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Verfasst: 06.10.2008 08:13
von Thomas Trauner
Normalerweise gruselts mich bei "auswirkungen"...aber:

Ich hätte vor einer (Scheiben)keule fast noch mehr Angst wie vor einem Beil. Sie verursacht Trümmerbrüche und Reißwunden, die elend schlecht zu reparieren sind.
Als Täter hätte ich den Vorteil, dass sie sich nicht verkeilt oder "stecken" bleibt. Allerdings stimmt das jetzt nicht so sehr für die Scheibenkeule, die kann stecken bleiben und sich verkeilen.

Allerdings helfen Schilde oder ähnliches bei Keulen besser. Dafür fehlt aber im N. der Nachweis, wenn man von der Erwähnung eines Schildes im "Grab der Dolmengöttin" absieht.
Jedenfalls ist die Keule kein Werkzeug und eines der wenigen Zeugen für "waffen" im N.

Thomas

Verfasst: 06.10.2008 11:45
von Trebron
Die Teile sind so schön, die muß man nachbauen !

Meine Fragen: http://www.archaeoforum.de/viewtopic.php?p=23290#23290

Wie wurde der schöne runde Absatz bei den Scheiben geschliffen ? Wurde die Scheibe auf einer Achse gedreht und "Schleifmittel" dagegen gehalten oder die Scheibe von Hand auf einem Stein geschliffen?
Wie wurde vermutlich sowas in der Steinzeit gefertig ?
Ich habe "bepicken mit Flint" gelesen, wie weit konnte vorgearbeitet werden ? Wie Ulfr schreibt, kommt es auch auf die Materialqualität an ?

Trebron

Verfasst: 06.10.2008 13:18
von ulfr
Über die Herstellung kann ich auch nur mutmaßen. Ich denke, zuerst wurde der Rohling durch Picken mit einem Feuerstein auf etwa Form gebracht, dann durchbohrt, anschließend fein gepickt, und das geht bis ganz kurz vor Fertigmaß, denn Picken ist immer noch schneller als Schleifen. Wie das Schleifen vor sich ging, ob auf die von Dir angedachte Methode, Trebron, oder ob mit einem Handschleifstein weitergeschliffen wurde (so hab ich ich es gemacht, denn ich mißtraue zunächst grundsätzlich dem Einsatz einer "Maschine", hier "Drehbank", obwohl es in diesem Fall Sinn machen würde), weiß ich nicht. Marquardt? Gibts da irgendwelche Hinweise?

ULFR

Verfasst: 06.10.2008 18:32
von Blattspitze
Ich habe bei Davidsen oder Ebbesen mal ein kleines Kapitel über Scheibenkeulen gelesen, da war auch eine Abbildung eines gepickten Halbfertigproduktes dabei. Die grundsätzliche Form mit den Lochverstärkungen war schon ausgebildet als, evtl. aufgrund Materialfehler oder zu starken Pickens, auf der Unterseite ein größerer Ausbruch alles verdarb. Die Stärke des umlaufenden "Blattes" war dabei noch relativ stark.
Als ich vor Jahren einmal Harm Paulsen besucht habe, hatte er gerade eine Schublade mit Originalen aus dem Magazin. Ich weiss noch sehr gut, dass mich die Qualität und die teilweise unglaublich filigrane Ausführung der Stücke "umgehauen" hat. Bei genauer Betrachtung im Gegenlicht zeigte sich, dass die Oberfläche der konkaven Stücke nicht wie bei einer "Drehbank" oder einem "Schleifapparat" zu erwarten schier und eben war, sondern die Politur war im Mikrorelief auf kleinen Erhöhungen und Dellen gleich. Das bedeutet m.E., dass fast bis zum Schluß gepickt wurde wie Ulfr es auch annimmt und dann mit einem kleinen Polierstein u.a. die Oberfläche geglättet wurde. Ich glaube aber, dass das endgültige Loch der letzte Arbeitsgang vor dem Schleifen/Polieren war, zumindest bei durchgepickten und nachgeschliffenen Exemplaren.
Ich habe vor Jahren viele Stunden mit Flint Felsgestein gepickt. Nach zähem Anfang hat es etwas echt meditatives. Durch den hohen investierten Zeitaufwand habe ich mich auch später niemals von den Stücken trennen können.
Achtung: Beim Picken mit Flint ist ein Augenschutz unerlässlich!!!!
Interessant ist die bevorzugte Verwendung von Diabas. Dieses wunderbare und (fast) unkaputtbare (Ulfr!) zähe Material hat oft kleine Pyrit-Einschlüsse (Funkt beim Picken mit Flint!), die das Gewicht erhöhen und den Altvorderen sicherlich durch die Nähe zum Metall die Optik zusätzlich versüsste. Außerdem weißt Diabas nach dem Polieren auch eine gewisse "Tiefe" auf. Nicht umsonst wurde dieses Material sehr häufig auch bei Streitäxten benutzt.
Marquardt

