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Verfasst: 18.02.2008 01:18
von Skelmir
Ok...vielleicht habe ich mich etwas ungeschickt ausgedrückt.

Also natürlich meinte ich eine Chlorverbindung als Bleichmittel. Z.B. chlorhypchlorid oder Chlordioxid. Das wurde früher zum Beispiel in der Papierindustrie als Bleichmittel eingesetzt.
Das sich Chlorgas beim Waschmittel freisetzt habe ich überhaupt nicht geschrieben und auch nicht gemeint.Ein Reiniger aus dem bei normaler Anwendung Chlorgas entsteht möchte ich nicht nutzen.
Das man keine chlorhaltigen ( hypochloridhaltigen) Reiniger mit säurehaltigen Reinigern zusammenschüttet weiss heutzutage hoffentlich jedes Kind.

Es gibt auch verschiedene Domestos - Arten. Welche mit chlorid und welche mit h202. Einfach mal bei Domestos auf der Homepage schauen. Produkte anklicken, Inhaltsstoffe.

Klar ist das Zeug nur in rauen Mengen wassergefährdend. Trotz allem , finde ich man sollte sich das immer wieder auch mal bewusst machen und entsprechend sparsam damit umgehen. Auch NaCl ist in rauen Mengen für die Flüsse schädlich. Man selbst benutzt vielleicht nur wenige ml. Aber da man ja nicht alleine auf der Erde wohnt, kommen da schnell einige Tonnen zusammen. Hab mal während meiner Ausbildung ne zeitlang in einer Kläranlage gearbeitet und was da teilweise für eine Brühe ankam....

Jeder Stoff ist ein Gift und nichts ist ohn Gift. Alleine die Dosis macht das ein Stoff kein Gift ist. - Paracelsus - :D

Egal...zurück zum Thema: Ameisenbleichen finde ich gut. Auf unserer Koppel liegt noch ein Pferdeschädel der Ameisengebleicht ist. :D Wird irgendwann ein schöner Grubenhausschmuck :wink:

Verfasst: 18.02.2008 09:29
von Beate
Fridolin hat geschrieben:Beate: Domestos und Klorix greifen Kalk selbst nicht an.
Hmmm... und warum hat sich mein Messergriff nach Behandlung mit einer verdünnten Klorix-Löung in ein löchriges unbrauchbares Etwas verwandelt? Er sollte nur weiß werden! :( :oops:

Verfasst: 18.02.2008 11:09
von Fridolin
Beate,

ich kann nur tippen, was bei der Behandlung Deines Messergriffs schief gelaufen ist: Vermutlich stammt der Knochen von einem sehr jungen Tier. Anfangs besteht der Knochen noch aus sehr viel organischer Substanz (Kollagen usw.), die von zahllosen Kanälen (Blutgefäße usw.) durchzogen sind. Kalksubstanz lagert sich erst im Laufe der Zeit in das Kollagen ein. Dadurch werden Altersabschätzungen möglich (schau im Netz mal unter Osteonen-analyse nach)
Wenn, wie Du schreibst, der Messergriff nach der Klorixbehandlung "löcherig" wird, dürfte die organischer Substanz aus dem Bereich der Kanäle entfernt worden sein. Die wird ja vom Sauerstoff angegriffen. Gib Klorix mal auf ein Stück Kalkstein, da tut sich nix (außer es hängen irgendwelche Dreckkrusten dran, Algen, Flechten oder was es sonst so gibt).

Viele Grüße

Fridolin

Verfasst: 18.02.2008 11:42
von ulfr
Für das Ausbleichen im Sonnenlicht ist die UV-Strahlung verantwortlich, wie das allerdings chemisch funktioniert - keine Ahnung. Ameisen, Fliegenmaden, Speckkäfer etc. fressen nur Reste von Fleisch, Fett etc. von den Knochen. Ob Ameisensäure auch bleicht, weiß ich nicht, Chemie-LK ist 30 Jahre her.

ULFR

Verfasst: 18.02.2008 13:51
von Blaubär
Bei harten Fällen verwende ich H2O2 und tu noch ein bisschen NaOH rein. Setzt jede Menge Sauerstoff frei und bleicht auch schon grün gewordene Knochen zuverlässig. Da das NaOH dabei mit dem Fett aus den Knochen verseift ist es auch später nicht gewässerschädigend, da die gute Kernseife (die entsteht nämlich dabei) zu 100% biologisch abbaubar ist.

Geweih verbiegen

Verfasst: 17.03.2008 12:44
von Trebron
Hallo Gemeinde,

gibt es eine Möglichkeit zu krumme Geweihsprossen "gerade" zu biegen ?
Ich habe jede Menge Geweisprossen, die sind aber leider nicht gerade gewachsen. Zum Bau von Speeren möchte ich die aber nicht "gerade" schleifen, da geht mir zu viel verloren.

Kennt da jemand eine Möglichkeit ?

