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Verfasst: 15.03.2008 23:12
von Steve Lenz
Wenn ich organisch sage, meine ich nicht zwingend Leder. Wir sollten auch mal den Horizont etwas weiter abstecken und nicht nur mit den technischen Möglichkeiten, welche uns zur Verfügung stehen theoretisieren.
Da wird immer nur mit Rohhaut oder Leder oder was sonst noch schnell und in ausreichenden Mengen zur Verfügung gestanden hat, da ja viele Ziegen und Rinder in Griechenland vorkamen zu der Zeit.
Schon mal an Walbarten als Versteifung für die Epomides gedacht? Mit den Barten eines Wales kann man Linos für ein ganzes Heer ausstatten. Barten sind fast so hart wie Knochen, aber flexibel wie Weidenruten.
Verfasst: 15.03.2008 23:23
von Dago
Vielleicht sollte man mal eine Sammlung der im Ethnologisch und Historischen Quellen bekannten organischen Materialien machen?
Vielleicht kommt ja dann eine einleuchtend Möglichkeit.
Verfasst: 16.03.2008 01:03
von Ragnar
Da ich ein sehr praktischer Mensch bin, gehe ich von folgender Situation aus:
Rindleder war zu der betreffenden Zeit nicht gerade billig und leicht zu haben.
Andere Lederarten fallen als Schutzbekleidung raus. Leinenreste dagegen eher günstig. Das galt auch für den Leim. Heute bekommt man zur Messerfertigung als Griffmaterial Leinen-Leimplatten ( wie das jetzt genau heisst, weis ich nicht mehr, ich glaube aber Mircata). Das Zeug ist beinhart und wenn man das selber machen würde, schön formbar.
Für mich ist ein Linothorax absolut plausibel.
Da wo der Panzer flexibel sein soll, kommt kein Leim hin.
Dann funktionierts.
Verfasst: 16.03.2008 09:05
von Makusalix
Walbarten
Find ich jetzt etwas zu weit gegriffen. Giebt es irgendwelche belege für Wahlbarten? Eventuell wären Knochen o.ä. in Gräbern erhalten geblieben.
Es giebt ja auch keine Beschreibungen die auf sowas schliessen lassen könnten oder?
Da wo der Panzer flexibel sein soll, kommt kein Leim hin.
Wieso wenn man einzelne segmente hatt kann man sie mit "Leder oder Leinen scharnieren" verbinden. Normalerweise kann man den Lino aber auch so noch biegen und beim Tragen wird er durch die körperwärme flexibler.
Kaseimleim ( Quark/Kalk)
Kasinleim ist ein Prima zeug! Hab auch mal versuche mit Kaseinleim und Leinen gemacht. ich fand das das sehr gut geht und flexibel bleibt.
Nur ich fand es bedingt Wasserfest was dann beim schwitzen etc. nicht so toll ankommen würde. Die Oberfläche wurde beim anfeuschten immer schmierig.
M.
Verfasst: 16.03.2008 10:46
von ulfr
Steve L. hat geschrieben: Walbarten
Über den Tellerrand geblickt, wäre das eine gute Idee, ich halte es aber eher für unwahrscheinlich. Zwar gibt es laut greenpeace eine Population von Finnwalen im Ligurischen Meer, es ist aber nicht klar, ob sie dauerhaft dort leben oder nur im Sommer, und von da bis Griechenland ist es noch ganz schön weit. Hätten sich nicht auch, wie mein Vorredner schreibt, Reste finden lassen müssen?
ULFR
Verfasst: 16.03.2008 11:48
von Steve Lenz
Klar habe ich mit dieser Ressource provozieren wollen um aufzuzeigen, dass die meisten "Rekonstrukteure" mit dem Baumarkt-Sortiment "rekonstruieren", als sich mal weiterreichende Gedanken zu machen.
An die Finnwalgründe im ligurischen Meer dachte ich auch Ulfr, aber das Mittelmeer ist für Großwale nur Durchzugsgebiet. Und was die Erreichbarkeit von Bezugsquellen angeht sollte man bedenken, dass die Handelsnetze von damals zur Bronzezeit schon für Dolchknäufe aus Pottwal- und Walrosszahn in Bayern und für Elfenbeinknäufe der Schwerter von Hallstatt (u.a.) gesorgt haben.
Ich habe mich jetzt noch nicht mit antikem Walfang befasst, die Tiere jedenfalls waren den Griechen bekannt. Müsste ich mal nachhaken...
Als Alternative könnte ich noch die Rückenfinne von Thunfischen (welche in der Aegäis seit Jahrtausenden nachweislich bejagt werden) in den Pool werfen, sollte hier einigen der Wal für den antiken Menschen zu groß sein.
Die Idee von Dago finde ich gut, aber da dürfte es an zuverlässigen Quellen mangeln, welche über Metall, Mineralien und Keramik hinausgehen (können).
Verfasst: 16.03.2008 11:55
von ulfr
Steve L. hat geschrieben: mit dem Baumarkt-Sortiment "rekonstruieren"
Recht hast Du, und die bronzezeitlichen Handelswege sollte man in der Tat nicht unterschätzen.
Dem Menschen ist nichts zu groß zum Jagen, da würde ich mir kein Problem draus machen, >Inuit
Verfasst: 16.03.2008 12:05
von Steve Lenz
Ich habe auch schon Schleuderspeerschäfte aus dem Holzfachhandel bezogen, ist ja nichts dabei - aber ich würd?s nicht als Rekonstruktion verkaufen!
