Verfasst: 28.11.2010 13:35
Hi there!
Irgendjemand fragte hier nach dem genauen Zitat zu der Arbeit von C. Ankel, richtig? Hier ist es:
Ankel,C., Zur funktionalen Deutung linearbandkeramischer Felsgesteingeräte. Als Manuskript gedruckt, Friedberg 1957.
Erweitertes Kapitel aus "Ankel,C., Eine linearbandkeramische Siedlung bei Duderstadt (Süd-Hannover) und ihre Einordnung in den Siedlungsraum der linearbandkeramischen Kultur Nordwestdeutschlands. Unveröff. Dissertation, Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt/Main 1956.
@Rengert: Alle hier von mir gelieferten Zitate hängen "irgendwie" mit Dechselklingen und Dechseln und dem Baumfällen mit Letzteren zusammen. Die meisten Zitate wurden von mir in diversen Artikeln dazu schon mindestens einmal aufgeführt.
M.E. geht es mindestens genauso sehr um Formen, Material und Herstellung geeigneter Dechselklingen, primär als Fällwerkzeuge.
Du meinst natürlich Axel Steensberg; ich besitze die Arbeiten, aber nicht elektronisch. Das Papier über die "Zweistückhorte" findet sich in meinem nicht umsonst gestern aufgeführten Aufsatz in der Lüning-Festschrift.
Ja, mein Artikel mit Jutta Lehmann, da liesse sich manches zu sagen bezäglich der welchen Seite... Sei´s drum: auch ich hätte sehr gerne eine PDF-Version. Aber vielleicht lässt sich da von meiner Seite aus was machen, ich will mich da informieren.
Baumdicke: Natürlich erwartet niemand von Dir, mit einer noch grösseren LBK-Eiche aufzutrumpfen, weit gefehlt! Und ich habe das Beispiel lediglich ins Rennen geführt, um zu zeigen, wozu die Jungs damals in der Lage waren.
Zitat von Leif: "Eine Kleinigkeit möchte ich aber doch anmerken, Jürgen. Das "Prinzip Parallelbeil" ist spätestens in der Stichbandkeramik und bei den Rössenern geläufig. Rengert und ich hatten schon kurz angemerkt, dass die Klingendrehung bereits in der jüngsten LBK erfolgt sein kann, der älteste parallel durchbohrte, schmalhohe Schuhleistenkeil wäre da die Preisfrage. Entsprechende Stücke, wie aus Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, sind allerdings recht lausig publiziert (vgl. Behrens, Jungsteinzeit, 1973, Abb 11 (m)."
@Leif: Selbstredend ist mir geläufig, dass sich - hier bei uns seit dem späten Mittelneolithikum - Tendenzen zur Parallelschäftung fassen lassen in Form geschliffener symmetrischer Flintbeilklingen. Das ist aber keinesfalls die Regel, sondern eine Ausnahme!
Wenn ich das Jungneolithikum (hier Michelsberg) als "Fixpunkt" für das "Parallelbeilprinzip" anführe, dann deshalb, weil seit dann regelhaft Beilklingen parallel geschäftet werden. Damit geht einher ein fundamental anderer Querschnitt der Beilklingen im Gegensatz zum Alt- und Mittelneolithikum sowie eine ebenso grundlegende Änderung beim verwendeten Gestein: weg vom Felsgestein, hin zum Feuerstein/Flint. Es ist also nicht nur ein Unterscheidungsmerkmal, sondern eine Melange diverser Merkmale.
Leif, wenn Du nun als Beispiel "parallel durchbohrte, schmalhohe Schuhleistenkeile" anführst, dann vermag ich argumentativ nicht zu folgen. Denn nach der im Fach geltenden Terminologie handelt es sich dabei um eine Axtform, aber davon ist ja in diesem thread nicht die Rede, geht es doch hier ausschliesslich um - m.E. undurchbohrte - Dechselklingen.
Ansonsten liesse sich natürlich schon für die LBK mit dem Parallelprinzip am Beispiel der Hirscheweihäxte argumentieren. Und ohne hier mit Beispielen aufwarten zu können, aber sowas gibt es ja bereits ebenfalls im Mesolithikum. Und schliesslich: Nicht alle "Kern-" und "Scheibenbeile" zeigten sich nach den Gebrauchsuntersuchungen von B. Gramsch quergeschäftet (Abnutzungsspuren an mesolithischen Kern- und Scheibenbeilen. Ausgr. und Funde 11, 3, 1966, 109-114); bleibt also für den Rest eine Schäftungsstellung irgendwo zwischen diagonal und parallel! Wir sehen, alles nicht die Regel, und deshalb - wie wir früher als Kinder sagten - "gildet das ja nich"!
