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Verfasst: 28.11.2010 13:35
von Jürgen Weiner
Hi there!

Irgendjemand fragte hier nach dem genauen Zitat zu der Arbeit von C. Ankel, richtig? Hier ist es:

Ankel,C., Zur funktionalen Deutung linearbandkeramischer Felsgesteingeräte. Als Manuskript gedruckt, Friedberg 1957.
Erweitertes Kapitel aus "Ankel,C., Eine linearbandkeramische Siedlung bei Duderstadt (Süd-Hannover) und ihre Einordnung in den Siedlungsraum der linearbandkeramischen Kultur Nordwestdeutschlands. Unveröff. Dissertation, Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt/Main 1956.

@Rengert: Alle hier von mir gelieferten Zitate hängen "irgendwie" mit Dechselklingen und Dechseln und dem Baumfällen mit Letzteren zusammen. Die meisten Zitate wurden von mir in diversen Artikeln dazu schon mindestens einmal aufgeführt.
M.E. geht es mindestens genauso sehr um Formen, Material und Herstellung geeigneter Dechselklingen, primär als Fällwerkzeuge.
Du meinst natürlich Axel Steensberg; ich besitze die Arbeiten, aber nicht elektronisch. Das Papier über die "Zweistückhorte" findet sich in meinem nicht umsonst gestern aufgeführten Aufsatz in der Lüning-Festschrift.

Ja, mein Artikel mit Jutta Lehmann, da liesse sich manches zu sagen bezäglich der welchen Seite... Sei´s drum: auch ich hätte sehr gerne eine PDF-Version. Aber vielleicht lässt sich da von meiner Seite aus was machen, ich will mich da informieren.

Baumdicke: Natürlich erwartet niemand von Dir, mit einer noch grösseren LBK-Eiche aufzutrumpfen, weit gefehlt! Und ich habe das Beispiel lediglich ins Rennen geführt, um zu zeigen, wozu die Jungs damals in der Lage waren.

Zitat von Leif: "Eine Kleinigkeit möchte ich aber doch anmerken, Jürgen. Das "Prinzip Parallelbeil" ist spätestens in der Stichbandkeramik und bei den Rössenern geläufig. Rengert und ich hatten schon kurz angemerkt, dass die Klingendrehung bereits in der jüngsten LBK erfolgt sein kann, der älteste parallel durchbohrte, schmalhohe Schuhleistenkeil wäre da die Preisfrage. Entsprechende Stücke, wie aus Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, sind allerdings recht lausig publiziert (vgl. Behrens, Jungsteinzeit, 1973, Abb 11 (m)."

@Leif: Selbstredend ist mir geläufig, dass sich - hier bei uns seit dem späten Mittelneolithikum - Tendenzen zur Parallelschäftung fassen lassen in Form geschliffener symmetrischer Flintbeilklingen. Das ist aber keinesfalls die Regel, sondern eine Ausnahme!

Wenn ich das Jungneolithikum (hier Michelsberg) als "Fixpunkt" für das "Parallelbeilprinzip" anführe, dann deshalb, weil seit dann regelhaft Beilklingen parallel geschäftet werden. Damit geht einher ein fundamental anderer Querschnitt der Beilklingen im Gegensatz zum Alt- und Mittelneolithikum sowie eine ebenso grundlegende Änderung beim verwendeten Gestein: weg vom Felsgestein, hin zum Feuerstein/Flint. Es ist also nicht nur ein Unterscheidungsmerkmal, sondern eine Melange diverser Merkmale.

Leif, wenn Du nun als Beispiel "parallel durchbohrte, schmalhohe Schuhleistenkeile" anführst, dann vermag ich argumentativ nicht zu folgen. Denn nach der im Fach geltenden Terminologie handelt es sich dabei um eine Axtform, aber davon ist ja in diesem thread nicht die Rede, geht es doch hier ausschliesslich um - m.E. undurchbohrte - Dechselklingen.
Ansonsten liesse sich natürlich schon für die LBK mit dem Parallelprinzip am Beispiel der Hirscheweihäxte argumentieren. Und ohne hier mit Beispielen aufwarten zu können, aber sowas gibt es ja bereits ebenfalls im Mesolithikum. Und schliesslich: Nicht alle "Kern-" und "Scheibenbeile" zeigten sich nach den Gebrauchsuntersuchungen von B. Gramsch quergeschäftet (Abnutzungsspuren an mesolithischen Kern- und Scheibenbeilen. Ausgr. und Funde 11, 3, 1966, 109-114); bleibt also für den Rest eine Schäftungsstellung irgendwo zwischen diagonal und parallel! Wir sehen, alles nicht die Regel, und deshalb - wie wir früher als Kinder sagten - "gildet das ja nich"!

In diesem Zusammenhang noch folgendes: Betrachtet man die geringen Durchmesser der Bohrlöcher, sei es bei schmalhohen, sei es bei breitflachen Dechselklingen (übrigens sehr gut vergleichbar mit solchen an Setzkeilen), dann drängt sich die Frage auf, was die aufnehmen sollten, also, was dort hineingesteckt worden ist.
Und es steht noch lange nicht fest, ob das ein Schaft zur Führung solcher Stücke parallel zur Schneide war oder ob es sich dabei um Löcher handelt, die, ähnlich zu Holznägeln, dünne Pflöcke mit runden Querschnitt aufnehmen sollten, welche zur Arretierung dieser Klingen in Schäftungen welcher Form auch immer dienten.
Ob schneidenparallel durchbohrte schmalhohe Dechselklingen wirklich axtförmig eingesetzt worden sind, ist m.W. nach völlig offen. Hier könnten Gebrauchsspurenanalysen natürlich helfen. Nach meiner Kenntnis gibt es bislang nur einen Archäologen, der sich mit dieser Frage näher befasst hat: Destexhe-Jamotte,J., Contribution à l´étude de l´Omalien. Un instrument perforé et trois nouvelles restaurations de vases ornés. Chercheurs de la Wallonie 19, 1966, 8-16.