Verfasst: 06.10.2008 19:12
von ulfr
An der Bretagne-Küste fand ich mal einen ganzen Haufen kopfgroßer länglicher Blöcke, feinpoliert in der Brandung, die im Wasser tiefblauschwarz leuchteten. Beim Bergen 30 m die Steilküste rauf, Winkel etwa 70°, bin ich fast mit vollem Rucksack in die Tiefe gestürzt. Die Gier...
Zum Mitnehmen hat mich die folgende Probe überzeugt: Ich nahm einen Stein und warf ihn volle Kanne vor mir auf einen Granitfelsen etwa 2 m tiefer. Der Brocken flog mit lautem Pfeifen knapp an meinem Unterkiefer vorbei, im Granit war ein Kraterchen und der Kiesel hatte nicht mal nen Kratzerchen. Leider ist der Vorrat zuende, muss ich dringend mal wieder da hin.
Für Werkzeuge aller Art das allerbeste. Wobei mir jemand mal gesagt hat, Diabas wäre keine eigene Gesteinsart, sondern stünde lediglich für eine Gruppe. Kann das jemand bestätigen oder verneinen?

Bild

ULFR

Verfasst: 07.10.2008 07:15
von Blattspitze

Verfasst: 07.10.2008 10:28
von Trebron
Sehr interessant, das Material, da werde ich mal bei meinem Hausundhofgrabsteinfritzen vorbeigehen müssen.

Trebron

Verfasst: 07.10.2008 10:51
von Blattspitze
http://www.kristallin.de/norge.htm
Der hier dargestellte äußerst dekorative Rektangel- und Rhombenprorphyr ist auch sehr gern verwendet worden.

Verfasst: 07.10.2008 11:22
von ulfr
Super link, danke!

Verfasst: 07.10.2008 12:17
von Trebron
Auch danke !

Ich war gerade bei meinem Edelsteinhändler über der Straße.

Bild
Bild stammt von Orakel Onlineshop, siehe Eigenschaften des Bildes !

Habe mir mal eben mit sowas eine "Miniatur-Scheibenkeule" gebastelt :D
Pfeilrest in Donut = fertig
Schaft kann man noch ein bischen modifizieren.

Ich weis, die Form stimmt nicht :wink: aber sieht cool aus !

Trebron

Verfasst: 07.10.2008 12:44
von Trebron
Auszug aus Zitat von Blattspitze:
....sondern die Politur war im Mikrorelief auf kleinen Erhöhungen und Dellen gleich.

Verstehe ich das richtig, die Politur war in diesen Fällen auch in den Vertiefungen ?

Ich stelle mir mal folgendes vor: :idea:

2 Astgabeln in den Boden gesteckt, Stab mittig fest in die Scheibe, in die Gabeln gelegt und so fixiiert, dass sie sich drehen, aber nicht herausspringen kann.
Quarzsand in einen Leder / Felllappen mit Wasser unter Drehen mittels Kurbel oder Bogen in der holen Hand poliert.


Mit einem festen Stein werden die erhabenen Stellen poliert, nicht die Vertiefungen.


Nur so meine Gedanken.

Trebron

Verfasst: 08.10.2008 16:19
von Trebron
Bild
Bild
Hier meine Mini-Scheibenbeile

Trebron

Verfasst: 08.10.2008 16:41
von Nils B.
Trebron hat geschrieben:Hier meine Mini-Scheibenbeile


In Fachkreisen nennt man so was Spinnwirtel :wink:

Verfasst: 09.10.2008 07:12
von Trebron
Hihi,

dafür könnte man diese "Donuts" genannten "Schmuckanhänger" auch hernehmen.
http://orakel-steine.de/index.php?cat=c ... af5f4bd18c

Trebron

Verfasst: 09.10.2008 19:16
von Trebron
Auszug aus Zitat von Blattspitze:
Ich habe vor Jahren viele Stunden mit Flint Felsgestein gepickt. Nach zähem Anfang hat es etwas echt meditatives. Durch den hohen investierten Zeitaufwand habe ich mich auch später niemals von den Stücken trennen können.

Ich habe eine Flußgeröllscheibe von 15 cm im Durchmesser und in der mitte gut 5 cm Dicke. Da bin ich dabei, die Unebeheiten "weg zu picken".
Ob unsere "Altforderen" auch Sehenscheidenentzündungen kannten ? :?

Gibt es für dieses "Bepicken" besondere Empfehlungen hinsichtlich der Beschaffenheit des Flint ( Gewicht, Kanten...) und der Schlagtechnik ?
Es ist zwar schon einiges weggepickt, aber das was noch weg muß :shock:
Auch die Kanten des Flint brechen recht schnell weg.
Kann mir jetzt gut vorstellen, wie die geflucht haben, wenn das Teil fast fertig war und dann ein falscher Schlag :wut1:

Hilfeeeeeee

Trebron