Und ich sehe mich in den Foren der Szene um und die Denkweisen sind festgefahren, weil die Mehrheit die Fragen wohl nur zu stellen scheint, um die Entdeckung, dass es bei Obi oder Praktiker gerade günstig was zu beziehen gibt, vor sich selbst schönzureden und durch andere Absolution zu erfahren.
Die Wissenschaftlichkeit bleibt in den meisten Fällen relativ frühzeitig im Prozeß auf der Strecke.
Immer die einfachste Lösung: Der einfachste Hosenschnitt, der einfachste Schuhschnitt, immer schön mit dem Überschuß an Ressourcen oder gar den Resten arbeiten. Hey, Dung wird auch bretthart und ist pressbar! Warum ist denn ein Lino aus Rindermist nicht denkbar?
Verfasst: 16.03.2008 12:16
von Nils B.
Was die Verfügbarkeit des Walroß-Elfenbeins angeht, so lagen die Jagdgründe hierfür wohl noch im Frühmittelalter an der nordenglischen und schottischen Küste. So erklärt es zumindest der Prospekt Ornamenta Pretiosa 2003 des römisch germanischen Museums Köln, angesichts der Leodobodus Gürtelschnalle (7. Jhd.n.u.Z.) aus eben diesem Material.
Verfasst: 16.03.2008 12:53
von Dago
Ich dacht daran sich mal unzusehen was von Indigenen Bevölkerungen für Materialien als Körperschutz verwendet worden sind.
Ich möchte hierzu zum Beispiel Rüstungen aus Holzstäben erwähnen wie sie im bereich der Amerikanischen Nordwestküste zwischen Nordkalifornien und Südalaska bis vor 150 Jahren üblich war. (hab Bilder von Orginalen)
Oder eben die schon erwähnten Baumwollrüstungen die mit Salzwasser getränkt waren aus Mittelamerika (Spanische Berichte besagen, das die Teile nur mit einer sehr guten Armbrust zu knacken waren)
Oder Lackgetränktes Leder , dazu gibt es überlieferungen aus China, auch eine Art Papmache wurde dort zur Herstellung von Rüstungen angewand.
Eben erst mal eine Materialsammlung
Ich könnte mir beim Linothorax auch gut vorstellen das das Leinen mit Leinöl und Kreide getränkt war und das ganze getrocknet wurde (dauer zwar sehr lange aber ergibt eine Art Lackschicht
Verfasst: 16.03.2008 22:53
von Blaubär
Ahoi,
was haltet ihr von Filz als Zwischenlage? Ich kenne textliche Beschreibungen aus den Kreuzzügen, wo von Fußsoldaten in Filzrüstungen die Rede ist, die von Pfeilen nicht durchschlagen wurden. Es ist sogar die Rede davon, das die Rüstungen mit Pfeilen gespickt waren und es die Soldaten nicht gestört hat. Die genaue Quelle muß ich jetzt allerdings nochmal raussuchen, ist schon ein paar Jahre her, das ich das gelesen habe.
Filz gibt es nicht bei Obi!!! Ich muß allerdings dazu sagen, das ich mich bei den Griechen nicht wirklich auskenne.
Grüße
Blaubär
Verfasst: 17.03.2008 00:25
von Ragnar
Tja Steve.
Ich glaub ja nicht, dass Du eine Kupfermine in Deinem Garten hast.
Also Obi oder Praktiker, ist hier ja nicht die Frage.
Ein Überschuss an Ressourcen oder ein Mangel?
Wieso sollte man nicht erstmal vom Einfachen, auf der Hand liegendem ausgehen?
Solang man nichts entsprechendes gefunden hat, ist diese Disskusion
sowieso relativ sinnlos.
Verfasst: 17.03.2008 01:28
von Steve Lenz
Wieso sollte man nicht erstmal vom Einfachen, auf der Hand liegendem ausgehen?
Weil es eben Hinweise auf eher aufwändigere (raffiniertere) Problemlösungen gibt, Ragnar. Querbeet durch die VFG.
Verfasst: 17.03.2008 15:04
von Ragnar
Zitat:
Immer die einfachste Lösung: Der einfachste Hosenschnitt, der einfachste Schuhschnitt, immer schön mit dem Überschuß an Ressourcen oder gar den Resten arbeiten. Hey, Dung wird auch bretthart und ist pressbar! Warum ist denn ein Lino aus Rindermist nicht denkbar?
Die Frage ist doch: Wie sah es Damals, Infrastrukturmässig, aus?
Gab es ein "Stehendes Heer", oder hat man die Ziegenhirten zu den Waffen
gerufen und Ihnen Schwert und Schild in die Hand gedrückt. Um alles andere musste man sich selbst kümmern, da die Waffen schon eine Menge an Geld
verschlungen haben? Das ist mit sicherheit eine interessante Frage, da sich der einfache Soldat sich mit Sicherheit nicht mit einer teuren Ausrüstung ausstatten konnte. Aber aus Fellresten Leim herstellen, ist keine grosse Kunst. idea:
Verfasst: 17.03.2008 16:34
von TZH
Aus dem buch "Warfare in the Classical World", John Warry, 1980. Ich bin auch jünger als das Buch, aber darin stähts/ungefehr:-))) : Der meist verbreitete Rüstung war das Lynothorax, aus mehreren lagen Leinen zusammengeklebt zu einem starren Weste.