Nochmals@Rengert mit Deinem Zitat: "Grabausstattungen, speziell von Aiterhofen, viele auffällig lange und extrem schmale Dechsel. Hier kann man teilweise richtig von Prestigegütern sprechen, wie zB bei den wunderbaren 'doppelschneidigen Hacken'".
Gerade letztere, von J.-P. Farruggia - trotz der eindeutig nicht scharfen Enden - als "herminettes double" bezeichnet, habe ich auch in den Fokus genommen in dem schon erwähnten Aufsatz in der Lüning-Festschrift. M.E. handelt es sich dabei um Keulenköpfe. Aber lies mal selbst!

Noch einige hilfreiche Zitate, wenn schon früher von anderen oder mir zitiert, bitte ab in die Tonne:

@ Wulf: Irgendwo weiter oben in diesem thread hast Du ein Bild von einem baumfällenden Neugineaner gezeigt. Das ist Plate 3 in: Cranstone,A.L., The Tifalmin: a `Neolithiic´ people in New Guinea. Wordl Archaeology 3, 2, 1971, 132 - 142.

- Ein schöne Fälldechsel-Klinge ist das Stück aus Saint-Symphorien; es besteht aus Phtanite d´Ottignies (-Mousty) und ist abgebildet bei:
Jadin,I., Á propos de pérégrinations Rubanées dans le Bassin de Mons. Les herminettes d´O´bourg, Saint-Symphorien et Spiennes. Archéo-Situla 17-20, 1993, 41-46.

- Schöne Abbildungen zur Führung/Handhabung einer Dechsel und zur Position des Baumfällers zum Baum auf Fig. 2 und Fig. 4, Seite 202 bei:

Townsend,W.H., Stone and Steel Tool Use in a New Guinea Society. Ethnology 8, 2, 1969, 199-205.

- Schöne Anregungen zur Schäftung von LBK-Beilklingen bei:
Dohrn-Ihmig,M., Polier- und Schnittspuren am Nackenteil von Schuhleistenkeilen neolithischer Gräberfelder. In: Festschrift für H. Schwabedissen. Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 16, 1978-1979 (1981) 9-16. (Köln).

- Einen schönen Einstieg in die Dechselklingen liefert:

Vencl,S., Kamenné nástroje prvních zemedelcu ve strední Evrope. Sborník Praze Reihe A, 14, 1-2, 1960, 1-90. Zusammenfassung: Les instruments lithiques des premiers agriculteurs en Europe Centrale. ebd. 84-90.

- Spannend schliesslich ist gewiss das kleine, aber feine Kapitel "Traces of use on neolithic axes and adzes" (pp. 126-135) bei:

Semenov,S.A., Prehistoric Technology. (Bradford-on-Avon 1976).

Pulver verschossen, danke für Eure Geduld!


HG Jürgen

Verfasst: 28.11.2010 23:05
von FlintSource
Hallo Blattspitze!
Voll ins Schwarze. Hast du doch nicht heimlich die gesamte Literatur zu den Dechselrohmaterialien gelesen? Eine bessere Zusammenfassung wäre mit ausführlichen Kenntnissen der jetzigen Forschungslage nicht zu geben. Eigentlich verdient das Thema einen neuen Thread. Diese Thread berührt mittlerweile alle Fragen der frühneolithischen Felsgesteingeräte die ungeklärt sind und teilweise kontrovers diskutiert werden oder zu diskutieren wären: Einsatz, Verwendung und Schäftung der Dechseln, Tendenzen zu Parallelschäftung, Auftreten und Zweck von Durchbohrungen und jetzt auch noch die Rohmaterialfrage. Also doch an dieser Stelle eine Reaktion.

Das wird wieder eine Grundsatzausführung, aber zwischendurch, also ohne großes Literaturverzeichnis, das kann nach Bedarf nachgeliefert werden.

Mit den Forschungen von Přichystal und dann den Ausgrabungen von Šida ist deutlich geworden, dass Jistebsko tatsächlich eine wichtige Quelle für das bereits seit langem gesuchten Rohmaterial Aktinolith-Hornblende-Schiefer ist. Die Geochemische Untersuchungen aus Würzburg haben dann wahrscheinlich gemacht, dass es sich bei einem Großteil der Klingen im gesamten LBK-Raum um dieses Material handelt, überwiegend aufgrund Bleiisotope. Es besteht jedoch Zweifel daran, ob es sich tatsächlich in allen Fällen um Material aus Jistebsko handelt, eine befreundete Geochemikerin hat den wichtigsten Artikel (major trade route) mal kritisch durchgeschaut und sieht da methodische Schwachstellen und in den veröffentlichten Analysen teilweise andere Tendenzen. Möglich liegt das aber auch nur an einer unzureichende Beprobung von allen Varietäten des Jistebskoer Material. Sicherlich ist Jistebsko NICHT die einzige Quelle in der LBK für ‚Amphibolit im weiteren Sinne’, für AHS ist dies nicht auszuschließen, ich finde das Fichtelgebirge aber noch immer einen guten Kandidaten.

Sicher ist aber, dass es sich bei der Fundstelle im Isargebirge um eine wichtige Quelle handelt wo Hunderttausenden wenn nicht Millionen Klingen hergestellt worden sind, oder besser gesagt: Das Rohmaterial für diese Geräte abgebaut wurde. Es ist eine der großen Fragen, ob die Klingen vor Ort hergestellt wurden, als erste Vorarbeiten (roughouts), als Halbfabrikaten (die nur noch überschliffen werden müssten) oder als Rohmaterial(platten) den Platz verlassen haben. Oder vielleicht alle vier, abhängig wie weit die Stücke transportiert werden müssten.