In diesem Zusammenhang noch folgendes: Betrachtet man die geringen Durchmesser der Bohrlöcher, sei es bei schmalhohen, sei es bei breitflachen Dechselklingen (übrigens sehr gut vergleichbar mit solchen an Setzkeilen), dann drängt sich die Frage auf, was die aufnehmen sollten, also, was dort hineingesteckt worden ist.
Und es steht noch lange nicht fest, ob das ein Schaft zur Führung solcher Stücke parallel zur Schneide war oder ob es sich dabei um Löcher handelt, die, ähnlich zu Holznägeln, dünne Pflöcke mit runden Querschnitt aufnehmen sollten, welche zur Arretierung dieser Klingen in Schäftungen welcher Form auch immer dienten.
Ob schneidenparallel durchbohrte schmalhohe Dechselklingen wirklich axtförmig eingesetzt worden sind, ist m.W. nach völlig offen. Hier könnten Gebrauchsspurenanalysen natürlich helfen. Nach meiner Kenntnis gibt es bislang nur einen Archäologen, der sich mit dieser Frage näher befasst hat: Destexhe-Jamotte,J., Contribution à l´étude de l´Omalien. Un instrument perforé et trois nouvelles restaurations de vases ornés. Chercheurs de la Wallonie 19, 1966, 8-16.
Nochmals@Rengert mit Deinem Zitat: "Grabausstattungen, speziell von Aiterhofen, viele auffällig lange und extrem schmale Dechsel. Hier kann man teilweise richtig von Prestigegütern sprechen, wie zB bei den wunderbaren 'doppelschneidigen Hacken'".
Gerade letztere, von J.-P. Farruggia - trotz der eindeutig nicht scharfen Enden - als "herminettes double" bezeichnet, habe ich auch in den Fokus genommen in dem schon erwähnten Aufsatz in der Lüning-Festschrift. M.E. handelt es sich dabei um Keulenköpfe. Aber lies mal selbst!
Noch einige hilfreiche Zitate, wenn schon früher von anderen oder mir zitiert, bitte ab in die Tonne:
@ Wulf: Irgendwo weiter oben in diesem thread hast Du ein Bild von einem baumfällenden Neugineaner gezeigt. Das ist Plate 3 in: Cranstone,A.L., The Tifalmin: a `Neolithiic´ people in New Guinea. Wordl Archaeology 3, 2, 1971, 132 - 142.
- Ein schöne Fälldechsel-Klinge ist das Stück aus Saint-Symphorien; es besteht aus Phtanite d´Ottignies (-Mousty) und ist abgebildet bei:
Jadin,I., Á propos de pérégrinations Rubanées dans le Bassin de Mons. Les herminettes d´O´bourg, Saint-Symphorien et Spiennes. Archéo-Situla 17-20, 1993, 41-46.
- Schöne Abbildungen zur Führung/Handhabung einer Dechsel und zur Position des Baumfällers zum Baum auf Fig. 2 und Fig. 4, Seite 202 bei:
Townsend,W.H., Stone and Steel Tool Use in a New Guinea Society. Ethnology 8, 2, 1969, 199-205.
- Schöne Anregungen zur Schäftung von LBK-Beilklingen bei:
Dohrn-Ihmig,M., Polier- und Schnittspuren am Nackenteil von Schuhleistenkeilen neolithischer Gräberfelder. In: Festschrift für H. Schwabedissen. Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 16, 1978-1979 (1981) 9-16. (Köln).
- Einen schönen Einstieg in die Dechselklingen liefert:
Vencl,S., Kamenné nástroje prvních zemedelcu ve strední Evrope. Sborník Praze Reihe A, 14, 1-2, 1960, 1-90. Zusammenfassung: Les instruments lithiques des premiers agriculteurs en Europe Centrale. ebd. 84-90.
- Spannend schliesslich ist gewiss das kleine, aber feine Kapitel "Traces of use on neolithic axes and adzes" (pp. 126-135) bei:
Semenov,S.A., Prehistoric Technology. (Bradford-on-Avon 1976).
Pulver verschossen, danke für Eure Geduld!