:hirsch:
Trebron

Verfasst: 17.03.2008 12:48
von Steve Lenz
Es wurde aber auch so praktiziert, dass man die Speerspitzen gerade schliff/ schnitzte. Gibt viele Funde mit freigelegter Spongiosa, es kommt lediglich auf eine massive Spitze und genügend Rinde an. Aber es tut der Stabilität keinen Abbruch, wenn eine Seite freiliegt.

Du kannst versuchen, das Geweih zu kochen (so um die 45 bis 60 Minuten, je nach Größe) und dann zu richten. Hervorragend eignen sich hierzu paläolithische "Kommandostäbe" :wink: !

Bild

(Quelle: ArchaeoReplik.de)

Verfasst: 17.03.2008 13:09
von Trebron
Danke Steve,

ich glaubte das auch schon mal irgendwo gehört zu haben, mit lange genug kochen, war mir aber nicht mehr sicher. Ich werde es jedenfalls versuchen, nach dem Zuschneiden zumindest etwas zu richten.
Werde berichten, ob es funktioniert hat.
Jo, den "Kommandostab" sehe ich auch als "Pfeil- und Speerrichtgerät".

Mein Ding sieht so aus:
http://archaeoforum.freehost.ag/Userbil ... et.jpg.JPG

Trebron

Verfasst: 17.03.2008 13:15
von ulfr
Die allermeisten Spitzen sind einfach geschnitzt, da die Auswahl an Geweih damals natürlich viel größer war als heute, d.h. die Mühe, einen Geweihspan zu kochen, und das in einem Fellkochtopf!, hat man sich doch wohl eher gespart. Im Übrigen muss man den Span nicht unbedingt kochen, es genügt, ihn einzuweichen, dann aber deutlich länger als eine Stunde, eher ein paar Tage. Das Problem dabei ist, dass das Geweih je nach "eingebauter" Vorspannung irgendwann wieder in die alte Form zurückkehrt. Zweitens muss man beim Trocknen sehr vorsichtig vorgehen, denn das Geweih bekommt Trocknungsrisse, wenn man zu eilig daran geht.

Literaturauswahl:

Stodiek, Ulrich (1993): Zur Technologie der jungpaläolithischen Speerschleuder. Verlag Archaeologica Venatoria, Tübingen

Nuzhnyi, Dimitri (1998): The preliminary results of experiments with Aurignacian split based Points production, hafting and usage. Préhistoire Européenne, Vol. 13, 117-132

Grzegorz Osipowicz (2007): Bone and Antler. Softening techniques in prehistory of the North Eastern part of the Polish lowlands in the light of experimental archaeology and micro trace analysis. EuroREA 4/2007, 11-21

ULFR

Knochen bleichen

Verfasst: 07.02.2009 22:13
von Bertho
Fridolin hat geschrieben:
Skelmir hat geschrieben:....Durch den Sauerstoff werden organische Anhaftungen wie Reste des Bindegewebes (Knochenhäute) usw. zersetzt. Darunter kommt die karbonatische Knochensubstanz zum Vorschein, und die ist weiß......
Die Grundsubstanz der Knochen ist Calciumphosphat, habe ich mal gelernt.

Die Jäger bleichen ihre Trophäen nicht mit 3%igem H2O2, sondern mit nur wenig verdünntem 30%igem. Den Umgang damit muss man allerdings lernen; da kann man viel falsch machen, was Schäden nach sich zieht.

Freundliche Grüße

Bertho

Verfasst: 08.02.2009 02:41
von Ragnar
Hab der Tage gelesen, dass ein 14tägiges Einlegen der Geweihe in min. 15 Grad warmen Wasser reicht, um diese weich und formbar zu machen.
Da ich diese Info nur am Rande registriert habe, weis ich leider nicht mehr wo. War von irgend einem Prof. Ich werd?s mal ausprobieren, da mir ein stundenlanges Auskochen zu zeit- und energieintensiv ist. Ein Vorteil der "kalten" Methode wäre eventuell auch die Vermeidung der Trockenrisse, die bei zu schnellen Abkühlen des Hornes auftreten können.

Verfasst: 08.02.2009 17:13
von Thomas Trauner
Aus dem Gedächtnis:
"Kanalgrabung" (Rhein-Main-Donaukanal), Altmühltal, ich glaube Dietfurt.
Siedlung Chamer Gruppe (Süddeutsch um 3000)
Siedlung am Fluß. Neben zahlreichen Holzeinbauten in den damaligen Flußlauf ("Hafen") wurde mindest eine Käfigartige Struktur aus Holz in den Fluß eingebracht und darin Dutzende von Hirschgeweihstangen gelagert.
Ob die Publikation schon vorliegt, glaube ich jetzt nicht. Ausgräber, wenn ich mich recht entsinne. Dr. Engelhardt oder K.-H.Rieter.
Ich hab die Grabungssituation selbst gesehen, Interpretation schlüssig, mündl. Mitteilung Grabungsleiter.
Thomas

Verfasst: 08.02.2009 17:23
von Fridolin
@Thomas:

Dr. Michael Hoppe, heute BLfD Bamberg hat dort gegraben.

Viele Grüße

Fridolin