Archaeoforum.de

Ötzis Magen ist wiedergefunden worden, er ist aus unbekannten Gründen nach oben gerutscht, wo normalerweise der untere Teil der Lungen liegen würde. Eine Untersuchung des Inhalts ergab, dass er 2 Stunden vor seinem Tod Steinbockfleisch gegessen hat:

http://news.nationalgeographic.com/news ... h-science/

Das is´n Ding, Ulfr... Schon wieder ändert sich ein Szenario grundlegend: Er war nicht auf einer überhasteten Flucht aus dem Tal unterwegs, sondern hatte offenbar ausreichend Zeit einen Steinbock zu erlegen (das ist freilich momentan nur eine Annahme) und jedenfalls ausgiebig zu essen. Würde man zumindest nicht tun, wenn man die Verfolger auf den Fersen hat. Sehr interessant.

Gruß L.

LS hat geschrieben:Er war nicht auf einer überhasteten Flucht aus dem Tal unterwegs, sondern hatte offenbar ausreichend Zeit einen Steinbock zu erlegen (das ist freilich momentan nur eine Annahme) und jedenfalls ausgiebig zu essen. Würde man zumindest nicht tun, wenn man die Verfolger auf den Fersen hat

Das dachte ich zunächst auch. Aber die Zubereitungsart des Fleisches ist unklar. Und was ist mit den Verunreinigungen (Tierhaare etc.)? Denkbar wäre ein „Müsliriegel“ (Weizen) und getrocknetes Fleisch als Notration für unterwegs (oder sogar Aas...). Da gibt’s noch viel zu tun.

Viele Grüße

Fridolin

LS hat geschrieben:Das is´n Ding, Ulfr... Schon wieder ändert sich ein Szenario grundlegend: Er war nicht auf einer überhasteten Flucht aus dem Tal unterwegs, sondern hatte offenbar ausreichend Zeit einen Steinbock zu erlegen (das ist freilich momentan nur eine Annahme) und jedenfalls ausgiebig zu essen. Würde man zumindest nicht tun, wenn man die Verfolger auf den Fersen hat. Sehr interessant.

Gruß L.

Das ganze beschriebene Szenario um seinen Tod ist für mich sowieso nicht schlüssig, war es nie !

Die erste Frage für mich ist: Wo ist der Pfeilschaft zu der Spitze, die ihn getötet hat ?
Ich als Ötzi, würde auch nicht meine Waffen an einem Stein ablegen, wenn ich mich verfolgt weiß ! usw usw.....

Also ich les den Originalartikel so, dass er einen Eintopf aus Getreide und Fleisch gegessen hat, und da war ggf Steinbock mit dabei. Zudem hatte er doch einen Rest Steinbock mit dabei. Einen Eintopf jage ich nicht. Im Tal kann er ihn auch nicht gegessen haben, auch unser durchtrainiertes Leichtgewicht schafft den Aufstieg nicht in zwei Stunden. Er muss ihn dabei gehabt haben und bei einer schönen Sennerin auf dem Hochleger Station gemacht haben. Ich seher aber insgesamt keinen Widerspruch zum aufgezeigten Szenario.
Pfeilschaft, Trebron: Rausgezogen vom Hitman. Wie unsere Pöckergemeinde schon oft aufgezeigt hat, ist der Schaft wertvoller als die Spitze. Jetzt kommt üblicherweise die Frage, ja, weshalb haben sie ihm das wertvolle Kupferbeil nicht abgenommen? Ich halte diese Forderung nicht für entscheidend. Das Beil wäre zB ein Beweis gewesen, auf den der Hitman gerne verzichtet hat.

H

Tja, jetzt wird´s spannend und jeder kann seine eigene Version ausmalen. Hans, meine Überlegung war: warum sollte ich bei getrocknetem Fleisch anhaftende Haare runterschlucken, wenn ich das Stück kurz abbürsten/ abwischen kann? Ich meine, so ganz unsensibel waren die Neolithiker wohl auch nicht, dass sie gern Haare, Spelzen etc. geschluckt hätten. Daher hab ich mir eher eine schnelle Mahlzeit an einem frisch erlegten Vieh ausgemalt, eine kurz mit dem Messer aufgeschlitzte Karkasse. Von Eintopf kann ich zumindest nichts lesen, nur von Körnern + Fleisch.

