Schwertscheide
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Schwertscheide
Ich möchte mir für einen Langsax eine Scheide bauen und zwar aus zwei an den Seiten profilierten Holzschalen. Eine Vorlage dafür habe ich nicht, sondern gehe da nach den Angaben zu einem merowingerzeitlichen Grab (Grab 9) von Wünnenberg-Fürstenberg. Leider gibt es dazu keine Abbildung.
In der Beschreibung steht zudem noch, daß beide Schalenhälften durch Bindfäden zusammengehalten worden waren. Bei einer anderen Scheide (aus Grab 61) steht, dort seien die Scheidenhälften komplett mit Bast umwickelt gewesen. Da man ja nichts falsch und möglichst original rekonstruieren möchte hier nun meine Frage. Waren die Scheidenhälften möglicherweise noch geklebt?? genauere Angaben zu dem Wie macht der Autor nämlich nicht. Bevor ich also anfange würde ich gerne mal die Meinung von jemandem dazu hören.
Metellvs
In der Beschreibung steht zudem noch, daß beide Schalenhälften durch Bindfäden zusammengehalten worden waren. Bei einer anderen Scheide (aus Grab 61) steht, dort seien die Scheidenhälften komplett mit Bast umwickelt gewesen. Da man ja nichts falsch und möglichst original rekonstruieren möchte hier nun meine Frage. Waren die Scheidenhälften möglicherweise noch geklebt?? genauere Angaben zu dem Wie macht der Autor nämlich nicht. Bevor ich also anfange würde ich gerne mal die Meinung von jemandem dazu hören.
Metellvs
- Steve Lenz
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Vom Leim bleibt halt in den allerseltensten Fällen etwas erhalten.
Und wenn man archäologisch wenigstens Bast- oder Textilreste strukturell zur Scheidenkonstruktion gehörig ansprechen kann, ist das schon sehr viel - da geht dann der Leim in der Erwähnung irgendwo unter.
Ich hatte das gleich Problem bei meinem aktuell gebauten Hallstatt-Messer. Da waren in den Vertiefungen der Scheidenaussenseite laut Archäologen auch Umwicklungen für den Zusammenhalt zuständig.
Praktische Erprobung hat mir dann gezeigt, dass dies wenig nutzt, solange ich nicht irgendwelche Zapfen oder Schwalbenschwanz-Verbindungen o.ä. verwende.
Deswegen habe ich meine Scheide zuerst mit Hautleim geklebt, dann noch umwickelt (wobei die Umwicklung wohl entweder was fürs Auge war, oder ggf. eine Anlaschung am Köcher). Gute Hautleimfugen bringt nichts auseinander!
Ich denke, dass Holzkastenscheiden ab der Bronzezeit über die Epochen hinweg in irgendeiner Art und Weise geklebt waren. Ohne Leim ist eine solch wichtige Konstruktion u.a. taktisch gefährlich:
Schließlich dürfen sich die beiden Halbschalen nicht verlagern - ansonsten klemmt eine Waffe im ungünstigsten Augenblick fest!
Und wenn man archäologisch wenigstens Bast- oder Textilreste strukturell zur Scheidenkonstruktion gehörig ansprechen kann, ist das schon sehr viel - da geht dann der Leim in der Erwähnung irgendwo unter.
Ich hatte das gleich Problem bei meinem aktuell gebauten Hallstatt-Messer. Da waren in den Vertiefungen der Scheidenaussenseite laut Archäologen auch Umwicklungen für den Zusammenhalt zuständig.
Praktische Erprobung hat mir dann gezeigt, dass dies wenig nutzt, solange ich nicht irgendwelche Zapfen oder Schwalbenschwanz-Verbindungen o.ä. verwende.
Deswegen habe ich meine Scheide zuerst mit Hautleim geklebt, dann noch umwickelt (wobei die Umwicklung wohl entweder was fürs Auge war, oder ggf. eine Anlaschung am Köcher). Gute Hautleimfugen bringt nichts auseinander!
