NICHT von einfachen zum komplizierten sondern umgekehrt.
Geschichtliche Technische oder künstlerische "Entwicklung" läuft nicht so, wie man es selbst persönlich als Lernender und im Berufsleben erfährt. Ausserdem leben wir erst seit 1950 in einer "Informationsgesellschaft" in der schnell Informationen ausgetauscht und "verbessert" werden. Niemand kann heute mehr einfach mal so eine Dampflokomotive bauen, nur weil es sie "schon mal gab". Die NASA hätte die größten Probleme die Saturn V Mondrakete noch mal zu bauen.
Genau dieser Analogieschluss von sich selbst oder der Geschichte des 20.Jh., dem technischsten Jahrhundert der kompletten Menschheitsgeschichte, auf Vorgänge der Vor- und Frühgeschichte führt immer wieder zu falsche Annahmen und verursacht viel Arbeit, die letztlich auf falschen Grundannahmen beruht.
Ähnliche oder gleiche Lösungen sind in aller Regel nur dann wirklich voneinander beeinflußt, wenn eine ganze Menge anderer Anzeichen für Kulturkontakte nachzuweisen sind.
Kürzer ging?s nicht, sorry.
Thomas T.
Technik und Handwerk ist nicht "evolutionär" oder "sich selbst verbreitend, weil gute Lösung". Sie wird immer wieder neu und unabhängig voneinander "erfunden" und gestaltet.
Deshalb gibt?s Klappmesser und kleine Tonringe, welche einen Gebährmuttervorfall verhindern, schon in der Hallstattzeit, beides war dann erstmal wieder weg, bevor jemand wieder drauf kam. Die Südamerikaner hatten natürlich schon lange "vor Kolumbus" das Rad, sie verwendeten es bloß nicht, weil sie keine Zugtiere hatten.
Oft verläuft die Entwicklung NICHT von einfachen zum komplizierten sondern umgekehrt.
Geschichtliche Technische oder künstlerische "Entwicklung" läuft nicht so, wie man es selbst persönlich als Lernender und im Berufsleben erfährt. Ausserdem leben wir erst seit 1950 in einer "Informationsgesellschaft" in der schnell Informationen ausgetauscht und "verbessert" werden. Niemand kann heute mehr einfach mal so eine Dampflokomotive bauen, nur weil es sie "schon mal gab". Die NASA hätte die größten Probleme die Saturn V Mondrakete noch mal zu bauen.
Genau dieser Analogieschluss von sich selbst oder der Geschichte des 20.Jh., dem technischsten Jahrhundert der kompletten Menschheitsgeschichte, auf Vorgänge der Vor- und Frühgeschichte führt immer wieder zu falsche Annahmen und verursacht viel Arbeit, die letztlich auf falschen Grundannahmen beruht.
Ähnliche oder gleiche Lösungen sind in aller Regel nur dann wirklich voneinander beeinflußt, wenn eine ganze Menge anderer Anzeichen für Kulturkontakte nachzuweisen sind.
Kürzer ging?s nicht, sorry.
Thomas T.
Ok das ist halt Wissenschaft: selbst herauszufinden, daß man sich evtl. auf einem Holzweg befindet, bringt einen weiter.
Ansonsten ist auch klar, daß sich vergleichbare Problemlösungen unabhängig voneinander entwickeln können. Ebenso wie durch entsprechenden Austausch - wobei es da, wie schon richtig gesagt, immer recht schwierig mit der Nachweisbarkeit ist.
Wie auch immer - mein Interesse gilt nach wie vor der Lederkunst in frühen Zeiten (also Punzieren, Nähen, Flechten, Färben usw.) - egal ob man da nun einen nachvollziehbaren Verlauf zur heutigen Zeit findet oder nicht.
Ansonsten ist auch klar, daß sich vergleichbare Problemlösungen unabhängig voneinander entwickeln können. Ebenso wie durch entsprechenden Austausch - wobei es da, wie schon richtig gesagt, immer recht schwierig mit der Nachweisbarkeit ist.
Wie auch immer - mein Interesse gilt nach wie vor der Lederkunst in frühen Zeiten (also Punzieren, Nähen, Flechten, Färben usw.) - egal ob man da nun einen nachvollziehbaren Verlauf zur heutigen Zeit findet oder nicht.