Dann ist da die Frage, ob das Bergbaugebiet frei zugängig war und die Endbenutzer selber vor Ort das Material gebrochen haben (vgl. Pipestone-Brüche in den Staten), der Abbauplatz irgend einem Dorf oder Lineage gehörte (vgl. Abbau in Südaustralien und in Neu-Guinea), die Produktion aber relativ frei war, oder dass es sich um ein Art ‚Bergbaumonopol’ handelte, wie viel später in Hallstatt und es auch manchmal für die Obsidianvorkommen postuliert ist.

Die Stelle liegt ziemlich siedlungsfern im Gebirge und eine richtige Produktionssiedlung in der Nähe ist noch nicht gefunden, obwohl Šida und Ramminger kräftig auf der Suche sind (waren?). Auch treten, z.B. in Sachsen (Dresden, Zwenkau) gesägte Rohplatten die wahrscheinlich von dort stammen, sowie grob zurechtgeschlagene Stücke auf, immerhin 100 bis 200 Kilometer Luftlinie, wobei Teile dieser Strecke in bandkeramischer Zeit wohl eher sehr sparsam besiedelt waren. Hier muss man aber auch etwas differenzieren: Wenn es in der LBK doch intensive Begehung der Mittelgebirge gibt (z.B. eine Art von Waldweide im Sommer), wofür viele Indizien, in jüngster Zeit auch Sr-Isotopen, ist unser Bild von den Bandkeramikern als neolithischen couch potatoes die nur in ihren Langhäusern auf dem Löss sitzen ohnehin ziemlich daneben.

Folgende Frage, nicht ohne Zusammenhang mit den beiden oberen zu sehen: Würde das Zeug richtig verhandelt (Tausch, eine Klinge gegen eine Kuh), was viele Archäologen für das Frühneolithikum eher unwahrscheinlich erachten, oder waren es ‚Weitergabesystemen’ wobei die ‚Produzenten’ eine Art Verpflichtung unterlagen dieses Material zu liefern. Und wie sieht die Weitergabe/Distribution/Austausch in den weiter entfernten Gebieten aus? Da tun sich große Parallelen auf zum guten alten Spondylus-Muschel, aber auch zu Silexrohmaterialien, dazu weiter unten.

Also jetzt die eigentliche Frage: Warum? Sicherlich ist das Material gut geeignet für die Herstellung von Dechselklingen, aber es gibt da auch noch ganz andere Gesteine, die speziell im Westen in der späteren LBK sehr wichtig werden (Liste in meinem Post von heute Nacht). Also es gibt gute Alternativen, was dann in späteren Zeiten z.B. zu den Abbauplätzen für Jadeit in den Westalpen führt, Plancher-les-Mines in den Vogesen und natürlich die Produktionszentern um Langdale in Nordwest-England. Ich vermute, dass wir hiermit bereits die Sache etwas näher kommen: Es gibt in bestimmten Zeiten starke kulturelle Präferenzen, wie wir sie auch bei den Silices sehen.
Bei Silex ist es natürlich richtig deutlich: Chocoladenfeuerstein im Endpaläolithikum, Szentgál in der äLBK, Rijckholt/Lanaye in der westlichen LBK ab Flomborn, dann von Rullen abgelöst im MiNeo, Abensberg in der Stichbandkeramik, karpatischer Obsidian, Rijckholt/Lanaye wieder bei den Michelsbergern, Krzemionki im Bereich der Kugelamphoren, im Endneolithikum Grand-Pressigny, Lessini. Und desto besser wir die Rohmaterialien kennen, desto mehr Materialnetzwerke, sehr häufig eng chronologisch begrenzt, werden erkennbar, ohne dass es erkennbare wirtschaftliche/ökonomische Notwendigkeiten gibt. Da werden teilweise ästhetische Faktoren (Farbe, Bänderung) mitspielen, aber ich vermute, dass es dabei eher um die Erkennbarkeit als typisches (exotisches/prestigeträchtiges) Material geht. Bei Jistebsko trifft das aber nicht zu: Wir müssen die Teile zu Dünnschliffen verarbeiten und teilweise mit aufwändigsten geochemischen Mitteln untersuchen, um festzustellen, dass es sich tatsächlich um Jistebsko-AHS handelt.

Bei Silex ist es ziemlich eindeutig: Es gibt überhaupt keinen vernünftigen (ökonomisch-technologischen) Grund, um das Zeug kreuz und Quer durch Europa zu schleppen. Es gibt fast immer eine nähergelegene Quelle wo auch brauchbares Material vorkommt. Für Szentgál bin ich davon überzeugt, dass es sich um eine Verbindung mit dem Entstehungsgebiet der LBK handelt, also tatsächlich ein ‚mythisches’ Material, was dazu noch sehr schön rot und sehr typisch ist, aber von Schlageigenschaften her doch wohl eher als bescheiden einzustufen wäre.

Auch beim Bergbau gibt es da so ein paar Merkwürdigkeiten, die darauf hindeuten, dass da deutlich mehr los ist als reine Ökonomie. So gibt es mehrere Flintbergbaue die völlig überflüssig sind in Süd-England, wo besseres Material nur wenige Meter weiter einfach ausstreicht. Ich habe die Vermutung, dass auch der Abbau bei Kleinkems eher als nicht-funktionell einzustufen ist. Schönstes Beispiel bleibt natürlich Pike of Stickle im Langdale-Gebiet, wo sie völlig überflüssig in der meist exponierten Lage das Gestein zerkloppt haben, statt geschützt weiter unten am Hang, wo das gleiche Rohmaterial vorkommt.

Für Jistebsko-AHS tendiere ich auch zur Interpretation als ‚Stein vom Zauberberg’, aber belegbar ist das in diesem Moment nicht.

