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Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Verfasst: 29.07.2012 19:23
von LS
Unsere heutige Pentatonik hat ihre Logik in Obertonschwingungen, die m. E. erst bei Saiteninstrumenten so richtig zum Tragen kommen und möglicherweise erst mit diesen etabliert wurden. In der Natur findet man diese Tonabstufungen nicht, Vögel singen nicht westlich pentatonisch. Ich denke auch, dass der Lochabstand bei der Hohlefelsflöte (die mit 4, wahrscheinlich eher 5 Löchern) verschiedene Modi zulässt. Ein Araber oder Inder würde wahrscheinlich anders darauf spielen als der Westler.
Das Thema interessiert mich seit dem Fund der Gänsegeierflöte eigentlich die ganze Zeit, obwohl ich noch keinen anderskulturellen Flötisten dazu befragt habe. Ich meine aber, dass hier von einigen Leuten aus dem Tübinger Umfeld voreilig geschlussfolgert wurde, siehe auch mein Posting davor. Die Message, unsere "arithmetische" Pentatonik sei im Aurignacien belegbar, bereitet mir jedenfalls einiges Unbehagen...

Gruß L.

Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Verfasst: 30.07.2012 09:59
von ulfr
Ich verstehe ja von Musiktheorie nicht allzuviel, weiß aber aus den unzähligen Gesprächen mit Musikern, Flötenbauern und -spielern, dass diese alle (nicht nur die Tübinger) unisono der Meinung sind, sie hätten es mit einer Pentatonik zu tun. Ob die Flöten von einem indischen Guru oder einem mexikanischen Hirten gespielt werden, ist dabei ganz egal, entscheidend sind die Abstände zwischen den "Griff"löchern. Natürlich kann man noch mehr mögliche Frequenzen erzeugen, indem man die Löcher nur teilweise bedeckt, aber die Grundstimmung wird übereinstimmend als pentatonisch angesehen. Möglicherweise ist das physikalische Verhalten einer Saite, wie LS richtig schreibt, auf die Flöten übertragen worden, denn unser (westliches) Gehirn reagiert darauf mit Wohlbefinden, dazu gibt es einige Untersuchungen.

Einschränkend muss gesagt werden, dass eine aus Naturknochen nachgebaute Flöte, egal wie akribisch sie hergestellt wurde und dem Original ähnelt, nie eine exakte Kopie sein kann, erstens ist kein Knochen dem anderen gleich, zweitens fehlen bei den meisten Flöten Teile, die (leider!) nur theoretisch ergänzt werden können. Es bleiben also gewisse Unsicherheiten ...

Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Verfasst: 31.07.2012 06:53
von LS
Ulfr,
kannst Du die Töne der Geierflöte bitte evt. mal aufnehmen und mir als mp3 file schicken?
Ich bezweifel nicht die Pentatonik, sondern nur die "westliche" (sprich: Dur- oder Mollpentatonik mit reinen Tönen und einer entsprechenden Tonabstufung).

Herzl Gr L

Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Verfasst: 01.05.2019 08:27
von ringot
Ja die Geissenklösterle "Flöte"...
Einige von euch wissen, dass ich ein andere Blickpunkt auf das Thema habe.
Da wir das Blasende nicht haben können wir etwas kreativ sein.
Nach dem Fund aus Hohles Fells mit das abgeschägte Ende gestalte ich meine Instrumente nicht als Flöten, sondern als Rohblattinstrument, ähnlich wie eine klein Klarinette mit einem Rohrblatt aus Birkenrinde.
Sehr leicht zu spielen und absolut geile Töne!
Mein Freund Barnaby Brown (Musikprofessor aus Cambridge!) gibt Konzerte mit einigen von mit mit Schwann- bzh. Geierknochen gemachten Instrumenten und spielt alles was er will, vom Bach bis zu alten schottischen Musikstücken!

Ich würde gerne ein Bild und eine Aufnahme hier stellen, weiss nicht wie ich es machen kann!

Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Verfasst: 01.05.2019 13:01
von ulfr
Hi Jean-Loup,

Fotos kannst Du einstellen mit - siehe unten - "Dateianhang hochladen", folge den Anweisungen. Ob es mit Aufnahmen funktioniert, weiß ich nicht, probiers aus.

Re: Knochenflöte "Geissenklösterle"

Verfasst: 15.01.2020 11:56
von MartinH
ringot hat geschrieben:Nach dem Fund aus Hohles Fells mit das abgeschägte Ende gestalte ich meine Instrumente nicht als Flöten, sondern als Rohblattinstrument, ähnlich wie eine klein Klarinette mit einem Rohrblatt aus Birkenrinde.
Sehr leicht zu spielen und absolut geile Töne!
Mich würden Bilder (und natürlich Videos) davon auch sehr interessieren :-)