Ich denke, dass Holzkastenscheiden ab der Bronzezeit über die Epochen hinweg in irgendeiner Art und Weise geklebt waren. Ohne Leim ist eine solch wichtige Konstruktion u.a. taktisch gefährlich:
Schließlich dürfen sich die beiden Halbschalen nicht verlagern - ansonsten klemmt eine Waffe im ungünstigsten Augenblick fest!
- Steve Lenz
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Ein Langsaxe mit Holzscheiden? Das wären aber seltene Ausnahmen.... Ich kenne bisher nur Lederscheiden...
Hast Du eine Literaturangabe dazu? Von wann ist der Grabungsbericht und die Bearbeitung? Sind dort am Sax wirklich Holzreste gefunden worden?
Viele Grüße
Hast Du eine Literaturangabe dazu? Von wann ist der Grabungsbericht und die Bearbeitung? Sind dort am Sax wirklich Holzreste gefunden worden?
Viele Grüße
The day may be near when we must kill to conserve.
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
"Dekmalschützer" Giles Cato in der MIDSOMER-MURDERS-Episode The House in the Woods
Steve hat eigentlich schon alles geschrieben, nur als Ergänzung:
Achte unbedingt darauf, dass der Sax stramm sitzt. Zu weite Scheiden sind ungünstig, weil sich die Waffe bei Gehen etc. sonst dauernd bewegt.
Als Fell innen gibt es auch Funde von Reh- und Gamsfell. Die Felle, so ist die übliche Meinung, dienten vor allem auch zum laufenden Reinigen der Klinge. Reines Leder geht auch, vielleicht ein wenig einölen.
Mach die Holzscheide schon passend für die Klinge, und kleb dann dann die Felle ein. Es macht nix, wenn die Klinge am Anfang zu stramm sitzt.
Achte vor allem auch auf einen recht genauen Sitz des Scheidenmundes, der ist vor allem für den strammen Sitz der Klinge verantwortlich.
Thomas
Achte unbedingt darauf, dass der Sax stramm sitzt. Zu weite Scheiden sind ungünstig, weil sich die Waffe bei Gehen etc. sonst dauernd bewegt.
Als Fell innen gibt es auch Funde von Reh- und Gamsfell. Die Felle, so ist die übliche Meinung, dienten vor allem auch zum laufenden Reinigen der Klinge. Reines Leder geht auch, vielleicht ein wenig einölen.
Mach die Holzscheide schon passend für die Klinge, und kleb dann dann die Felle ein. Es macht nix, wenn die Klinge am Anfang zu stramm sitzt.
Achte vor allem auch auf einen recht genauen Sitz des Scheidenmundes, der ist vor allem für den strammen Sitz der Klinge verantwortlich.
Thomas
- Steve Lenz
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Moin Bullenwächter,
Der Sax den ich meinte (Grab 61 Wünnenberg-Fürstenberg)hatte eine ziemlich gut erhaltene Scheide, die allerdings "nur" aus fest gewickeltem und geklebtem Bast besteht. Den richtigen Bast dazu zu finden, in der benötigten Menge wird vielleicht doch etwas schwierig. Darum also erst mal nur eine Holzscheide, die ich dann noch mit Bast "verkleiden" möchte.
Ansonsten findest Du alles hier:
BAW 25
Walter Melzer
Das frühmittelalterliche Gräberfeld
von Wünnenberg-Fürstenberg
Bei dem anderen beschriebenen Sax in Grab 9 aus demselben Gräberfeld fanden sich garkeine Hinweise auf eine ehemals vorhandene Scheide.
Metellvs
Der Sax den ich meinte (Grab 61 Wünnenberg-Fürstenberg)hatte eine ziemlich gut erhaltene Scheide, die allerdings "nur" aus fest gewickeltem und geklebtem Bast besteht. Den richtigen Bast dazu zu finden, in der benötigten Menge wird vielleicht doch etwas schwierig. Darum also erst mal nur eine Holzscheide, die ich dann noch mit Bast "verkleiden" möchte.
Ansonsten findest Du alles hier:
BAW 25
Walter Melzer
Das frühmittelalterliche Gräberfeld
von Wünnenberg-Fürstenberg
Bei dem anderen beschriebenen Sax in Grab 9 aus demselben Gräberfeld fanden sich garkeine Hinweise auf eine ehemals vorhandene Scheide.
Metellvs
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