Und dann zu dem Grund warum ich hier im experimentellen Archaeoforum dieses 9.000-Anschläge-Referat schreibe und mir den halbwegs freien Sonntagabend um die Ohren schlage: Nur, und allein dann, wenn wir ausschließen können, dass Jistebsko-AHS irgendwie viel besser geeignet ist für die Herstellung von Dechselklingen, können wir anfangen mit der Interpretation als ‚heiliger Stein’. Was also notwendig wäre, ist eine eingehende Überprüfung des Materials unter kontrollierten Umständen, also im Dauertest, in Vergleich mit ähnlichen Gesteinen, wovon bekannt ist, dass sie ebenfalls in der LBK verwendet wurden. Wenn sich herausstellt, dass Aktinolith-Hornblende-Schiefer tatsächlich unvermutete Qualitäten besitzt, dann müssen wir von einer gezielten Gewinnung aus technologisch-wirtschaftlichen Gründen ausgehen. Wenn sich aber andere Gesteinsarten eben so gut eignen, dann rückt der Zauberberg ein ganzes Stück näher.

Hat jemand in dieser Runde gute Beziehungen zu einer Materialprüfungsanstalt, so ein Laden wo die von diesen Maschinen stehen haben die Schranktüren abertausende Male öffnen und zumachen und Teddybären im Dauerstress testen? Das wäre auch die Lösung für die Frage, welche Schäftungsarten bzw. Bindungen welche Spuren auf dem Stein hinterlassen. Das werden wir in unserem Wochenend-Experiment wohl nicht hinbekommen. Nicht desto trotz denke ich, dass es eine gute Idee ist die verwendeten Klingen vorher-nachher zu dokumentieren, um zu sehen, ob bereits etwas sichtbar wird.

Aber weiter glaube ich, dass wir nicht versuchen sollten alle offene Fragen auf einmal zu lösen und uns auf die Bearbeitungsspuren, Handhabung der Schäftung usw. zu konzentrieren. Auch wenn die Klingen nicht aus AHS sind werden die Ergebnisse sehr vergleichbar sein, eine Geschliffene Oberfläche bleibt genau das, auch wenn ein etwas anderes Gestein darunter ist. Wenn wir einen ‚mechanischen Neolithiker’ aufgetrieben haben und Klingen aus verschiedenen Materialien hergestellt sind können wir die nächste Fragestellung angehen. Und das gibt wieder etwas mehr (schneefreie) Zeit, um die Rohmaterialien zu beschaffen.

So, das war’s dann gleich für heute, es gibt noch mehr zu tun, Grüße,
Rengert

Verfasst: 28.11.2010 23:42
von FlintSource
Hallo Jürgen. Bereits wieder eine Seite dazu. Ich war bei Blattspitzes Frage auf Seite 8 hängen geblieben und sehe dein Post erst jetzt. Vielen Dank für die ausführlichen weiteren Literaturhinweise. Deinen Aufsatz in der Lüning-Festschrift habe ich natürlich gelesen, ist aber auch bereits wieder ein paar Jährchen (5-6-7?) her und ich war damals noch nicht so intensiv in Sache geschliffenen Steinchen unterwegs. Werde den Band mal wieder aus dem Regal hervorziehen.

Semenov habe ich leider nur als nicht sehr gute Fotokopie, fürs Lesen reicht es aus, für Weitergabe aber nicht, und bei uns steht nur die russische Originalausgabe, etwas schwer zugänglich.

Danke für den Ankel-Hinweis, das war's, irgendwo in einem anderen Band mit drin, unsere Bibliothek ist leider nicht so tief katalogisiert, aber so finde ich es wieder zurück.

Gibt es übrigens ethnografische Beispiele für eine Quer-Verriegelung bei der Schäftung von Dechselklingen? Ich finde den Vorschlag durchaus interessant, da müsste man auch mal auf die Schäftungsspuren achten, die dann grundsätzlich identisch mit denen von normalen "Schuhleistenkeilen" sein sollten. Ich weiß aber nicht, ob es da so gut erhaltene Exemplare (Gräberfelder) gibt wo die Schäftungsspuren noch sichtbar sind. Und sie könnten eventuell auch noch von einer vorherigen, normalen Schäftung stammen.

Und nichts mit Pulver verschossen, wir warten auf mehr. Speziell zu den Fällkerben !

Grüße,
Rengert

Verfasst: 28.11.2010 23:47
von Fridolin
FlintSource hat geschrieben:Die Geochemische Untersuchungen aus Würzburg haben dann wahrscheinlich gemacht, dass es sich bei einem Großteil der Klingen im gesamten LBK-Raum um dieses Material handelt, überwiegend aufgrund Bleiisotope. Es besteht jedoch Zweifel daran, ob es sich tatsächlich in allen Fällen um Material aus Jistebsko handelt, eine befreundete Geochemikerin hat den wichtigsten Artikel (major trade route) mal kritisch durchgeschaut und sieht da methodische Schwachstellen und in den veröffentlichten Analysen teilweise andere Tendenzen. Möglich liegt das aber auch nur an einer unzureichende Beprobung von allen Varietäten des Jistebskoer Material. Sicherlich ist Jistebsko NICHT die einzige Quelle in der LBK für ‚Amphibolit im weiteren Sinne’, für AHS ist dies nicht auszuschließen, ich finde das Fichtelgebirge aber noch immer einen guten Kandidaten.


Rengert, ich sehe das genau so. Die Interpretation der Würzburger Analysenergebnisse beruhen auf einer nach meiner Einschätzung viel zu kleinen Datenbasis, die hauptsächlich im Rahmen einer Dissertation (A-M.C.) zusammengestellt wurde. Es wird aber auch der gigantische Arbeitsaufwand deutlich, der nötig ist, um sich auf analytischem Wege an die Herkunftsgebiete einer rel. weit verbreiteten Gesteinsart heranzutasten. Mit nur einer Diss. ist dies nicht zu lösen!