HG Jürgen
Irgendjemand fragte hier nach dem genauen Zitat zu der Arbeit von C. Ankel, richtig? Hier ist es:
Ankel,C., Zur funktionalen Deutung linearbandkeramischer Felsgesteingeräte. Als Manuskript gedruckt, Friedberg 1957.
Erweitertes Kapitel aus "Ankel,C., Eine linearbandkeramische Siedlung bei Duderstadt (Süd-Hannover) und ihre Einordnung in den Siedlungsraum der linearbandkeramischen Kultur Nordwestdeutschlands. Unveröff. Dissertation, Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt/Main 1956.
@Rengert: Alle hier von mir gelieferten Zitate hängen "irgendwie" mit Dechselklingen und Dechseln und dem Baumfällen mit Letzteren zusammen. Die meisten Zitate wurden von mir in diversen Artikeln dazu schon mindestens einmal aufgeführt.
M.E. geht es mindestens genauso sehr um Formen, Material und Herstellung geeigneter Dechselklingen, primär als Fällwerkzeuge.
Du meinst natürlich Axel Steensberg; ich besitze die Arbeiten, aber nicht elektronisch. Das Papier über die "Zweistückhorte" findet sich in meinem nicht umsonst gestern aufgeführten Aufsatz in der Lüning-Festschrift.
Ja, mein Artikel mit Jutta Lehmann, da liesse sich manches zu sagen bezäglich der welchen Seite... Sei´s drum: auch ich hätte sehr gerne eine PDF-Version. Aber vielleicht lässt sich da von meiner Seite aus was machen, ich will mich da informieren.
Baumdicke: Natürlich erwartet niemand von Dir, mit einer noch grösseren LBK-Eiche aufzutrumpfen, weit gefehlt! Und ich habe das Beispiel lediglich ins Rennen geführt, um zu zeigen, wozu die Jungs damals in der Lage waren.
Zitat von Leif: "Eine Kleinigkeit möchte ich aber doch anmerken, Jürgen. Das "Prinzip Parallelbeil" ist spätestens in der Stichbandkeramik und bei den Rössenern geläufig. Rengert und ich hatten schon kurz angemerkt, dass die Klingendrehung bereits in der jüngsten LBK erfolgt sein kann, der älteste parallel durchbohrte, schmalhohe Schuhleistenkeil wäre da die Preisfrage. Entsprechende Stücke, wie aus Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, sind allerdings recht lausig publiziert (vgl. Behrens, Jungsteinzeit, 1973, Abb 11 (m)."
@Leif: Selbstredend ist mir geläufig, dass sich - hier bei uns seit dem späten Mittelneolithikum - Tendenzen zur Parallelschäftung fassen lassen in Form geschliffener symmetrischer Flintbeilklingen. Das ist aber keinesfalls die Regel, sondern eine Ausnahme!
Wenn ich das Jungneolithikum (hier Michelsberg) als "Fixpunkt" für das "Parallelbeilprinzip" anführe, dann deshalb, weil seit dann regelhaft Beilklingen parallel geschäftet werden. Damit geht einher ein fundamental anderer Querschnitt der Beilklingen im Gegensatz zum Alt- und Mittelneolithikum sowie eine ebenso grundlegende Änderung beim verwendeten Gestein: weg vom Felsgestein, hin zum Feuerstein/Flint. Es ist also nicht nur ein Unterscheidungsmerkmal, sondern eine Melange diverser Merkmale.
Leif, wenn Du nun als Beispiel "parallel durchbohrte, schmalhohe Schuhleistenkeile" anführst, dann vermag ich argumentativ nicht zu folgen. Denn nach der im Fach geltenden Terminologie handelt es sich dabei um eine Axtform, aber davon ist ja in diesem thread nicht die Rede, geht es doch hier ausschliesslich um - m.E. undurchbohrte - Dechselklingen.
Ansonsten liesse sich natürlich schon für die LBK mit dem Parallelprinzip am Beispiel der Hirscheweihäxte argumentieren. Und ohne hier mit Beispielen aufwarten zu können, aber sowas gibt es ja bereits ebenfalls im Mesolithikum. Und schliesslich: Nicht alle "Kern-" und "Scheibenbeile" zeigten sich nach den Gebrauchsuntersuchungen von B. Gramsch quergeschäftet (Abnutzungsspuren an mesolithischen Kern- und Scheibenbeilen. Ausgr. und Funde 11, 3, 1966, 109-114); bleibt also für den Rest eine Schäftungsstellung irgendwo zwischen diagonal und parallel! Wir sehen, alles nicht die Regel, und deshalb - wie wir früher als Kinder sagten - "gildet das ja nich"!