Der zweite Punkt: die Mahlzeit zeigt für mich vor allem, dass er bis zu diesem Zeitpunkt keine akute Lebensgefahr durch Verfolger am Hals hatte. Wahrscheinlich waren es sogar weit weniger als 2 Stunden vor dem Schuss, andere Kurznachrichten im Netz sprechen hier von halbe Stunde bis zwei Stunden. Das Ganze ist ja momentan noch eine Kurzmitteilung von einem Vortrag, die Publikation wird sicher präziser werden.

Schönen Sonntag noch,
Gruß L.

Hans, wenn der Hitmann besser ausgestattet war als Ötzi, hatte er es möglicherweise nicht nötig.
Wenn ihn das komplette Beil verraten hätte, warum nimmt er nicht nur die Klinge, die ist besser zu verstecken, ein zu tauschen.....
Wenn ihm der Schaft so wertvoll war, weshalb hat er nicht Ötzis unfertige Schäfte mitgehen lassen ?
Wer einen Widersacher von hinten tötet, hat auch sonst keine Skrupel

Aber versetze sich mal einer von uns in den/die Täter !

Vielleicht taucht eines Tages eine zweite Mumie auf, sein Gegner

Die Mischung des Breies, den Ötzi gegessen hat, spricht für mich eher dafür, dass es einen Topf gab, in den immer wieder Fleisch hineinegegeben wurde, und jeder, wenn er hungrig war, konnte sich etwas rausnehmen und essen. (weibliche Variante) Vielleicht, war es ja doch eine ganze Gruppe von Jägern oder Hirten, die dort ein Lager hatten. So allein in den Alpen ? Ich weiß nicht.

Manu,
ich habe von neu entdeckten Resten in seinem Magen geschrieben, nicht von den Breiresten im Darm.

@2: Wenn er nicht allein war, dann hätten ihn seine Mitwanderer aber einfach liegen lassen, mit dem Gesicht zum Boden und einem unter dem Körper verdrehten Arm. Wir wissen inzwischen, dass die jetzige Körperhaltung der Mumie beim Eintritt der Blutgerinnung identisch war.

Soviel auf die Schnelle,
Grüße Leif

Ich stelle jetzt einfach mal ein paar Gedanken in den Raum.
In die Fundlage wurde er gebracht, als ihm der Pfeilschaft aus dem Rücken gezogen wurde.
Wäre er erst nach dem Freilegen durch die Gletscherschmelze "abhanden" gekommen, wäre das Einschußloch so groß gewesen, das es unübersehbar gewesen wäre.

Zitat von LS:
"Wir wissen inzwischen, dass die jetzige Körperhaltung der Mumie beim Eintritt der Blutgerinnung identisch war."

Das deckt sich auch mit dieser Erkenntnis

Ach was für ein wunderbar komplexer und dabei einzigartiger Befund!
Jahrzehnte-, ach was jahrhundertelang werden sich noch neue Interpretationsansätze ergeben.
Werden eigentlich inzwischen gezielt weitere Eismumien in Hochgebirgsregionen gesucht?

Wir wissen inzwischen, dass die jetzige Körperhaltung der Mumie beim Eintritt der Blutgerinnung identisch war.

Das heisst aber noch nicht, das die Oeggl + Co Variante ("Körper vom Schmelzwasser verlagert") vom Tisch ist, oder?

Manu,
ich habe von neu entdeckten Resten in seinem Magen geschrieben, nicht von den Breiresten im Darm.

Sorry Leif, das kommt davon, wenn ich englische Texte "überfliege", so sieht das natürlich ganz anderst aus.

Habe im `Museum of Civilisation` in Ottawa folgendes gesehen:



Erinnert sehr an Ötzis Mantel-Interpretation. Schön finde ich auch den Felleinsatz am Hals. Der Mantel ist aus Bast, leider war er sonst nicht näher beschrieben und einen Museumsführer konnten wir uns nicht mehr leisten

Danke Manu!
Aber auch hier ganz deutlich eine Zunahme zu erkennen

Zusammenfassung über das letzte Ötzi-Symposion:
http://www.archaeologie-online.de/magaz ... -gestorben



hugo