Und wenn ich den Aufsatz richtig in Erinnerung habe, weist ja nur ein Teil der analysierten Felsgesteingeräte Übereinstimmungen mit dem Isergebirgs-Amphibolit auf, Funde aus der Wetterau z.B. passen demnach gut zu Amphiboliten aus dem Spessart oder Odenwald. Mehr per Email.

Viele Grüße

Fridolin

Re: Texel, die niederländische Insel, gibt es auch, aber...

Verfasst: 29.11.2010 11:05
von Chris
Jürgen Weiner hat geschrieben:ps: Ich empfehle dringend, den hochgeschätzten Kollegen Magister Wolfgang Lobisser, Wien, in dieses Forum, insbesondere aber in diesen thread zu locken!


Mal sehen, obs klappt - habe Wolfgang mal eingeladen :-)

Verfasst: 29.11.2010 17:15
von LS
Hallo,
es ist ja phänomenal, was die großen Ereignisse für Dechselschatten vorauswerfen... Kompliment Rengert. Ich kann da - was die Länge der Postings betrifft - nicht so ganz mithalten, stecke bis über die Ohren in Arbeit. Möchte nur noch ein paar Sätze auf den Kommentar von Jürgen schreiben, damit keine Missverständnisse zu meinen Überlegungen entstehen:

1. Selbstverständlich sprechen wir in diesem Fred primär von Flachbeilen aus Felsgestein, die wohlgemerkt im Verlaufe des Mittelneolithikums andere Formen annehmen als in der LBK. Möglicherweise sind hier Mitteldeutschland, Böhmen und Mähren eher als Schlüsselregionen geeignet als Westdeutschland, um diesen Formenwechsel zu sehen. In Stufe II der StBK (Kaufmann 1976) treten trapezförmige Flachbeile auf, die sich von denen der Stufe I unterscheiden, da sie an der Klinge und im Querschnitt symmetrisch sind und einen stark verjüngten Nacken haben. Die Beeinflussung kommt aus der Vinca- und Lengyelkultur, also aus dem Südosten. Der stark verjüngte Nacken schreit m. E. nach Längsschäftung dieser Flachbeile.

2. Warum habe ich geschrieben, dass der früheste Beleg eines durchbohrten Schuhleistenkeils (mit Holm-tauglichem Loch) von Interesse wäre? Weil mir der Wechsel zur Längsschneide (Variabilität quer und längs) in der späten StBK zu spät angesetzt erscheint. Beim Nachdenken über diesen zur Schau gestellt wirkenden Wandel der Klingenrichtung interessiert in dem Moment vielleicht weniger, ob der Schuhleistenkeil durchlocht wurde und damit Axt heißt. Vielmehr gibt es fett durchlochte Schuhleistenkeile, die dadurch umfunktioniert wirken (also Klingendrehung um 90°). Wir waren alle nicht dabei, um nun letztlich zu entscheiden, ob das ein Loch für einen seitlichen Griffstab (Setzkeil) war oder ein Schaftloch. Aber Setzkeil im Brandgrab (z.B. Taubach: Kahlke 1954/ Kaufmann 1976)??? Glaub ich nicht. Weiter gibt es auch umgeschliffene schmalhohe Dechsel, bei denen die Auflagefläche auf dem Holm zwar noch gut zu sehen ist, wo aber die Schneide von quer auf längs geschliffen wurde. Bei undurchbohrten Exemplaren deutet das m. E. darauf hin, dass sich hier nicht die Schäftungsweise geändert hat, sehr wohl aber die Schneidenrichtung. Hier wäre freilich zu klären, wann der Umschliff erfolgt ist… Frage geschlossener Befunde aus jüngster LBK oder früher StbK. Das war der Ansatz, bei dem ich neulich aus Zeitmangel die Segel gestrichen und auf bessere Zeiten verwiesen habe.

Es wäre übrigens schade, wenn sich diese Diskussion ohne Bier und Geselligkeit heiß laufen würde, was zu den allgemeinen Risiken von Internetforen gehört... Daher möchte ich schon mal prophylaktisch anmerken, dass sämtliche Fragen entspannt besprechbar sind. Wünsche allseits noch einen schönen Abend und bis demnächst mal wieder.

Gruß L

Verfasst: 29.11.2010 18:06
von ulfr
LS hat geschrieben:Es wäre übrigens schade, wenn sich diese Diskussion ohne Bier und Geselligkeit heiß laufen würde, was zu den allgemeinen Risiken von Internetforen gehört... Daher möchte ich schon mal prophylaktisch anmerken, dass sämtliche Fragen entspannt besprechbar sind. Wünsche allseits noch einen schönen Abend und bis demnächst mal wieder.


!!
:mammut2: :rhino:

Verfasst: 30.11.2010 17:17
von Jürgen Weiner
Yo Leif!

An flachbreiten Dechselklingen stehen die Bohrlöcher nach meiner Kenntnis regelhaft im rechten Winkel zur Schneide, an schmalhohen Dechselklingen dagegen parallel zur Schneide.

Hier drängt sich mir die Frage auf, ob sich daraus auf die Intention der Lochbohrenden im Hinblick auf die Handhabung beider Klingenformen schliessen lässt. Also im ersten Falle quer, im zweiten Schneidenparallel.

Oder ob sich die Lochrichtung nicht eher zwangsläufig durch eine Kombination zweier Faktoren, 1. einem nicht zu geringen Durchmesser des Loches und 2. der Form und der daraus resultierenden zur Verfügung stehenden Steinmasse ergeben muss.

Mit anderen Worten: Dechselklingen mit flachbreitem Querschnitt konnten einfach nicht parallel zur Schneide gebohrt werden, weil nicht genug Masse vorhanden war, sie waren schlicht zu dünn. Dies war bei Klingen mit schmalhohem Querschnitt deutlich anders, weshalb diese in aller Regel parallel zu Schneide gebohrt wurden.