In diesem Zusammenhang noch folgendes: Betrachtet man die geringen Durchmesser der Bohrlöcher, sei es bei schmalhohen, sei es bei breitflachen Dechselklingen (übrigens sehr gut vergleichbar mit solchen an Setzkeilen), dann drängt sich die Frage auf, was die aufnehmen sollten, also, was dort hineingesteckt worden ist.
Und es steht noch lange nicht fest, ob das ein Schaft zur Führung solcher Stücke parallel zur Schneide war oder ob es sich dabei um Löcher handelt, die, ähnlich zu Holznägeln, dünne Pflöcke mit runden Querschnitt aufnehmen sollten, welche zur Arretierung dieser Klingen in Schäftungen welcher Form auch immer dienten.
Ob schneidenparallel durchbohrte schmalhohe Dechselklingen wirklich axtförmig eingesetzt worden sind, ist m.W. nach völlig offen. Hier könnten Gebrauchsspurenanalysen natürlich helfen. Nach meiner Kenntnis gibt es bislang nur einen Archäologen, der sich mit dieser Frage näher befasst hat: Destexhe-Jamotte,J., Contribution à l´étude de l´Omalien. Un instrument perforé et trois nouvelles restaurations de vases ornés. Chercheurs de la Wallonie 19, 1966, 8-16.
Nochmals@Rengert mit Deinem Zitat: "Grabausstattungen, speziell von Aiterhofen, viele auffällig lange und extrem schmale Dechsel. Hier kann man teilweise richtig von Prestigegütern sprechen, wie zB bei den wunderbaren 'doppelschneidigen Hacken'".
Gerade letztere, von J.-P. Farruggia - trotz der eindeutig nicht scharfen Enden - als "herminettes double" bezeichnet, habe ich auch in den Fokus genommen in dem schon erwähnten Aufsatz in der Lüning-Festschrift. M.E. handelt es sich dabei um Keulenköpfe. Aber lies mal selbst!
Noch einige hilfreiche Zitate, wenn schon früher von anderen oder mir zitiert, bitte ab in die Tonne:
@ Wulf: Irgendwo weiter oben in diesem thread hast Du ein Bild von einem baumfällenden Neugineaner gezeigt. Das ist Plate 3 in: Cranstone,A.L., The Tifalmin: a `Neolithiic´ people in New Guinea. Wordl Archaeology 3, 2, 1971, 132 - 142.
- Ein schöne Fälldechsel-Klinge ist das Stück aus Saint-Symphorien; es besteht aus Phtanite d´Ottignies (-Mousty) und ist abgebildet bei:
Jadin,I., Á propos de pérégrinations Rubanées dans le Bassin de Mons. Les herminettes d´O´bourg, Saint-Symphorien et Spiennes. Archéo-Situla 17-20, 1993, 41-46.
- Schöne Abbildungen zur Führung/Handhabung einer Dechsel und zur Position des Baumfällers zum Baum auf Fig. 2 und Fig. 4, Seite 202 bei:
Townsend,W.H., Stone and Steel Tool Use in a New Guinea Society. Ethnology 8, 2, 1969, 199-205.
- Schöne Anregungen zur Schäftung von LBK-Beilklingen bei:
Dohrn-Ihmig,M., Polier- und Schnittspuren am Nackenteil von Schuhleistenkeilen neolithischer Gräberfelder. In: Festschrift für H. Schwabedissen. Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 16, 1978-1979 (1981) 9-16. (Köln).
- Einen schönen Einstieg in die Dechselklingen liefert:
Vencl,S., Kamenné nástroje prvních zemedelcu ve strední Evrope. Sborník Praze Reihe A, 14, 1-2, 1960, 1-90. Zusammenfassung: Les instruments lithiques des premiers agriculteurs en Europe Centrale. ebd. 84-90.
- Spannend schliesslich ist gewiss das kleine, aber feine Kapitel "Traces of use on neolithic axes and adzes" (pp. 126-135) bei:
Semenov,S.A., Prehistoric Technology. (Bradford-on-Avon 1976).
Pulver verschossen, danke für Eure Geduld!
HG Jürgen