Seite 2 von 2

Re: Bernstorfer Goldfunde eine Fälschung?

Verfasst: 12.01.2017 12:07
von LS
Moin,
bei der Referenzprobe handelte es sich um Degussa-Gold, das spielt aber nicht die Rolle, da elektrolytisch gewonnenes "Industrie-Gold" wohl ziemlich vergleichbare Eigenschaften hat: über 99,99 % Gold, hohe Homogenität mit Standardabweichungen um 20% und Mikroeinschlüsse/ Mikroausfällungen von Silber, die als typische Erscheinung von schneller Abkühlung entstehen. So wie ich den Artikel gelesen habe, ist die Übereinstimmung mit den Bernstorf-Proben signifikant genug, außerdem gibt es keinerlei andere Spurenelemente, wie früher verschiedentlich behauptet.
Wer bei ResearchGate angemeldet ist, kann auch den Erstautor nach dem Paper fragen...

Gruß L

Re: Bernstorfer Goldfunde eine Fälschung?

Verfasst: 12.01.2017 14:55
von FlintMetz
Aus Ägypten schon (also annähernd zumindest), aber bei uns nicht...

Schöne Grüße...

Robert

Re: Bernstorfer Goldfunde eine Fälschung?

Verfasst: 12.01.2017 15:08
von LS
Nein Flintmetz, es gab nirgends in der Vorgeschichte ein multiples Zementationsverfahren, um 99,99% Feingold zu erzielen, genau so wenig wie zum Beispiel Erdölraffinerie...
Das Hauptargument der Echtheitsbefürworter waren ja mehrere für Industriegold ungewöhnliche Spurenelemente. Dazu wurde in der neuen Analyse festgestellt, dass es sich um schwache Goldlinien im Spektrometer gehandelt hat, die falsch interpretiert wurden. Ich muss zugeben, dass mich die vermeintlichen Spurenelemente (z. B. Bismuth) früher auch beeinflusst haben, den ganzen Klamauk unter Umständen doch für echt zu halten. Indem sich diese Spurenelemente in Luft aufgelöst haben, kann es eigentlich gar keine Frage mehr geben, dass es technisches Gold ist. So weit so kurios, insbesondere die aktuell eher gegenteilige Meinung in der Tagespresse :)

Re: Bernstorfer Goldfunde eine Fälschung?

Verfasst: 12.01.2017 15:36
von FlintMetz
Grüß Dich LS,

da hast Du natürlich Recht, aber ich meinte ja auch nur "annähernd", was nicht unbedingt die besagten 99,9% verheißt. Und die Öffentlichkeitsarbeit ist auf jeden Fall sehr professionell - da kann sich mancher eine Scheibe von abschneiden :-)

Schöne Grüße...

Robert

Re: Bernstorfer Goldfunde eine Fälschung?

Verfasst: 12.01.2017 17:11
von Blattspitze
Fantastisch, ich liebe solche Auseinandersetzungen von überregionaler Bedeutung, die dabei Wellen in der Presse schlagen. Den aktuellen medialen Wasserstand melden SZ und Spiegel mit "echt". Naja, morgen werden Fische drin eingewickelt ...

Re: Bernstorfer Goldfunde eine Fälschung?

Verfasst: 12.01.2017 17:28
von Trebron
Die Autoren Rupert Gebhard und Rüdiger Kraus meinen in der AID Ausgabe 01/2017
die "Echtheit" der Goldobjekte bestätigen zu müssen !?!?

:mammut1:

Re: Bernstorfer Goldfunde eine Fälschung?

Verfasst: 17.01.2017 09:46
von LS
Dieser Artikel hier ist deutlich besser geschrieben, als das in SZ oder Spiegel hingeschludert war:
http://www.faz.net/aktuell/wissen/archa ... ageIndex_5

Herr Rauchhaupt ist seit langem für wohltuend gut recherchierte Archäologie-Artikel in der FAZ bekannt. Allerdings würde ich dem Schlussteil widersprechen: Der Fälscher kann soooo gut nicht informiert gewesen sein, denn die Plattenkopfnadel aus zusammengerolltem Blech ist komplett Freestyle, zumindest wenn es hier um Bronzezeit gehen soll. Und wenn der Schlingel etwas cleverer gewesen wäre, hätte er ja beim Umschmelzen ohne Problem 10% Silber und noch dies und das an Verunreinigungen hinzugeben können. Die Verwendung von Feingold musste hingegen früher oder später auffallen, das war der größte Lapsus bei dieser zwischenzeitlich hochgelobten Auftragsarbeit... :)

Re: Bernstorfer Goldfunde eine Fälschung?

Verfasst: 16.02.2017 20:09
von LS
Hier wieder ein sehr guter Beitrag des BR zu unserm "Schmankerl der Staatsammlung":
http://www.ardmediathek.de/tv/Kontrover ... d=40709732