Tasächlich kenne ich nur eine schmalhohe gebohrte Dechselklinge aus Holleben. Bei ihr verläuft die Bohrung im rechten Winkel zur Ventralfläche und damit zur Schneide. Das Stück ist - fast möchte man sagen absehbar - an der Stelle der Durchbohrung in zwei Hälften gebrochen (Quitta, Verwahrfund LBK-Siedlung Harth bei Zwenkau. Leipziger Beitr. Vor- u. Frühgesch. 1955, 32 und Taf. 12, Abb. 30).

Es ist unbestritten, dass sich im von uns weiter oben angesprochenen Zeithorizont erste Gedanken in Richtung Parallelschäftung einstellen. Und gerne stimme ich Dir zu, dass man alle anfallenden Fragen in diesem Forum in Ruhe und Sachlichkeit diskutieren kann.

Herzliche Grüsse

Jürgen

Verfasst: 01.12.2010 20:11
von enrohs
Hallo Jürgen,

hier im Steine-Scherben-Forum ein Beitrag zu gebohrten Schuhleistenkeilen:
http://steine-scherben.org/forum/index. ... 19#msg7119
natürlich auch für alle anderen, da wird auch über Dechselschäftungen spekuliert. Und man sieht schöne Bilder von Lesefunden.

Viele Grüße

Sven

Verfasst: 01.12.2010 23:20
von Blattspitze
Sven, man muss sich da erst eintragen, oder?

Hallo Chris, ich habe Dir drei Artikel (Spreth 1997, Brinch Petersen 1971 und Hartz 2004) an 2 verschiedene mir bekannte mail adressen gesendet und bekam nur Fehlermeldungen? Schicke mir bitte pm mit funktionierender mail adresse (oder liegt`s an mir?). Grazie

Uff, dieser Fred entwickelt sich ganz besonders, als Otto Normaluser bekommt man ja fast Minderdechselwertigkeitskomplexe ? Sollte ein besonderer Forum-Bereich geschaffen werden?
Spass beiseite ...
Dennoch habe ich eine Frage zur Schäftungsrekonstruktion der schmal-hohen Dechselklingen (von mir früher auch „Nacktschnecken“ genannt):
Der "letzte Stand der Technik" diesbezüglich ist der äußerst lesenswerte Artikel von Dir, Jürgen und A. Pawlik (Weiner, J. und Pawlik, A. (1995) Neues zu einer alten Frage. Beobachtungen und Überlegungen zur Befestigung altneolithischer Dechselklingen und zur Rekonstruktion bandkeramischer Querbeilholme. In Experimentelle Archäologie. Bilanz 1994. S.111-144.) oder?
Zumindet sind die mir bekannten S-H-D-Rekos von z.B. W. Lobisser und auch von Dir Ulfr (oder ?) und auch andere danach gestaltet.
Das mich interessierende Detail(?) sind die aus dem vollen Holz herausgearbeiteten seitlichen Wangen. Sicher eine vergleichsweise aufwendige Gestaltung.
Als wesentlich für diese Rekonstruktion („Idealtyp II“) wird die im gleichen Artikel abgebildete Dechselklinge aus Satec als „Kronzeuge“ angeführt, die auf der hinteren Hälfte der Dorsalfläche und bis max. zur Hälfte der Höhe auf einer Breitseite „lineare Spuren“ als Farbveränderungen aufweist, die gut nachvollziehbar als Spuren einer Schnurbindung interpretiert werden. Ich frage mich, unter welchen Umständen bis zur Hälfte der Breitseite solche Spuren entstehen können, wenn doch seitliche Wangen, die gewiss eine minimale Dicke erfordern, den Abstand der Bindung von der Breitseite erhöhen und somit den Kontaktbereich einer potentiellen Bindung mit der Klinge in Richtung Dorsal-“Rücken“ verschieben?
Wie sind Eure Erfahrungen mit diesen Wangen hinsichtlich der Bindungsauflage? Bis wohin liegt die Bindung bei den Reko-Schäften an den Breitseiten auf? Das ist sicher abhängig von der Höhe und Dicke der seitlichen Wangen im Verhältnis zum Klingenquerschnitt.
Ich setze voraus, das die dauerhaften Spuren durch mechan. Beanspruchung, also Reibung, hervorgerufen wurden, was sicher wahrscheinlicher als z.B. Räuchern (?) ist. Ich frage mich, ob die Auflagefläche des hölzernen Holmes der Klinge aus Satec nicht doch annähernd „genauso“ breit war, wie die Ventralfläche der Klinge breit ist? Die größten Belastungen und somit intensivsten Reibungsspuren einer Bindung dürften in jedem Fall im Rückenbereich und weniger an den Breitseiten auftreten, oder?
Vorschlag für ein weiteres Experiment: S-H-D mit und ohne Wangen schäften, Druckpapier o.a. Zwischen Bindung und Klinge legen, Arbeiten und Spuren dokumentieren.
Vielleicht ist das aber auch alles Käse, was ich hier schreibe …

Verfasst: 02.12.2010 11:27
von ulfr
Im Gegenteil, denn diese Gedanken hab ich mir auch schon gemacht. Meine SHD hatten immer seitliche Wangen, um eine Hin- und Herrutschen der Klinge auf dem Schäftungsschnabel zu verhindern. Die Wangen sind zwischen 2 und 5 mm dick, und in jedem Fall dürften nachvollziehbare Schäftungsspuren nur auf dem dorsalen Rücken entstehen, vielleicht ganz minimal im obersten Bereich der Seiten. Hab mehrere Möglichkeiten ausprobiert und festgestellt, dass im Prinzip eine ganz kleine, schwach ausgeprägte Wange genügt, ähnlich wie bei Sportsitzen im Auto. Ob eine stramme Wicklung ohne seitlichen Halt ausreicht, um die Klinge auf dem Schnabel zu halten, müsste man ausprobieren, ich werd dran denken. Damit könnte man den "Idealtyp II" gut überprüfen.

