Es ist schon putzig, mit welcher Vehemenz du hier und im Beitrag
Matriarchat ? den Ergebnissen anerkannter WissenschaflerInnen "Radosophie" unterstellst
und es dabei nicht einmal für nötig hälst, dich selbst zumindest mit den wichtigsten bislang dazu erzielten Ergebnissen auseinanderzusetzen. Wenn du also schließt : quod esset demonstrandum (was zu beweisen
wäre), dann ist dieser Konjunktiv durchaus richtig gewählt, denn eine Beweisführung bleibst du uns schuldig. Das aber, lieber Sculpteur, ist gar nicht euklidisch !
Du unterstellst Wissenschaftlern wie Jean-Claude Marquet folgendes :
Es geht [hinsichtlich der Kunst] um die m.E. zu vorschnelle Weiterentwicklung von Theorien und das Etablieren von potentiellen Fantasiehistorien und Fantasieszenarien die mich stört. Das ist für mich keine Wissenschaft.
Zitat Sculpteur
Zugegeben, es wurde in der Vergangenheit nicht davon berichtet, dass es in den Kammern II - IV der Höhle von La Roche-Cotard zu irgendwelchen Werkzeugfunden kam, doch die Untersuchungen sind, wie der eingangs eingestellte Bericht zeigt, noch nicht abgeschlossen. Des weiteren ist es eben so, dass eine von mir vermutete Darstellung des homo sapiens sapiens für diese Höhle bislang eben nicht angenommen wird, denn die Besonderheit dieser Höhle liegt ja darin, dass alle Datierungen in eine Zeit fallen, in welcher der homo sapiens Europa noch nicht errecht hatte.
Doch diese Punkte kritisiert du überhaupt nicht, sondern verwirfst die Fähigkeit der Neandertaler zur Kunst ganz generell :
Ich (sehe) auf der Grundlage der bisherigen Nachweise keinen Anlass dafür ... , (hier) weiter über den Wahrheitsgehalt der potentiellen Kunstwerke zu diskutieren.
Zitat Sculpteur
Dies solltest Du aber tun, denn zum einen wurde diese Höhle bereits im Jahre 1846 entdeckt und 1912 dann erstmals in begrenztem Umfang erforscht, also zu einem Zeitpunkt, lange bevor der von dir bemühte Begriff der "Radosophie" überhaupt geschöpft worden ist. Hier von vorschnellen Rückschlüssen seitens der mit der Untersuchung dieser Höhle befassten WissenschaftlerInnen zu sprechen ist schon für sich gesehen sehr gewagt.
Sodann wurde in der La Roche-Cotard Höhle unter anderem eine "Maske" gefunden, die in Fachkreisen als
"Proto Figurine" bezeichnet wird. Sie besteht aus einem bearbeiteten Stück Silex, welches eine doppelte Höhlung aufweist, die absichtlich mit einem Knochensplitter durchbohrt wurde. Eine Nachbildung der 1975 entdeckten "Masque" von La Roche-Cotard findet sich heute im Musée National de Préhistoire, Les Eyzies. Ihr Alter wird auf ca. 32.000 Jahre geschätzt. 2018 wurde seitens der Societé Préhistorique Francaise in Tours eine Konferenz abgehalten, auf welcher die Frage der anthropologisch/kulturellen Zugehörigkeit dieses Kunstwerkes erörtert wurde. Die Echtheit dieses Artefaktes zu bestreiten bedeutet, sich außerhalb des wissenschaftlichen Diskurses zu bewegen. Dies, lieber Sculpteur, möchte ich dir an dieser Stelle dringend ans Herz legen.
Quellen :
Jean-Claude Marquet, Michel Lorblanchet : A Neanderthal face ? The proto-figurine from La Roche-Cotard, Langeais (Indre et -Loire, France). In : Antiquity, Vol. 77, Issue 298, Durham 2003, S. 661 - 670.
link https://www.cambridge.org/core/journals ... EAE231C85A
Die 2018 von Jean Claude Marquet in Tours ausgerichtete Konferenz der Société Préhistorique Francaise zur Fundsituation der Höhle von La Roche-Cotard :
https://www.prehistoire.org/offres/gest ... ables.html
Interessant scheint mir auch der folgende Wikipedia Artikel zur Maske von La Roche-Cotard zu sein :
https://de.wikipedia.org/wiki/Maske_von_La_Roche-Cotard
Siehe zudem den Artikel Le "Masque" moustérien de la Roche Cotard à Longeais (Indre et Loire) :
http://ma.prehistoire.free.fr/masque.htm (Aus : Paléo, Nr. 12, Les Eyzies 2000, S. 325 - 338.
Schönen Gruß an Euklid
Pitassa