Dechselexperiment

Verfasst: 02.12.2010 18:57
von Peter F. Walter
Hallo Ihr Dechselexperimentierer, Dechseltheoretiker und Anhänger der Philodechslie,

wenn’s so weitergeht sind wir mit diesem Thema im Archäoforum auf dem Weg zum Rekord. Die Literaturhinweise sind inzwischen so zahlreich, dass sie sich schon wiederholen, der Dschungel der Infos ist sehr dicht geworden. Auch ich habe wieder Funde getätigt. Durch Hartmut Albrechts (alias Blumammu) Hinweis bin ich auf die homepage www.cerimes.fr geraten. Hier finden sich einige Filme zum Thema Steinbeile generell und insbesondere zur Ethnoarchäologie Pierre Pétrequins in Neu Guinea. Die DVD’s sind allerdings nicht billig (30.- € das Stück). Daher eher ein Anschaffungsfall für ein Institut. Zwei der Filme kann man sich im Netz auf der o. g. Seite komplett und teilweise ansehen (s. u.).
Aber auch im youtube gibt es das eine oder andere, wenn man die entsprechenden Stichwörter eingibt (hache de pierre, stone axe, Steinbeil usw.).


Langda - L'herminette de pierre polie en Nouvelle-Guinée
DVD/Français/Anglais

Dans les Hautes Terres de Nouvelle-Guinée, en Irian Jaya central (Indonésie), de rares groupes d'agriculteurs fabriquent et utilisent encore l'herminette à lame de pierre polie. Une chaîne opératoire complexe et spécialisée permet de transformer le basalte brut en un outil efficace pour faire reculer la forêt et établir les cultures. LANGDA est l'un des derniers témoignages vivants d'une phase majeure de l'histoire de l'homme, où la hache de pierre a longtemps été indispensable à la reproduction des sociétés agricoles.
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Langda 1 - L'herminette de pierre polie en Nouvelle-Guinée - La chaîne opératoire spécialisée
http://www.cerimes.fr/le-catalogue/lang ... lisee.html
DVD/Français

Dans les Hautes Terres de Nouvelle-Guinée, en Irian Jaya central (Indonésie), des agriculteurs défrichent encore à l'herminette de pierre polie, une technique et un outil fondamentaux pour comprendre l'histoire de l'homme. Chez les UNA de la vallée de la Heime, la fabrication de ces herminettes témoigne d'un savoir-faire de haut niveau, réservé aux seuls membres du clan Balyo.
Ce document de travail, d'une durée de 58 minutes montre en continu la chaîne opératoire normale de taille de deux herminettes en basalte, au percuteur doux, par Diman Balyo, un des cinq spécialistes de la taille de la pierre chez les Una. Langda 1 est un film sans commentaires annexes, mais avec un chronomètre à l'image et un document écrit accompagnant la cassette. Il est destiné aux chercheurs et aux étudiants en préhistoire, en ethnologie et en éthologie au sens large.
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Langda 2 - L'herminette de pierre polie en Nouvelle-Guinée - Les accidents de taille
http://www.cerimes.fr/le-catalogue/lang ... aille.html
DVD/Français

Dans les Hautes Terres de Nouvelle-Guinée, en Irian Jaya central (Indonésie), des agriculteurs défrichent encore à l'herminette de pierre polie, une technique et un outil fondamentaux pour comprendre l'histoire de l'homme. Chez les UNA de la vallée de la Heime, la fabrication de ces herminettes témoigne d'un savoir-faire de haut niveau, réservé aux seuls membres du clan Balyo.
Ce document de travail, d'une durée de 62 minutes montre en continu les opérations de taille de deux herminettes en basalte, en insistant sur l'étendue des connaissances mises en œuvre par trois spécialistes, pour compenser des accidents de débitage souvent irréductibles pour un tailleur de moindre expérience. Langda 2 est un film sans commentaires annexes, . Il est destiné aux chercheurs et aux étudiants en préhistoire, en ethnologie et en éthologie au sens large.
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Abattre un arbre à la hache de pierre
DVD/Français

En Europe occidentale, pendant les quatre millénaires du Néolithique, la hache et l'herminette à lame de pierre polie ont été les outils par excellence pour faire reculer la forêt et développer les cultures céréalières. On propose de suivre l'abattage d'un tilleul de 32 cm de diamètre, coupé alternativement avec une réplique de petite hache néolithique et avec une grande hache d'abattage rapportée de Nouvelle-Guinée. La durée totale de la coupe, 1h 30, ne doit pas nous faire douter de l'efficacité des défrichements au Néolithique. C'est avec cet outil en pierre qu'a commencé le recul de la forêt qui touche aujourd'hui toute la planète.
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Yeleme - La hache de pierre polie en Nouvelle-Guinée
DVD/Français/Anglais

En Nouvelle-Guinée, Irian Jaya (Indonésie), subsistent les derniers groupes d'agriculteurs qui utilisent encore un outil majeur pour comprendre l'histoire de l'homme : la hache de pierre polie.
Dans la vie quotidienne des WANO, on suivra la fabrication et l'utilisation des haches qui interfèrent largement sur la gestion des forêts et des jardins, mais aussi sur le fonctionnement des organisations sociales, la division sexuelle du travail, le prestige des hommes et les échanges ritualisés où le sang des porcs et les haches sont des substituts des vies humaines.
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Ormu wari - La hache de mariage
DVD/Français/Anglais

Un siècle après l'introduction de l'acier sur la côte nord de Nouvelle-Guinée (Irian Jaya - Indonésie), les gens d' ORMU WARI continuent encore, en 1990, à tailler, boucharder et polir de magnifiques haches de pierre, en roche semi précieuses. Dans ces sociétés aujourd'hui en pleine mutation, qui sont passées de l'âge de pierre à l'âge de l'atome en deux générations, l'utilisation actuelle des haches polies pour les paiements traditionnels de mariage, témoigne d'un profond enracinement dans le passé, au temps où les haches participaient à l'affichage des hiérarchies héréditaires et fournissaient aux hommes des substituts anthropomorphes pour les échanges cérémoniels.
A côté de la monnaie occidentale largement utilisée au quotidien, la hache de pierre apparaît comme une dernière tentative pour pallier les déséquilibres d'une société dont l'avenir culturel est menacé.
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Fabriquer une hache polie - Le sud des Vosges, 4000 av. J.-C
carrières dans le sud des Vosges, à Plancher-les-Mines...
DVD/Français

Vers 4500 av. J.-C., les cultivateurs néolithiques commençaient à ouvrir des carrières dans le sud des Vosges, à Plancher-les-Mines (Haute-Saône), pour y extraire des roches très résistantes destinées à fabriquer des haches de pierre polie. Au maximum de la production, vers le 40ème siècle av. J.-C., ébauches et lames polies étaient échangées par milliers, aussi loin que le lac de Constance vers l'est et la Bourgogne vers l'ouest. En reproduisant aujourd'hui des gestes oubliés, on propose de suivre l'étonnant savoir-faire des spécialistes qui, alors, taillaient les lames pour les outils d'abattage, utilisés aussi bien pour faire reculer la forêt que pour afficher le statut social des hommes.

Den kann man sich vollständig im Netz ansehen!
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JADE
DVD/Français + Version courte destinée à une utilisation pédagogique.

JADE, Grandes haches alpines du Néolithique européen Ve et IVe millénaires av. J-C.
Pendant tout le Ve millénaire et partie du IVe millénaire av. J.-C., l'Europe néolithique est touchée par la circulation de grandes haches polies en jades (jadéitite, omphacitite et éclogite). L'extension de ce réseau d'échange atteint 3500 km d'ouest en est et plus de 2000 km du nord au sud.
En 2003, des chercheurs du CNRS identifient l'origine de ces haches en roches précieuses dans les Alpes italiennes, en particulier dans le massif du Mont Viso entre 1700 et 2400 m d'altitude.
Ce film documentaire retrace la découverte des carrières alpines et les conditions de production de ces haches exceptionnelles lors d'expéditions saisonnières. Les raisons profondes de cet intérêt particulier pour les jades alpins pendant le Néolithique sont à chercher dans les inégalités sociales et les rituels religieux, pour le contrôle d'objets sacrés réservés aux élites. C'est certainement la raison pour laquelle ces objets extraordinaires ont atteint la Bretagne à l'ouest, l'Irlande, l'Ecosse et le Danemark au nord, la Bulgarie et le nord de la Grèce à l'est, la Sicile au sud, dans un système de croyances religieuses partagées à l'échelle de l'Europe actuelle.

Dreiminütiger Ausschnitt im Netz!

Vielleicht interessiert es jemanden oder jemand hat das eine oder andere davon und könnte Kopien ziehen (ich weiß, das ist nicht so ganz ...).

Bis bald und beste Grüße vom Südsee

Peter F. Walter

Im übrigen Jürgen: Wohin sollen wir denn den Stuttgarter Verein für Ballspiele und Schalke 1904 entsorgen, wenn schon die Kölner absteigen? Ne, ne, die bleiben mal schön drin.

Verfasst: 02.12.2010 19:37
von Jürgen Weiner
Yo Jungs!

Find ich bestens, wenn´s immer mehr wird.
@Peter: Herzliche Grüsse vom kältestarrenden Rheinland an den Südsee. Hm, warten wir ab, wer´s von den Kickern nicht schafft...

HG Jürgen

Verfasst: 02.12.2010 21:47
von Blattspitze
Klasse Peter, vielen Dank!

Verfasst: 02.12.2010 23:18
von FlintSource
Hallo Peter,
die DVDs von Pétrequin stehen bereits lange und ziemlich hoch auf meiner Wünschliste. Ausschnitte laufen auch im Landesmuseum in Halle, ich vermute aus dem allgemeinen Langda-Film. Weil es sich mit Dechseln beschäftigt sind natürlich, auch für das kommende Experiment, die Filme zu Langda am interessantesten. Mal schauen was die Kriegskasse so kurz vor Weihnachten noch her gibt.

Ich habe auch den Wälzer 'Ecologie d'un outil' mal wieder zur Hand genommen während meiner Reise quer durch Deutschland in die Schweiz mit dem Zug in den letzten Tagen. Dank der drei Flocken Schnee hatte ich seeeehr viel Zeit zum Lesen. Da sind extrem interessante Abschnitte drin, die ich bislang nicht so wahrgenommen hatte, auch zu Fällkerben. Ich werde einige Bilder und ein paar Abschnitte mal in die Projektbibliothek stellen.

@Blattspitze: Jetzt bin ich mir sicher, dass du ins Geheim ein Bandkeramik-Profi bist. Die Schäftungsspuren sind experimentell wahrscheinlich extrem schwierig zu erzeugen, so weit ich es weiß gibt es da nichts (publiziertes), aber ich lasse gerne mal wieder meine Wissenslücken kitten. Ich vermute, dass es Monate, wenn nicht Jahre von intensiver Benutzung braucht, bevor die Spuren richtig ausgeprägt sind. Leider gibt es im oben erwähnten Irian Jaya-Band von Pétrequin nicht mal eine Erwähnung von Schäftungsspuren.

Grüße aus sächsisch Sibirien,
Rengert